Samstag, 20. Dezember 2014

Wenn Lidl in Belgien Bier verkauft: Nobelaner Pils vs Finkbräu Kriek

Der griechische Dichter Aristophanes (um 400 v. Chr.) prägte in einer seiner Komödien die Redensart "Eulen nach Athen tragen", die sich darauf bezog, dass es unsinnig sei, in das ohnehin schon so reiche Athen noch mehr Geld (auf den Athener Münzen war eine Eule abgebildet) hineinzupumpen, Mit anderen Worten: "Eulen nach Athen tragen" bedeutet so viel wie: etwas Überflüssiges tun (im Englischen sagt man carrying coals to Newcastle). Wenn also ein deutscher Discounter wie Lidl (dessen Aktivitäten ja mittlerweile bis in Länder wie Island oder Großbritannien reichen) in Belgien Bier verkauft, und dann sogar noch ein "Kriek" darunter ist, dann - ja dann - hat wohl jemand Eulen nach Athen gebracht.

Als ich mit meiner Frau im Herbst in den Ardennen war, machten wir - gegen unsere Gewohnheit, denn in der Regel versuchen wir im Urlaub, in "einheimischen" Geschäften einzukaufen - doch mal einen Stopp beim ersten Lidl, den wir hinter der Grenze in Eupen, in den so genannten Ostkantonen (also dem deutschsprachigen Teil Belgiens) antrafen. Gekauft haben wir dann doch tatsächlich etwas, hauptsächlich einheimischen Käse und Wurstwaren, unter anderem eine wirklich akzeptable paté. Das angebotene Biersortiment jedoch beäugte ich durchaus skeptisch, denn erstens dachte ich sofort an Aristophanes und zweitens waren es auch durchgängig Marken, die ich von Lidl Deutschland nicht kenne, dort reüssiert ja als Eigenmarke das Grafenwalder. Nachdem ich auch niemanden von den Einheimischen sah, der die Biere palettenweise hinausschleppte, entschied ich mich einfach für die beiden billigsten Produkte, die zu haben waren, stilecht in Aludosen abgefüllt. Vorsichtig wie ich bin, beließ ich es dennoch bei jeweils einer einzigen Stichprobe.

Die spärlichen Informationen auf den Verpackungen erlaubten relativ wenige Rückschlüsse. Auf jeden Fall wird das Nobelaner Pils in Deutschland hergestellt, laut Aufdruck bei der Bayern-Bräu Nürnberg, die auch ein begrenztes Billigsortiment an Weißbier oder Hellem für den deutschen Markt bereithält. Hinter dieser Firma steht laut Handelsregister allerdings die große Brauerei Tucher. Auf jeden Fall ist das Bier nach dem deutschen Reinheitsgebot hergestellt.

Das Finkbräu Kriek ist da etwas mysteriöser. So richtig erfährt man zum Beispiel gar nicht, wo es denn nun eigentlich hergestellt wird, sondern nur für wen (Lidl natürlich). Es gibt auch ein "normales" Finkbräu Pils, welches sogar so eine Art Kultanhängerschaft auf Facebook hat. Jedoch lernt man auch da nicht wirklich viel über die Marke. Es ist nicht ganz ausgeschlossen, dass Finkbräu bei der Karlsberg hergestellt wird, sagen wir mal so. Aber was Genaues weiß man nicht. Es ist natürlich kein Kriek auf Basis von Lambiek, das ist überhaupt schon mal klar. Die Zutatenliste an sich lässt mich jedoch auch sofort das Schlimmste befürchten. Dort stehen nämlich (außer Wasser, Gerstenmalz und Hopfenextrakt) so leckere Sachen wie: Ammoniak-Karamell (Farbstoff) und etwas, das sich "Kirsch-Multifrucht-Basis" nennt (fermentierter Gerstenmalzextrakt, Apfelsaftkonzentrat, Wasser, Zitronensaftkonzentrat, Kirschsaftkonzentrat sowie Karottenkonzentrat). Mmmh. Hört sich toll an.



Nobelaner Pils (4,9% Vol.)

Art und Herkunft: Pils, Deutschland (Franken)

Besonderheiten: -

Aussehen und Aroma: Hellgelb, die Krone bricht sofort zusammen. Leicht frischer Geruch. Ein Hauch von Nichts. Blech.

Geschmack: Wässrig und leicht süßlich. Feinperlig. Erinnert geschmacklich ein wenig an ein Kölsch.

Abgang: Sehr kurz.

Fazit/Tipp: Nichtssagend aber auch unproblematisch. In der Discounter-Preisklasse in Ordnung.


Finkbräu Kriek (4,3% Vol.)

Art und Herkunft: Bier mit Kirschsaft, Herkunft unbekannt

Besonderheiten: -

Aussehen und Aroma: Hellrot bis rosa. Extrem künstlich mit einer unangenehmen Note. Rote Hustendrops mit Klostein.

Geschmack: Zuerst pilsig-herb, danach süßlich bis faulig mit deutlichem Einschlag von Brausepulver mit Kirschgeschmack. Sehr chemisch.

Abgang: Kurz, aber ein sehr pelziger, künstlicher Nachbrenner.

Fazit/Tipp: Ich muss es leider so deutlich sagen: Ich fand das Finkbräu Kriek praktisch ungenießbar. Neben dem wirklich offensichtlichen Aroma von öffentlicher Toilette ist es darüber hinaus ein sehr, sehr künstliches Bier, das zudem noch schlecht ausbalanciert ist.

Gesamtfazit: Ich würde von den beiden getesteten Bieren nur das Nobelaner noch ein zweites Mal trinken - und auch nur dann, wenn nichts anderes da wäre. Ob man mit diesen Produkten in einem Bierland wie Belgien wirklich Furore machen kann, möchte ich doch stark bezweifeln.

Wegen der Feiertage gibt es in der nächsten Woche keinen neuen Artikel. Der nächste planmäßige Beitrag erscheint daher ausnahmsweise an einem Dienstag, nämlich am 30. Dezember 2014.

Die Crew von blog blong dring wünscht allen Leser(inne)n frohe Weihnachten!

- Euer Tomas Aquinas


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