Samstag, 2. Mai 2015

Puni Alba NAS (43% Vol.)

Ich war ziemlich überrascht, als ich es zum ersten Mal hörte: Es gab bis jetzt noch keinen einzigen italienischen Single Malt. Blended Whisky schon, auch italienische unabhängige Abfüllungen schottischer Brennereien. Aber in Italien selbst hergestellten Whisky? Nö. Obwohl doch selbst die Franzosen, Belgier, Deutschen und Schweizer (nicht zu reden von den Schweden) mittlerweile (teilweise schon seit etlichen Jahren) auf den fröhlich vor sich herzuckelnden Zug aufgesprungen sind.

Anyway, dass die Italiener keinen eigenen Whisky haben wird sich bald ändern. Dieses Jahr noch soll der erste echte Single Malt der Destillerie Puni im Handel erscheinen. Diese wunderschöne neue Anlage (die Brennerei wurde 2010 gegründet) liegt im malerischen Südtirol, genauer gesagt im fast hundertprozentig deutschsprachigen Vinschgau. Neben in Schottland gefertigten pot stills legt man bei Puni großen Wert auf ein vernünftiges Fassmanagement. Neben Ex-Bourbonfässern kommen auch Marsala- und andere Weinfässer bei der Reifung der Destillate zum Einsatz. Teilweise werden alte Bunker aus dem Ersten Weltkrieg als Lagerstätte genutzt. Das warme Durchschnittsklima Südtirols soll den Reifungsprozess in gewissem Maße beschleunigen (ein Phänomen, das man z.B. auch aus Indien - natürlich in ganz anderem Umfang - kennt).

Wie gesagt: in diesem Jahr wird ihr erster Whisky, der sich aufgrund eines Alters von mindestens drei Jahren auch wirklich Whisky nennen darf, auf den Markt kommen. Bis jetzt hat man sich die Zeit mit Produkten vertrieben, die eben noch keine Whiskys sind, aber eventuell schon ahnen lassen, was für Tröpfchen in der Zukunft auf den Genießer warten werden. Einmal wäre da der Puni Pure zu nennen (mittlerweile ausgelistet), ein New Make Spirit, der bis zu 9 Monate lang in Edelstahltanks lagerte. Ferner der - ebenfalls nicht mehr erhältliche - Opus I, ein Verschnitt verschieden alter New Make Spirits aus Marsala- und Islayfässern. Und schließlich der heute besprochene Puni Alba ("Alba" steht im Gälischen für Schottland, außerdem bedeutet er "Sonnenaufgang" im Italienischen): diese Spirituose wird im Infomaterial, welches der Flasche beilag, auch als Triple Malt bezeichnet, denn sie wurde aus dreierelei Getreide (Roggen, Weizen, Gerste) hergestellt und lagerte in Marsalafässern, welche die Aromatisierung vorantreiben sollen. Mittlerweile ist die Last Edition des Alba (30 Monate alt) erschienen (diese reifte zusätzlich in Grauburgunder-fässern) aber die hier beschriebene Flasche stammt noch aus einer älteren Charge. Bevor ich mit der Verkostung beginne, möchte ich die schön gestaltete und wertig aussehende (und sich anfühlende) Flasche ausnahmsweise aus ästhetischen Gründen besonders lobend erwähnen.


Art und Herkunft: Spirituose, Italien (Südtirol)

Besonderheiten: Destillation aus ausschließlich regionalem Getreide

Aussehen und Aroma: Relativ hell, strohgelb. In der Nase tatsächlich recht viel Wein. Marsala ist eigentlich ein goldfarbener Likörwein, aber beim Riechen dachte ich erst einmal an Rotwein. Außerdem irgendetwas weihnachtliches. Nelken, vermutlich.

Geschmack: Im ersten Moment recht weich, dann jedoch eine deutliche, jedoch nicht spritige, sondern prickelnde Schärfe. Sehr süß. Honig, Vanille und eine Andeutung von Aprikosen. Hinten am Gaumen eher etwas holzig.

Abgang: Ziemlich lang und kräftig. Sehr wärmend. Nach einer Weile stellt sich eine deutliche Trockenheit ein.

Fazit/Tipp: Wasser braucht er nicht unbedingt, dafür hat er noch nicht genügend Geschmacksreserven. Für ein so junges Destillat hat er erfreulich wenige bzw. unauffällige Unebenheiten und schon einige beachtliche Geschmacksnuancen. Wenn der künftige Whisky von Puni das hält, was der Alba verspricht, dann könnte hier etwas ganz Großes auf die Whiskygemeinde zukommen.

Der nächste planmäßige Beitrag erscheint am 9. Mai 2015

- Euer Tomas Aquinas

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