Samstag, 7. Dezember 2013

2. Inoffizielles Whiskybefürworter-Treffen, Folge 2

Zur Mitte des Tastings hin legten wir erst einmal eine kleine Verschnaufpause ein, um uns zu stärken und auch, um die Geschmacksknospen zu resetten. Plattfuss und ich hatten Haggis gekauft und Plattfuss war so freundlich gewesen, die Zubereitung auf sich zu nehmen. Wer es noch nie gegessen hat - Haggis ist das schottische Nationalgericht (Robert Burns hat ein sehr bekanntes Gedicht zu seinen Ehren verfasst) und besteht im wesentlichen aus Schafsmagen, mit Schafsinnereien, Zwiebeln, Hafergrütze und Fett gefüllt. Einfach lecker! Serviert wurde er traditionsbewusst mit Stampfkartoffeln, Steckrüben und furztrockenen Keksen (es müssen eigentlich Haferkekse sein, die hatten wir aber nicht bekommen).

Nach dem Essen ging es dann weiter mit den fünf nächsten Whiskys, die wir in punkto Intensität so pi mal Daumen ins Mittelfeld einsortiert hatten.

[6] Tullibardine John Black NAS (40% Vol.)

Die Destillerie wurde erst Ende der 40er Jahre des 20. Jahrhunderts gegründet und gehört somit zu den jüngeren Herstellern. Sie wurde Mitte der Neunziger von den damaligen Besitzern Whyte & Mackay stillgelegt, fuhr die Produktion aber 2003 wieder an. Inzwischen gehört sie auch einer französischen Firma. Die Serie "John Black" ist nach einem - mittlerweile verstorbenen - legendären Brennmeister von Tullibardine benannt. Es gibt oder gab unter dem selben Namen auch noch einen Vatted Malt. Der heute verkostete Whisky war sehr günstig: 15,99 bei trinkgut.

Art und Herkunft: Single Malt, Highlands (Southern) bzw. Midlands

Aussehen und Aroma: Sehr hell, fast farblos. Sehr jung. Frisch: Äpfel, leichter Weißwein. Cidre.

Geschmack: Sehr leicht, eigentlich schon wässrig. Die Apfelnote kommt wieder durch. Sonst wenig los. Im Mittelteil Schärfe.

Abgang: Kurz. Etwas herb, dann Ende.

Fazit/Tipp: Für den Preis einen Single Malt, das hat schon was. Nicht schlecht aber viel, viel, viel zu jung und lasch.

Bild: TAQ

[7] Falckner Malt Whisky Limited Edition 10 J. (40% Vol.)

Als nächstes eine echte, obschon mysteriöse Rarität. Dieser Whisky wird auf ebay teilweise für um die 60,- EUR unters Volk gebracht; bei unserem Supermarkt um die Ecke gab es ihn für 16,99 - da habe ich mal ein paar Fläschchen geholt, so als Investition. Der Name stammt von einem längst untergegangenen DDR-Whisky (sic!), der vor Urzeiten bei der VEB Edelbrände Luckenwalde hergestellt wurde und angeblich gar grauslich schmeckte. Wie gesagt, er heißt so ... ist aber ein Kind unserer Tage, natürlich. Die Webseite der vertreibenden Firma ("Kloster Zinna 1759") hält sich einigermaßen bedeckt, was die Herkunft angeht. Dort gebrannt wurde er sicherlich nicht, tatsächlich fehlt jegliche Info, was nun eigentlich abgefüllt wurde.

Art und Herkunft: Blended/Vatted Malt (?), Herkunft unbekannt

Aussehen und Aroma: Warm, dunkles Stroh mit einem orangefarbenen Stich. Im Geruch deutlich das Eichenfass. Holzig. Leim. Zitrusfrüchte (Limetten), etwas scharf.

Geschmack: Im Antritt leicht salzig und auch erst etwas bitter. Eichenfass, Holzlineal. Im Mittelteil deutlich weicher und sanfter. Vanille und Butterkrem.

Abgang: Mittel bis lang. Eine leichte Bitterkeit. Wieder Holz.

Fazit/Tipp: Trotz der schleierhaften Herkunft (und für 16,- EUR) absolut trinkbar, wenn auch etwas uneinheitlich. Man muss aber wirklich Eichenfassfan sein, um ihn goutieren zu können.

[8] Glenlivet 18 J. (43% Vol.)

Einer der bekanntesten und am weitesten verbreiteten (zusammen mit Glenfiddich) Single Malts. Ursprünglich stand der Name nur für eine Unterregion der Speyside (nämlich das Tal des Flusses Livet), die Brennerei und der Whisky sind eigentlich THE Glenlivet (so wie es auch eine Brennerei gibt, die unter dem Namen THE Speyside firmiert). Es gab und gibt aber auch andere Destillerien, die Glenlivet hinter ihrem eigenen Namen als Herkunftsbezeichnung führen.

Art und Herkunft: Single Malt, Speyside (Livet)

Aussehen und Aroma: Dunkler Bernstein mit einem Kupferton. In der Nase fruchtig und süß. Mirabellen und Banane.

Geschmack: Sehr weich und cremig. Vollsüß. Etwas Marzipan im Antritt? Meines Erachtens eher in Richtung Mandelcreme. Biskuitteig.

Abgang: Mittel bis lang. Gleichbleibend sanft. Nussige Reste.

Fazit/Tipp: Ein sehr gut durchdachter, sehr typischer Speysider. Nicht mein Stil - aber gut.

[9] Glenfarclas 21 J. (43% Vol.)

Black Arab hatte drei kleine Probefläschchen mitgebracht, mir fiel der 21-jährige zu. Seinen jungen Bruder habe ich vor einiger Zeit ja schon besprochen. Grundsätzlich bin ich von der Brennerei bis jetzt noch nie enttäuscht worden.

Art und Herkunft: Single Malt, Speyside (Central) bzw. "Highlands"

Aussehen und Aroma: Dunkles Stroh. Fruchtiger Geruch: Pflaume, Pfirsich, Traube.

Geschmack: Sehr weich und geschmeidig. Traubenmost. Würzig, Eiche. Ein ganz klein wenig Rauch ist ebenfalls anwesend.

Abgang: Mittel und trocken. Ansonsten keine Auffälligkeiten.

Fazit/Tipp: Wie immer: verlässlich gut und qualitativ hochwertig. Interessanter als der Glenlivet.


Bild: TAQ

[10] Glen Keith  17 J. (1995/2013) Signatory (46% Vol.)

Eine unabhängige Abfüllung von einer lange geschlossenen - und jüngst neu gestarteten - Brennerei beschließt den heutigen Teil. Glen Keith gehörte schon ewig zu Chivas Brothers (Pernod Ricard) und war eine Schwesterbrennerei von Strathisla. Sie schloss 1999 die Pforten, wurde aber in diesem Jahr, genauer gesagt im Juni, feierlich wiedereröffnet. Der hier verkostete Whisky war logischerweise noch einer aus der "alten Zeit", gebrannt 1995 und abgefüllt 2013, aus einer Auflage von insgesamt nur 721 Flaschen, die normalerweise jeweils um die 180,- EUR kosten, die Plattfuss aber in einem Anfall von Glück für 40,- EUR (!!) erstanden hatte.

Art und Herkunft: Single Malt, Speyside (Isla)

Aussehen und Aroma: Sehr hell, frisches Stroh. Angenehm süß in der Nase, Melone. Salatgurke?

Geschmack: Samtig. Süßer Antritt. Mandeln und Toffee. Fruchtnoten von Pflaumen und Blutorangen.

Abgang: Lang und allmählich trockener werdend. Dezenter Anis oder Lakritze.

Fazit/Tipp: Wasser ist trotz der 46 Umdrehungen nicht unbedingt nötig. Ein lecker süßer, hervorragend komponierter Single Malt. 

Zwischenfazit II: Ganz eindeutig war der Glen Keith der beste Whisky aus der heute vorgestellten Gruppe. Knapp dahinter - meines Erachtens - der Glenfarclas. Aber, was lobenswert ist, anders als in der Charge der ersten fünf Getesteten gab es diesmal keine Totalausfälle.

Der letzte Teil des Berichts erscheint am 14. Dezember 2013.



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