Sonntag, 18. Dezember 2016

Wolfburn First General Release NAS (46% Vol.)

Heute bin ich schon ein bisschen aufgeregt vor dem Tasting, denn vor mir steht eine ziemlich neue Flasche aus einer ziemlich neuen Whiskybrennerei. Sie befindet sich im äußersten Norden Schottlands, in Thurso in der Grafschaft Caithness. Damit darf sie zur Zeit den Anspruch erheben, die nördlichste Brennerei auf dem britischen Festland zu sein - noch nördlicher als Old Pulteney in Wick. Sowohl Wick als auch Thurso sind Gründungen der Wikinger und waren bis 1266 noch Herrschaftsgebiet der norwegischen Könige. 

Der Name Wolfburn stammt von einer älteren Distillerie in Thurso, die 1821 gegründet wurde und bis in die 1860er Whisky produzierte. Die Neugründung hingegen geht auf das Jahr 2013 zurück. Der First General Release, der im März 2013 herauskam, ist also eigentlich ein Dreijähriger und somit das erste Produkt aus dem Hause, das sich Whisky nennen darf. Mittlerweile (Ende 2016) gibt es jedoch schon ein kleines Portfolio (Northland - der Einstiegswhisky, weitestgehend dem First General Release entsprechendund Aurora sowie die Kylver Series, eine projektierte Reihe "seltener" bzw. "besonderer" Whiskys). Die Erstausgabe war auf 16.000 Flaschen begrenzt und ist somit schon fast wieder Geschichte, aber da im Geschäft neulich noch ein paar Flaschen herumstanden, habe ich mal eine mitgenommen. Der Manager Shane Fraser hat früher bei Royal Lochnagar, Oban und Glenfarclas gearbeitet. Laut Handelsregister gehört die Wolfburn der Aurora Brewing Limited mit Sitz im englischen Essex, die 2011 gegründet wurde, und deren Besitzer ein gewisser David Kenneth Hill aus London ist.

Versprochen werden dem Trinker nussige und süße Aromen sowie nur wenig (Torf-) Rauch, obwohl die Gegend um Thurso für ihren Torf bekannt sein soll. Das Wasser für die Whiskys stammt aus dem (fast) gleichnamigen Wolf Burn, einem recht kleinen und kurzen Wasserlauf, der sich in der Nähe der Destillerie ins Meer ergießt. Laut Aussage von Fraser werden die Erzeugnisse von Wolfburn jeweils etwa zu einem Drittel in second fill- Quarter Casks von Islay, in Ex-Bourbonfässern sowie in Olorosofässern gelagert.




Art und Herkunft: Single Malt, Schottland (Highlands)

Besonderheiten: nicht kaltfiltriert

Aussehen und Aroma: Hellgelb mit leichtem Grünstich. Deutliches Rosinenaroma. Etwas phenolisch, ansonsten ein bisschen Vanille. Überreife Mango?

Geschmack: Etwas scharfer Antritt, ansonsten überwiegen die süßlichen Eindrücke: Kuchenteig, Biskuit. Gedämpfte Vanille. Nur sehr wenig rauchig, Es überwiegt der Charakter der Bourbonfässer.

Abgang: mittel bis lang, süßlich.

Fazit/Tipp: Ein vielversprechender Beginn. Der Dreijährige ist naturgemäß noch relativ unausgereift, zeigt aber auf jeden Fall Potenzial. Rauchig nur in homöopathischen Dosen, sicherlich abhängig vom Fassmanagement.  Zusatz von Wasser mangels Masse bzw, Geschmacksreserven nicht empfehlenswert.

Der nächste planmäßige Beitrag erscheint am 25. Dezember 2016.

- Euer Tomas Aquinas



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