Sonntag, 28. Oktober 2018

Longrow Peated NAS (46% Vol.)

Eigentlich ist es unsinnig, einen Whisky der Marke Longrow auch noch Peated zu nennen, aber dennoch heißt er tatsächlich so. Warum unsinnig? Weil Longrows immer "peated", also torfig sind. Sonst wären sie keine Longrows, sondern Hazelburns. Nix kapiert? Ganz einfach: es gibt keine Destillerie dieses Namens, sondern nur eine, die Springbank heißt. In dieser Brennerei werden drei verschiedene Marken hergestellt: Hazelburn (kein bis wenig Torf), Springbank (dezenter Torf) und eben Longrow (starker Torf).

Von letzterem hatten wir im Blog noch überhaupt nie einen Vertreter, von Springbank allerdings schon zwei. Diese Flasche hier habe ich zum Geburtstag von Plattfuss bekommen - eigentlich hat er mir einen Gutschein vom Haus am See geschenkt - da habe ich ihn mir dann selber ausgesucht, weil er mich interessierte, obwohl Onkel Hotte ihn gar nicht so wohlwollend besprochen hatte. Vielen Dank noch einmal, Plattfuss ... und natürlich auch Dank an Tomas Aquinas für die Socken ;-)

Unter dem Namen Longrow  gibt es insgesamt drei verschiedene Whiskys: den Peated ohne Jahresangabe, der heute hier vor uns steht; den Red, der 11 Jahre alt ist; und schließlich den Achtzehnjährigen, der ansonsten keinen weiteren Beinamen trägt. Der NAS ist der Nachfolger des CV, der früher der Einstiegswhisky dieser Reihe war. Wie alle Single Malts aus der Springbank-Destillerie ist er quasi naturbelassen und ausschließlich aus Malz eigener Produktion hergestellt. Die Flasche sollte in der Regel online für um die 36,- EUR erhältlich sein.


Art und Herkunft: Single Malt, Campbeltown.

Sonntag, 21. Oktober 2018

Macdonald's Glencoe 8 J. (58,0% Vol.)

Das Tal von Glen Coe mit dem gleichnamigen Ort Glencoe ist eines der beliebtesten Fotomotive in Schottland. Gleichzeitig war es im Jahre 1692 Schauplatz eines ungeheuerlichen - wenn auch nicht nie dagewesenen - Verbrechens. Soldaten eines Regiments vom Clan Campbell lagen damals (es waren die Zeiten der jakobitischen Kriege) im Dorf und waren in den Häusern der Einwohner, die allesamt dem Clan Donald angehörten, untergebracht. Die Dorfbewohner hatten keinen Grund zur Furcht, denn sie hatten gerade erst einen Treueid gegenüber dem König in London abgelegt. In der Nacht vom 13. Februar erhoben sich, auf einen per Geheimkurier überbrachten Befehl hin, die Campbellschen Rotröcke aus ihren Betten und begannen ihre Gastgeber abzuschlachten. Nach heutiger Kenntnis kamen damals zwar "nur" etwa vierzig Männer, Frauen und Kinder ums Leben, aber was die Tat besonders abscheulich machte und dafür sorgte, dass sie zu einem unauslöschlichen Teil der schottischen Geschichte wurde, war die Tatsache, dass ihr ein eklatanter Bruch des heiligen Gastrechts zugrunde lag.


Sonntag, 14. Oktober 2018

Sind so kleine Biere, Teil LXX: Bad Iburger Spargelbier (4,9% Vol.)

Das heutige Bier habe ich von einer Schülerin im Tausch gegen eine Sonderausgabe von Braugarten (das Geburtstagsbier von Plattfuss, das 4-40 Oatmeal Stout) erhalten. Zu einem "Spargelbier" konnte ich auch tatsächlich unmöglich Nein sagen.

Das Produkt ist eine Erfindung von Hermann-Josef Wienker, vom Forstbetrieb bzw. Spargelhof Wienker in Bad Iburg. Selbst gebraut hat er es jedoch nicht, sondern Clemens Brinker vom Back- und Brauhaus Brinker in Georgsmarienhütte. Durchaus naheliegend, denn der Beruf des Bäckers bzw. Brauers (pistor auf Latein) waren in der alten Zeit meistens ein- und dasselbe. Denn: wer die Zutaten zum Backen hat, der hat auch die Zutaten zum Brauen bei der Hand.

Im Bier ist tatsächlich Spargel vorhanden (drei Prozent), darüber hinaus noch einige sehr exotische Ingredienzien wie Estragon und Petersilie, wie auch in diesem Artikel in der Neuen Osnabrücker Zeitung erklärt wird. Das Angebot ist zurzeit noch sehr überschaubar: gerade einmal 300 Liter umfasste die erste Charge in diesem Sommer. Umso glücklicher müssen wir uns schätzen, die Gelegenheit zur Verkostung dieser besonderen Spezialität bekommen zu haben.


Art und Herkunft: Spezialbier, Deutschland (Niedersachsen).

Besonderheiten: Bier mit Spargel, Estragon, Petersilie, Koriander, Rosmarin, Wacholder. Die Zutaten werden während der (Nach-) Gärung zugegeben.

Aussehen und Aroma: Goldgelb und trübe. Leichte Sedimentierung. Kleine Krone. Rosmarin und Wacholder kommen recht deutlich durch, der Spargel hält sich (noch?) im Hintergrund.

Geschmack: Ein sehr ungewöhnlicher Antrunk mit süßlich-würzigen Noten. Ein doch recht kräftiger Einschlag von Estragon und Koriander. Der Spargel kommt noch immer nicht wirklich durch.

Abgang: Kurz und ohne bleibende Eindrücke.

Fazit/Tipp: Ein außergewöhnliches Bier, das bei aller Exotik doch gut trinkbar ist. Letztendlich hat der Spargel wohl zu wenig Durchsetzungskraft gegenüber den anderen pflanzlichen Aromen. Diese führen zu einem ungewöhnlich pflanzlichem - laut Plattfuss "minestroneartigem" - Geschmack, der aber zu keiner Zeit deplaciert oder störend wirkt. Empfehlenswert.

Der nächste planmäßige Beitrag erscheint am 21. Oktober 2018.

Verkostung: Jan B. und Plattfuss

Text: Jan B.

Sonntag, 7. Oktober 2018

Ben Nevis McDonald's Traditional NAS (46,0% Vol.)

Frisch zurück sind meine Redaktionskollegen, Anhang (soweit vorhanden) und ich aus den schottischen Highlands, wo wir gut eine Woche lang mit dem Hausboot rumgetuckert sind. Unsere Reise führte uns auch nach Fort William an der Westküste und zur Destillerie Ben Nevis, die am Fuße des gleichnamigen Berges liegt. Während die Damenwelt nach entbehrungsreicher Seefahrt Flussfahrt die großzügige Einkaufszone von Fort William ansteuerte, machte sich unsere kleine Herrenrunde auf einen entbehrungsreichen, etwa vier Kilometer langen Fußweg zur Brennerei.

Insgesamt werden drei verschiedene Touren im Visitor's Center angeboten, eine "Spartour" für fünf, eine Tasting Tour für achtzehn und schließlich eine Executive Tour für dreißig (!) Pfund pro Nase. Keine Bange - die Touren unterscheiden sich lediglich in der Anzahl der Verkostungssamples am Ende. Bei der letztgenannten "Superluxustour" bekommt man derer gleich sechs. Ansonsten ist der Besucher - inklusive eines kleinen, etwas amateurhaft wirkenden Films zu Anfang und ohne Sampling am Ende etwa 40 Minuten unterwegs. Ich will nicht verschweigen, dass ich die Tour an und für sich nicht besonders spannend fand. Der Guide war recht sympathisch und spulte sein Programm brav herunter, aber schließlich ist Ben Nevis doch eine recht kleine Brennerei, die Anlagen daher überschaubar und in ein oder zwei wirklich interessante Bereiche (z.B. die Lagerräume) kam man nicht hinein. Insofern waren wir mit der Fünf-Pfund-Tour doch recht gut bedient. Leider gibt es an deren Ende nur einen Schluck Nevis Dew Supreme Selection, einem Blended Scotch, der speziell für Besucher der Destillerie kreiert wurde, und der meines Erachtens ein doch recht kratziger Low-Ender ist.

Interessant macht die ganze Affäre die Tatsache, dass man mit dem Eintritt gleichzeitig einen Preisnachlass von fünf GBP auf alle angebotenen Produkte erwirbt, die am Ende der Tour (aber natürlich auch ganz ohne Besichtigung) im Shop erhältlich sind. Interessant auch deswegen, weil Whisky in Schottland notorisch teuer ist und auch nicht alle angebotenen Whiskys überhaupt so ohne weiteres im Ausland bezogen werden können.

Neben weiteren Variationen des Nevis Dew, die wir nicht weiter beachteten, fanden und kauften wir einen achtjährigen Vatted Malt namens McDonald's Glencoe sowie den heute vorgestellten McDonald's Traditional (Malt)


Letztendlich bekamen wir den Traditional - mit Rabatt - für umgerechnet 42,- EUR, was als Schnäppchen gelten muss, da ich ihn online in Deutschland nur ab ca. 50,- EUR aufwärts gesehen habe. Dieser Whisky unterscheidet sich vom "normalen" Ben Nevis - außer durch die fehlende Altersangabe - dadurch, dass man für ihn torfgeräuchertes Malz verwendet hat, was ansonsten in dieser Brennerei nicht üblich ist. Das gesamte Malz von Ben Nevis wird im Übrigen nicht vor Ort gedarrt, sondern von der Firma Bairds Malt in Inverness bezogen. Für die Rezeptur wurde eine Formel aus dem 19. Jahrhundert verwendet.