Samstag, 9. April 2016

Sind so kleine Biere, Teil XXXV: Mikkeller-Lindemans Spontanbasil (6,0% Vol.)

Auf diese Verkostung habe ich mich wirklich lange gefreut, das gebe ich gerne und unumwunden zu. Zuerst hatten wir die leicht verfremdete Lindemans-Flasche auf dem Bierfest in Hasselt gesehen, uns aber nicht rangetraut, weil relativ viele Jetons dafür zu erlegen waren und wir irgendwie nicht bereit waren, so viel Geld für eine große Flasche eines Bieres auszugeben, welches ja schließlich auch ganz grauenvoll hätte schmecken können. Als wir dann einige Zeit später die selbe Flasche in einem Brüsseler Getränkeladen (des Typus Beers of Belgium for Wealthy Overseas Tourists) für das Doppelte des Hasselter Preises sahen, schwante mir, dass ich mal wieder zu ängstlich und kleinmütig gewesen war - ein Fehler, den regelmäßige Leser/innen dieses Blogs schon öfter bei mir beobachten konnten. Weil ich genau wusste, dass ich mir die Sache niemals verzeihen würde, machte ich mich, praktisch gerade erst zu Hause angekommen, sofort auf die Suche nach einem Onlineversand, der das Zeug führte und wurde - dem Himmel sei es gedankt - bei Belgium in a Box fündig und konnte noch zwei Flaschen zu einem sehr humanen Preis erstehen. 

Anmerkung: Zur Stunde (7. April 2016) sind dort noch welche erhältlich, falls noch jemand Interesse hat - auf vielen Webseiten ist das Bier bereits vergriffen.

Zur Brauerei Lindemans habe ich bei einigen anderen Gelegenheiten (unter anderem hier) bereits etwas geschrieben, darum konzentriere ich mich im Folgenden auf den anderen der beiden Kooperationspartner, die Brauerei Mikkeller aus Kopenhagen. Der Name ist ein Portmanteau aus Namensbestandteilen der beiden Gründer Mikkel Borg Bjergsø und Kristian Keller. Letzterer hat die Firma, die 2005 gegründet wurde, bereits zwei Jahre später wieder verlassen, um einen anderen Karriereweg zu verfolgen. Das Besondere an der Mikkeller ist, dass sie auch nach über zehn Jahren im Geschäft immer noch nicht über eigene Produktionsanlagen verfügt (die beiden Gründer haben, wie viele andere auch, als Hobbybrauer angefangen und erst später tatsächlich beschlossen, daraus ein Geschäft zu machen). Herr Borg Bjergsø ist also in diesem Sinne die Apotheose dessen, was man auf Englisch einen gypsy brewer nennt: er "zieht" von Brauerei zu Brauerei und produziert dort mit immer wechselnden Partnern seine Biere. Von diesen entstehen die meisten übrigens bei der belgischen Proefbrouwerij, welche sich auf solche Fälle spezialisiert hat. Und weil man eine hippe Craftbrauerei sein will, haben viele der sehr vielen Gerstensäfte, die man herstellt, auch hippe Namen wie etwa Stick in the Ear IPA, Beer Geek Vanilla Shake oder auch Funky E-Star (ein Special zu Ostern). 

Das Spontanbasil wurde gemeinsam mit Geert Lindemans (einem der beiden Geschäftsführer) geschaffen: im Inneren werkeln zunächst einmal ein- und zweijährige Lambieks, die laut Brauerei noch sehr viel Potenzial besitzen.


Art und Herkunft: Geuze aus Lambiek, Dänemark/Belgien (Flämisch-Brabant)

Besonderheiten: Zur Herstellung wurde frischer Basilikum verwendet.

Aussehen und Aroma: Gelblich-weiß und trüb. Eine hohe Krone, die sich nicht lange hält. In der Nase intensives Basilikum und grünes Gemüse. Kräutergarten. Spinat und Zitrone.

Geschmack: Sehr spritzig am Gaumen. Sauer, jedoch noch relativ dezent. Wieder kommt der Basilikum ganz deutlich zum Vorschein, dominiert aber nicht über Gebühr. Später entwickelt das Spontanbasil auch noch weitere, jetzt eher fruchtige Noten. Kumquats. Halsbonbons.

Abgang: Mittel. Ein angenehm beruhigender Nachklang von ätherischen Ölen. Sehr minzig.

Fazit/Tipp: Überhaupt nicht "seltsam", wie zuerst befürchtet, sondern ein sehr gut abgestimmtes Bier. Sehr gelungen ist die Verbindung zwischen der Säure der Lambieks und der Würze des Basilikums. Erfrischend, wird an warmen Tagen sicher gut schmecken. Am besten, man lässt das Spontanbasil einen Augenblick im Glas atmen. Dann wird es deutlich intensiver. Meine zweite Flasche werde ich aber jetzt ein paar Jahre ruhen lassen und dann schauen, was daraus wird.

Der nächste planmäßige Beitrag erscheint am 16. April 2016.

- Euer Tomas Aquinas

Keine Kommentare: