Dienstag, 30. Oktober 2012

Zwischendurch: The Angels' Share - Ein Schluck für die Engel

Filmkritik kann ich nicht so gut, darum fasse ich mich kurz. Plattfuss und ich waren gestern endlich in der langerwarteten Aufführung von The Angels' Share - ein Schluck für die Engel (diese blöde Angewohnheit, bei jedem fremdsprachigen Filmtitel noch einen deutschen dazu zu erfinden, stört mich schon seit Ewigkeiten dermaßen, ich finde keine Worte dafür). Ein kurzes Googeln genügt für massenhaft Treffer zum Inhalt, daher hier nur so viel: Vier Loser aus den Armenvierteln Glasgows entdecken ihre Liebe zum Whisky und beschließen, den Inhalt eines Fasses Malt Mill, eines mythischen Weißen Wals der Whiskywelt, der für gut .eine Million Pfund zur Versteigerung ansteht, zu entwenden, um vom Erlös ein neues Leben zu beginnen. 

Gedreht wurde on location in Schottland, in den Destillerien Glengoyne (die hier allerdings als Deanston firmiert, diese war den Filmemachern wohl nicht fotogen genug) sowie Balblair. Der Whiskyexperte Charles Maclean hat mehr als nur einen Cameo-Auftritt und spielt (fast) sich selbst, als "Rory McAllister". Horst Lüning fand in seiner Besprechung des Films diesen zu düster und brutal zu Beginn. Ich kann dieser Einschätzung nur bedingt zustimmen; sicherlich ist der Anfang, in dem erst einmal der Leidensdruck der jungen Außenseiter dramaturgisch aufgebaut werden muss, düsterer als der weitere Verlauf. Allerdings wird hier aber auch kein Trainspotting 2 geboten. Es bleibt bei einer Prügelszene und ein bis zwei Verfolgungsjagden durch die Straßen Glasgows. 

Wenn ich etwas am Film auszusetzen habe, dann dass ich die erste halbe Stunde eher langatmig finde, bis es dann endlich ans Eingemachte (sprich: an den Whisky) geht. Auch sind die Charaktere recht stereotyp gezeichnet: Da haben wir den väterlichen Sozialarbeiter, den prügelnden Rowdy, der sein Leben ändern will, den abgedrehten Sidekick, die vorlaute Göre usw. Auf der Habenseite steht, dass die Story nach etwa 30 bis 40 Minuten zunehmend flotter und leichter wird. Zum Schluss ein gutes, altes Happy End ohne Ambivalenzen. Für den Whiskykenner bietet The Angels' Share wenig Erhellendes, aber dennoch ein paar "hab ich auch schon mal getrunken"-Erlebnisse. Es kommt gerade so viel Information über das Whiskygeschäft rüber, dass Laien sich nicht gelangweilt fühlen dürften, aber zumindest rudimentär informiert werden. 

Alles in allem fast zwei Stunden solide Unterhaltung gewürzt mit viel Whisky und etwas Sozialkritik. Nicht unbedingt ein Film, den man sich zehnmal anschauen wird, aber auch keiner, bei dem es einem ums Eintrittsgeld Leid tut.