Samstag, 29. Juni 2013

Arran Port Cask Finish NAS vs Arran Sauternes Cask Finish NAS (beide 50% Vol.)

Die junge Brennerei Arran begann buchstäblich als Schnapsidee. Da die gleichnamige Insel auf jeden einzelnen Besucher angewiesen ist, kam eine Gruppe von Einheimischen und auswärtigen Freunden (unter ihnen Harold Currie, der spätere Gründer) im Jahr 1992 auf die Idee, eine Destillerie werde die Attraktivität des Standortes deutlich erhöhen. Currie verfügte bereits über langjährige Erfahrung (Management bei Chivas Brothers) und hatte auch schon einen innovativen Einfall für die Anschubfinanzierung: Er verteilte an Investoren Anleihen - und zwar auf Whisky. Das heißt, gegen eine Investition von soundsoviel Britischen Pfund erhielt man im Austausch das Anrecht auf soundsoviel Liter des - irgendwann zu erwartenden - neuen Whiskys. Das Konzept ging auf, wie man sieht. Und genau heute, am 29. Juni, feiert die Brennerei Arran ihr Jubiläum (leider noch kein ganz rundes, denn sie wurde dann doch erst 1995 eröffnet, unter anderem deshalb, weil sich ein Adlerpärchen auf der Baustelle eingenistet hatte).

Das Portfolio ist für eine so relativ junge Firma bereits sehr umfangreich, die Zeiten, in denen man einzig Abfüllungen ohne Altersangabe anbieten konnte, sind ebenfalls vorbei - gerade eben wird der Sechzehnjährige vorgestellt. Dennoch konzentrieren wir uns heute auf einen ganz speziellen Sektor, nämlich auf die Reihe der Cask Finishes, die ebenfalls ein Markenzeichen von Arran sind. Böse Zungen behaupten: hauptsächlich dazu geschaffen, um in den Anfangsjahren den noch sehr jungen Whisky aufzuhübschen ... aber was soll's. Im Laufe der Jahre gab es Finishes wie Bourbon, St Emilion, Madeira, Moscatel und andere, aber zur Zeit sind nur noch drei Produkte im aktiven Portfolio, nämlich Amarone, Sauternes und Port. Die beiden letzteren schauen wir uns heute mal genauer an. Zu Beginn ein Blick in die Eigenbeschreibungen von Arran. Zum Port Cask Finish heißt es: 
A classic Single Malt with punch that dances on the palate. The trademark Arran barley-sweetness shines through the layers of complexity. (L)ingering complexity, each sip reveals new depths.
Zum Sauternes Cask Finish hingegen hat die Marketingabteilung folgende freundliche Worte gefunden:
A glorious combination of voluptuous Sauternes and snake-hippe(d) Arran Malt - a richly rewarding partnership.
Das Wort snake-hipped (das fehlende "d" im Text geht auf Arrans Kappe, nicht auf meine) musste ich erstmal nachschlagen, es heißt so viel wie schmalhüftig und soll so wohl einen Kontrapunkt zum üppigen Sauternes bilden. Wow, sehr schön getextet. Leider nicht ganz tippfehlerfrei, wie man sieht. Beide Whiskys sind, wie üblich, nicht künstlich nachgefärbt und nicht kaltfiltriert. Der Port Cask kostet online etwa 38,- EUR, der Sauternes ist tendenziell etwa 3,- EUR teurer.

Bild: TAQ

Arran Port Cask Finish NAS

Art und Herkunft: Single Malt, Islands (Arran)

Aussehen und Aroma: Die Farbe der Verpackung gefällt mir, da ungewöhnlich (ich hatte anscheinend noch die alte Ausstattung; das Design hat anscheinend irgendwann Ende 2012 zu blau gewechselt). Der Whisky selbst ist hell kupferfarbig, mit einer zartrosa Nuance. In der Nase sehr fruchtig und süß, Hibiskus? Typisch für Arran das Birnenaroma. Später dann noch leicht nussige Eindrücke.

Geschmack: Ein leicht scharfer Antritt, gefolgt wiederum von fruchtigen Eindrücken: Pfirsich und/oder Apfel. Leicht salzig und deutlich nussig im Mittelteil (Haselnuss).

Abgang: Relativ lang und ziemlich trocken, der Portwein kommt zum Schluss noch einmal kräftig durch.

Fazit/Tipp: Ein sehr ausdrucksstarker, fast schon schwerer Single Malt. Sehr angenehm und süß. Er schmeckt noch lange nach und kann einen  Tropfen Wasser sehr gut vertragen, weil er so kräftig ist. Lecker.


Bild: TAQ


Arran Sauternes Cask Finish NAS

Art und Herkunft: Single Malt, Islands (Arran)

Aussehen und Aroma: Das Grün der Aufmachung finde ich etwas weniger hübsch als das Lila des Port Cask, aber man soll ja den Whisky nicht nach dem Label beurteilen ;-) Der Whisky ist hellgolden und hat lustigerweise auch einen kleinen Grünstich. Zuerst ist er in der Nase etwas streng, Essig, Linseneintopf? Nach einer Weile fruchtigere Noten, tendierend zum Siegelwachs. Das auf der Verpackung versprochene Marzipan finde ich nicht, dafür eventuell etwas Honigmelone.

Geschmack: Eher salzig als süß zu Beginn, im Mittelteil cremiger Honig mit einem Anflug von Vanille. Ein scharfer Nachtritt (Pfeffer, Chili).

Abgang: Lang, man merkt den Weißwein.

Fazit/Tipp: Ganz warm werde ich mit dem Sauternes Finish nicht; ich hatte etwas Süßeres erwartet. Trotzdem ein guter Whisky. Ich empfehle hier allerdings wirklich den Genuss mit stillem Wasser: Das Aroma wird dadurch lebendiger und duftiger (Blumen, Zitronenschale) und auch der Geschmack wird vielschichtiger und gewinnt mehr vom typischen Arran-Obst-Charakter (eventuell etwas Quitte?).

Gesamtfazit: Arran ist - bis jetzt - für mich wie Geld auf der Bank  da ich noch nie einen Tropfen aus dem Hause probiert habe, dem ich gar nichts abgewinnen konnte. Allerdings bevorzuge ich von diesen beiden deutlich den Port Cask, da ich gerade seine schwere Süße als sehr interessant empfinde.

Der nächste planmäßige Beitrag erscheint am 6. Juli 2013. Dann "endlich" mal wieder nicht über einen Whisky.

Keine Kommentare: