Dienstag, 21. Juni 2011

La Mariba Pure (3 yo) / Büchter Rum-Verschnitt

Die Suche nach dem La Mariba Pure im Internet ist wie die Suche nach einem Unbekannten: Keiner kennt ihn, keiner hat ihn gesehen. No se, Senor. Treffer bei Google beziehen sich (Stand Anfang Juni 2011) ausschließlich auf den weißen Rum der selben Marke. Es gibt auch keine erkennbaren Hinweise für "La Mariba Anejo", "La Mariba Braun" bzw. "La Mariba Gold". Trotzdem fand ich den Pure im örtlichen Kaufland, wo er zum Preis von EUR 9,99 angeboten wurde. Dem Anschein nach handelt es sich um einen "goldenen" bzw. "sandfarbenen" Rum aus Nicaragua. Importiert wird er von der Felix Rauter GmbH  in Essen. Diese vertreibt unter anderem auch Branchengrößen wie den Absinth Tabu sowie Tanqueray Gin. Nur zum La Mariba Pure findet sich keine Silbe auf der Website. Lediglich ein La Mariba Oro ist dort erwähnt, jedoch ist der Link dorthin tot. Misterioso. Gab es hier eine Umetikettierung? Ist der Pure neu am Markt?





Da sich auch keine nicaraguanische Website zum Rum findet, gehe ich davon aus, dass es sich hier um eine Handelsmarke der Rauter GmbH handelt, mit einem anonymen Import aus Nicaragua. Der Werbetext verspricht, dass dieses Produkt drei Jahre in Eichenfässern gelagert wurde, wodurch es "sein leicht sandfarbenes Aussehen" erhält, "gepaart mit einem reichen Aroma und weichem Geschmack." Der La Mariba hat eine Trinkstärke von 37,5 Vol. und darf daher gerade noch so eben als Rum firmieren.

Schauen wir also mal, wie er sich im Test so macht ... vielleicht ist er ja was für die Nicaragua-Solidaritätsgruppe. Die Nase ist recht angenehm, wenn auch banal: Barsirup, Zuckerrohr, Zitrus. Der Geschmack jedoch ist ein weiterer Beweis für das Scheitern des sozialistischen Experiments: sehr flepp, nichtssagend, fast wie billiger Tequila oder Cachaca, eine Anmutung von Korn. Im Abgang harsch, Ethanol. Als Mixer definitiv nicht besser. Im Endeffekt ein etwas eingefärbter "weißer" Rum. Und den hasse ich. Meine Testgenossen behaupteten zu fortgeschrittener Stunde, der Rum mache "harthörig". Ich lasse das hier einfach mal so stehen. Vielen Dank für Eure revolutionäre Krtik, Genossen - so sagte man wohl einst im Marxismus-Seminar.

Außerdem getestet: Büchter Rum-Verschnitt. Eigentlich Teil unseres streng geheimen "Was Wermutbrüder trinken"- Projekts ... aber wir mussten einfach einen Kontrapunkt zur Öde des La Mariba finden. Anbieter des handlichen Flachmanns (0,2 l, 38 Vol.) ist die Kornbrennerei Wilhelm Büchter in Castrop-Rauxel (mein alter Lateinlehrer flachste immer, Castrop-Rauxel sei der lateinische Name von Wanne-Eickel). Gebrannt wird alles, was nicht bei drei auf den Bäumen ist bzw. sich in der Nähe einer Supermarktkasse oder in einem Tankstellenshop unterbringen lässt: Wodka Feige, "Finest" Scotch Whisky, Wodka ohne alles, Rum-Verschnitt, letzterer in verschiedenen Trinkstärken. Rum-Verschnitt, recte Flensburger Rum-Verschnitt ist laut Wikipedia eine

Mischung aus Rum, Wasser und Neutralalkohol, die min. 5 % Original-Rum enthält. Alkoholgehalt min. 37,5 % (Angewendet von Flensburger Rumhäusern wie Pott, Balle, Hansen, Asmussen da im 18. Jahrhundert ein hoher Einfuhrzoll auf Spirituosen erhoben wurde – bis heute bei deutschen Rumhäusern gang und gäbe)

Nun denn, also. In der Nase ist Büchters Verschnitt in der Tat sehr aromatisch, so wie man sich einen Rum vorstellt: Melasse, Pflaumen, Trockenobst. Pur in Geschmack und Abgang jedoch sehr scharf, es treibt einem fast die Tränen in die Augen. Als Longdrink mit Cola entfaltet er eine spezielle Gabe: Er lässt die Cola nach Cola Light schmecken! I shit you not - er entwickelt im Mixgetränk einen sehr, sehr unangenehmen Nachbrenner, der an Aspartam erinnert

Zwei Fehlgriffe an einem Abend - damit wollten wir es auch bewenden lassen. Kaufempfehlung für keinen. Wenn ich jedoch unbedingt schnell betrunken werden MÜSSTE, würde ich noch eher zum Büchter-Verschnitt greifen als zum blassen Gespenst aus Mittelamerika.

Der nächste planmäßige Beitrag erscheint am 26. Juni 2011. Dann mit einer Verkostung des Both's Old Tom Gin.

Picture Credits: "La Mariba Pure": IB


2 Kommentare:

borsdel hat gesagt…

Habe den La Mariba heute beim Netto Supermarkt erstanden. War als preiswerte Alternative wie z.B. auch der Ron Varadero zum Havanna Club gedacht, geht aber leider gar nicht!
Riecht und schmeckt wie ein echt schlechter Bourbon Whiskey.
Ab Montag gilt es dann noch das Angebot vom Aldi Nord zu testen, wahrscheinlich bin ich aber dann wieder die nächsten Jahre von billigem Rum geheilt.

Tomas Aquinas hat gesagt…

Ja, ein sehr enttäuschender Rum. Eine bezahlbare Alternative, ohne auf Rum-Verschnitt zurückgreifen zu müssen, wäre z.B. der Brugal Anejo 3 Anos aus der Dominikanischen Republik. Zum Beispiel bei Edeka für ca 12-13 EUR die Flasche.

Danke für Deinen Kommentar, borsdel.