Samstag, 27. April 2013

Fettercairn 10 J. Douglas Laing Old Malt Cask (50% Vol.)

Immer, wenn ich in London bin (und das ist - ehrlich gesagt - weniger häufig, als mir eigentlich lieb wäre), benehme ich mich wie ein guter kleiner Tourist und lasse mich zumindest ein einziges Mal bei Harrods in Knightsbridge sehen. Der laute Herr Fayed hat den Laden ja vor einiger Zeit an eine Holding verkauft, aber leider weht der Geist seiner Großmannssucht und Lust zur Übertreibung immer noch durch die Gänge. Das grauenvoll geschmacklose Dodi-und-Diana-Denkmal kann ich gottlob meistens meiden, da ich mich in der Regel im Erdgeschoss, in den wundervollen, im Jugendstil erbauten, Food Courts (vulgo Lebensmittelabteilung) aufhalte. Gerne lasse ich mir auch von den jungen Damen und Herren Kostproben von französischem Weißbrot mit Trüffelpastete reichen, aber beim letzten Besuch zog es mich schnell in Richtung der Getränke. Selbstverständlich ist diese Abteilung - wie alle anderen - mit erlesenen Köstlichkeiten bestückt, allerdings dominieren hier, gefühlt, Wein und Champagner. Die Spirituosenecke kann sich natürlich ebenfalls sehen lassen, aber von ein paar Ausnahmen abgesehen  findet man hier keinesfalls eine besonders exotische Auswahl. Die Whiskys alleine nehmen vielleicht zwei bis drei Regalmeter ein, danach ist dann aber auch Schluss. Und neben Besonderheiten wie dem Port Ellen von 1973 (unerschwinglich) stehen dann auch Johnnie, Jack und Jim einträchtig nebeneinander, zu einem etwas höheren Preis als im Supermarkt, versteht sich. Mr. D, der an diesem Tage diensttuende Cerberus, merkte wohl meine leichte Enttäuschung und ließ sich dazu herab, mir ein oder zwei wirkliche Neuigkeiten bzw. Seltenheiten zu zeigen. Unter anderem ein Advance Release der Reihe Old Malt Cask von Douglas Laing. Diese so genannte "Vorabveröffentlichung" wird ausgewählten Einzelhändlern zur Verfügung gestellt, bevor die Serie offiziell in den normalen Vertrieb geht ... und Harrods gehört natürlich stets zum erlauchten Kreis der Bevorzugten. Leider hat diese Exklusivität auch so ihren Preis: umgerechnet etwa 130,- EUR wurden für die 0,7 Liter zehnjährigen Fettercairn ausgerufen, sodass ich mich aus Vernunftgründen dann doch für die Miniatur (0,2 l für 26,- EUR) entschied.

Der Abfüller Douglas Laing ist bereits seit 1948 im Geschäft. Das Unternehmen aus Glasgow, welches sich immer noch in Familienbesitz befindet, konzentrierte sich in den ersten fünf Jahrzehnten alleine auf den Handel mit Whiskys sowie auf das Blending, bevor man pünktlich zum Firmenjubiläum im Jahr 1998 damit begann, eigene Serien verschiedener Single Malts aufzulegen. Die erste dieser Serien nannte - und nennt sich auch heute noch - Old Malt Cask. Die unter diesem Namen abgefüllten Whiskys sind nicht kaltfiltriert und nicht gefärbt; außerdem handelt es sich durchgängig um Single Casks, welche in einer Stärke von 50 Umdrehungen auf Flaschen gezogen werden. Für den schmale(re)n Geldbeutel gibt es eine - im Umfang reduzierte - Kollektion der oben erwähnten Flaschen mit 200 ml. Darüber hinaus bringt Douglas Laing (DL) auch zahlreiche andere Reihen heraus, unter anderem die sehr bekannte McGibbon's Provenance, die Fassstärke-Serie Director's Cut, die sehr hochwertige und -preisige Old & Rare und noch andere. Auch im Blending ist man immer noch tätig: sowohl der Blended Malt Big Peat als auch der Kult-Blended Scotch aus den 70ern, John Player Special, stammen aus dem selben Haus. 

Schließlich die Brennerei selbst: Fettercairn, bis vor etwa zehn Jahren auch unter dem Namen Old Fettercairn firmierend. Gehört nach vielen Irrungen und Wirrungen, inklusive einer längeren Schließung in den Dreißigerjahren des letzten Jahrhunderts (erneut) zur Firma Whyte & Mackay und somit zum indischen Industriekonglomerat UB Group von Vijay Mallya. Innerhalb deren Tochtergesellschaft United Spirits Limited versammeln sich somit nebst traditioneller schottischer Marken wie Fettercairn, Jura und Dalmore auch verschiedene andere (indische) Whiskys, zusätzlich zu Rum, Brandy, Wodka und Gin. 

Seit 2002 heißt der Single Malt offiziell Fettercairn 1824, nach dem Gründungsjahr der Destillerie, welche kurz nach der Liberalisierung der Schnapssteuergesetzgebung erbaut wurde. Die Produktion fließt traditionell zum großen Teil in die Hausblends von Whyte & Mackay. Der heute besprochene Zehnjährige aus DLs Old Malt Cask-Reihe wurde laut Etikett im Oktober 2002 hergestellt und im November 2012 abgefüllt (Hogshead, Fass Nummer 9304).


Bild: TAQ

Art und Herkunft: Single Malt, (Eastern) Highlands

Aussehen und Aroma: Recht dünnflüssig, hell, sieht aus wie Weißwein, leichter Grünstich. Ein frisches Aroma, mit leicht nussigen Noten und Spargel. Viel Aceton. Etwas Jod.

Geschmack: Zuerst süß, dann leicht fruchtig im Mittelteil. Kiwi, sehr spät dann auch noch Apfel. Strenge Beimischung, Gummireifen und lackiertes Holz. Viel alkoholische Schärfe.

Abgang: Mittellang und süßlich. Kaum Nachklang im Mund.

Fazit: Im Geschmack deutlich angenehmer als im Geruch. Für einen Zehnjährigen sehr aussdrucksstark und duftig. Die schon erwähnte Gumminote mag ich nicht so gerne, sie wird den Fettercairns allerdings öfter nachgesagt. Geeignet Abends vor dem Essen. Bin froh, dass ich ihn hatte; etwa 100,- EUR für die große Flasche würde ich persönlich allerdings nicht unbedingt mehr ausgeben wollen.

Tipp: Den Zusatz von Wasser kann ich in diesem Fall uneingeschränkt empfehlen, um das doch sehr dominante Ethanol abzumildern.

Der nächste planmäßige Beitrag erscheint am 4. Mai 2013.


Montag, 22. April 2013

Zwischendurch: Termine Mai 2013


Lokal / Regional

Maiwoche XXL (Osnabrück: 9. bis 20. Mai)


Ahlener Gourmetmarkt (Ahlen: 17. bis 19. Mai)

National


11. Kieler Whiskymesse (Kiel: 4. und 5. Mai)

Barzone 2013 (Köln: 27. und 28. Mai)

International


Spirit of Speyside 2013 (Region Speyside, Schottland: 2. bis 6. Mai)

Whisky-Festival for Independent Bottlers (Geraardsbergen, Belgien: 9. bis 11. Mai)

3rd Long Island Craft Beer Week (Long Island, NY, USA: 10. bis 19. Mai)


27th Great Grampian Beer Festival (Aberdeen, Schottland: 30. Mai bis 1. Juni)



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Haftungsausschluss: Alle Angaben ohne Gewähr. Änderungen und Irrtümer vorbehalten. Änderungen von Veranstaltungsorten und/oder -terminen liegen in der Verantwortung des jeweiligen Veranstalters. Informieren Sie sich daher zusätzlich bitte auf den offiziellen Veranstaltungsseiten.

Samstag, 20. April 2013

Captain Morgan Black NAS (37,5% Vol.)

Bevor sich jetzt noch jemand beschwert - ich kann wirklich nichts dafür. Die Piraten von Captain Morgan haben ihre neueste Kreation tatsächlich Captain Morgan Black genannt. Wer also den Captain Morgan Black Label mit 40 Umdrehungen sucht, ist hier fehl am Platze. In manchen Webshops wird der Neue auch unter dem Namen Captain Morgan Black Shot gelistet, zur besseren Unterscheidung. Weder das Infomaterial noch das Label geben das allerdings her; das Ding heißt Black, fertig.

Was die etwas verwirrende Namensgebung soll? Hmm. Ich hab zwar keine Insiderkenntnisse, aber ich habe das Gefühl, der Black Label wird so langsam aus dem Verkehr gezogen. Die Produktpolitik bzw. -plazierung (Ich weigere mich, das Wort Plazierung mit "t" zu schreiben, des sieht so schiach aus) in den einzelnen Regionen ist ja bei Captain Morgan/Diageo üblicherweise recht undurchschaubar. Wenn man sich die einzelnen Regionalseiten mal anschaut, dann fällt auf, dass auf der deutschen Seite überhaupt nur zwei Produkte beworben werden, nämlich der Spiced Gold und der Black Label, auf der amerikanischen Seite jedoch derer neun, wobei der neue Black den Aufmacher gibt. Ferner findet man in den USA dann auch noch so seltene Schätzchen wie den 100 Proof. Ich würde fast voraussagen mögen, dass Diageo sich in Deutschland in der nahen Zukunft ganz auf den Spiced-Markt konzentrieren und den "alten" Black (Label) aus dem Programm nehmen wird. Die plötzliche Anwesenheit des "Shot" in mehreren Supermärkten vor ein paar Wochen wäre dann wohl so etwas wie ein Testballon gewesen, zumal - zumindest in unserer Gegend - ziemliche Kampfpreise um die 10,- EUR ausgerufen wurden. Wenn jeder Trinker meinem Beispiel gefolgt ist und sich sofort eine Flasche mitgenommen hat, dann wird das den Marketingleuten wahrscheinlich auch den letzten Anlass hin zum Todesstoß für den Black Label geben.

Warum Captain Morgan - auch auf dem Etikett - damit wirbt, man solle den Black als Shot trinken, erschließt sich mir nicht. Überhaupt halte ich von dem stumpfen, schnellen Herunterkippen von Alkoholika wenig bis gar nichts ... entweder ist der servierte Alkohol sooo minderwertig, dass man ihn gar nicht auf der Zunge haben mag ODER man ist so verweichlicht, dass man den Geschmack von Alkohol - egal wie gut er sein mag - generell nicht erträgt ... in beiden Fällen sollte man es dann eventuell einfach ganz lassen und zumindest im letztgenannten Fall eher auf warme Milch mit Honig umsteigen und das Trinken den echten Kerlen und Ladies überlassen. Aber ich schweife ab.

Wenigstens hat Diageo dem Neuen 37,5 Volumenprozente spendiert, so dass er offiziell als Rum angesprochen werden darf, zumindest in Deutschland. So viel Glück hatte der Spiced Gold ja bekanntlich nicht und muss nun bis auf weiteres als Rumspirituose sein Dasein fristen. Eventuell gibts ja mal ein Upgrade?

Laut Hersteller reift der Rum in doppelt ausgekohlten Eichenfässern, nachgeholfen wurde bei der Farbe ansonsten sicher auch. Hauptbestandteile kommen aus Jamaika, weitere jedoch auch aus anderen Ländern der Region. Verkostungnotizen für den Purverzehr beziehen sich auf Zimmertemperatur, nicht eisgekühlt, wie vom Hersteller empfohlen.


Bild: TAQ

Art und Herkunft: Spiced Rum, Karibik (Jamaika, Barbados, Guyana)

Aussehen und Aroma: Naja, er ist schwarz. Beziehungsweise sehr, sehr, sehr, sehr dunkelbraun. Im Licht erkennt man einen deutlichen Rotschimmer. Keine sehr kräftige Nase, ein bisschen Eichenholz, sehr deutlich Kaffee und Toffee. Im Hintergrund etwas künstlich wirkende, leicht unpassende Noten (rosa Kaugummi).

Geschmack: Sehr weiches, angenehmes Mundgefühl, etwas Kaffee und Butterscotch-Toffee, danach nicht viel mehr.

Abgang: Mittellang, warm, kaum Schärfe.

Tipp: Die Zugabe von Eis verändert den Geschmack nur unwesentlich, er kommt mir etwas trockener vor. Gemixt habe ich ihn auch, klassisch zur Cubata (so nennt man den Cuba Libre, wenn man keinen weißen Rum verwendet). Hierbei sollte man mit der Limette geizen, sonst verliert sich das Aroma des Black leider schnell.

Fazit: Für einen Preis um die 10,- EUR absolut okay, solange man keine Wunder erwartet. Schauen wir mal, was dann irgendwann der Endpreis ist. Recht wenig los im Glas, leicht zu trinken und zu nippen. Warum er also als Shot getrunken werden soll, verstehe ich nicht. Und warum unbedingt eisgekühlt, auch nicht.

Der nächste planmäßige Beitrag erscheint am 27. April 2013.

Update Dezember 2013: Wie ich einer aktuellen Zeitschriftenwerbung aus den USA entnehme, gibt es den Black dort anscheinend auch in "Fassstärke" mit 47,9 Volumenprozent (!)



Samstag, 13. April 2013

Talisker Storm NAS (45,8% Vol.)

Ich gebe meinen Verkostungen ja normalerweise keine blumigen Überschriften mehr ... aber wenn ich für diese eine finden müsste, würde ich Tolkien zitieren und sie Ein langerwartetes Fest nennen. Auf die heutige Flasche habe ich mich gut ein halbes Jahr gefreut, eigentlich seit sie im letzten Herbst angekündigt wurde. Talisker hat zwei neue Reihen herausgebracht, beide - wie mittlerweile im Trend liegend - ohne Altersangabe. Einerseits den hier besprochenen Storm, andererseits den Port Ruighe, welcher in Portweinfässern reifte und Anfang April 2013 bei uns auf den Markt kommt, jedoch auch gut einen Zehner teurer sein wird als der im ersten Quartal erschienene stürmische Bruder.

Nach dem 57° North - den ich schon früher hätte besprechen sollen, aber egal - ist dies nun ein weiterer Schritt von Talisker in die Richtung, die andere Brennereien ebenfalls seit einiger Zeit erfolgreich zu beschreiten scheinen (siehe Arran, siehe Macallan, usw.), nämlich weg vom Geprotze mit den Altersangaben, welches ja auch nur einen begrenzten Wert hat, wie wir aus Erfahrung wissen. Recht oft haben wir einen müden 18- oder 20-jährigen Schluck im Glas gehabt und freuten uns dann, einen frischen und fröhlichen Achtender zu kosten.  Das Alter alleine ist nun mal kein Garant für gute Qualität. Genau so verhält es sich meines Erachtens auch mit der so oft geschmähten Färbung mit Zuckerkulör. Natürlich ist es für den wahren Genießer schöner, ein quasi naturbelassenes Produkt vorzufinden, das weder gefärbt - oder auch kühfiltriert ist. Aber den Geschmack an sich beeinflusst der Zusatz dieses Farbstoffs selbstverständlich nicht. Es ist alles, wie so oft, eine Glaubensfrage. Was die Altersangabe betrifft, so habe ich mich schon vor einiger Zeit von der zwanghaften Jagd nach immer älteren Abfüllungen verabschiedet. Wichtig ist doch im Endeffekt der Whisky als Gesamtkunstwerk.

Nach dieser allerdings etwas grundsätzlichen Vorrede zurück zu(m) Talisker. In Bezug auf die Destillerie an dieser Stelle ganz gerne keine weiteren Infos mehr, das Wichtigste sollte bekannt sein bzw. ist überall (auch in diesem Blog) nachzulesen (Diageo, einzige Brennerei auf Skye, Chili Catch, Classic Malts, bla bla bla). An Produkten mit Altersangabe werden zur Zeit aktiv nur noch der 10 (mein allerliebster Brot- und Butterwhisky übrigens), der 18 sowie der 25 beworben. Auch optisch wurde das Portfolio 2012 aufgehübscht, unter anderem mit der Änderung der Verpackung des Zehnjährigen. Die heute verkostete Flasche Storm habe ich im Einzelhandel erstanden, für den sehr fairen Preis von 36,99.

Sooo viele Rezensionen von unabhängiger Seite habe ich noch nicht gesehen, insofern freue ich mich natürlich, dass ich hier auch einmal zeitnah zur Markteinführung testen kann. Das, was ich gelesen habe, war übrigens durchaus gemischt. Manche loben ihn über den grünen Klee (meistens Talisker-Fans), andere hatten mehr Torfigkeit erwartet, denn der Storm wurde dementsprechend angekündigt. Ein Text, den ich hier nur aus dem Gedächtnis zitieren kann, sagte ungefähr folgendes: "Bin enttäuscht, hatte mehr was in Richtung Islay erwartet". Ok, bei allem Respekt ... aber das war dann ja doch eine etwas seltsame Erwartungshaltung, oder? Wenn ich Islay will, dann hole ich mir Islay. Und wenn ich Talisker kaufe, dann will ich Talisker. Meinetwegen auch torfiger. Aber Talisker.

Es gibt übrigens tatsächlich auch noch einen Bastard Malt namens Islay Storm (abgefüllt von einer Firma in Glasgow), seltsam, dass es da keine Markenstreitigkeiten gab ...


Bild: TAQ

Art und Herkunft: Single Malt, Islands (Skye)

Aussehen und Aroma: Eher Kupfer als Gold, Farbe von lange gelagertem Heu. Eine deutliche, aber recht milde Torfrauchnote. Würzig, weißer Pfeffer. Süßer Grundton, Waldhonig. In der Ferne etwas Fichte?

Geschmack: Erst sehr weich und süß auf der Zunge, heller Imkerhonig. Im zweiten Gang dann plötzliche Hitze, auch Torf- aber kein Holzfeuer. Kräftig. Der süße Kern bleibt uns erhalten, drum herum die Talisker-typische Schärfe, rote Peperoni. 

Abgang: Eher als lang anzusprechen, sehr warm. Die Süße und auch die Schärfe bleiben uns eine Zeit lang erhalten und klingen nach.

Fazit: Die schlechte Nachricht zuerst: wer ein Torfmonster wie bei einem vergleichbaren Produkt von Islay sucht, ist hier tatsächlich schlecht beraten. Der Talisker Storm ist torfiger als zum Beispiel der Zehnjährige, keine Frage. Er mutiert dabei aber nicht zu einem Laphroaig II sondern bleibt unverkennbar ein Talisker - und das ist gleichzeitig die gute Nachricht. Dem Gaumen bietet er eine Vielzahl von Eindrücken und wird seinem Namen voll gerecht, denn er wirkt streckenweise tatsächlich sehr überwältigend. Für einen wirklich maritimen Whisky fehlt mir ein bisschen eine stärkere Salznote, aber diesen kleinen Abstrich kann ich verkraften. Ansonsten ist dies ein schön durchkomponierter Single Malt; für jeden Talisker-und im weiteren Sinne Islands-Fan ein Muss, würde ich sagen. Wer sehr auf Islay fixiert ist - eventuell erst probieren vor dem Kauf, wenn möglich. Die Honignoten finde ich sehr angenehm.

Tipp: Man kann Wasser hinzugeben, um so die Ecken und Kanten etwas abzuschleifen. Mir persönlich schmeckt er aber ohne Wasser etwas besser bzw. interessanter.

Der nächste planmäßige Beitrag erscheint am 20. April 2013.


Samstag, 6. April 2013

Springbank CV NAS (46% Vol.)


Vor etwas mehr als einem Jahr habe ich in einem Artikel schon einmal den Aufstieg und Fall der Stadt Campbeltown beschrieben ... einst gab es hier annähernd 30 gleichzeitig arbeitende Brennereien, heute sind es nur noch deren drei (Springbank, Glen Scotia, Glengyle - welche erst seit 2004 wieder produziert), wobei die Glengyle mit der Springbank aufs engste verbunden ist, sie gehört nämlich der selben Familie (und firmiert auch unter der selben Postadresse, übrigens).

Springbank ist schon seit Urzeiten im Besitz der Familie Mitchell, die vor noch nicht allzu vielen Jahren den unabhängigen Abfüller Cadenhead's erwarb, und somit nicht nur Whiskys sondern auch Rums, Gins und anderes verkauft. Die Destillerie selber produziert drei verschiedene Whiskymarken, nämlich Hazelburn (nicht oder wenig getorft), Springbank (mittlerer Torf) und Longrow (stark torfig). Darüber hinaus fließen die Produkte auch in eine Reihe eigener Blends, wie zum Beispiel den etwas bekannteren Campbeltown Loch.

Alle drei Malt Whiskys der Destillerie sind notorisch hochpreisig; unter 40,- EUR geht hier (fast) gar nichts. Der heute besprochene Springbank CV bildet eine seltene Ausnahme, er ist online für um die 32,- zu haben. Es gab viel Rätselraten um das Kürzel CV, als der Whisky Mitte der Neunziger erstmals auf den Markt kam ... zumal es mittlerweile auch einen Hazelburn CV und einen Longrow CV gibt bzw. gab (der Longrow ist nicht mehr erhältlich). In manchen Foren oder auch Webshops wird das Kürzel (vorgeblich) aufgelöst als Chairman's Vat oder Curriculum Vitae. Allerdings ist all das ... bullshit, wie der Schotte sagt. Fakt ist, dass niemand weiß, was CV bedeutet, und das ist seitens der Destillerie auch so gewollt ("It means whatever you want it to mean, enjoying the whisky is the most important thing").

Da es sich um ein Vatting verschiedener Jahrgänge (die Rede ist unter anderem von sechs-, neun- und zehnjährigem Springbank) handelt, brauchte man wohl irgendeinen "interessanten" und dennoch nichtssagenden Namen. Altersmäßig und auch preislich ist der CV das Einsteigerprodukt, ansonsten gibt es noch die Altersstufen 10, 12, 15 und 18.

Bild: TAQ

Art und Herkunft: Single Malt, Campbeltown

Aussehen und Aroma: Er ist recht hellgold, nicht sehr dickflüssig, was wohl auch an der Jugend liegen dürfte. Ein frischer Eindruck: Äpfel, Weißwein. Etwas Holzfeuer in der Luft.

Geschmack: Im Antritt noch sanft, frisches Obst, süß. Sonst wenig zu erschmecken.

Abgang: Eher lang, im Rachen ein merkbares Nachtreten, zum Ende hin doch etwas harsch.

Fazit: Mit einem Schuss Wasser wird der Abgang etwas erträglicher. Ein seltsam uneinheitlicher Malt ... am Anfang süß und wenig interessant, am Ende recht hart. Die Flasche stand lange bei Plattfuss im Regal, bis sie alle war - mehr braucht nicht gesagt zu werden.

Der nächste planmäßige Beitrag erscheint am 13. April 2013.