Samstag, 16. Juli 2011

Myers's Rum Original Dark

Myers's Rum (Achtung Englischlehrer: Das Apostroph ist richtig gesetzt - der Firmengründer hieß Myers) ist mittlerweile, genau so wie Captain Morgan - eine Marke des Diageo-Konzerns. Allerdings wird er, wie diese Website zeigt, etwas stiefmütterlicher behandelt, man gönnt ihm - anders als dem Käpt'n - anscheinend keinen eigenen Webauftritt. Ansonsten sind die Informationen recht spärlich gesät: 1934 in den USA lanciert. Es handelt sich um einen reinen Jamaikarum, wahrscheinlich einen Blend verschiedener Sorten, der bis zu vier Jahre lang gereift ist. Wie die meisten Rums (Ausnahme wäre zum Beispiel der kolonialfranzösische Rhum Agricole) wird er aus Melasse hergestellt, welche für eine gewisse Süße des Produkts sorgt. 

Es heißt, der Myers's sei weniger süß als andere Rums und eigne sich besonders gut zur Herstellung von Punschen. Im Glas ist der Rum von dunkelgoldener Färbung, die Nase ist recht eigenwillig: Zuerst ziemlich medizinisch anmutend, nach ein bis zwei Minuten eher ein Aroma von Sherry, leichte Zitrusnote, Kirsche. Auf der Zunge scharf, Eiche, Holzfeuer. Im Abgang dann sehr trocken, wenig süß, Kräuter. Tatsächlich ein recht eigenwilliger Rum. Als Mixer kann ich Cola nicht wirklich empfehlen, der trockene Charakter des Myers's führt dazu, dass nunmehr im Abgang sich ein Geschmack wie von Kräuterlikör breitmacht - nicht sehr harmonisch. 

Aber ich wollte dem Rum noch eine zweite Chance geben: Auf der Flasche finden sich mehrere Rezepte, von denen ich zumindest eines ausprobieren wollte, ohne zu viele bartechnische Klimmzüge machen zu müssen. Also entschied ich mich für den Myers's Tonic: Man gebe zu 4 cl Rum ein paar Eiswürfel, einen Spritzer Zitrone, fülle mit Tonic Water auf, lasse eine Zitronenscheibe zu Wasser und man erhält ... ein Gebräu wie Batteriesäure. Pfui Deibel! Hinfort damit!! Also entweder spinnen die bei Myers - oder ich habe das Mischungsverhältnis nicht richtig hingekriegt - oder der Myers's und ich werden einfach keine Freunde mehr. Wenn ich den Geschmack näher beschreiben müsste, würde ich sagen: wie ein Horse's Neck. Aber einer, der eine Woche in der Sonne gestanden hat, Gott steh uns bei. Ich glaube, ich lasse es lieber sein und gebe den Rum zum Kuchenbacken her. Schade eigentlich, hatte mir mehr versprochen ... 


Myers's Rum kommt wahrscheinlich wirklich am Besten bei Leuten an, die keinen süßen Rum mögen. Ist ein freies Land. Neulich lief im TV Mitternacht im Garten von Gut und Böse. Jetzt fällt mir ein, dass die Hoodoo Woman im Film anscheinend eine Flasche Myers's zum Exorzieren böser Geister benutzt hat. So findet ein jeder seine Nische, möchte man fast sagen.

Der nächste planmäßige Beitrag erscheint am 16. Juli 2011. Thema dann ist die Verkostung des Balvenie Single Barrel (15 yo).
 Picture Credits: "Myers's Label": The Ministry of Rum

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