Freitag, 31. Dezember 2021

Rückschau und Vorschau 2021/2022

Eigentlich wollte Plattfuss noch ein winterliches Getränk vorstellen, aber daraus ist wohl irgendwie nichts geworden (er hat eine neue Partnerin, vielleicht liegt es daran *zwinkizwonki*). So gibt es denn an dieser Stelle als Jahresabschluss einen traditionellen Rückblick auf das Jahr sowie einen sneak preview auf kommendes.

Gleich zu Jahresanfang durften wir ein interessantes Crossover-Stout der befreundeten Nanobrauerei Kobeer probieren. Leider kam der Austausch danach - auch wegen der Pandemie - zum Erliegen. Wir hoffen auf Nachrichten im neuen Jahr.

Im Februar verkosteten wir ein hervorragendes und recht selten zu bekommendes Bier von De Rulles. Bisher haben wir auch leider kein weiteres von ihnen auftreiben können, jedenfalls nicht in den Niederlanden ... in Belgien waren wir dieses Jahr leider nicht. 

Der März brachte eine tolle Neuentdeckung deutschen Whiskys für uns: der Eifel Whisky in seiner torfigen Variante hat uns wirklich überzeugt. Leider hatten wir nur eine kleine Flasche, die entsprechend schnell geleert wurde.

Im Braugarten begann die Saison im April. Leider scheiterte damals unser projektiertes Weihnachtsbier. Aus den Resten brauten wir jedoch zum ersten (aber nicht zum letzten) Mal unseren Experimentalsud namens "Lagerschaden", den wir mittlerweile ins reguläre Portfolio aufgenommen haben, weil wir so viele positive Rückmeldungen dazu bekommen haben.

Im Mai gab es für uns praktisch nur deutsche und österreichische Biere zu trinken. Überhaupt war einer der wenigen positiven Nebeneffekte der Pandemie - wenn man das überhaupt so sagen darf - dass wir eine unheimlich große Anzahl heimischer Biere entdecken konnten, die bequem im Onlinehandel zu erwerben waren. Das "farbigste Bier" des Monats kam sicherlich von der Brauerei Wacken, wobei die Charge so groß war, dass wir eine zweite Folge hinterherschieben mussten.

Der Juni stand im Zeichen kommerziellerer Biere: einmal gab es Hacker-Pschorr und einmal die Hausmarke von Getränke Hoffmann. Auch dem Mainstream muss man ja mal eine Chance geben, denn das ist das, was auch die meisten Menschen trinken (wollen).

Bildrechte: Tomas A. (2012)


Im Juli wurde es dann exotisch im Blog: russische Biere standen auf dem Programm. Wir probierten uns durch fast das gesamte Angebot von Baltika aus Sankt Petersburg. Auch hier mussten wir wieder eine zweite Folge nachschieben. Von mehreren der Biere waren wir durchaus positiv überrascht.

Sonntag, 19. Dezember 2021

Projekt Braugarten, Folge 12: Lagerschaden (7,2% Vol.)

Das heutige Bier entstand durch Zufall. Wir wollten im April diesen Jahres eigentlich wieder unser sehr beliebtes Weihnachtsbier brauen, aber irgendwas lief schief: die Jodprobe wollte und wollte nicht normal ausfallen. Das ganze Material und der ganze Tag im sprichwörtlichen Eimer? Nicht ganz. Spontan beschlossen die Jungs und ich, aus allen Resten, die verfügbar waren und zusammenzupassen schienen, einen Experimentalsud zu brauen. Mengen wurden berechnet, Vorräte gesichtet und Equipment geputzt. Und so entstand unser Lagerschaden, ein Strong Lager, dessen Rezeptur - auch wenn sie improvisiert war - wir uns natürlich notiert haben, sodass wir es auch wieder reproduzieren können, wenn es gut geworden ist.

Spoiler: tatsächlich ist es so gut angekommen, dass wir bereits kurze Zeit später eine zweite Charge angesetzt haben, und zwar gleich einen Monat später, im Wonnemonat Mai. Abgefüllt haben wir beim zweiten Mal in Bügelflaschen, weil wir gerade so viele übrig hatten und weil sie natürlich sehr praktisch sind, da man sich ja das umständliche Verkorken der Flaschen sparen kann.


Art und Herkunft: European Strong Lager, Deutschland (Niedersachsen).

Anmerkungen: Gebraut nach dem deutschen Reinheitsgebot.

Sonntag, 12. Dezember 2021

Jack Daniel's Gentleman Jack NAS (40,0% Vol.)

Ich werde mich jetzt echt nicht hierhin setzen und anfangen euch etwas über die Geschichte von Jack Daniel's aus Lynchburg, Tennessee, zu erzählen. Das macht die Firma auf ihrer eigenen Webseite in großem Stil und - wie der Gründervater selbst - mit sehr viel Gefühl für das richtige Storytelling. da erfährt man alles, aber wirklich alles, was man jemals über die Destillerie, ihre Geschichte und ihre Produkte wissen wollte - also bitte.

Zu Beginn muss ich gestehen, dass ich über die Jahre kein größerer Fan amerikanischer Bourbons, Tennessee- und Kentucky Whiskeys geworden bin. In den Anfangszeiten des Blogs waren ein paar Sachen drin, aber im großen und ganzen haben wir doch recht wenig über Jack Daniel's und Mitbewerber geschrieben. Neulich nun bekam ich eine Probe des Gentleman Jack geschenkt, worüber ich mich sehr gefreut habe, denn probieren wollte ich ihn immer schon mal, aber kaufen mochte ich ihn denn auch wieder nicht, denn sein "jüngerer" und bekannterer Bruder, der Old No. 7 (auch "Black Label" genannt), der in so fast jeder Bar, Kneipe und Spelunke der Welt zuhause ist, gehört nun wirklich nicht zu meinen Favoriten und ich trinke ihn meistens - wenn es denn sein muss - mit Cola gemischt.

Der Gentleman Jack ist mitnichten DAS High-End-Produkt des Hauses. Da gibt es noch ganz andere Kaliber, z.B. den Single Barrel Select für knapp 40,- EUR (und dann gibt es noch massenhaft Sonderabfüllungen und Jubiläumsbrände) aber er präsentiert sich als solider Mid-Ranger, der etwa 10,- EUR mehr kostet als eine Flasche vom Black Label. Der größte Unterschied zwischen beiden ist, dass der Gentleman Jack zweimal filtriert wird, was ihm laut Hersteller "einen extra milden Geschmack" beschert. Na, schauen wir mal. 

Hinweis zu den Bildrechten: das folgende Bild ist Eigentum von Jack Daniel's und wurde als Pressematerial zur Verfügung gestellt.


Art und Herkunft: Tennessee Whiskey/Bourbon, USA (Tennessee).

Anmerkungen: Doppelt durch Holzkohle gefiltert (so genannter Lincoln-County-Prozess).

Sonntag, 5. Dezember 2021

From Russia with Love: Baltika (3. Teil) - Zhigulevskoye Firmennoye (4,5% Vol.)

Eine etwas überraschende kurze Fortsetzung unserer Baltika-Reihe. Ich war gestern im örtlichen Supermarkt und da sprang mir die etwas großbusige und großvolumige Dose mit dem Zhigulevskoye Firmennoye (Zhiguli ist anscheinend der Name einer Gebirgskette - danach wurde in der SU auch eine Automarke benannt - und Firmennoye heißt wohl so etwas wie "Unterschrift" - so wie man im Englischen von signature ... für etwas unverwechselbares spricht) ins Auge. Da ich eh noch nichts für heute hatte und "dran bin" - um so besser.

Zhigulevskoye ist eine der "Traditionsmarken" von Baltika. Wobei ich in diesem etwas älteren Bericht lesen konnte, dass es sich eigentlich um keine eingetragene Marke im rechtlichen Sinne handelt. Demzufolge gibt es mehr als nur eine einzige Brauerei, die ein Bier unter diesem Namen herstellt. In der Sowjetunion war Zhigulevskoye anscheinend so etwas wie ein Deonym für Bier wie "Aspirin" für Kopfschmerztablette oder "Tempo" für Papiertaschentuch, insofern ist es auch für postsowjetische Firmen sicherlich interessant, den Bekanntheitsgrad dieses Begriffs auszunutzen. Warum es in 900-Mililiter-Gebinden (und nicht etwa in der Einliterdose) geliefert wird, weiß ich nicht. Das Problem mit den seltsamen russischen Flüssigkeitsmengen hatten wir ja schon vorher. Eventuell irgendeine Ableitung von einer nicht-metrischen Maßeinheit?

Art und Herkunft: Pale Lager/"Helles Schankbier", Russland (Sankt Petersburg).

Anmerkungen: -

Sonntag, 28. November 2021

Winter(beer) is Coming: Barre vs. Kaiser

Ich könnte schwören, dass es so vor etwa 10 Jahren in Deutschland noch so gut wie gar keine Winter- oder Weihnachtsbiere zu kaufen gab. Naja - wahrscheinlich konnte man sie schon kaufen, wenn man wusste wo und wann. Aber dass welche - sagen wir mal beispielsweise - bei Rewe oder bei Kaufland oder meinetwegen auch Aldi im Regal zu finden waren, daran kann ich mich nun wirklich nicht erinnern. Mittlerweile hat ja sogar Aldi einen Winterbock von "Schultenbräu". Und in anderen Ländern gab es das ja auch schon, wenn auch vielleicht nicht immer und überall.

Bei der Vorbereitung auf unseren regelmäßigen Stammtisch war ich neulich mal bei Rewe und erwartete nicht, was besonderes zu finden (Sorry, Rewe - aber es gibt biertechnisch besser sortierte Supermärkte), aber hatte dann doch Glück: es gab von Kalea die Hoppy Xmas Beer Tasting Box und da habe ich dann sofort zugeschlagen. Ausgesucht habe ich für heute zwei "Winterbiere" (Anführungszeichen weil eigentlich kein eigener bzw. einheitlicher Bierstil), nämlich das Barre Winterbier sowie das Kaiser Winterbier. Letztgenannte Brauerei (auch gelegentlich unter dem Namen des Gründers Kumpf bekannt) ist sicherlich die kleinere von beiden, 1881 gegründet, bis 2017 im Familienbesitz. In dem Jahr wurde sie von einer chinesischen Holding gekauft, Geschäftsführer ist jedoch mit Christoph Kumpf immer noch ein Nachfahre des Gründervaters. Barre Bräu ("Barre Bräu - dein Herz erfreu") - eigentlich Privatbrauerei Ernst Barre - ist um einiges größer und auch gut vierzig Jahre älter: gegründet 1842 in Lübbecke und dort noch immer ansässig - und auch immer noch im Besitz der Familie Barre.

Kaiser Winterbier (5,5% Vol.)

Art und Herkunft: Winter Lager, Deutschland (Baden-Württemberg).

Sonntag, 21. November 2021

Sind so kleine Biere, Folge 130: Kreis Bräu

JA, es schreibt sich wirklich so: Kreis Bräu. Nicht etwa Kreisbräu. Ich kann wirklich nichts dafür. Die Brauerei ist ein Projekt von Julian Schmidt (studierter Braumeister), Florian Kühn, und Alexandros Bikoulis, und entstand in seiner Keimzelle vor etwa 15 Jahren aus einem Hobby heraus. Kreis Bräu war jedoch zunächst in Leipzig ansässig, bevor man nach Erlangen umzog. Dort ist es lokal in Gastronomie und Handel verfügbar; unsere Redaktion hat es über Landbierparadies 24 bezogen. Nach Firmenangaben handelt es sich um eine so genannte Gypsy Brewery, das heißt dass keine eigene Brauanlage (außer in sehr kleinem Maßstab für Probesude) existiert, sodass die Chargen, die in den Verkauf gehen, woanders gebraut werden (müssen). Kreis Bräu spricht von einer "befreundeten Brauerei im Ahorntal", wobei nach kurzer Recherche bei uns die Meinung überwiegt, dass von der Größe her dann hauptsächlich Held oder Stöckel in Betracht kommen dürften.

Im Moment sind drei Biere im aktiven Portfolio (es gibt hin und wieder auch "Spezialsude"), welche auch in der oben angesprochenen Lieferung enthalten waren. Das Hopfig Hell und das Märzen (Fünfte Jahreszeit) waren jetzt schon ein paar Tage über MHD, aber natürlich noch vollkommen in Ordnung.



Hopfig Hell (4,7% Vol.)

Art und Herkunft: Helles, Deutschland (Bayern).

Anmerkungen: Enthaltene Hopfensorten sind Tettnanger, Fuggles, Centennial, Mittelfrüh und Nordbrauer.

Aussehen und Aroma: Goldgelb, mit einer schneeweißen kleinen Schaumkrone. Sehr dezentes, leicht mineralisches Aroma, warmer Backstein.

Geschmack: Spritzig im Antrunk. Frischwürzige Noten von gerade gemähtem Heu. Eine leichte Säure stellt sich nach und nach ein.

Abgang: Kurz bis mittel, eher herber werdend.

Fazit/Tipp: Geschmacklich eher ein Pils als ein Helles. Kräftig und erfrischend.


Fünfte Jahreszeit (5,8% Vol.)

Art und Herkunft: siehe oben.

Anmerkungen: "Kaltgehopft mit Huell Melon und Comet".

Sonntag, 14. November 2021

Grevensteiner Dunkles Bockbier (6,8% Vol.)

Es ging vor einigen Jahre los - so um 2014/15 war es wohl: die großen deutschen Brauereien, die bis jetzt mehr oder weniger Pils-Einheitsplörre oder denselben Stiefel wie vor 60 Jahren rauf und runter gebraut hatten, merkten (wenn auch recht spät), dass der Craftbierzug durchs Land schnaufte und sprangen - in letzter Minute, wenn man so will - noch schnell auf. Das begann (ohne jetzt einen genauen Zeitpunkt festlegen zu wollen), bei solchen Branchengrößen wie Maisel's oder auch Beck's. Mittlerweile sind ein paar Jährchen ins Land gegangen und so ziemlich jeder von den big players hat irgendwas "craftiges" (das Wort wird wohlweislich nicht gerne von den Presseabteilungen bemüht, man spricht lieber von handwerklich oder traditionell gebrauten Erzeugnissen) im Angebot. Zusätzlich dazu auch noch allerlei saisonale Ware, wie z.B. Frühlings- oder Herbstböcke.

Eine der in der Zwischenzeit gut etablierten Marken ist Grevensteiner von Veltins. Die Webseite macht die Positionierung ganz klar:

Zurück zu den Wurzeln: Mit Grevensteiner lässt die Brauerei C. & A. VELTINS altehrwürdiges Brauhandwerk wieder lebendig werden – ganz in der Tradition der Zwillingsbrüder Carl und Anton VELTINS zu Beginn des letzten Jahrhunderts! An dem Seidel prangt der über 100 Jahre alte Schriftzug der Familienbrauerei. Die bauchige Steinieflasche signalisiert, dass hier solide Brautradition lebendig wird. Die historische Steinieflasche ist das Gebinde, mit dem sich die Brauerei C. & A. VELTINS über Jahrzehnte identifiziert hat. Mit historisch anmutendem Etikett und sympathischer Versiegelung über dem Kronkorken lebt die Historie in einem aktuellen Produkt wieder auf.

Gut, dass im Jahr 2014 (siehe oben) das Dorfjubiläum des Firmensitzes Grevenstein anstand, und man zu diesem besonderen Anlass bei Veltins "zufälligerweise" beschloss, diese alte Marke neu zu beleben, damals mit der "zeitgemäßen Interpretation" eines Landbiers. Inzwischen umfasst das Portfolio von Grevensteiner ein Helles sowie ein Radler. Im vergangenen September kam dann das heute hier vor mir stehende Dunkle Bockbier als saisonaler Artikel hinzu. Versprochen wird uns folgendes:

Das Aroma ist fruchtig und erinnert an reife Aprikosen sowie einem Hauch von Honig und Karamell. Der elegante und kräftige Körper hinterlässt ein weiches und cremiges Mundgefühl. Im Abgang macht sich die harmonisch eingebundene Bittere zusammen mit einer wärmenden, malzigen Süße bemerkbar und hinterlässt ein eindrucksvolles Geschmackserlebnis.

Wir sind gespannt und auch ein wenig freudig erregt.


Art und Herkunft: Bockbier/Herbstbock, Deutschland (Nordrhein-Westfalen).

Anmerkungen: Nur zeitlich begrenzt verfügbar. 

Sonntag, 7. November 2021

Einsendungen, Folge 19: Secret Highland 13 J. (61,7% Vol.) (whic Amazing Whiskies Christmas Special)

Kurz vor den Feiertagen vor Redaktionsschluss erreichte mich ein neues Sample von whic (vielen Dank, Melisa!), also gerade noch so eben rechtzeitig für die Verkostung in dieser Woche. Bei meinen Kollegen Plattfuss und Tomas muss ich mich entschuldigen; das gute Tröpfchen kam erst nach unserem Stammtisch am Mittwoch an ... naja, ich habe beim Verkosten wenigstens an euch gedacht 😇.

Es ist also ein "geheimer Highlander" (die Auswahl ist groß, aber vielleicht erraten wir ja etwas) und soll sehr "weihnachtlich" schmecken (darum wohl auch als Christmas Special ausgewiesen). Der Abfüller schreibt dazu im Pressematerial: 

Gebrannte Mandeln, Zimt, süße Trockenfrüchte, Spekulatius und Sternanis. Bei diesen Aromen war mir sofort klar: Das ist der perfekte Weihnachtswhisky. Die Serie Amazing Whiskies soll ein Dankeschön an unsere Kunden sein – mit der Special Edition sagen wir Danke für ihr Vertrauen, das sie uns auch in diesem Jahr entgegengebracht haben. Holen Sie sich festliche Aromen ins Glas und lassen Sie uns das Jahr gemeinsam ausklingen

Die Ausgabe ist auf 329 Flaschen limitiert und kostet online zurzeit 89,99 EUR. Für die Verkostung stelle ich mir etwas Wasser hin, der Highlander ist ja doch in kräftiger Fassstärke gehalten.


Art und Herkunft: Single Malt, Highlands (ohne nähere geografische Bestimmung).

Anmerkungen: Sherryfass, nicht kaltfiltriert, nicht gefärbt, Fassstärke.

Sonntag, 31. Oktober 2021

Leffe Hiver/Winter (6,6% Vol.)

Nachdem Jan vor gar nicht langer Zeit als Premiere hier das alkoholfreie Blonde von Leffe verkostet hat, gibt es heute wieder die volle Dröhnung: Leffe - das Winterbier. In Deutschland meines Wissens (außer im Spezialhandel vielleicht) nicht zu finden und auch außerhalb nur "in der Saison". Dieses Exemplar habe ich in einem Sechserträger bei meinem letzten Spontanbesuch in den Niederlanden erstanden. Nachdem ich allen Blogkollegen und Nachbarn eine Flasche abgegeben habe 😇, bleibt genau eine einzige Flasche für mich und die heutige Verkostung.

Das Winterbier gibt es schon seit 2008, aber bis 2017 hieß es noch Weihnachtsbier. Ob die Umbenennung aus Diversitäts- oder saisonalen Gründen erfolgte, wurde nicht ganz klar, aber InBev schrieb damals sinngemäß, die Käufer sollten darauf hingewiesen werden, dass man dieses Bier nicht nur "zu Weihnachten" trinken könne. Das Etikett verspricht uns Aromen von Gewürzen und Karamell, und wir sind sehr gespannt.


Art und Herkunft: Winter Ale, Belgien (Flämisch-Brabant).

Besonderheiten: Zutaten sind Gerste, Mais, Zucker, Orangenschale, Koriandersamen, Hopfen, Hopfenextrakt.

Sonntag, 24. Oktober 2021

Johnnie Blonde & Lemonade (10,0% Vol.)

Anfang des Jahres gab es Nachwuchs im recht umfangreichen Haus von Johnnie Walker (immer "Johnnie" übrigens, niemals "Johnny"), nämlich den Johnnie Blonde (nur auf der englischen Webseite - nicht auf der deutschen - zu finden übrigens). Wer sich mal einen Text zur Einführung durchliest, wie zum Beispiel hier, der stößt fast sofort auf die essentiellen Stichworte, wenn man so will: Mixability und junge Erwachsene. Übersetzt heißt das: "den jungen Leuten können wir den kräftigen Geschmack von schottischem Whisky nicht zumuten, die kippen sowieso Cola und Energy Drinks auf alles, also lasst uns mal einen Scotch zusammenstellen, den man eh nicht pur genießen kann".

Und genauso wird der Johnnie Blonde im Naturzustand denn auch von Diageo beworben: 
For the curious Scotch lovers or non-whisky drinkers, Johnnie Blonde is a sweet surprise that will dazzle your senses. Made to be mixed, it bursts into life with the citrus kick of lemonade, topped with a fresh slice of orange. Brighten up your next whisky experience with Johnnie Blonde.
Nun ist ja die Idee des Light Whisk(e)y nichts wirklich Neues. Dieser wurde ursprünglich in den Sechzigern und Siebzigern des letzten Jahrhunderts erfunden, als Single Malt noch ein Nischenprodukt war und die Verbraucher (insbesondere in den Vereinigten Staaten) von den heimischen "schweren, kräftigen" Whiskeys umstiegen auf importierte Blends und "helle" Getränke wie Gin oder Wodka. Um dem entgegenzukommen, kreierte man eher neutral schmeckende Produkte, die in unausgekohlten und/oder neuen Weißeichenfässern reiften und so keinen ausgeprägten Fasscharakter aufwiesen. Bekannte und erfolgreiche Vertreter dieses Stils, die man durchaus auch pur genießen kann, sind etwa Cutty Sark oder William Lawson's.

Um zum heutigen Thema zurückzukommen: ob der Johnnie Blonde ebenfalls pur ein Labsal ist, können wir nicht beurteilen (aufgrund der Erfahrungen mit seinem großen Bruder - bzw. "Cousin", denn der Johnnie Blonde teilt sich eben nicht den Nachnamen Walker mit ihm - Red Label sind wir ehrlich gesagt skeptisch und hatten auch nicht die Energie und das Kleingeld um uns eine Flasche zu holen, die immerhin um die 18,- EUR kostet). Aber glücklicherweise gab es gestern eine Dose fertig gemischten Johnnie Blonde mit Limonade (im Verhältnis 25:75) für 1,79 bei Aldi, und da haben wir sofort zugegriffen. Also habt fein acht, liebe "junge Erwachsene": this one's for you.


Art und Herkunft: Fertig gemixter Cocktail/Longdrink auf Whiskybasis, Schottland/Italien.

Besonderheiten: siehe oben.

Sonntag, 17. Oktober 2021

Quengelware, Folge 13: Berliner Luft Schoko vs. Fun Flower (Schilkin)

Hach ja - Berlin. Oder Sodom & Gomorrha 2.0, wie ich es auch gerne mal nenne. Ewig schon nicht mehr da gewesen. Und dass ich was darüber geschrieben habe, ist sogar noch länger her. In Berlin gibt es ja bekannterweise die Berliner Luft, nicht nur als populär-schmissiges Liedgut, sondern auch als Pfefferminzlikör der Firma Schilkin, mit dem (und seinen vielen Abarten) man - wenn man dem Hersteller glaubt - so ziemlich alles zaubern kann, was das Barkeeperherz begehrt, inklusive eines "Berliner Mojito" wie ich mich schaudernd zu erinnern glaube.

Schilkin hört sich ein bisschen russisch an und tatsächlich wurde die Firma von einem Russen mit dem sehr schönen Namen Apollon Fjodorowitsch Schilkin im Jahr 1900 in St. Petersburg gegründet. Dieser Mann und seine Familie flohen jedoch 1921 vor den Bolschewisten nach Berlin und blieben dann auch da. Die Destillerie blieb sogar in der DDR bis 1972 im Familienbesitz, danach durfte der Sohn des Firmengründers aber nur noch bis zur Pensionierung als "Betriebsleiter" der nach seiner Familie benannten VEB fungieren. Im Jahr 1981 war es dann auch damit vorbei und es entstand ein rein "sozialistischer Betrieb". Nach der Wende kam das Unternehmen unter der Leitung eines Schwiegersohnes wieder zur Gründerfamilie zurück und expandiert seitdem fleißig.

Heute stellt Schilkin nicht nur die Berliner Luft in allen möglichen Variationen her, sondern auch Gin, Wodka, Kräuterliköre, und und und. Verkosten tue ich heute zwei Miniflaschen aus einem mir nicht im Gedächtnis gebliebenen "Späti", wie der Berliner wohl sagt. Und zwar nicht das Original (den Pfefferminzlikör), sondern einen mit Schoko und Sahne sowie einen mit Bananenaroma, Gott steh mir bei. Auf jeden Fall bin ich fast sicher, dass ich der erste Mensch bin, der die edlen Tropfen aus einem Nosingglas trinkt.

Berliner Luft Fun Flower (18,0% Vol.)

Art und Herkunft: Likör, Deutschland (Berlin).

Besonderheiten: Mit Bananenaromen.

Sonntag, 10. Oktober 2021

Heute mal ohne, Folge 1: Leffe Blond 0.0%

Das ist heute das erste Mal, dass wir hier im Blog ein alkoholfreies Bier (alle Biere unter 0,5% können rein rechtlich gesehen als "alkoholfrei" bezeichnet werden) verkosten. Es gibt dafür zwei Hauptgründe: erstens habe ich gestern meinen Geburtstag nachgefeiert und muss dementsprechend heute auch einmal Maß halten. Und zweitens ist es nun wirklich kein Geheimnis mehr, dass alkoholfreie und -arme Biere nicht mehr nur "schwer im Kommen", sondern schon längst ANgekommen sind. Kaum eine Brauerei, die etwas auf sich hält (auch und gerade in der Craftszene), die nicht mindestens ein alkoholfreies Bier im Angebot hat. In einem Interview hörte ich den Gründer von De Glazen Toren sagen, dass er Biere mit wenig(er) Alkoholgehalt für DEN nächsten großen Trend hält. Dem müssen natürlich auch wir bei Blog Blong Dring Rechnung tragen und werden daher in Zukunft auch ab und an unter dem Lemma Heute mal ohne über Schwach- und Nichtalkoholisches berichten.

Für heute ist es also ein Leffe Blond mit sage und schreibe nullkommanull Umdrehungen. Zu Leffe selbst werde ich hier nicht mehr groß etwas sagen; das Bier ist schließlich auf der ganzen Welt zu finden und bekannt. Mit Mönchen und Abteien hat es schon seit einigen Jahrzehnten gar nichts mehr zu tun (außer, dass das so genannte "geistige Eigentum" an der Marke Leffe noch bei den Norbertinern der gleichnamigen Abtei liegt). Es wird mittlerweile vom Brauereimoloch AB InBev in mehreren Brauereien hergestellt, seit den Neunziger Jahren für Belgien und wahrscheinlich ganz Europa in der Stella-Brauerei in Leuven. Leffe Blond 0.0% kam 2018 auf den Markt; seit 2020 gibt es auch eine alkoholfreie Version des Leffe Bruin.

Art und Herkunft: Alkoholfreies Blond(e), Belgien (Flämisch-Brabant).

Sonntag, 3. Oktober 2021

Hacker-Pschorr Animator (8,1% Vol.)

Vor etwas mehr als einem Vierteljahr haben Jan und Plattfuss schon einmal vier Biere von Hacker-Pschorr besprochen, damals konnte ich leider nicht dabei sein, aber ein paar Wochen später sah ich bei Kaufland diese riesige Zweiliterflasche der Brauerei, und da konnte ich einfach nicht widerstehen. Da meine beiden Kollegen heute bei der Verkostung nicht dabei sein können, ist die Größe des Gebindes vielleicht sogar ein Vorteil, denn so kann ich den beiden später noch einen mehr oder weniger kleinen Anteil zukommen lassen ... wenn sie brav sind.

Genau wie die anderen kann ich nicht behaupten, dass ich schon viel von Hacker-Pschorr getrunken habe (ein paar Basisfakten zur Brauerei finden sich in Jans Text, der oben verlinkt ist). Ich glaube, ich war vor vielen Jahren mal in deren Zelt auf dem Oktoberfest, da werde ich sicherlich eine Maß zu mir genommen haben. Aber ansonsten ... keine Ahnung. Ich habe lange nicht verstanden, was die immer mit ihrem "Himmel der Bayern" haben. Einerseits scheint das auf ein Bonmot von Carl Amery zurückzugehen, andererseits ist es aber wohl auch einfach die Gestaltung des oben bereits erwähnten Festzeltes.

Wie dem auch sei: was ich ganz interessant finde ist, dass die Firma viel mehr als nur das "typische" Münchner Märzen bzw. "Oktoberfestbier" macht. Bockbiere sind zwar nicht eben gerade meine Lieblinge, aber wie gesagt: ich konnte an der Riesenflasche einfach nicht vorbeigehen.😇


Art und Herkunft: Doppelbock, Deutschland (Bayern).

Besonderheiten: -

Freitag, 24. September 2021

Sendepause

Liebe Leser:innen,

wegen Urlaubs, Arbeit und Familienangelegenheiten gibt es am 26. September leider keinen neuen Beitrag.

Am 3. Oktober haben wir wieder etwas für euch, ganz bestimmt.

Viele Grüße im Namen des Teams

Jan





Sonntag, 19. September 2021

Huyghe: Averbode Abdijbier (7,5% Vol.)

Die Norbertiner oder auch Prämonstratenser (O.Praem., gegründet 1120) sind keine Mönche, sondern Regularkanoniker (nicht zu verwechseln wiederum mit den Regularklerikern). Das heißt, es sind im Grunde genommen Priester, die in einer Ordensgemeinschaft zusammenleben. Vielleich sind sie deshalb auch nicht so bekannt für Käse, Bier, usw. wie die "echten Mönchsorden". Aber dennoch: die Norbertinerabtei von Averbode hat eine durchaus lange Geschichte in Sachen Brauen vorzuweisen. Sie wurde 1134 (also kurz nach Errichtung des Ordens selbst) gegründet und sicherlich wurde damals alles für den Eigenbedarf auch selbst hergestellt. Ende des 18. Jahrhunderts wurde die Abtei von den revolutionären Franzosen geschlossen und teilweise zerstört, bereits 1850 aber wieder neu errichtet. Einen Landwirtschaftsbetrieb, der auf die Außenwelt gerichtet war, gab es damals aber zunächst nicht mehr. Im Jahr 2013 schlossen die Norbertiner Verträge mit mehreren weltlichen Firmen, um in ihrem Namen Produkte herstellen zu lassen. Beim Abteibier fiel die Wahl auf die Brauerei Huyghe (u.a. Delirium Tremens, Mongozo, u.v.a.). Das Averboder Bier wird also nicht von dicken Mönchen in großen Holzbottichen gebraut, sondern von einer der größeren belgischen Familienbrauereien. Da es die Kriterien erfüllt, trägt es aber dennoch das Gütesiegel Anerkanntes Belgisches Abteibier. Erhältlich ist nur eine einzige Sorte in der kleinen oder großen Glasflasche (und auch im Fass), welches ab und zu mal als "Tripel" bezeichnet wird, jedoch der Brauerei zufolge eher als (Strong) Blond anzusprechen ist - think typische Vertreter dieses Stils wie Duvel oder Piraat. Verkostet habe ich es denn auch stilecht in einem passenden tulpenförmigen Pokal.

Art und Herkunft: Strong Blond(e), Belgien (Ostflandern).

Besonderheiten: "Mehrkornbier" mit u.a. Hafer und Dinkel.

Sonntag, 12. September 2021

Schwarzgebrannter Aguardente aus Portugal (o.A., o.V.)

Auf verschlungenen Wegen erreichte mich eine große Bügelflasche schwarzgebrannten Aguardentes aus Portugal. Ich schreibe "schwarzgebrannt", obwohl ich das gar nicht mit Sicherheit sagen kann, denn anscheinend ist in Portugal die Hausdestillation nicht - wie in den meisten Fällen in Deutschland - illegal. Aguardente ist das, was man in spanischsprachigen Ländern Aguardiente nennt. Tom hat vor vielen Jahren hier und hier schon einmal etwas über Aguardientes aus Kolumbien und Kuba geschrieben und auch etwas zur Begriffsbestimmung gesagt.

In Portugal scheint es wohl so zu sein, dass Aguardente entweder aus Wein, aus Trester (wie ein Grappa) oder aus "den Früchten des Erdbeerbaums" (Wikipedia) hergestellt wird. Was auf unseren "Moonshine" zutrifft, weiß ich leider nicht, aber vielleicht können wir es erschmecken. Auch wie viele Umdrehungen er hat, ist nicht bekannt, aber traditionell sollen es zwischen 50 und 80 (sic!) sein. Nun ja, hoffen wir mal das beste.


Art und Herkunft: Aguardente, Portugal.

Besonderheiten: ohne Altersangabe (sicherlich ein New Make Spirit), ohne Angabe der Volumenprozente, ohne Angabe der verwendeten Grundstoffe.

Sonntag, 5. September 2021

Einsendungen, Folge 18: whic Islay Single Malt Batch 1 NAS (46,0% Vol.)

Zum ersten Mal seit einiger Zeit bekamen wir neulich wieder elektronische Post von Melisa von whic zunebst eines Samples. In ihrer Mail kündigte uns der Bremer Whiskyhändler die Ausgabe eine(s) eigenen dauerhaft verfügbaren Standard(s) an. Begonnen wurde mit einem nicht näher benannten Whisky von Islay, Auf der Webseite ist er im Moment vergriffen, soll jedoch ansonsten 29,99 EUR kosten, was für einen guten Islay ein sehr fairer Preis wäre.

Die spannende Frage bei diesen unabhängigen Abfüllungen ohne Brennereiangabe ist ja immer das Rätsel, welcher Whisky denn nun genau in der Flasche anwesend sein mag. Wenn man weiß, aus welcher Region der Tropfen kommt, kann man es meistens anhand des Ausstoßes der potenziell beteiligten Destillerien sowie des Preises einigermaßen eingrenzen (Hersteller mit geringem Ausstoß verkaufen ihre Produkte in der Regel nicht zu einem "Kampfpreis" an unabhängige Abfüller, sondern vermarkten diese lieber selbst). Wenn man sich dann noch ein bisschen mit den jeweiligen "Hausstilen" auskennt, ist es am Ende meistens gar nicht so unheimlich schwer, einen educated guess abzugeben. Aber schauen wir mal.


Art und Herkunft:
Single Malt, Schottland (Islay).

Besonderheiten: Ungefiltert und nicht gefärbt.

Aussehen und Aroma: Sehr hell, weißweinfarben. Relativ schnelle legs, also sicherlich ein eher junger Tropfen. In der Nase ein recht bekannt anmutendes Gemisch von Kreide, Minze, Torffeuer und Pfeffer. Eventuell etwas Vanille vom Weißeichenfass.

Geschmack: Süßer Antritt mit auch wieder etwas weißem Pfeffer. Nadelwald. Eukalyptusbonbon.

Abgang: Kurz und etwas scharf.

Fazit/Tipp: Heavily peated? Darüber kann man streiten. Diese erste Abfüllung bietet einen anständigen, wahrscheinlich gerade mal erwachsen gewordenen (drei Jahre alten?) Islay-Whisky zu einem redlichen Preis. Nicht mehr und nicht weniger. Was wir glauben, welche Destillerie dahintersteckt? Die Redaktion war sich recht einig und verwettet ihre Sonntagshosen auf: Laphroaig.

Der nächste planmäßige Beitrag erscheint am 12. September 2021.

Verkostung: Plattfuss, Tomas A., Jan B.

Text: Jan B.

Sonntag, 29. August 2021

TOBIerfest 2021

Eigentlich sollte die Redaktion irgendwann um diese Zeit heute im Auto von Nobody sitzen und von Eindhoven aus in Richtung Osnabrück unterwegs sein. Eigentlich. Denn das Van Moll Fest 2020, für das wir ursprünglich Karten besorgt hatten, und das dann wegen Corona auf 2021 verschoben wurde, ist erneut verschoben worden. Die niederländische Regierung hat - immer noch wegen Corona - so strenge Auflagen für Massenveranstaltungen gestellt, die in geschlossenen Räumen stattfinden (Das Van Moll Fest "tagt" im sehr bekannten Evoluon in Eindhoven), dass sich der Aufwand für die gastgebende Craftbrauerei Van Moll einfach nicht lohnt. Wofür man natürlich Verständnis haben muss.

Nun, die Tickets bleiben für die nächste Edition (2022) gültig, die Hotelzimmer waren stornierbar - insofern kein finanzieller Verlust. Aber wir wollten ja ein Bierfest feiern und hatten uns extra dieses Wochenende freigehalten - also was tun? Ganz einfach: ein eigenes "Bierfest" organisieren, natürlich nur für geladene Gäste unter Beachtung der 3G-Regeln. Kein großes Problem, die Redaktion samt Anhang ist zu 100% durchgeimpft. Tobi stellte großzügig seinen Garten (unseren Braugarten) zur Verfügung. Für Getränke mussten die Teilnehmer:innen selbst sorgen, was alle auch brav erledigten. Zu Ehren des Gastgebers wurde das Event dann noch TOBIerfest getauft und auch der Regen pausierte in Osnabrück-West für ein paar Stunden.

Insgesamt wurden 50 Biere ausgeschenkt, aber nur etwa Hälfte taucht in der u.a. Tabelle auf - sei es, weil wir die Biere vorher schon einmal probiert hatten oder auch, weil es unsere eigenen Erzeugnisse waren. Von denen gab es nämlich auch noch ein paar "Überbleibsel", die allesamt gut die Jahre (teilweise mehr als drei!) überstanden hatten. Unter anderem konnten sich die Gäste selbst ein Bild machen von unserem Weihnachtsbier, Pale Ale No. 1, Mild Session Ale, 4-40 Oatmeal Stout, Vorstandspils, Mosaic IPA. Aber, wie schon gesagt, außer Konkurrenz. Da wir aufgrund der kleinen Mengen nicht alle alles probieren konnten, haben wir bei den verschiedenen Bieren jeweils vier Tester:innen abgeordnet, darum ist in der Tabelle auch jeweils nur die Rede von Tester:in "A", "B", usw.

Sonntag, 22. August 2021

Terrasjes doen in Rotterdam*

*Vorbemerkung: der Begriff terrasjes doen ist zu Beginn dieses Beitrags von 2017 erklärt.

Vor etwa 20 Jahren war Rotterdam noch nicht wirklich ein Reiseziel - weder für Ausländer noch für Niederländer. Als ich vor einiger Zeit einem Kollegen aus Utrecht erzählte, ich wäre schon dreimal für ein langes Wochenende dort gewesen, erntete ich nur ungläubiges Staunen. Schließlich gestand er mir, er habe an der Rotterdamer hogeschool studiert, sich jedoch nach seinem Abschluss "sofort da aus dem Staub gemacht" und niemals das Bedürfnis gehabt, sich dort noch einmal hinzubegeben. Nachdem ich ihm ein bisschen was erzählt und auch Bilder vorgezeigt hatte, war er positiv überrascht. Ob er mittlerweile die Reise dorthin gewagt hat, weiß ich allerdings nicht. Ich persönlich kenne Rotterdam erst seit den 2010ern und finde die Stadt bunt, lebhaft, architektonisch interessant, cool und erfrischend wenig "holländisch" (wenig Grachtenromantik u.ä.).

Aber dies ist ja kein Tourismusblog, daher werdet ihr euch Tipps für Sehenswürdigkeiten, Shopping, usw. woanders holen müssen, z.B. hier. Was ich heute ablege, sind ein paar Informationen zur Bierszene. Ein Disclaimer vorweg: in Rotterdam gibt es eine erkleckliche Anzahl an Biercafés und auch Brauereien; ich berichte hier allerdings nur über die, die ich schon selbst besucht habe.

1. Station: Kaapse Kaap (Nico Koomanskade 1025, 3072 LM Rotterdam)

Einer der beiden Brewpubs von Kaapse Brouwers (KB) in der Stadt. Der andere (Kaapse Maria) liegt auf dem Festland in der Innenstadt, dieser hier in der Fenix Food Factory auf der hippen Halbinsel Katendrecht. Neben den verschiedenen Bieren von KB (zur Geschichte der Brauerei habe ich hier einiges geschrieben) findet man auch ab und an einige interessante Sachen am guest tap. Wer hungrig ist, bekommt in den anderen Geschäften der Markthalle einiges für den kleinen und großen Appetit. Probiert habe ich dieses Mal das Kalimero, ein recht erfrischendes "Micro-IPA" bzw. Session IPA, sowie das Gozer - ein ziemlich in die Beine gehendes Imperial Oatmeal Stout. Sitzen kann man bei gutem Wetter am besten direkt am Wasser; der Brewpub öffnet allerdings erst um die Mittagszeit. Wir kamen in die Verlegenheit, noch eine halbe Stunde totschlagen zu müssen, indem wir einmal um die Halbinsel spazierten, was allerdings auch recht angenehm war. Im angeschlossenen Shop lassen sich Merch-Artikel sowie die meisten Biere von KB käuflich erwerben. Gut zu transportieren, da die Brauerei - wie viele niederländische Craftbrauer - auf Dosen umgestiegen ist.


2. Station: De Gele Kanarie (Goudsesingel 284, 3011 KH Rotterdam)

Eine nicht ganz kleine, aber sehr feine Hausbrauerei mit Gastrobetrieb. Die Brauanlage befindet sich im Keller und ist durch eine Glaswand auf dem Weg zur Toilette zu bestaunen. Die Karte ist überschaubar, es werden insbesondere borrelhapjes (kleine Speisen zum Bier) aber auch größere Speisen wie Hamburger und Co. gereicht. Die Qualität des Essens ist meiner Erfahrung nach durchgehend gut. De Gele Kanarie (DGK) liegt an einer relativ stark befahrenen Straße in der Innenstadt; man kann also etwas luftiger und lauter (draußen) oder etwas weniger luftig und dafür leiser sitzen. Die Bierkarte umfasst etliche lokale, regionale und internationale Spezialitäten, wobei die niederländischen Biere deutlich in der Überzahl sind. Die eigenen Biere von DGK nehmen in der Regel zwei Zapfhähne in Beschlag; das Hoppie Blond scheint es immer zu geben. In diesem Sommer zusätzlich noch das Tikkie Tropisch, ein Weißbier-NEIPA-Crossover.

Sonntag, 15. August 2021

Projekt Braugarten, Folge 11: How it started vs. how it's going

Für das laufende Jahr hatten wir uns drei Biere vorgenommen: eine Neuauflage unseres Weihnachtsbiers (April), dann ein Milk Stout (Juli) sowie ein Bockbier (August). Beim Winterbier hatten wir Pech. Die Jodprobe war nicht okay, das deutete auf ein Fehler bei den Rasten hin. Wir haben dann aber einfach noch aus Resten unser sehr gut gelungenes Lagerschaden brauen können. Das Milk Stout ist abgefüllt und liegt im "Gärkeller" (eigentlich eher ein "Gärverschlag"). Beim gestrigen Brauen des Bockbiers haben wir schon mal eine Flasche getestet; das Resultat war erfreulich: schon gut trinkbar, mit merkbaren Röstaromen und schon recht geschmeidig. Natürlich muss es noch weiter reifen. Wie gesagt: gestern dann unser erstes Bockbier. Und es war wie verhext - bei jedem zweiten Brauvorgang: Jodprobe negativ.


Gestern hatten wir auch nicht mehr genug Material für einen Plan B, also alles in allem natürlich sehr ärgerlich wegen der Zeit (die wir ja noch mit Klönen verbringen konnten), Aufwand, usw. Wo machen wir also Fehler? Wir vermuten - weil wir wohl die Rasten nicht immer korrekt einhalten - die Temperaturregulierung als Hauptproblem.

Sonntag, 8. August 2021

Sind so kleine Biere, Folge 129: Lindemans Blossomgueuze (6,0% Vol.)

Bringe mir vom Allerbesten,

Mir das Herz daran zu letzen,

Denn was Lieb' an mir verbrochen,

Soll der Wein mir nun ersetzen!

Eine Flasche, Donna Clara,

Von dem allerbesten Fasse,

Eine trank ich unsrer Liebe,

Zehne trink' ich unserm Hasse!

So spricht bei Wilhelm Busch der finstere Don Rodrigo in Die Mohrenträne, die in Gänze zu zitieren heute wahrscheinlich nicht mehr angängig ist, obwohl der Spanier in diesem Gedicht der Böse und sein "Mohrensklave" Molo das arme, geknechtete, bemitleidenswerte Wesen ist. Aber ich schweife ab.

Es geht nämlich heute gar nicht um Liebe, oder Hass, oder Don Rodrigo - und schon gar nicht um Wein. Ich wollte zu Beginn nur darauf hinweisen, dass ich die heutige Flasche ebenfalls alleine trinke, wenn auch nicht aus Hass. Es ist nur so, dass meine beiden Kollegen dankend abgelehnt haben, diese Blossomgueuze von Lindemans zusammen mit mir zu verkosten (Plattfuss ist kein großer Freund dieses Bierstils und Jan behauptete irgendwas von "meine Frau ist krank" oder so ähnlich). Na kein Problem, desto mehr bleibt für mich.💪

Die Geuze entstand nach einer Idee von Dirk Lindemans (6. Generation) aus einer Mischung von jungen (12 Monate) und 2-3 Jahre alten Lambieks und einer Mazeration mit Holunderblüten, gereift (wie üblich übrigens) in Eichenfässern. Die erste Edition wurde Ende 2015 auf den Markt gebracht, und diese perlt jetzt auch hier vor mir im traditionellen Geuzeglas mit dickem Boden. Sie lag also sechs Jahre fachgerecht bei mir im Keller.


Art und Herkunft: G(u)euze mit Pflanzenauszügen, Belgien (Flämisch-Brabant).

Besonderheiten: Mit Holunderblüten gereift.

Sonntag, 1. August 2021

Sind so kleine Biere, Folge 128b: Klosterbrauerei Weißenohe (2. Teil)

Nachdem Jan letzte Woche über die ersten drei Biere unseres Hamburger "Fischzuges" mit Weißenoher Bier berichtet hat, bin ich heute mit der zweiten Charge dran. Neulich fragte mal jemand bei Plattfuss im Garten - als wir gerade über den Blog sprachen - wie wir uns denn die Biere "einteilen" ... gemeint war: in welcher Reihenfolge wir sie verkosten. Grundsätzlich machen wir es uns recht einfach und trinken sie in der Reihenfolge von "leicht" bis "schwer", was auch bei anderen Getränken wie Whisky, aber auch bei Speisen, common sense ist. Der Grund ist natürlich, dass wenn man - sagen wir mal - einen zwanzig Jahre im Barriquesfass gereiften Doppelbock zuerst trinkt und dann erst zum klassischen "Hellen" aus Bayern übergeht, letzteres praktisch gar nicht mehr schmeckt. Wir sortieren die "Proben" vor dem Tasting also nicht nach Alkoholgehalt, sondern nach (vermutlicher) geschmacklicher "Stärke", wobei beides natürlich auch öfters mal auf dasselbe hinausläuft. Heute also die Biere aus der Klosterbrauerei, die wir dem ersten Anschein nach für die kräftigeren hielten:

Kloster-Sud (5,4% Vol.)

Art und Herkunft: "Spezialbier" bzw. Märzen, Deutschland (Bayern).

Besonderheiten: -

Aussehen und Aroma: Bernstein mit kräftigem rötlichen Schimmer und kleiner cremefarbener Krone, die recht flüchtig bleibt. Süßlich und fruchtig-reif in der Nase. Dezentes Malz.

Geschmack: Reife Frucht, wenige Röstaromen, leicht alkoholisch.

Abgang: Mittellang und zum Schluss überraschend herb.

Fazit/Tipp: Reichhaltig und voluminös auf der Zunge. Feinperlig. Süffig.


Altfränkisches Klosterbier (5,0% Vol.)

Art und Herkunft: Helles bzw. Rotbier, siehe oben.

Besonderheiten:

Aussehen und Aroma: Rötliches Kupfergold, kleine cremefarbene Krone. Süßliche und malzige Aromen.

Sonntag, 25. Juli 2021

Sind so kleine Biere, Folge 128a: Klosterbrauerei Weißenohe (1. Teil)

Als wir neulich gemeinsam in Hamburg waren, sprang Tom und mir tatsächlich eine Reihe von Bieren ins sprichwörtliche Auge. Logischerweise mussten wir sie dann auch - trotz Geld-, Zeit-, und Platzmangels - kaufen und mitnehmen. Weißenoher kommt aus dem Fränkischen und das ist ja bekanntlich die Gegend Deutschlands, wo es massenhaft bekannte und unbekannte, kleine und große Brauereien gibt und die daher auch immer für eine Überraschung gut ist.

Die Brauerei gehörte seit dem Hochmittelalter tatsächlich zu einem Benediktinerkloster, das Anfang des 19. Jahrhunderts im Zuge der bayrischen Säkularisation "von oben" aufgehoben und verkauft wurde. Im Jahr 1827 wurde sie dann von den Stammeltern der heutigen Eigentümerfamilie übernommen. Neben einem Brauereiverkauf gibt es seit etwa 20 Jahren auch wieder eine angeschlossene Gastwirtschaft.

Die sechs Biere, die Tom und ich diese und nächste Woche vorstellen, sind keineswegs das gesamte Sortiment von Weißenohe. Neben diesen und weiteren eher traditionell ausgerichteten Bieren gibt es u.a. noch saisonale Spezialitäten sowie eine "craftige" Reihe unter dem Namen greenMONKey (Single-Hop-Pilsener mit unterschiedlichen Hopfensorten). Die Brauerei verfügt über ihr eigenes Quellwasser.


Glocken Hell (5,0% Vol.)

Art und Herkunft: Helles, Deutschland (Bayern).

Besonderheiten: 

"Damals wie heute kündet das Geläut vom Weißenoher Kirchturm nicht nur Momente der Andacht und Einkehr an. Es bestimmt auch den profanen Tagesrhythmus. Einer der schönsten Momente des Tages ist sicherlich der, in dem der Feierabend eingeläutet wird. Mit unserem Glocken Hell bringen wir den Klang der Weißenoher Glocken zu Ihnen."

Aussehen und Aroma: Goldgelb mit kleiner schneeweißer Krone. Hefige Nase, nasses Segeltuch.

Sonntag, 18. Juli 2021

From Russia with Love: Baltika (2. Teil)

Ich hatte es letzte Woche schon geschrieben: obwohl der Hauptsitz und die ursprüngliche Braustätte von Baltika sich in Sankt Petersburg befinden, besitzt das Brauereikonglomerat weitere Produktionsstätten - auch subsidiärer Natur (wie z.B. Mälzereien) in ganz Russland. Diese Brauereien sind nicht alle von der heutigen Firma gebaut worden, sondern wurden - wie z.B. die in Jaroslawl oder Rostow am Don - ursprünglich von anderen gebaut und betrieben und als "Morgengabe" in einer Vielzahl von Aufkäufen und Fusionen eingebracht.

Wie ich ebenfalls erwähnt hatte, werden in diesen regionalen Brauereien auch viele Produkte hergestellt, welche nicht den Namen "Baltika" tragen, sondern teilweise ältere, traditionsreiche Marken noch aus Sowjetzeiten repräsentieren. 

Unsere Verkostung heute widmet sich dem zweiten Teil des Portfolios der Stammmarke; nachdem wir letzte Woche die eher leichteren Biere im Programm hatten, wird es wohl heute etwas kräftiger zur Sache gehen - hoffen wir jedenfalls.



Baltika 3 Classic (4,8% Vol.)

Art und Herkunft: Lager, Russland (St. Petersburg).

Besonderheiten: -

Aussehen und Aroma: Hellgelb, mit mittlerer Krone. Hefig und leicht zitronig im Geruch.

Geschmack: Sehr neutral, mit sehr wenig Malz und nur einer leichten Bitterkeit.

Abgang: Mittellang.

Fazit/Tipp: Dieser "Klassiker" ist komplett unauffällig und hat auf lange Sicht nur einen etwas seltsamen Nachgeschmack aufzubieten.


Baltika 4 Original (5,6% Vol.)

Art und Herkunft: Wiener Lager, siehe oben.

Sonntag, 11. Juli 2021

From Russia with Love: Baltika (1. Teil)

Nachdem ich mir hier ein paar Wochen Auszeit genommen hatte, war ich nicht besonders glücklich, meinen Wiedereinstand mit einer Verkostung der russischen Brauerei Baltika (St. Petersburg) beginnen zu sollen. Russland ist bestimmt ein sehr schönes Land und die Menschen sicher auch sehr nett, aber spätestens seit der Sache mit der Krim 2014 bin ich - politisch gesehen - so eher gar kein Fan des russischen Staates in seiner jetzigen Verfasstheit. Außerdem begrenzt sich meine Erfahrung mit Bieren von dort auf homöopathische Dosen; es ist ja nicht auch wirklich als DAS russische Getränk bekannt (wobei ich Wodka auch nur wenig abgewinnen kann).

Aber nun gut, Jan und ich waren neulich in der Stadt bei diesem neuen Laden namens DOMA ("Dein Café/Markt für osteuropäischen Genuss"), wo es doch schon einiges an Auswahl gibt, was Bier und bierähnliche Getränke betrifft. Ein paar seltsam geformte PET-Flaschen "außer der Reihe" haben wir auch mitgenommen, aber "für den Blog" bzw. die Verkostung in Plattfuss' Garten wollten wir doch am liebsten Biere einer einzigen Brauerei haben. Und da bot sich Baltika einfach an, denn (fast) die gesamte Serie stand im Regal.

Baltika bzw. Балтика пивоваренная компания wurde 1978 gegründet bzw. mit dem Bau der Brauerei wurde begonnen. Wie im fortschrittlichen Sozialismus üblich, war sie dann auch schon 12 Jahre später betriebsfertig. Damals wurde noch unter verschiedenen Markennamen produziert, die ich aber alle nicht kenne bzw. die mir auch nichts sagen. "Baltika" heißt die Mehrheit der Biere erst seit 1992. Wobei es immer noch viele der "alten" Marken (Zhigulevskoe, Arsenalnoe, usw.) im Portfolio gibt. Auf jeden Fall ist das ein gigantisch großer Konzern (Acht Brauereien, fast 10.000 Mitarbeitende), welcher seit 2008 zur internationalen Carlsberg-Gruppe gehört.

Die russischstämmigen Kollegen von Plattfuss hatten uns von Baltika Nr. 1 (alle Biere sind - anscheinend wahllos - durchnummeriert) abgeraten, tatsächlich stand es auch nicht im Laden. Es ist angeblich mittlerweile umbenannt worden in Lite, jedoch auf der Homepage ebenfalls nicht zu finden. Im Übrigen verwenden wir für unsere Verkostungsnotizen die "internationalen" Handelsnamen, nicht die russischen (wo möglich).


Baltika 8 Wheat Beer (5,0% Vol.)

Art und Herkunft: Weizenbier, Russland (St. Petersburg).

Besonderheiten: -

Aussehen und Aroma: Hellgolden, mit einer kleinen weißen Krone. Untypisch säuerliche Nase, Stachelbeeren?

Geschmack: Vollmundig und unerwartet süßlich-bananig. Noch andere Früchte, aber was? Erdbeere?

Abgang: Mittellang.

Fazit/Tipp: Deutlich an ein deutsches Weizen, nicht an ein belgisches Witbier angelehnt. dennoch recht ungewöhnliche Fruchtnoten. Eher süß als frisch.


Baltika 5 Solotoje (5,3% Vol.)

Art und Herkunft: Golden/Pale Lager, siehe oben.

Sonntag, 4. Juli 2021

Sind so kleine Biere, Folge 127: Altenburger

Das trifft sich gut: letzte Woche im Beitrag über Leikeim hatte ich schon gesagt, dass diese vor "genau" 20 Jahren (1991) die heutige Altenburger Brauerei übernommen hat. Tatsächlich ist sie von den beiden sogar die ältere (gegründet 1871 vs. 1887). In der DDR war sie natürlich "Volkseigener Betrieb", überlebte die Wende bzw. den Übergang in die Marktwirtschaft nicht ohne große finanzielle Einbußen und wurde dann folgerichtig kurz danach "geschluckt".

Wie bei Leikeim gibt es die Altenburger Biere heute nur noch in der praktischen Bügelflasche. Das gegenwärtige Sortiment umfasst sieben verschiedene Biere. Bei unserer Einkaufstour waren jedoch nur drei Stück erhältlich.


Premium Pils (4,9% Vol.)

Art und Herkunft: Pils, Deutschland (Thüringen).

Besonderheiten: -

Sonntag, 27. Juni 2021

Sind so kleine Biere, Folge 126: Leikeim

Leikeim ist eigentlich nicht wirklich eine "kleine Brauerei", die haben mehrere 100.000 Hektoliter Ausstoß im Jahr, aber sei es drum: sie sind zumindest eine Familienbrauerei in fünfter Generation (gegründet 1887). Im Jahr 1991 übernahm sie zusätzlich die Altenburger Brauerei in Thüringen. Gegenwärtig teilt sich das Biersortiment von Leikeim (es gibt auch noch Limonaden und Schnäpse) in die Bereiche "Bierspezialitäten" (= Klassiker) und "Brauschätze" (Craftbierartiges). Die beiden Reihen unterscheiden sich auch optisch in der Gestalt der Etiketten ein wenig voneinander. Wir hatten pünktlich zum Ende des Lockdowns für die Redaktion eine kleine Mischkiste bestellt und durften sie neulich zum ersten Mal seit langer Zeit wieder gemeinsam probieren.


Premium Pils (4,9% Vol.)

Art und Herkunft: Pils, Deutschland (Bayern).

Besonderheiten: -

Aussehen und Aroma: Hellgold mit schneeweißer Krone. Reiner und frischer Geruch. Etwas Zitrone?

Geschmack: Genügend spritzig. Feinherb und nur sehr dezent hopfig.

Abgang: Relativ lang, die bitteren Noten bleiben recht lange erhalten.

Fazit/Tipp: Ein Standard-Pilsener. Solide umgesetzt.


Hell (4,9% Vol.)

Art und Herkunft: Helles, siehe oben.

Besonderheiten: -

Aussehen und Aroma: Hellgold, mit einer Minikrone. Kaum etwas zu riechen.

Geschmack: Leicht malziger Antritt, nur wenige Bitterstoffe. Eine leichte Süße mit einem etwas "seifigen" Nachklang.

Abgang: Kurz.

Fazit/Tipp: Ein typischer Vertreter dieses Bierstils, ohne besondere Ecken und Kanten.


Landbier (5,4% Vol.)

Art und Herkunft: Export, siehe oben.

Besonderheiten: -

Aussehen und Aroma: Goldgelb, mit einer kleinen aber festen Krone. In der Nase deutliche Hefe und viel frisches Getreide.

Geschmack: Auch auf der Zunge Getreide: Backstube, Windmühle. Kräftigerer Hopfen als beim Hellen.

Abgang: Mittellang und herb.

Fazit/Tipp: Bis jetzt das ausdrucksstärkste Bier der Brauerei. Kernig.


Weizen (5,4% Vol.)

Art und Herkunft: Weizenbier, siehe oben.

Besonderheiten: -

Aussehen und Aroma: Bernsteinfarben und leicht trüb. Nur wenig bananige Aromen, eher "brotig". Frisch gewaschene Wäsche.