Samstag, 27. August 2016

Black & White NAS (40% Vol.)

Wie sich wahrscheinlich regelmäßige Leser schon gedacht haben werden, sind Plattfuss und ich sofort losgestürzt, als bekannt wurde, dass Aldi Nord den Black & White fest (?) ins Sortiment aufzunehmen gedenkt. Da dieser Blend normalerweise auch um die 11,- EUR kosten darf, lässt sich mit dem Discounter-Angebot von 9,99 EUR sogar noch "richtig" Geld sparen. Am nächsten Tag also waren wir beide unabhängig voneinander bei Feinkost Albrecht und haben uns jeweils ein Fläschchen gesichert.

Für den Hintergrundcheck muss man leider Sekundärliteratur bemühen, denn Diageo gönnt dem - im Portfolio doch wohl erheblich heruntergestuften - Blend weder eine eigene Homepage noch eine Seite auf ihrer eigenen, sondern lediglich ein kleines Widget bzw. einen Eintrag im Dropdown-Menü. Da frage ich doch am besten mal Stefan Gabányi, der es meistens am besten weiß:
... Die große alte Marke ... hat ihre besten Zeiten hinter sich und wird heute vorwiegend auf regionalen Märkten ... verkauft. Ihre wesentlichen Komponenten kommen von Dalwhinnie, Glendullan und Clynelish ... 1884 als Buchanan's Blend auf den Markt gebracht, hieß er zwischenzeitlich House of Commons (seit es nämlich Buchanan gelungen war, die Bar des britischen Unterhauses damit zu beliefern) ... (1)
Dieser James Buchanan war übrigens ein ziemlicher Tausendsassa: die Whiskyindustrie hat ihm sehr viel zu verdanken und er war zusammen mit William Dewar einer der wenigen, die sich zumindest eine Zeit lang dem Fusionsdruck und dem wachsenden Riesen Diageo (damals dessen Vorgängermoloch DCL) wiedersetzten. Nebenbei hatte er auch einen Pferderennstall und Baron wurde er später ebenfalls noch. Zu Anfang produzierte er seine Whiskys nicht selber, aber Ende der 1880er errichtete er ein paar eigene Destillerien, unter anderem Glentauchers (die Erste) sowie die legendäre Port Ellen. Sein erster Blend, der Buchanan's , erschien bereits 1879, also ganze fünf Jahre vor dem Black & White, und wird auch heute noch hergestellt - ebenfalls bei Diageo.

Jedenfalls - wie schon gesagt - gelang es Buchanan, einen seiner Whiskys dem britischen House of Commons als Hauswhisky anzudienen, und benannte ihn dementsprechend. Weil die Flasche aber fast schwarz und das Etikett fast ganz weiß war, bestellten die Abgeordneten beim Bartender immer einen Black & White, wie er seit Anfang des 20. Jahrhunderts denn auch offiziell heißt. Das Markenzeichen, der schwarze und der weiße Terrier (schwarz: Scottish, weiß: West Highland), stammt ebenfalls aus dieser Zeit. Als relativ günstiger Blend enthält der Scotch einen recht hohen Anteil an Grain Whisky (die Rede ist von bis zu 65%). Die enthaltenen Single Malts werden also sicherlich nicht den Geschmack dominieren.

Die heutige Verkostung hat übrigens Plattfuss alleine übernommen; ich schreibe hier nur seine Erkenntnisse nieder.


Montag, 22. August 2016

Zwischendurch: Markenscotch bei Aldi Nord


Aldi Nord nimmt ab sofort einen Markenscotch ins Sortiment. Black & White ist ein sehr traditionsreicher Blend, der heute das untere Preissegment bei Diageo bedient: er geht bis auf das Jahr 1884 zurück, damals als Buchanan's Blend, später als House of Commons. Die beiden bekannten Terrier als Logo gibt es seit 1890. Aldi verkauft ihn künftig für 9,99. Normalerweise werden bis zu ein oder zwei Euro mehr fällig.



Samstag, 20. August 2016

Bowmore Black Rock NAS (40% Vol.)

Um es gleich vorweg zu sagen: Bowmore ist nicht meine Lieblingsdestillerie auf Islay. Da kommen noch so etwa ... fünf vorher. Was nicht heißt, dass ich die Whiskys vom Loch Indaal ablehne oder so - das nun wirklich nicht. Aber wenn ich mir die Verkostungen der letzten Jahre mal so anschaue, dann habe ich eigentlich nur zwei von ihnen wirklich einigermaßen überschwänglich bewertet: einmal den Tempest aus der Limited Edition und einmal den Zwölfjährigen von der Ultimate Whisky Company. Plattfuss und ich sprachen anlässlich der heutigen Verkostung nochmal darüber und wir kamen zu dem Schluss, dass ein Großteil der Bowmores uns etwas zu nichtssagend daherkommt. Um das Wort "lasch" mal zu vermeiden. 

Gibt es was Neues bei Bowmore? Dass immer mehr Abfüllungen ohne Jahresangabe erscheinen, ist keine Nachricht mehr wert. Das ist die neue Whiskywelt, die sich vor ein paar Jahren noch erst zaghaft ankündigte. Ansonsten fast alles beim Alten. Suntory scheint den Laden gut im Griff zu haben. Der heute besprochene Black Rock stammt aus der Travel Exclusive-Reihe, die im zweiten Quartal 2014 ursprünglich als Travel Retail Range startete. Ziel war es, 
(to) celebrate the rich diversity of this unique and enchanting environment, whilst communicating the provenance, tradition and craftmanship of Bowmore
und natürlich auch, angesichts der gleichbleibenden (bzw. steigenden) Whiskypreise den Flugreisenden, der auch im Travel Value nicht mehr auf satte Rabatte rechnen darf, zumindest einen gewissen Anreiz (den der "Exklusivität" nämlich) zu bieten, zur Literflasche Bowmore zu greifen. Für die Flasche habe ich übrigens am Flughafen Stansted vor zwei Wochen 38,99 GBP (44,- EUR) erlegt; online hätte ich ihn in Deutschland schon ab 39,99 bekommen. Der Black Rock kommt - wie fast alle seiner Kollegen aus der Kollektion - ohne Altersstatement. Er sollte eine deutliche Sherrynote haben und der Werbetext verspricht mir darüber hinaus a delicious balance of peat smoke, treacle toffee and orange.

Samstag, 13. August 2016

Rumlungern und rumtrinken, Folge 5: Spirits of Old Man Rum Project Two NAS (40% Vol.)

Auf der Flasche steht Spirits of Old Man. Der Webseitentab lautet auf Oldman Spirits. Und die Firma heißt Old Man Spirits GmbH. Sie sitzt in Börm, ganz in der Nähe der deutschen Rum-Hauptstadt Flensburg. Und sie gehört einem Mann namens Thomas Altmann, womit dann auch die Namensgebung geklärt sein dürfte - dafür benötigt man nicht einmal Englisch bis zum Abitur. Die Information im Beipackzettel des Rumprobier-Fässchens ist deutlich dünner als bei den anderen Rums, aber das liegt höchstwahrscheinlich daran, dass Old Man Spirits (OMS) eben keine altehrwürdige Destillerie irgendwo im karibischen Dschungel ist, über die man faszinierende Geschichten (hand- und mundgehämmerte Pot Stills, geheimnisvolle Revolutionäre als Gründer, sowas in der Richtung halt) erzählen kann, sondern eben ein Abfüller und Händler, der erst 2014 gegründet wurde.

Wie das ganze funktioniert, verrät uns die OMS in einem Pressetext, den ich mal ausführlich zitieren möchte:
In sorgfältiger Handarbeit und im kleinen Rahmen werden diese edlen Tropfen miteinander verblendet und anschließend mit einer manuell betriebenen Abfüllanlage in Flaschen gefüllt. Spirits of Old Man arbeitet gerne mit Unternehmen aus der örtlichen Umgebung zusammen und setzt auf eine Partnerschaft mit den Schleswiger Werkstätten. Das Blending, das Abstimmen und die Abfüllung von Hand finden vor Ort statt, während die Destillation und Lagerung auf den Karibikinseln abläuft. Old Man Spirits setzt für den Rum auf Liebe zum Detail, Expertise und Erfahrung. Diese drei Faktoren spielen zusammen, um ein sinnliches Trinkvergnügen zu kreieren, das lange angenehm im Gedächtnis bleibt.
Neben einer Single Cask-Reihe gibt es mittlerweile vier verschiedene Rum Projects, die sich aromatisch-thematisch voneinander unterscheiden sollen. Der heute vorgestellte Rum Project Two erscheint unter der Beschreibung Spiced Orange und verspricht dem Tester einen fruchtig-kräftigen Rum. In einer normalen Flasche kostet er etwa 45,- EUR und hat auch schon mehrere Preise gewinnen können. Da OMS auch für Drittanbieter unter deren Namen abfüllt, ist es durchaus möglich, dass man diesen Rum auch mit anderer Etikettierung findet. Laut Beschreibung sollte man ihn vor dem Genuss gute 15 Minuten ventilieren lassen, und das machen wir jetzt einfach mal ...