Samstag, 22. Februar 2014

Glengannon 5 J. vs Glen Broch 10 J.

"Im Reich der Blinden ist der Einäugige König", so lautet eine schöne alte Spruchweisheit. Auf Whiskys übertragen könnte das heißen: Im Reich der billigen Whiskys ist der am wenigsten Abscheuliche König. Und genau das, liebe Leser, testen wir heute mal aus.

Ich habe hier vor mir zwei durchaus vergleichbare Produkte, beide abgefüllt für dieselbe Handelskette, beides Blended Malts - und beide erhältlich für unter 15,- EUR. Unterscheiden tun sie sich einmal stark im Alter und dann auch um gut 3,- EUR im Preis. Den Glen Broch habe ich bei Real erstanden, er kostete dort 12,49. Hersteller ist die Glen Broch Malt Co., eine Briefkastenfirma bei Glasgow. Dahinter steht die Metro-Gruppe, zu der Real ebenfalls gehört. Ähnlich ist es beim Glengannon: ebenfalls eine Firma mit Glasgower Adresse (The Charles House); die Recherche ergibt: auch eine Wortmarke der Metro, bzw. deren Tochter MIP. Bei Real bedient er also preislich noch ein niedrigeres Segment als sein älterer Bruder, denn er kostete im selben Markt nur 9,99. Beide Flaschen kommen mit Schraubverschluss, was preislich, geschmacklich und ökologisch durchaus Sinn ergibt.


Bild: T. Aquinas (TAQ)

Glengannon 5 J. (40% Vol.)

Art und Herkunft: Blended/Vatted Malt, Schottland 

Aussehen und Aroma: Mittelgold, relativ hell. Keine Angabe zur Farbjustierung. Im Geruch überraschend intensiv und süß. Honigwabe. Sonst kaum etwas differenzierbar. Im Hintergrund deutlich Aceton.

Geschmack: Ziemlich schwach im Antritt, brennt stark auf der Zungenspitze. Im Mittelteil süß aber kaum Aromen.

Abgang: Mittellang, mit Afterburner.

Fazit/Tipp: Um es ganz klar zu sagen: in dieser Preiskategorie muss man ihn (und seinen Bruder) mit einem 08/15 - Scotch wie Ballantine's oder Johnnie Walker Red Label vergleichen. Und da schneidet der Glengannon nicht wirklich schlechter ab. Allerdings auch kaum besser, da er extrem eindimensional und ruppig ist. Fünf Jahre sind einfach nicht genug (in diesem Fall).

Bild: T. Aquinas (TAQ)

Glen Broch 10 J. (40% Vol.)

Art und Herkunft: Blended/Vatted Malt, Schottland (Speyside & Highlands)

Aussehen und Aroma: Heller Bernstein. Sehr wenig zu erschnüffeln. Vielleicht etwas Haselnuss? Asche?

Geschmack: Eindimensional. Viel Sprit. Pattex.

Abgang: Mittellang. Scharf. Es bleibt ein pelziges Gefühl im Mund.

Fazit/Tipp: Wenig überzeugend. Ich könnte das wiederholen, was ich oben zum Glengannon geschrieben habe. Nach einem schweren Essen habe ich ihn noch einmal probiert, da schmeckte er mir besser. Eventuell als Digestif verwenden?

Gesamtfazit: Wer ist denn jetzt der König im Reich der Blinden? Irgendwie keiner von beiden, muss ich sagen. Beide sind günstig, aber nicht unbedingt toll. Beide kann man sich als Alternative zu den Billigblends holen. Ob man dann zum etwas teureren Glen Broch greifen sollte? Schwer zu entscheiden: geschmacklich liegt er nicht so weit vor dem Glengannon, dass sich die drei Euro unbedingt lohnen. Für den Genusstrinker sind beide kaum empfehlenswert. Supermarktblends; uneinheitlich komponiert und wenig spannend.

Der nächste planmäßige Beitrag erscheint am 1. März 2014.






2 Kommentare:

Anonym hat gesagt…

Hallo,

ganz so schlimm ist es nun auch nicht. Immerhin kann man die Haselnuß herausriechen.

Mit etwas Wasser läßt sich auch Vanille herausriechen oder weiße Nußschokolade und grasige Aromen (typisch Speyside).

Probiert ihn doch mal mit etwas Wasser, dann kommen die Gräser und die Vanille.

Geschmack pur ist süß, mit heftigen Alkoholnoten in der Nase und eine ziemlich deutliche Bitterkeit. Dazu noch vor allem diese Bitterkeit, die sich auch im Abgang als fast einzige Geschmacksnote breitmacht.
Ganz zum Schluß kommt dann Vanille und der Torfrauch.

Aus der Flasche direkt riecht der nach Rauch, es ist definitiv rauchiger Whisky dabei.

Da haben sie sich wohl vor allem in der Speyside und auf den Inseln bedient.

Mit Wasser geht die Bitterkeit deutlich zurück, es kommen etwas leichte Früchte zum Vorschein aber diese ewige Bitterkeit ist ein Problem. Aber das ist nichts Alkoholisches, es ist schlicht bitter.

Schöne Grüße

Unknown hat gesagt…

Um welchen ging es denn bei Deiner Verkostung??