Sonntag, 7. März 2021

Eifel Whisky 746.9 Single Peated Malt 9 J. (46,0% Vol.)

Ich weiß nicht, ob ich es schon einmal gesagt habe, aber bei deutschen Whiskys bin ich immer ein bisschen skeptisch. Nicht aus Snobismus, wenn ihr versteht. Es ist nur so, dass viele (nicht alle!) deutschen Whiskybrennereien eigentlich von "gelernten" Obstbrennern betrieben werden, die einen Whisky so herstellen wollen, wie sie auch einen Obstbrand herstellen würden ... und das ist FALSCH. Ich zitiere bei dieser Gelegenheit einmal ausführlich Stefan Gabányi (Schürmann's Whisk(e)y Lexikon, 1. Auflage 2015):

Am weitesten lehnen sich dabei jene [Brenner] aus dem Fenster, die offenbar der Meinung sind, Whisky sei eigentlich ein Obstbrand. Für sie hat die Reintönigkeit der Frucht, also die Sauberkeit des Brands, oberste Priorität und die Fasslagerung dient nur noch dazu, der Rechtslage Genüge zu tun [...] Diese Haltung ist der Grund dafür, dass so viele deutsche Whiskys kaum mehr zu bieten haben als feine Getreidearomen [...]

Eifel Whisky (Shop hier und seltsam altbacken aussehende Homepage hier) habe ich neulich in einem kleinen Spirituosenladen in Oldenburg zum ersten Mal gesehen und wollte doch einmal probieren ... die "halbe" Flasche hat mich etwa 30,- EUR gekostet. Ich habe mir mal die auf der HP verfügbare "Imagebroschüre" als PDF (!) heruntergeladen und auf jeden Fall hört sich das alles nicht so an, als wären hier Leute am Werk, die sich keine Gedanken um Whisky gemacht hätten. Sitz der Firma ist Koblenz, aber gebrannt wird wohl in Ochtendung in der Eifel, daher sicherlich auch der Name. Hauptbeteiligte sind nach Angaben der Brennerei Stephan Mohr (Inhaber und Master Blender), Hendrik Viefhus (Master Distiller) sowie Rüdiger Sasse (von Sasse Feinbrennerei), wobei die Art und der Umfang seiner Beteiligung als "Partner" im Werbematerial nicht detailliert beschrieben wird.

Gebrannt wird vorwiegend mit regionalen Malzen, nicht nur aus Gerste, sondern auch zu einem guten Teil aus Roggen. Die Brennerei setzt auf die Zweifachdestillation mit Coffey Stills und Pot Stills. Der heute verkostete getorfte Single Malt aus der 746.9 - Reihe wurde komplett aus belgischem Gerstenmalz gebrannt und reifte in Bourbon- und Moscatel-Fässern.

Art und Herkunft: Single Malt, Deutschland (Rheinland-Pfalz).

Besonderheiten: Nicht gefärbt oder kaltfiltriert.

Aussehen und Aroma: Kräftige dunkle Bernsteinfarbe mit einem Kupferschimmer. Deutlicher, an einen Whisky von Islay erinnernder Torfrauch mit Lederfett und Nadelwald.

Geschmack: Ein merklich süßlicher Antritt mit einer wärmenden Schärfe, die jedoch schnell verfliegt und Platz macht für Noten von ätherischen Ölen (eventuell etwas Eukalyptus), reifen Nüssen, Tonkabohne und Kaminofen.

Abgang: Mittellang und etwas trockener.

Fazit/Tipp: Jan und ich waren bei der Verkostung sehr angenehm überrascht von diesen deutschen Whisky, der vieles richtig zu machen scheint, was andere deutsche Brenner - wie eingangs geschrieben - nicht so gut können. Braucht sich vor einem milden torfigen Single Malt von den schottischen Inseln nicht zu verstecken. Kaufempfehlung!

Der nächste planmäßige Beitrag erscheint am 14. März 2021.

Verkostung: Jan B. und Tomas A.

Text: Tomas A.


Keine Kommentare: