Sonntag, 7. Oktober 2018

Ben Nevis McDonald's Traditional NAS (46,0% Vol.)

Frisch zurück sind meine Redaktionskollegen, Anhang (soweit vorhanden) und ich aus den schottischen Highlands, wo wir gut eine Woche lang mit dem Hausboot rumgetuckert sind. Unsere Reise führte uns auch nach Fort William an der Westküste und zur Destillerie Ben Nevis, die am Fuße des gleichnamigen Berges liegt. Während die Damenwelt nach entbehrungsreicher Seefahrt Flussfahrt die großzügige Einkaufszone von Fort William ansteuerte, machte sich unsere kleine Herrenrunde auf einen entbehrungsreichen, etwa vier Kilometer langen Fußweg zur Brennerei.

Insgesamt werden drei verschiedene Touren im Visitor's Center angeboten, eine "Spartour" für fünf, eine Tasting Tour für achtzehn und schließlich eine Executive Tour für dreißig (!) Pfund pro Nase. Keine Bange - die Touren unterscheiden sich lediglich in der Anzahl der Verkostungssamples am Ende. Bei der letztgenannten "Superluxustour" bekommt man derer gleich sechs. Ansonsten ist der Besucher - inklusive eines kleinen, etwas amateurhaft wirkenden Films zu Anfang und ohne Sampling am Ende etwa 40 Minuten unterwegs. Ich will nicht verschweigen, dass ich die Tour an und für sich nicht besonders spannend fand. Der Guide war recht sympathisch und spulte sein Programm brav herunter, aber schließlich ist Ben Nevis doch eine recht kleine Brennerei, die Anlagen daher überschaubar und in ein oder zwei wirklich interessante Bereiche (z.B. die Lagerräume) kam man nicht hinein. Insofern waren wir mit der Fünf-Pfund-Tour doch recht gut bedient. Leider gibt es an deren Ende nur einen Schluck Nevis Dew Supreme Selection, einem Blended Scotch, der speziell für Besucher der Destillerie kreiert wurde, und der meines Erachtens ein doch recht kratziger Low-Ender ist.

Interessant macht die ganze Affäre die Tatsache, dass man mit dem Eintritt gleichzeitig einen Preisnachlass von fünf GBP auf alle angebotenen Produkte erwirbt, die am Ende der Tour (aber natürlich auch ganz ohne Besichtigung) im Shop erhältlich sind. Interessant auch deswegen, weil Whisky in Schottland notorisch teuer ist und auch nicht alle angebotenen Whiskys überhaupt so ohne weiteres im Ausland bezogen werden können.

Neben weiteren Variationen des Nevis Dew, die wir nicht weiter beachteten, fanden und kauften wir einen achtjährigen Vatted Malt namens McDonald's Glencoe sowie den heute vorgestellten McDonald's Traditional (Malt)


Letztendlich bekamen wir den Traditional - mit Rabatt - für umgerechnet 42,- EUR, was als Schnäppchen gelten muss, da ich ihn online in Deutschland nur ab ca. 50,- EUR aufwärts gesehen habe. Dieser Whisky unterscheidet sich vom "normalen" Ben Nevis - außer durch die fehlende Altersangabe - dadurch, dass man für ihn torfgeräuchertes Malz verwendet hat, was ansonsten in dieser Brennerei nicht üblich ist. Das gesamte Malz von Ben Nevis wird im Übrigen nicht vor Ort gedarrt, sondern von der Firma Bairds Malt in Inverness bezogen. Für die Rezeptur wurde eine Formel aus dem 19. Jahrhundert verwendet.

Art und Herkunft: Single Malt, Highlands (Western).

Besonderheiten: Annähernde Replik eines Whiskys von 1882, getorft.

Aussehen und Aroma: Hellgold. Zunächst kein Torf in der Nase; eher viel Holz, sicherlich Sherryfass. Durchaus parfümiert und sehr würzig wirkend, "exotische Spezereien" wie Kampfer, weißer Pfeffer, eine Prise Nelken und Kardamom.

Geschmack: Ein recht starker, pfeffrig-ethanolischer Antritt. Sehr nussig und mit einer im Geruch nicht vorausgeahnten Torfnote, die eher medizinisch als maritim wirkt. Fichtenwald. Ganz leichte Zitrusdünste.

Abgang: Mittel bis lang. Torfig bis leicht staubig und durchaus ledrig.

Fazit/Tipp: Man sagt, die Single Malts des 19. Jahrhunderts seien ruppiger gewesen als die heutigen. Wenn dem so ist, dann ist Ben Nevis hier sicherlich tatsächlich eine ganz gute Annäherung an diesen alten Stil gelungen. Wer den normalen Zehnjährigen kennt, wird auf jeden Fall überrascht werden. Der Whisky ist definitiv nicht schlecht, aber leider auch etwas anstrengend im Stil. Die Zugabe von Wasser empfehlen wir diesmal dezidiert nicht, denn es werden etwas unangenehme muffig-dumpfe Aromen freigesetzt, auf die man gut verzichten kann.

Der nächste planmäßige Beitrag erscheint am 14. Oktober 2018.

Verkostung: Jan B. und Tomas A.

Text: Jan B.



Keine Kommentare: