Dienstag, 28. August 2012

Zwischendurch: Was ist eigentlich Finishing?

Der Begriff Finishing wird heutzutage hauptsächlich im Bereich des schottischen Single Malt verwendet und bezeichnet die Nachreifung eines Whiskys in bestimmten Fässern, in denen zuvor andere alkoholische Getränke (meistens Weine) gelagert wurden. Der Whisky soll dadurch einige Geschmacksnuancen der fremden Fässer hinzugewinnen. Nicht zu verwechseln hiermit ist die Reifung eines Whiskys in besonderen Fässern, z.B. des hier bereits besprochenen Macallan 12 J. Sherry Cask. Bei letzterem findet die gesamte Reifung in Sherryfässern statt, während ein Finishing immer auf die eigentliche Reifungszeit folgt.
 
So würde ein Whisky also etwa 10 Jahre in den traditionellen Eichenfässern aus Weißeiche reifen und danach noch einmal für eine Zeit in ein Sherryfass getan werden - dies wäre dann ein Sherryfinishing.

Früher war es üblich, nur Likörweine (fortified wines), also Sherry, Portwein, Madeira zum Finishing zu verwenden. Heute gibt es auch reine Weinfinishings (Sauternes u.ä.) oder auch solche aus anderen Alkoholika (z.B. Rum). Das Verfahren ist nicht ohne Kritiker. Einige Experten bestreiten den Sinn dessen bzw. mutmaßen, dass hierdurch schwache (das heißt ausdrucksschwache) Single Malts aufgehübscht werden sollten. Zudem besteht die - nicht nur hypothetische - Frage, was geschieht, wenn z.B. das Finishing in einem Fass stattfindet, welches nicht vollständig geleert wurde, wenn also z.B. in einem Sherryfass noch Sherryreste vorhanden sind und diese sich dann mit dem Single Malt verbinden. Handelt es sich dann immer noch um einen Single Malt Whisky oder (huch!) entsteht dann ein rein rechtlich gesehen ein alkoholisches Mischgetränk?

So oder so gibt es einige große und ambitionierte Finishingprojekte, unter anderem bei Edradour (Madeira, Sauternes, Bordeaux, Moscatel) und Arran (Sauternes, Amarone, Port).