Samstag, 30. Januar 2016

Sind so kleine Biere, Teil XXXI: Aecht Schlenkerla Rauchbier Märzen (5,1% Vol.)

Die heutige Flasche brachte Plattfuss neulich zu der turnusmäßigen Sitzung unserer Anti- Alkoholikergruppe mit und ich muss gestehen, dass ich sofort weniger als begeistert war. Ein dunkles Bier, wahrscheinlich recht malzig - und dann noch mit deutlicher Rauchnote? Hört sich nicht wirklich an wie etwas, das ich gerne trinke. Aber okay. Die Regel bei uns lautet ja: hat es jemand mitgebracht, dann wird's zusammen leergemacht.

Schlecht kann das Aecht Schlenkerla ja an und für sich nicht sein, denn die Hausbrauerei Schlenkerla in Bamberg (natürlich mit angeschlossener Gaststätte) erweckt wohl nicht nur oberflächlich den Eindruck, dass wir es hier mit einer traditionsreichen Institution zu tun haben (was ich allerdings nicht aus erster Hand verifizieren kann, weil ich noch nie da gewesen bin). Über die Anfänge des Brauens an dieser Stätte gibt es anscheinend keine hundertprozentig gesicherten Quellen, aber spätestens bis ins 17. Jahrhundert kann man die Brauerei wohl zurückverfolgen. Seit 1877 befindet sie sich im Besitz der Familie Graser/Trum.

Unter der Marke werden heute verschiedene Sorten (Märzen, Kräusen, Helles, Urbock, Weizen, Fastenbier und "Eiche") verkauft, die alle mehr oder weniger rauchig daherkommen, was vom Darren über Buchenholzfeuer (mit Ausnahme der Sorte Eiche, die - wie der Name verrät - aus dem Eichenholzfeuer stammt) herrührt. Bei Schlenkerla scheint man sich der Tatsache, dass man ein recht ungewöhnliches Bier braut, nicht nur bewusst zu sein; man stellt auch den Konsumenten mit einem überlieferten Text darauf ein:

Dieweilen aber das Gebräu beim ersten Trunk etwas fremd schmecken könnt', laß dir's nicht verdrießen, denn bald wirst du innehaben, daß der Durst nit nachläßt, sintemalen dein Wohlbehagen sichtlich zunimmt.

Nun, man wird sehen. "Leider" haben wir nur eine Flasche bekommen, also wird es gleich beim ersten Versuch schmecken müssen - das ist der Härtetest.

Art und Herkunft: Märzen, Deutschland (Bayern)

Besonderheiten: Rauchbier aus mit über Buchenholz getrocknetem Malz

Aussehen und Aroma: Das Bier ist schwarz und hat eine kleine, feste Krone. Es zeigt einen dominanten Geruch von Räucherspeck.

Geschmack: Deutliches Holzfeuer und Räucherspeck im Antritt und auch im weiteren Verlauf. Nicht süß, anders als erwartet. Recht leichtes sensorisches Gefühl.

Abgang: kurz

Fazit/Tipp: Zusammen mit einem schönen Rührei müsste es ein gutes englisches Frühstück ergeben, so speckig ist es. Mir persönlich hat es doch stark missfallen. Plattfuss war jedoch anderer Meinung.

Der nächste planmäßige Beitrag erscheint am 6. Februar 2016.

- Euer Tomas Aquinas



Samstag, 23. Januar 2016

Niederländische Pale Ales: Brand IPA vs Grolsch Kruidige Pale Ale

Es spricht selbstverständlich nichts dagegen, dass die Niederländer (India) Pale Ales brauen. Zwar wurde das IPA an sich tatsächlich von den Briten erfunden aber erstens gibt es diese haltbaren Biere (oder ihnen ähnliche) in vielen Braukulturen und zweitens hatte die Republik der Sieben Vereinigten Provinzen ja unter anderem in Indonesien (Batavia) eigene Handelsinteressen und demnach auch sicher einige durstige Kauf- und Seeleute, die gerne ein heimisches Bierchen mit auf Reisen genommen haben. Wie und in welcher Form das ursprünglich geschah, entzieht sich im Moment meiner Kenntnis, aber es ist für die heutige Verkostung auch eigentlich egal, denn ich glaube kaum, dass Brand und Grolsch die tapferen Männer der Vereinigten Ostindischen Kompanie im Sinne hatten, als sie ihre Pale Ales auf den Markt warfen. Vielmehr lag es wohl auch für die großen Brauereien in unserem Nachbarland nahe, das momentan - fast global zu nennende - Interesse an dieser Biersorte auszunutzen.

Brand gilt als die älteste noch existierende Brauerei der Niederlande, denn sie wurde in ihren Ursprüngen bereits im Mittelalter gegründet. Allerdings trägt sie ihren heutigen Namen erst seit 1871. Die beiden traditionellsten Biere im Sortiment sind das Pilsener und das Braunbier (seit Beginn des 20. Jahrhunderts), in den letzten Jahren sind einige Spezialbiere und Saisonbiere hinzugekommen. Das heute verkostete IPA ging aus einem Wettkampf für Hobbybrauer zurück, den die Firma (seit 1989 gehört sie zu Heineken) ausgeschrieben hatte. Sieger war das Rezept eines Herrn Jeroen Free; das Bier kam erst letztes Jahr auf den Markt.

Die andere Großbrauerei ist Grolsch im grenznahen Enschede. Sie entstand 1922 durch die Fusion zweier älterer Brauereien und gehört heute zu SABMiller (unter anderem Pilsner Urquell, Miller, Peroni). Am bekanntesten ist sicherlich das Pils in der großen grünen Bügelflasche, aber es werden schon seit jeher einige Spezialbiere, unter anderem mehrere Bockbiere, angeboten. Das kruidige (würzige) Pale Ale soll angeblich Noten von Estragon und Pfeffer aufweisen.


Grolsch Kruidige Pale Ale (6,0% Vol.)

Art und Herkunft: Pale Ale, Niederlande (Twente)

Besonderheiten: mit drei verschiedenen amerikanischen Hopfensorten

Aussehen und Aroma: Strohgold mit orangefarbenem Schimmer. Eher hefig als hopfig in der Nase. Wirkt auf mich ein wenig künstlich. Toilettenstein? Chlor? Später leicht malzig.

Geschmack: Im Antritt sofort sehr bitter bis metallisch. Leicht schweflig. Lakritze. Koriander und Kardamom.

Abgang: Sehr kurz. Keine bleibenden Eindrücke.

Fazit/Tipp: Gefällt mir leider gar nicht gut. Einige sehr unschöne und künstliche Eindrücke.


Brand IPA (7,0% Vol.)

Art und Herkunft: IPA, Niederlande (Niederländisch-Limburg)

Besonderheiten: keine

Aussehen und Aroma: Dunkler Bernstein, kaum eine Schaumkrone. Würzig und hopfig. Süßliche Noten von Granatapfelsaft.

Geschmack: Sehr trocken mit deutlichen Zitrusfrüchten, insbesondere Orangen. Im weiteren Verlauf deutlich bitterer.

Abgang: Mittel. Immer noch sehr trocken. Getreide, vor allem Hafer.

Fazit/Tipp: Ein sehr herbes und furztrockenes IPA. Etwas anstrengend.

Gesamtfazit: Man sieht: so richtig warm bin ich mit keinem der beiden Biere geworden. In der Gegenüberstellung ist jedoch das Brand eindeutig das bessere Bier.

Der nächste planmäßige Beitrag erscheint am 30. Januar 2016.

- Euer Tomas Aquinas


Samstag, 16. Januar 2016

Sind so kleine Biere, Teil XXX: Kasteel Hoppy (6,5% Vol.)

Die Brauerei van Honsebrouck ist nach puristischen Maßstäben mit über 100.000 Hektolitern Ausstoß im Jahr sicherlich keine Mikrobrauerei mehr, allerdings nach deutschen Maßstäben (verminderte Biersteuer unter 200.000 Hektoliter) irgendwie doch noch. Das Lemma "kleines Bier" lassen wir also mal für heute stehen. Ob das in ein paar Jahren immer noch so sein wird, ist ungewiss, denn die Firma, die zu den Belgian Family Brewers (BFB) gehört, hat sich kräftig vergrößert: die nagelneue Anlage, die nicht mehr in Ingelmunster, sondern in Emelgem, etwa fünf Kilometer vom alten Standort entfernt liegt, ist für deutlich größere Aufgaben geschaffen.

Die Mitgliedschaft in der BFB ist übrigens durchaus exklusiv; insgesamt sind 22 Firmen angeschlossen. Folgende Kriterien müssen erfüllt sein:
  • das Bier muss in einer belgischen Brauerei, welche von der BFB als solche anerkannt ist, hergestellt sein
  • die Brauerei selbst muss in Familienbesitz und unabhängig sein sowie seit mindestens 50 Jahren Bier brauen
  • das Bier selbst darf nicht unter einem anderen Namen oder für eine andere Marke verkauft werden
Kein Problem, denn van Honsebrouck braut seit 1900 nur in (West-) Flandern und ist immer noch in Besitz der Gründerfamilie (die Brauerei hieß übrigens ursprünglich Sint-Jozef). Neben verschiedenen Fruchtbieren und Geuzen auf Basis von Lambiek werden auch etliche andere braune und blonde belgische Bierspezialitäten hergestellt, unter anderem das sehr beliebte Bacchus. In der Reihe Kasteel finden sich verschiedene Leckereien, welche sowohl im Klein- als auch im Großgebinde zu 0,75 Liter erhältlich sind. Das heute besprochene Hoppy, ein kaltgehopftes Blondes, war eine Gratiszugabe in einem Getränkeladen in Enschede. Dort hatte ich eine Flasche Kasteel Donker ("Dunkel") zum regulären Preis erstanden und durfte das Hoppy einfach so mitnehmen, weil das Mindesthaltbarkeitsdatum einen (!) Tag überschritten war. Ich Glücklicher. Van Honsebrouck sagt über das Bier, es sei "keine Hopfenbombe" und bewege sich geschmacklich irgendwo zwischen einem traditionellen belgischen Bier und einem IPA.

Art und Herkunft: Blond/Pale Ale, Belgien (Westflandern)

Besonderheiten: Kalthopfung/dry hopping

Aussehen und Aroma: Zitronengelb, kleine feste Krone. Metallischer, frischer Geruch. Zitronensprudel.

Geschmack: Süffig und süß. Starke Hopfen- und Fruchtnoten, eventuell Mango und Pfirsich. Sehr vollmundig.

Abgang: Mittel. Auf der Zunge wird es langsam trockener.

Fazit/Tipp: Ein sehr gelungenes hopfiges Bier, dessen Name nicht zu viel verspricht. Trocken, aber nicht zu trocken.

Der nächste planmäßige Beitrag erscheint am 23. Januar 2016.

- Euer Tomas Aquinas


Samstag, 9. Januar 2016

Benriach Curiositas 10 J. (46% Vol.)

Über Produkte von Benriach (oder BenRiach) haben wir schon zweimal berichtet (nämlich hier und hier) und beide Male schnitten die Whiskys ziemlich gut ab. Die Brennerei ist daher sowas wie Geld auf der Bank für mich und ich habe mich gefreut, zu meinem Geburtstag eine Flasche Zehnjährigen, genauer gesagt: getorften Zehnjährigen geschenkt bekommen zu haben. Die Unterscheidung ist wichtig, denn bekanntlich bietet Benriach sowohl eine getorfte als auch eine nicht getorfte Serie an (letztere wird als Classic Speyside Style beschrieben, worüber man übrigens geteilter Meinung sein kann - ich höre in letzter Zeit öfter, die Zuschreibung eines bestimmten Stils zu einer bestimmten Region sei nicht unbedingt nahe an der wahren Wirklichkeit).

Nun also: die torfigen Whiskys von Benriach erkennt man daran, dass sie (fast) alle - Ausnahme ist der oben verlinkte Birnie Moss - lateinische bzw. pseudolateinische Namen tragen. Der Curiositas war ein Geschenk, also habe ich natürlich nicht nach dem Preis gefragt ... er kostet allerdings online so um die 34,- EUR, was für einen zehnjährigen Single Malt nun wirklich nicht schlecht ist. Was gibt es sonst noch zu berichten? Naja, die Destillerie gehört nicht, wie einige andere, zu einem riesigen Spirituosenkonglomerat, sondern zu einer unabhängigen Firma, welche sie 2004 dem damaligen Besitzer Pernod Ricard abkaufte. Mittlerweile gelang es sogar, noch zwei weitere Brennereien zu akquirieren: Glendronach (2008) und Glengassaugh (2013).



Art und Herkunft: Single Malt, Speyside (Lossie)

Besonderheiten: -

Aussehen und Aroma: Hellgolden, breite legs. Torfige Eindrücke verbinden sich mit würzigen und blumigen: für Jeden was dabei. Laubfeuer im Herbst. Honig und frische Gräser.

Geschmack: Sehr süß auf der Zunge. Ein gutes Timing, wie bei einem Feuerwerk: Torf und Schärfe kommen zeitversetzt an. Samtiges Mundgefühl. Honigwabe und Heidekraut.

Abgang: Mittel bis lang. Süß, sanft und rauchig.

Fazit/Tipp: Ein sehr schön komponierter Single Malt, der weich und trotzdem spannend ist. Sehr viel Whisky für kleines Geld. Wasser kann nach Geschmack zugegeben werden. Passt gut zu kräftigem Essen.

Der nächste planmäßige Beitrag erscheint am 16. Januar 2016.

- Euer Tomas Aquinas

Samstag, 2. Januar 2016

Ballantine's Brasil NAS (35% Vol.)

Frohes neues Jahr, everybody! Und viele schöne Getränke in den kommenden 365 Tagen. Blog blong dring geht nunmehr schon in das sechste Jahr seiner Existenz und wir haben immer noch nicht genug - ihr hoffentlich auch nicht. Zu Beginn unserer neuen "Saison" haben wir uns überlegt, dass es nun endlich einmal wieder ein Beitrag sein muss, in dem es nicht um Bier geht ... war ja alles ziemlich einseitig, die letzten paar Wochen hier im Blog.

Glücklicherweise (?) stand ich neulich im Travel Value am Warschauer Flughafen (TV ist meiner bescheidenen Meinung irgendwie doch auch gleichzeitig Verarschung, richtig supergute Deals wie im Duty Free gibt es hier ja einfach nicht) und hatte noch einige Zloty übrig, war jedoch unschlüssig, ob ich mir einen der mir unbekannten polnischen Likörchen oder Weinbrände kaufen sollte. Schließlich blieb ich doch vor dem Whiskyregal hängen und stellte fest, dass der Ballantine's Brasil mit knapp 20, - doch so das Einzige war, was ich mir leisten konnte (Talisker 10 für etwa 90,- EUR, geradezu grotesk).

Wer dem Link oben folgt, wird feststellen, dass der Brasil in Deutschland nicht vermarktet wird, man muss sich schon auf die britische Site begeben, wo Ballantine's auch andere "innovative" Sachen wie etwa den Hard Fired (aus extra ausgekohlten Eichenfässern) feilbietet. Mit dem Brasil, laut Etikett ein delicious and passionate new drink, with stimulating citrus taste, inspired by lime flavour traditions from Brasil, will man wahrscheinlich die Hipstertrinker (oder Trinkerhipster) in Londons Clubs ansprechen; ich weiß es nicht.


Art und Herkunft: Spirituose auf Whiskybasis, Großbritannien

Besonderheiten: Zusatz von brasilianischer Limettenschale

Aussehen und Aroma: Helles Kupfer. Die Limette ist recht dominant. Alkoholische Dämpfe. Sonst sehr wenig. Etwas Vanille?

Geschmack: Ein sehr schwacher Antritt. Leichtes Eichenfass und eine relativ künstlich wirkende Zitrusnote. Scharf.

Abgang: Kurz und ziemlich harsch.

Fazit/Tipp: Sicherlich nicht zum Purverzehr konstruiert: dieser ist zwar möglich, aber nicht ratsam. Man soll wohl Cola dazugießen: dadurch erhält man dann quasi einen Cuba Libre/Cubata auf Whiskybasis. Das Gebräu schmeckt gar nicht so schlecht, vor allem nicht auf der nächsten Abiparty, aber mit Whisky hat das Ganze dann doch nur noch am Rande zu tun.

Der nächste planmäßige Beitrag erscheint am 9. Januar 2016.

- Euer Tomas Aquinas