Jeder seriöse Trinker kennt das: da hat man den Barschrank voll mit sechzig Jahre alten Single Malts längst geschlossener schottischer Destillerien, Rums aus El Salvador und Belize sowie Wodkas, die von echten Kosaken mit den bloßen Füßen destilliert wurden - dennoch sitzen auf dem Sofa immer wieder mal Gäste, denen "das alles zu scharf ist". Ich würde ja sagen: meistens Damen; aber erstens stimmt das nicht und zweitens wäre es wahrscheinlich nicht politisch korrekt, das zu sagen. Wie dem auch sei: aus diesem Grund schafft man sich mit den Jahren, Purismus hin oder her, noch eine erkleckliche Menge "sonstiger" Alkoholika an, für den Fall, dass man mal wieder Damenbes Besuch von Leuten hat, die es nicht "so scharf" mögen. Es sammeln sich da also Liköre und Tinkturen verschiedenster Art und Güte, angefangen bei italienischen Halbbittergetränken, über den unvermeidlichen Sahnelikör mit Whiskygeschmack, bis hin zu Kaffee-, Vanille- und Mandellikörchen, die man dann meistens auch noch mit Milch (!) zu mischen hat. Sind die Anschaffungen einmal getätigt, trinken die Gäste dann auf einmal nur noch Tee (!!) oder alkoholfreies Bier (!!!) und die Flaschen verstauben ungeöffnet im Barschrank. Dieses Phänomen ist ganz natürlich und wahrscheinlich nur durch eine Weltformel zu erklären.
Insofern ist es nur selbstverständlich, dass ich mir vor etwa zwei Jahren ebenfalls ein, zwei Getränke hingestellt habe, die weniger als reißenden Absatz gefunden haben. Und einer von diesen ist der Fireball Cinnamon & Whisky, den wir heute mal offiziell verkosten [pustet Staub und Spinnweben von der Flasche]. Gekauft habe ich ihn in Emden (warum in Emden weiß ich nicht mehr) in einem Getränkemarkt. Vermutlich war mir gerade langweilig. Ich glaube, er war damals im Sonderangebot und kostete 16,99; normalerweise findet man ihn so um die zwei Euro teurer. Laut Firmenlegende geht er auf ein kanadisches Mixgetränk der 80er zurück, eventuell einfach Whisky mit einem Schuss Zimtsirup. Hergestellt wird er jedenfalls immer noch in Kanada, allerdings für die uns bereits bekannte Sazerac Company in Louisiana, USA. Konsum pur oder auf Eis, auf der Webseite gibt es noch einige Mixvorschläge. Auf der Flasche steht zwar Liqueur, allerdings wird im Firmenportfolio der Fireball den Shooters (Kurzen) zugerechnet.
Bild: TAQ
Art und Herkunft: Whiskylikör bzw. Kurzer mit Zimtaroma, Kanada
Aussehen und Aroma: Dunkles Blattgold. Geruchlich fast nur dominanter Zimt, sonstige Nuancen sind kaum auszumachen. Kapern?
Geschmack: Geschmeidig und weich auf der Zunge. Sehr süß. Zimt! Im zweiten Durchgang dann scharf. Gewürznelken.
Abgang: Recht kurz aber warm. Die Schärfe klingt lange nach.
Fazit/Tipp: Ganz okay - jedoch sehr, sehr süß. Likör halt. Den Besuchern eventuell auch wieder zu scharf (was schlecht wäre). Interessant, weil neben dem Zimt noch ein deutliches Nelkenthema läuft. Mit ein wenig Eis finde ich ihn besser, er bekommt dann noch eine ganz hauchfeine Note von Orangenschale.
Der nächste planmäßige Beitrag erscheint am 8. Februar 2014. Dann erstmal mit unserem Bericht vom Bierfestival in Brügge.