Heute besprechen wir endlich einmal wieder einen Single Malt aus den Highlands. Allerdings findet sich zum Dalwhinnie in manchen Quellen auch die Angabe Speyside. Ich folge in diesem Falle in der Regel der Herstellerangabe, und auf der Webseite von Dalwhinnie definiert man sich deutlich als Highlander. Die selbe Webseite offenbart auch die Zugehörigkeit zur Classic Malts Selection von UDV/Diageo - und war einer der "Ersten Sechs" in dieser Reihe, die 1988 aufgelegt wurde, zusammen mit Lagavulin, Talisker, Oban, Glenkinchie und Cragganmore.
Die Destillerie wurde 1897 gegründet und gehörte damit zum ersten Whisky-Boom an der Schwelle zum 20. Jahrhundert. Damals trug sie noch den Namen Strathspey, obwohl sie nicht in der Nähe des Flusses Spey liegt. Sie wurde allerdings bereits ein Jahr später nach einem Besitzerwechsel in Dalwhinnie umbenannt. Heute beschäftigt die Firma noch insgesamt acht Personen, die mit dem Herstellungsprozess befasst sind: der jährliche Ausstoß wurde vor einiger Zeit auf etwa 13.000 Hektoliter Alkohol beziffert. Der größte Anteil der Produktion geht - wie schon immer - in den Blend der Marke Black & White. Aktiv beworben werden seitens Diageo nur der 15jährige und der 18jährige Single Malt aus der sogenannten Distillers Edition. Die Firma unterhält auch ein Besucherzentrum. Ansonsten lässt sich anscheinend in der unmittelbaren Umgebung auch sehr gut Sport treiben (Wandern, Fischen, ...)
[Bild: Francois Maillot auf flickr.com (BY-NC-SA 2.0)]
Aussehen und Aroma: Der ausgeschenkte Dalwhinnie 15 war beim Test von strohgoldener Farbe; in der Nase zeigten sich schnell frische Noten von Gras und Zitrone, später wie ein ganzer Obstkorb.
Geschmack: Auf der Zunge setzt sich das fruchtige Thema nahtlos fort: im Mittelteil dezidiert Birne oder Herbstapfel. Das Mundgefühl an sich vollmundig und samtig, sehr mild. Kaum erkennbarer Rauch. Bei Zusatz von stillem Wasser wird das Obst noch intensiv, es erinnert schon fast an Cidre. Warm und weich.
Abgang: Mittellang.
Fazit: Vielen Single Malt-Aficionados, zum Beispiel auch Johannes van den Heuvel, ist der Dalwhinnie anscheinend zu langweilig, wohl auch wegen des fehlenden aggressiveren Rauchs. Natürlich ist der Whisky unter diesem Blickwinkel weniger ausdrucksstark; in meinen Augen macht ihn aber das ausgeprägte Obst in Aroma und Geschmack doch sehr spannend. Außerdem ist er aufgrund seiner Milde sicherlich auch etwas für Anfänger. Einen kleinen Schuss Wasser verträgt er gut. Um die 30,- EUR in Online-Shops.
Der nächste planmäßige Beitrag erscheint am 7. Juli 2012.