Sonntag, 8. April 2018

Johnnie Walker Double Black NAS (40% Vol.)

Ein Geständnis vorweg, liebe Leserinnen und Leser: Ich bin - bis jetzt - kein großer Freund der Produkte aus dem Hause Johnnie Walker. Vor nun auch schon wieder sechs Jahren hatte ich eine etwas unschöne Begegnung mit dem damaligen Gold Label ("damalig", denn seitdem ist das Portfolio von JW kräftig umgebaut worden), über die ich ausführlich hier im Blog berichtet hatte

Zweitens geht mir  der allgegenwärtige Red Label besonders auf den Keks, wenn ich ihn denn doch einmal trinken muss, weil in der jeweiligen Kneipe neben dem Trio Infernale John, Jack und Jim ansonsten nur Tequila (am besten auch noch der mit Hütchen) oder Doppelkorn zu haben sind. Oder ein deutscher Weinbrand, der seit dreißig Jahren geöffnet im Regal steht. Und drittens nervt mich der Hype, den die "Firma Walker" (eigentlich natürlich Diageo) mit ihren überkandidelten Whiskys im Hochpreissegment betreibt. Das fängt an bei swingenden Flaschen und endet bei der Verzehrempfehlung (zitiert nach der deutschen Webseite) füllen Sie 4,5 cl in ein Glas aus Baccarat-Kristall. Baccarat-Kristall!

Warum also habe ich mir jetzt doch noch eine Flasche zugelegt? Ach, so wirklich kann ich das auch nicht sagen. Wollte ich dem Herren in dem flotten Outfit mit Spazierstock noch eine Chance geben? Oder hoffe ich auf eine positive Überraschung? Wer kennt schon die Abgründe der menschlichen Seele? Ich jedenfalls anscheinend nicht. Ganz ehrlich gesagt liegt es wohl daran, dass der Double Black einer der Whiskys von Johnnie Walker (Johnny Walker liest man übrigens häufig in den Getränkekarten, ist aber trotzdem falsch) ist, über den ich schon relativ häufig Gutes gehört habe. Und er war bei Amazon Prime im Angebot. Darum also.

Nach der großen Unstellung vor ein paar Jahren hat die Marke nun insgesamt drei Segmente, von denen uns heute nur die Reihe Johnnie Walker Colours interessiert, die mit dem oben schon rüde abgefertigten Red Label, welcher laut Werbung am besten wohl in Mixgetränken zu goutieren ist; dem Gold Label Reserve (früher ein Achtzehnjähriger, heute NAS); dem Platinum Label (18 Jahre alt); dem Blue Label (laut Stefan Gabanyi "ein guter Blend zum Preis von zwei sehr guten Single Malts"); dem Green Label, einem Blended Malt aus vier verschiedenen Whiskyregionen sowie schließlich den beiden Black Labels.

Den beiden?? Richtig, es gibt zwei. Den "einfachen" Black Label, der als Zwölfender angeboten wird und den heute besprochenen Double Black ohne Altersangabe. Beide sind nicht nur dem Namen nach miteinander verwandt. Der Double Black soll rauchiger sein als der Black. Ansonsten werden die selben Whiskys in unterschiedlichem Alter und unterschiedlicher Gewichtung vorhanden sein. An entsprechenden Destillerien mangelt es Diageo ja nicht: in den Johnnie Walkers werkeln traditionell die "üblichen Verdächtigen" von Caol Ila, Lagavulin und Talisker.



Art und Herkunft: Blended Scotch.

Besonderheiten: -

Aussehen und Aroma: So wie man sich einen Whisky vorstellt: satter, dunkler Bernstein. In der Nase eigentlich nur leicht rauchig. Angenehmes Eichenfass, holzig. Ein wenig Essig? Vanille.

Geschmack: Ein recht süßlicher und milder Antritt, angenehm weiches Mundgefühl. Süßlicher Bienenhonig. Der Rauch ist spürbar, aber nicht dominant: Lagerfeuer am Morgen danach. Etwas Apfelkompott? Neue Lederjacke.

Abgang: Mittel bis lang. Wärmend und eindeutig würzig bis sehr trocken.

Fazit/Tipp: Anders als viele Blends kann er ein paar Tropfen Wasser gut vertragen, denn diese schließen deutlich mehr Holzrauch auf. Das Lagerfeuer qualmt nun ordentlich. Ansonsten gefällt mir der Double Black sehr gut. Ein anständiger Whisky für den Alltag, der meinen heißgeliebten alten Black Bottle ersetzen könnte, wenn er nicht gleich einen Zehner teurer wäre als jener.

Der nächste planmäßige Beitrag erscheint am 15. April 2018.

- Euer Tomas Aquinas



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