Samstag, 6. Oktober 2012

Tomatin 12 J. Sherry Cask (40% Vol.)

So, nachdem wir bereits letztes Mal über den Speyburn Bradan Orach gesprochen hatten, heute noch ein weiterer so genannter Einsteigerwhisky, diesmal von der Brennerei Tomatin. Der Zwölfjährige ist bereits für etwas über 20,- EUR im Einzelhandel zu bekommen und war deshalb unsere erste Wahl, als Novize Nobody sich mit einem Fläschchen an einer geselligen Runde bei Plattfuss beteiligen wollte. Die (teilweise) Lagerung im Sherryfass sowie die Herkunft aus den nördlichen Highlands sollten normalerweise für einen schmeichelnden, dennoch kräftigen ersten Eindruck sorgen.

Die Tomatin war lange Zeit eine der unauffälligen Destillerien. Sie hat viel weniger Publicity - jedenfalls als Hersteller von Single Malts - als andere Brennereien aus den Highlands, eventuell deshalb, weil sie zwar eine sehr hohe Produktionskapazität aufweist (theoretisch über 5 Mio. Liter reiner Alkohol pro Jahr, in den Siebzigern waren es bis zu 12 Mio. !), diese jedoch über viele Jahre fast ausschließlich in die Herstellung von Blends floss. Tomatin betreibt in seinen Anlagen insgesamt 12 Wash Stills und 11 Spirit Stills. Die Destillerie ist auch insofern etwas Besonderes, weil sie die erste schottische Brennerei war, die von Japanern aufgekauft wurde. Als sie 1985 pleite ging, fand sich in Takara Shuzo - einem japanischen Getränkekonzern - der sprichwörtliche weiße Ritter, der durch seine Investitionen die langfristige Gesundung von Tomatin einleitete. In den letzten Jahren hat man verstärkt versucht, das Profil als Hersteller von Single Malts zu schärfen. Mit The Antiquary und The Talisman werden aber weiterhin auch hochwertige Blends produziert. Der Zwölfjährige Single Malt hat den früher üblichen Zehnjährigen als Einstiegswhisky abgelöst; man scheint damit einem allgemeinen Trend bei schottischem Whisky zu folgen. Darüber hinaus gehören noch ein 15-, 18- und 30-jähriger zum Standardsortiment, nebst einigen Sonderabfüllungen und Raritäten.



Art und Herkunft: Single Malt, Highlands.

Aussehen und Aroma: Der Whisky hat eine dunkelgoldene Farbe. In der Nase zeigen sich bereits etwas Sherry und fruchtige Noten sowie ein eher dämpfender Eindruck von kalter Asche.

Geschmack: Ein ziemlich frischer Ausdruck mit leicht süßlich-fruchtigen Nuancen (Äpfel?) und trocken-nussigen Elementen. Etwas spritig im Mittelteil.

Abgang: Mittellang und trocken(er), ein bisschen bitter.

Fazit: Ein wenig komplexer Whisky, der sich tatsächlich ganz gut für erste Erfahrungen mit Single Malts eignet. Leider teilweise etwas ruppig.

Tipp: Obwohl er nur in regulärer Stärke abgefüllt ist, kann man ein ganz paar Tropfen Wasser gut dazugeben. Im Aroma zeigt sich dann eine Spur von Rhabarber und die scharfen Untertöne am Gaumen werden etwas gemildert.

Der nächste planmäßige Beitrag erscheint am 13. Oktober 2012.


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