Samstag, 25. April 2015

Sind so kleine Biere, Teil XXV: Rother Bräu Öko Urtrunk (4,7% Vol.)

In Unterfranken - genauer gesagt: in der Rhön - liegt die kleine Gemeinde Hausen. In deren Ortsteil Roth wiederum befindet sich die Rother Bräu Bayerische Exportbierbrauerei GmbH (oder einfach nur Rother Bräu, für die Freunde). Gegründet wurde die Brauerei bereits 1788 (als Teil eines Gasthauses, wie damals oft üblich). Fast 100 Jahre später ging sie dann in den Besitz der Familie über, die noch heute die Geschicke der Firma lenkt. Zurzeit sind etwa 35 Personen mit der Herstellung, dem Versand und mit allem, was sonst noch so nötig ist, beschäftigt. Die heutigen Produktionsanlagen wurden 1976 bezogen und Mitte der Neunziger war sogar eine kleine Expansion möglich, als Rother Bräu die Klosterbrauerei Münnerstadt vom dort ansässigen Augustinerorden pachten konnte.

Neben dem dort hergestellten Kloster Urstoff bietet Rother eine ganze Palette von Bieren an. Unter den "Bierklassikern" sind dies: ein Pils, ein Export, ein Festbier, ein Doppelbock, ein Radler sowie ein feinherbes Pils. Darüber hinaus - und  dies soll uns heute besonders interessieren - wird seit Ende der Achtzigerjahre auch großer Wert auf die Herstellung von "Ökobieren" gelegt. Die Brauerei führt zu diesem Sortiment aus:
Alle Öko-Biere werden mit Zutaten von heimischen und regionalen Landwirten hergestellt, die aus biologisch kontrolliertem Anbau stammen. Das Brauwasser kommt direkt aus den Quellen der Rhön. Den Hopfen beziehen wir aus der fränkischen Schweiz vom Biobetrieb Friedrich aus Gräfenberg. Natürlich stammt dieser aus biologisch kontrolliertem Anbau. Das Malz beziehen wir von der Mälzerei Rhön-Malz in Mellrichstadt, welche das Getreide von den Biolandwirten der Region kauft.
Der heute besprochene Öko-Urtrunk ist laut Beschreibung ein Kellerbier (manchmal auch Zwickelbier genannt), also ein traditionell besonders in Franken beheimatetes ungefiltertes Lagerbier. Ich habe es als 0,5l-Bügelflasche beim nahen Supermarkt für etwa 1,20 EUR gekauft.


Art und Herkunft: Kellerbier, Deutschland (Franken)

Besonderheiten: aus biologisch kontrolliert angebauten Zutaten

Aussehen und Aroma: Goldgelb mit einer kleinen, festen Krone. Wenig Kohlensäure. Frisch, mit deutlicher Hefe und etwas Zitrone.

Geschmack: Sehr würzig und auch ziemlich hopfig. Fruchtige Noten: Orangeat und Banane.

Abgang: Mittellang und herber als zu Beginn.

Fazit/Tipp: Ein Bier, das sich als Durstlöscher geradezu empfiehlt: Wenige Umdrehungen, sehr erfrischend, viel Hopfen. Leicht zu trinken.

Der nächste planmäßige Beitrag erscheint am 2. Mai 2015.

- Euer Tomas Aquinas



Samstag, 18. April 2015

Pale Ale vs Amber Lager vs 1873 Pils (Beck's)

Nun, so langsam tut sich wirklich etwas im "Bierland" Deutschland. Nicht nur springen einem allenthalben Erzeugnisse kleiner und sehr kleiner Brauereien ins Auge - nein, auch die großen Anbieter mühen sich mittlerweile so nach und nach, zumindest ein oder zwei "Spezialbiere" ins Sortiment aufzunehmen. Wir denken da an Versuche wie Maisel & Friends, über die wir bereits kurz berichtet haben. Nun also auch die Brauerei Beck's aus Bremen (bzw. deren Besitzer, der Gigant unter allen Brauereigiganten: Anheuser-Busch InBev). Unter dem Motto Taste the World hat die 1873 gegründete Firma drei neue Biere auf den Markt geworfen: ein "traditionelles" Pils, ein Lager, ein Pale Ale. Da man außerdem erkannt hat, dass mit neuen Bierspezialitäten richtig Kohle gemacht werden kann, kassiert man dafür auch so richtig ab: Ein Viererträger kostet im Einzelhandel in der Regel auch um die vier EUR, also gut einen Taler pro Flasche, nicht schlecht.

Fizzz zitiert dazu den Deutschlandchef von AB InBev mit den Worten: 
Wir haben nicht den Anspruch, ein kleines, lokales Craft Bier zu sein. Das erwartet der Konsument nicht von einer internationalen Marke wie Beck’s.
Stimmt, das hätten wir ihm auch sonst nur schwer abgenommen. Zumindest steht auf jeder Verpackung eine kleine Geschichte darüber, warum und wieso genau dieses Bier, wie hopfig es ist und wie würzig. Und auch, welcher Hopfen verwendet wurde. Man hat also auch etwas zum Lesen beim Bierchen.


Beck's Amber Lager (5,7% Vol.)

Art und Herkunft: Dunkles Lager, Deutschland

Besonderheiten: "Inspired by Australia", verwendeter Hopfen: Saphir

Aussehen und Aroma: Dunkle Bernsteinfarbe. Sehr deutlich orangefarbener Einschlag. Mittlere, flüchtige Krone. Süßliche und malzige Gerüche. Heu?

Geschmack: Weich, mit leichten Röstaromen. Später etwas bitterer. Ein paar würzige Kräuter im Hintergrund.

Abgang: Mittel. Ganz spät stellen sich meines Erachtens leichte und süßliche Zitrusnoten ein.

Fazit/Tipp: Ein sehr kerniger, aber auch interessanter Geschmack. Ich finde es etwas spritziger als ein "typisches" Lager.


Beck's Pale Ale (6,3% Vol.)

Art und Herkunft: Pale Ale, Deutschland

Besonderheiten: "Inspired by England", verwendeter Hopfen: Cascade

Aussehen und Aroma: Dunkelgold mit Kupfer. Sehr instabile Krone. Stark hopfig, eventuell etwas Orange?

Geschmack: Sehr frisch und mit ziemlich leichtem Eindruck. Orangenzeste. Später kräftiger Hopfen und trockener.

Abgang: Kurz. Leicht metallischer Nachbrenner.

Fazit/Tipp: Sehr erfrischend und ohne Probleme trinkbar. Ein Bier, das zischt.




Beck's 1873 Pils (6,0% Vol.)

Art und Herkunft: Pilsener, Deutschland

Besonderheiten: "Inspired by our foundation in 1873", verwendeter Hopfen: Tradition

Aussehen und Aroma: Dunkelgelb, sehr kleine Krone. Geruchlich eher eine typische feinherbe Pilsnote.

Geschmack: Ein leicht cremiges, weiches Mundgefühl. Zwar pilsig-herb, jedoch weniger stark als das Standardprodukt von Beck's. Dafür etwas hopfiger und würziger.

Abgang: Mittel und ziemlich trocken. Zum Ende hin sogar noch etwas süßlich.

Fazit/Tipp: Gut trinkbar. Etwas kräftiger und mit mehr Reserven als ein schwächeres Standardpils.

Gesamtfazit: Bei den drei neuen Sorten hat Beck's sich erkennbar Mühe gegeben, das muss ich neidlos anerkennen. Für etwas mehr Geld bekommt man drei vielleicht nicht außergewöhnliche aber zumindest interessante Biere. Das Pale Ale ist am erfrischendsten, das Amber Lager am spannendsten. Verkehrt macht man mit keinem was.

Der nächste reguläre Beitrag erscheint am 25. April 2015.

- Euer Tomas Aquinas



Samstag, 11. April 2015

Sind so kleine Biere, Teil XXIV: Timmermans Oude Gueuze Limited Edition (5,5% Vol.)

In den letzten Jahren bin ich kein großer Fan der Produkte von Timmermans gewesen, das muss ich zugeben. Die Standardbiere sind mir teilweise wirklich zu künstlich und zu süß. Allerdings hat sich bei der Recherche für diesen Text gezeigt, dass auch in dieser alteingesessenen Brauerei (gegründet 1702 von Jan Vandermeulen, damals noch als Anbau an einen Bauernhof) im 21. Jahrhundert neue Wege beschritten werden. Und "neue Wege" bedeutet bei der Lambiekherstellung mittlerweile: zurück in die Vergangenheit. Praktisch alle Brauereien haben dies erkannt und stellen - neben den Produkten für den Massenkonsum - auch wieder "traditionelle" Lambieks und/oder deren Derivate her. Konsequent wird hierbei in der Regel auf den Zusatz von Zucker und anderen Hilfsstoffen verzichtet. Im Bereich der Fruchtbiere, insbesondere des Kriek, heißt das außerdem: Verzicht auf Fruchtsirups, dafür Verwendung von echten Kirschen, wie früher durchgängig üblich.

Ich habe mir mal die Mühe gemacht und bin die Seite von Timmermans durchgegangen, um festzustellen, ob es mittlerweile für jedes "Mainstreamprodukt" auch wieder eines nach entsprechender traditioneller Rezeptur gibt:

Sorte Mainstreamprodukt Traditionelle Herstellung
Braunbier

Bourgogne de Flandres
Geuze

Gueuze Tradition



Oude Gueuze (Limited Ed.)
Faro

Faro Tradition
Fruchtbier Framboise



Strawberry

Pêche



Kriek Kriek Retro Tradition


Oude Kriek (Limited Ed.)
Weißbier

Blanche Tradition

Wie man deutlich sieht, überwiegt mittlerweile die Anzahl der traditionell hergestellten oder zumindest auf die Tradition Bezug nehmenden Lambieks und deren Ableger. Obwohl Timmermans schon seit 1993 zur wesentlich größeren Brauerei Anthony Martin gehört, hat die Firma ihren familiären Touch weitgehend gehalten, denn die Produktion von Lambieks eignet sich naturgemäß nicht für großindustrielle Verfahrensweisen. Es werden pro Jahr etwa 15.000 Hektoliter Bier produziert, also wesentlich weniger als etwa beim Mitbewerber Lindemans.

Für die heute verkostete alte Geuze ist der Name Limited Edition etwas irreführend, denn wie Timmermans anmerkt, ist die Oude Gueuze grundsätzlich eine Limited Edition. Es handelt sich um einen Verschnitt von alten (drei Jahre im Eichenfass gelagert) und jungen Lambieks, die vier Monate in der Flasche nachgären. Als Mindesthaltbarkeit gibt der Hersteller 20 Jahre an. Anhand des auf der Flasche aufgedruckten MHD kann ich also davon ausgehen, dass diese irgendwann im April 2013 abgefüllt wurde.

Art und Herkunft: Geuze, Belgien (Flämisch-Brabant)

Besonderheiten: -

Aussehen und Aroma: Weißlich bis hellgelb. Kleine Krone, sehr trüb. Deutliche Hefeteilchen. Im Geruch sehr säuerlich bis erdig. Essig. Etwas Schulkreide. Nasser Stein.

Geschmack: Sehr moussierend. Weiches Gaumengefühl. Zitronensäure. Sehr vage Kräuternoten, eventuell Estragon?

Abgang: Relativ lang. Adstringierend.

Fazit/Tipp: In diesem jungen Alter noch sehr sauer. Könnte sicher besser noch ein paar Jahre reifen. Für den Uneingeweihten recht gewöhnungsbedürftig. Ich persönlich fand die Oude Geuze absolut okay, kenne allerdings durchaus welche, die mir besser schmecken (z.B. 3 Fonteinen).

Der nächste planmäßige Beitrag erscheint am 18. April 2015.

- Euer Tomas Aquinas



Samstag, 4. April 2015

Cave Creek Chili Beer (4,6% Vol.)

Wie wahrscheinlich die meisten Menschen außerhalb Mexikos habe ich in meinem Leben nur selten "echtes" mexikanisches Bier getrunken, sieht man mal von Mischgetränken wie Desperados ab. Einzige unrühmliche Ausnahme bis jetzt war mein Aufenthalt in Ciudad Juarez Ende der Neunziger. Dort hatte ich das Missvergnügen, einen Sechserträger glühend heißes Tecate nicht nur kaufen, sondern auch austrinken zu müssen. Wofür ich damals wegen des akuten Widerwillens, den ich verspürte, geschlagene zwei Tage brauchte. Außerdem erlitt ich einen mittelschweren Fall von Dysentrie, den ich allerdings eher auf die an einem anonymen Bretterverschlag heruntergewürgten Tamales zurückführe. Hach ja, die goldenen Jugendzeiten.

Die Cerverceria Mexicana (keine Firmenwebseite), um deren Produkt es heute geht, kommt zwar ebenfalls aus der Stadt Tecate in Baja California, die Marke Tecate gehört jedoch nicht zu ihrem Portfolio. Nach mexikanischen Maßstäben gilt sie zwar immer noch als "handwerkliche Brauerei", dennoch ist sie - zumindest nach Angaben ihres amerikanischen Generalimporteurs - die drittgrößte Brauerei Mexikos.  Anscheinend, wenn mein Spanisch ausreicht, sind die Biere der Firma nur regional erhältlich. Der Rest wird exportiert, hauptsächlich in die USA. Dort hat man dafür eine relativ starke Präsenz, die hauptsächlich auf zwei verschiedenen Beinen steht: einmal die Biere der Marke Day of the Dead (in Anlehnung an den mexikanischen Feiertag Dia de los muertos zu Allerheiligen/Allerseelen) in allen möglichen Sorten, zum Beispiel auch Hefeweizen. Andererseits aber auch das Standardprodukt Mexicali Beer, das Red Pig Ale sowie eben das hier besprochene Cave Creek Chili Beer.

Letzteres ist halt eines der mexikanischen Erzeugnisse, bei dem sich die Marketingleute gefragt haben, welche Eigentümlichkeiten sie den gringos denn wohl so unterjubeln können. Im Inneren werkelt ein eher normales Lagerbier (sicherlich aus der regulären Produktion von Cerverceria Mexikana), ergänzt um eine dicke, in Essig eingelegt gewesene Chilischote. Mehr ist eigentlich nicht zu sagen, denn sonstige Geschmacksverstärker sind wohl nicht zugesetzt.

Art und Herkunft: Lager, Mexiko (Baja California)

Besonderheiten: Chilischote

Aussehen und Aroma: Hellgelb, etwas blass. Feinperlig. Keinerlei Krone. Fast kein definierbarer Geruch. Etwa Zitrus?

Geschmack: Ein ganz leicht herber Antritt. Dann sofort fast brutale Schärfe. Sonst nichts.

Abgang: Es brennt lange nach im Mund. Vom Bier ist hingegen schon seit einer Ewigkeit nichts mehr zu schmecken gewesen.

Fazit/Tipp: Ein gutes Beispiel für ein völlig sinnfreies Bieraußer einem Brennen im Mund hat es keinerlei Wirkung. Ohne die Chilischote würde es wohl nach überhaupt nichts schmecken. Nur als Mutprobe geeignet.

Der nächste planmäßige Beitrag erscheint am 11. April 2015.

- Euer Tomas Aquinas




Freitag, 3. April 2015

Zwischendurch: Termine April 2015

Lokal und Regional

Frühjahrssend (Münster: 18. bis 26. April)


National

2. Whisky Fair Rhein-Ruhr (Düsseldorf: 11. und 12. April)


14. WhiskyFair (Limburg: 25. und 26. April)


International

5de Bierfestival Groningen (Groningen, Niederlande, 10. und 11. April)


Classic City Brew Fest (Athens, GA, USA: 12. April)

7th Annual Miami Rum Festival (Miami, FL, USA: 17. bis 19. April)

Spirit of Speyside (Region Speyside, Schottland: 30. April bis 4. Mai)




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