Montag, 31. Dezember 2012

Zwischendurch: Guten Rutsch!

Zum Jahreswechsel freue ich mich auf ein gemütliches Zusammensein mit meiner Frau (dem Kleinen Roten Traktor), Sebo Supreme (der heuer eingeladen hat) sowie Plattfuss und seiner Kleinen Miss.

Wie sich dem Foto entnehmen lässt, fehlt auch das obligatorische redaktionelle Endjahresrestetrinken nicht.


Bild: TAQ


Unseren Lesern einen guten Rutsch und viele schöne Trinkerlebnisse im neuen Jahr!


Samstag, 29. Dezember 2012

Jim Beam Hot Punch (15% Vol.)

Bevor ich wusste, dass es zur Weihnachtszeit doch so vergleichsweise mild werden würde, dachte ich mir: Plattfuss und seine Kleine Miss kommen ja am 26. vorbei, hol' doch mal was warmes zu trinken ... Glühwein wäre natürlich in dieser Jahreszeit erste Wahl, aber ich vertrage ihn einfach nicht. Ich glaub', ich bin gegen die Tannine in Rotwein allergisch. Also eine andere Option. Zum Glück gibt es ja seit kurzer Zeit saisonale Getränke auf Whiskey- oder Rumbasis, und einer der ersten war meines Wissens der Jack Daniel's Winter Jack (Release Herbst 2011), der ursprünglich alleine für den deutschen Markt entwickelt wurde, mittlerweile aber auch anderswo zu finden ist. Der Winter Jack vereint Tennessee Whiskey, Apfelsaft, Zimt und "weihnachtliche Gewürze", also wahrscheinlich Nelken, Kardamom, usw. Ich wollte ihn mir im Edeka gerade greifen, da sah ich den noch neueren Jim Beam Hot Punch (Release Herbst 2012) und ... naja. Jetzt steht also er auf dem Gabentisch.

Auch der Hot Punch wurde zuerst auf dem deutschen Markt eingeführt. Warum? Erstens ist laut Wall Street Journal unser Land der drittgrößte Markt für Bourbon (nach den USA und Australien) und außerdem sind wir angeblich so auf heiße Getränke zu Weihnachten fixiert (zitiertes Beispiel: "glühwein"), dass JD und JB sich dachten: speziell für die Deutschen muss ein heißer Whiskeypunsch her. Die Firma Beam gibt sich - was die Zutaten angeht - deutlich zugeknöpfter: Das Getränk enthält laut Etikett:
Jim Beam Kentucky Straight Bourbon Whiskey (45%) mit dem Geschmack von Früchten und saisonalen Gewürzen.
Nach dem was ich gehört habe, soll das Aroma mehr in Richtung Orange als Apfel gehen, was mir relativ gelegen käme. Aber schauen wir mal. Noch eine kurze Anmerkung: die folgenden Angaben beziehen sich auf die Verkostung im vom Hersteller empfohlenen Zustand (erhitzt).


Bild: TAQ

Art und Herkunft: Whiskeyspirituose (Anteil Bourbon: 45%)

Aussehen und Aroma: Ich habe gerade kein Vergleichsmuster da, aber er kommt mir etwas heller vor als der Jim Beam White Label. Bräunlich mit Orangestich. Farbe ähnlich wie Kamillentee. Geruchlich eine sehr intensive, jedoch auch künstlich wirkende Orange. Brausepulver, heißes Zitronengetränk, etwas Hagebutte?

Geschmack: Wenig "alkoholisch" auf der Zunge, man schmeckt den Whiskey allenfalls in den Untertönen. Säuerlich im Antritt, dann eher herbsüß, dominante Orange. Vitaminbonbon.

Abgang: Kurz; die Süße verweilt nur einen Augenblick, danach herber und trockener.

Fazit: Die bitter-herben Noten sind mir leider stellenweise zu herb. Auch sehr künstlich wirkend. Zum Aufwärmen an kalten Tagen okay, mit Whiskey hat das allerdings nur noch wenig zu tun.

Der nächste planmäßige Beitrag erscheint am 5. Januar 2013.


Mittwoch, 26. Dezember 2012

Zwischendurch: Perfekte Weihnachten

Vor einiger Zeit hatte ich Plattfuss an dieser Stelle zum Erwerb einer Flasche Usher's Green Stripe beglückwünscht ... und war deshalb unter dem Gabentisch platt, dass auch ich mich jetzt zum illustren Klub der Green-Stripe-Besitzer zählen darf :-))

Eine Million Dankeschöns an meine Frau, den Kleinen Roten Traktor und natürlich an Plattfuss und seine Kleine Miss, die uns den Abend verschönten und mir außerdem noch einen praktischen Flachmann verehrten ...

Bild: TAQ


Montag, 24. Dezember 2012

Zwischendurch: Noch 5 Wochen und 5 Tage

Am 2. Februar steigt endlich wieder das Bierfestival in Brügge, mittlerweile in der sechsten Auflage. Die Redaktion nimmt in der selben Besetzung wie letztes Jahr teil (Plattfuss, Nobody und ich).


Unsere Crewshirts sind auch schon da. Wir freuen uns schon auf viele schöne Stunden und viele schöne Biere. Man sieht sich!


Bild: TAQ

Samstag, 22. Dezember 2012

Pott Sweet and Spicy (35% Vol.)

Früher reichte es den Leuten, wenn sie sich an kalten Wintertagen ein schönes Pöttchen Grog von Rum einverschnapseln konnten ... wenn es auch Rum von magerer Qualität bzw. der gute alte Flensburger Rum-Verschnitt mit wenig Rum und viel Neutralalkohol war. Hauptsache, die Mischung stimmte (getreu dem alten Motto: Rum muss, Zucker kann, Wasser braucht nicht unbedingt) und wärmte schön von innen heraus. 

Heute - zumindest in den letzten paar Jahren - soll der Rum neben der eigenen Note möglichst auch noch spicy, also würzig, sein. Eine Bewegung, die irgendwann mit Bacardi Spiced (dem Vorgänger des Oakheart), Captain Morgan Spiced Gold und anderen Rums bzw. Rumspirituosen (alles unter 37,5 Umdrehungen ist eine Rumspirituose, alles darüber dann ein Rum) begonnen hat und mittlerweile schon den Weg vom Trend zum Hype und wieder zurück abgelegt hat. Der heute vorgestellte Sweet and Spicy nimmt insofern schon mal eine Sonderrolle ein, als dass er "winterlicher" im Geschmack daherkommt als seine Kollegen, die auch gerne mal mit Cola gemischt werden. Die von Pott - welches übrigens imagetechnisch nun auch endlich auf den Trichter mit den Piraten gekommen ist ... nichts gegen Piraten, aber mittlerweile geht es mir bei der Marketingschiene Rum = Piraten so wie dem Theaterkritiker, der über das moderne Theater schrieb, er habe den Göttervater Odin jetzt schon so oft mit Aktenkoffer gesehen, dass er sich wünsche, ihn in einer Inszenierung endlich mal wieder mit Speer zu sehen ... ok, jetzt bin ich wohl doch etwas abgeschweift. Die bei Pott also geben an, er habe den "feine(n) Geschmack von Pott Rum, afrikanischem Kakao und Vanille aus Madagaskar" ... wohlgemerkt "den Geschmack". Damit ist ja noch nicht gesagt, ob das alles auch tatsächlich drin ist, aber das nur nebenbei. Man soll ihn pur, mit Cola, oder in Tee oder Kakao trinken, wobei dann ja so ziemlich alle Alternativen außer Kaffee und Eierlikör bedacht worden wären ... Lassen wir das mit der Cola mal beiseite, so scheint es hier doch ein bisschen stärker in Richtung Kaminfeuer/Weihnachten zu gehen, wenn ich das richtig sehe. Plattfuss war so freundlich, einen Teil des von ihm erstandenen Exemplars für den Selbstversuch herzugeben. Zur Zeit kostet ein Fläschchen so zwischen 9 und 12 EUR.


Bild: TAQ

Art und Herkunft: Spirituose auf Rumbasis, Deutschland

Aussehen und Aroma: Der Sweet and Spicy hat für mich eine Standard-Rumfarbe, goldbraun, mit leichter Tendenz ins Rötliche. Er macht einen recht viskosen Eindruck im Glas. In der Nase fand ich extrem viel Vanille, sonst war wenig los. Die versprochene Ananas wollte sich partout nicht einstellen.

Geschmack: Die angekündigten Noten von Kakao und Vanille kommen stark durch, insbesondere Ersterer. Sehr, sehr süß, buttrig. Ein angenehmes Mundgefühl, keine Schärfe.

Abgang: Kurz, mit einer schokoladigen Trockenheit.

Fazit: Ich war positiv überrascht. Für um die 9,- EUR wirklich ein akzeptabler Schluck, natürlich ohne große Nuancen oder Aha-Erlebnisse. Sehr süß. Positiv ist zu vermerken, dass er keinen allzu künstlichen Eindruck hinterlässt. Ganz okay, pur gut zu genießen.

Tipp: Vom Mischen mit Cola würde ich jedem abraten, der keine extrem hohe Toleranz für Süße hat. Mit Kakao könnte gehen, vielleicht am besten mit (echtem) holländischen Kakao - dem, der diesen zartbitteren Einschlag hat.

Der nächste planmäßige Beitrag erscheint am 29. Dezember 2012.


Donnerstag, 20. Dezember 2012

Zwischendurch: Termine Januar 2013


Lokal / Regional


zzzZZZZzzzzzZZzzz

National


3. WeinStuttgart (Stuttgart, 19. und 20. Januar)

International


The Great Alexandra Craft Beer, Food and Wine Festival 
(Alexandra, Neuseeland: 5. Januar)

Tropical Rum Fest (West Palm Beach, Florida, USA: 19. Januar)

17th Cambridge Winter Ale Festival (Cambridge, England: 17. bis 19. Januar)


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Haftungsaussschluss: Alle Angaben ohne Gewähr. Änderungen und Irrtümer vorbehalten. Änderungen von Veranstaltungsorten und/oder -terminen liegen in der Verantwortung des jeweiligen Veranstalters. Informieren Sie sich daher zusätzlich bitte auf den offiziellen Veranstaltungsseiten.

Montag, 17. Dezember 2012

Zwischendurch: Talisker im neuen Gewand

Seit dem Sommer ist das neue Design von Talisker auf dem Markt. Durch einen glücklichen Zufall habe ich endlich die Möglichkeit, zu vergleichen ...

Welcher gefällt Euch besser, der Alte (rechts) oder der Neue (links)?

Ich persönlich finde ja den alten Karton schicker, allerdings auch die neue Flasche besser (mehr Kontrast) ...

Wichtig ist ja eh, was drin ist.

Bild: TAQ

Sonntag, 16. Dezember 2012

Zwischendurch: Chouffe Übersetzung

Das Lustige an Blogger ist ja, dass man sehen kann, nach welchen Stichworten Leute gegoogelt haben, die auf der Seite landen. In letzter Zeit sehe ich sehr oft die Kombination Chouffe Übersetzung ... was mir zweierlei sagt: erstens, dass in Deutschland mehr belgisches Bier ver- und gekauft wird. Zweitens, dass in der modernen Welt viele glauben, dass es für alles eine Übersetzung geben muss. Dass dem nicht so ist, sollte uns eigentlich die Namensgebung bei Automobilen und Konzernen (Xantia, Nexia, Aventis usw.) zeigen ... gerade im Marketing der heutigen Zeit wird der Kunstname, welcher keine Bedeutung in irgendeiner Sprache hat, immer wichtiger.

Zurück zum Thema Chouffe Übersetzung: Das Wort Chouffe in der Biermarke La Chouffe kommt vom Dorf Achouffe in den belgischen Ardennen, wo das Bier gebraut wird. Ich hoffe, das ist jetzt keine allzu große Enttäuschung.

Bild: KRT

Samstag, 15. Dezember 2012

Blackstone 18 J. (40% Vol.) bei Aldi Nord (2012)

"Könnten Sie den bitte für mich umlegen?" raunt die Kassiererin mir zu. Instinktiv drehe ich mich zu dem älteren Mann hinter mir um, graumeliert, korrekt gekleidet. Was hat sie gegen ihn? Sie folgt meinem Blick. "Nein, können Sie die Flasche umlegen? Auf dem Warenband hinlegen?" hakt sie ungeduldig nach. "Wenn die Flasche kaputt geht, dann gibt es richtig Ärger." Oj, eine gefährliche Flasche. Ich lege sie hin. Bevor die Dame sie über den Scanner zieht, befühlt sie das Etikett, prüft das Glas auf Risse, undichte Stellen. Sie sieht meinen Gesichtsausdruck, sagt: "das ist ein richtig teurer Whisky, ein ganz guter Whisky." Ich nicke ihr zu. Was sollte ich auch antworten? "Das wird sich zeigen" klingt so bedrohlich.

Was ich gerade erstanden habe, ist der alljährliche Vorweihnachts-Single Malt vom Discounter, genauer gesagt von ALDI Nord, der gerade für 19,99 in den Regalen liegt. Jedenfalls nicht wie Blei, denn die Auslegeware ist schon so gut wie weg, als ich gegen 12 Uhr am ersten Verkaufstag an der Pagenstecherstraße erscheine. Auch wieder im Programm: Vier Whisk(e)ys aus vier Ländern, wie letztes Jahr (und auch dieses Mal habe ich sie wieder vom Kollegen L. zum Nikolaus bekommen). Aber darum geht es jetzt nicht. Zurück zum Blackstone ... Blackstone ... woher kenne ich den Namen? War das nicht das Geheimprojekt in der Bourne-Trilogie? Nein, Treadstone und Blackbriar, glaube ich. Oder doch nur Investmentgesellschaft? Nicht, dass die jetzt auch in Whisky machen. Wohl nur Zufall.

Und wie jedes Jahr (bei jeder Abfüllung) wieder die spannende Frage: wer hat's gebrannt? Im Internet kursieren Gerüchte, es sei Glen Ord. Möglich ist es, von der Region her würde es passen, auch die Flasche ist ähnlich gestaltet wie die alten Flaschen von Glen Ord (vor 2004). Aber nichts Genaues weiß man nicht, wie der Schotte zu sagen pflegt. Woher die Leute das auch immer wissen wollen ... da muss man schon über Insiderkenntnisse verfügen; die Brennereien haben keinerlei Interesse daran, dass das Publikum weiß, woher die Discounterware stammt - sie würden ja dann in zwei verschiedenen Preissegmenten miteinander konkurrieren. 

Na und? Okay, nehmen wir mal an, in der Flasche für 19,99 bei ALDI wäre wirklich etwas aus der Destillerie Glen Ord. Die haben nur einen einzigen 18jährigen im Portfolio, nämlich den Singleton of Glen Ord 18. Und der wird eigentlich nur in Asien vermarktet, online geht er für um die 85 Britische Pfund (105,- EUR) über den Tisch des Hauses. Klar so weit? Selbst wenn es sich nur um ein zweitklassiges Fass handelte, wäre die Ersparnis ein MegaMegaMegaschnäppchen. Aber wie gesagt: man weiß es nicht. Letztes Jahr war was von Destillerie X drin, jetzt kann was von Destillerie Y drin sein - das ist ja das Schöne an den Handelsmarken. Ich muss auch sagen, irgendwo erlahmt selbst mein journalistischer Enthüllungseifer. Ansonsten gibt das Label nicht viel her. Ein bisschen Bla bla hier und ein bisschen blub blub dort ("distilled in copper pot stills in the traditional centuries-old manner")... das war's dann auch schon. Vom Design her nicht so hässlich, Etikett im "altes, fisseliges Pergament"-Stil, mit Landschaftskupferstich drauf ... find ich in Ordnung. Also auf zu Sebo Supreme und Plattfuss, zur Verkostung.

Bild: TAQ

Art und Herkunft: Single Malt, Highlands

Aussehen und Aroma: Farblich schwankt er etwas zwischen Bernstein und Kupfer und erinnert mich entfernt an einen mitteltrockenen Sherry. Im Glas macht er keinen sehr voluminösen Eindruck. Die Nase ist zunächst schwer definierbar und uneinheitlich. Es stellen sich Andeutungen von Mirabellen und etwas grünem Gras ein. Nebenher läuft noch ein leicht metallisches Thema. Warmer Kartoffelbrei?

Geschmack: Im Mund finde ich ihn im ersten Moment etwas wässrig. Im Antritt sehr viel Holz, ebenso eine spürbare Schärfe, die sich aber im Mittelteil gelegt hat. Ein Hauch von Karamellbonbon, trocken am Gaumen. Leichte Anflüge von Vanille?

Abgang: Mittellang, wärmer werdend.

Tipp: Auf den Zusatz von Wasser sollte man in diesem Fall eher verzichten, da hierbei etwas unangenehme Aromen aufgeschlossen werden; der Whisky entwickelt dann eine leicht seifige Geschmacksnuance.

Fazit: Vielleicht wird es diejenigen enttäuschen, die an dieser Stelle mit einem herzhaften Verriss gerechnet hatten, aber ich kann dem Blackstone 18 kein wirklich schlechtes Zeugnis ausstellen; alle Tester in der Runde waren sich in diesem Punkt übrigens auch einig. Natürlich ist er kein "großer" Whisky, dazu fehlt es ihm an Ausgeglichenheit und Charakter. Aber wenn man bedenkt, dass er für knapp 20,- EUR im Verkauf steht, dann muss man ihm zugestehen, dass man für das selbe Geld schon erheblich schlechter getrunken hat. Selbstverständlich darf nicht verschwiegen werden, dass er insgesamt etwas blass und nicht ganz makellos ist. Halt nicht das beste Fass des Jahrgangs. Für jemanden als Neuigkeit unter dem Gabentisch - ja sicher. Einem Whiskykenner würde ich jedoch eventuell besser eine andere Flasche schenken.

Vielen Dank auf diesem Wege auch noch einmal an Sebo Supreme für die Gastfreundschaft und das köstliche Fingerfood zur Verkostung.

Der nächste planmäßige Beitrag erscheint am 22. Dezember 2012.



Samstag, 8. Dezember 2012

Yukon Jack Canadian Liqueur (50% Vol.)

Nachdem die Kälte so langsam in unser Land einrückt und es langsam aber sicher auf Weihnachten zugeht, beschließe ich spontan, es hier im Blog in einer weiteren Miniserie winterlicher werden zu lassen. Für den festtäglichen Besuch von Plattfuss und seiner Miss habe ich schon den neuen Jim Beam Hot Punch zurückgelegt, also wird es mit der Besprechung erst so zum Jahresende was. Da greife ich doch lieber erstmal auf etwas zurück, was meine eigene Missis und ich bereits ausgiebig getestet haben, insbesondere an kühlen und nassen Tagen.

Der Yukon Jack ist einer der neueren und relativ selten in Deutschland zu sehenden Vertreter der Whisky-mit-Honig-Welle, die seit einigen Jahren an Fahrt gewinnt. Mit dem Unterschied, dass die allermeisten Vertreter dieser Spezies eher aus dem iroschottischen Raum kommen, dieser jedoch aus dem fernen Kanada. Erstanden habe ich ihn in der 750ml-Flasche, die ursprünglich für den nordamerikanischen Markt gedacht war und auch so gestaltet ist (angefangen mit der seltsamen Gebindegröße, das werden wohl wieder Flüssigunzen oder American apothecary pints oder sowas in der Art sein - außerdem die Warnung der Regierung, dass Alkohol schädlich sei ... jaja, ist ja gut). Die Flasche selbst hat so einen gewissen Old School-Look, mit einem "vergilbten" Etikett, das so aussieht, als ob es jemand in einem alten Charlie-Chaplin-Film von Hand bemalt hat. Leider keine Aussage darüber, wo und unter welchen Umständen das Gebräu entstanden ist. Es ist eine Kundenservicenummer von Diageo angegeben. Die englischsprachige Wikipedia will andererseits wissen (ohne Quellenangabe), dass die verantwortliche Brennerei in Salaberry-De-Valleyfield in Québec sitzt. Wenn das stimmt, so ist der Hersteller die einzige Whiskybrennerei im französischsprachigen Kanada, nämlich Schenley. Erst dachte ich, das könne nicht richtig sein, denn meines Wissens ist Schenley Teil von Constellation Brands, einem direkten Konkurrenten von Diageo. Auf der Webseite von CB ist Schenley auch noch als Teil des Portfolios gelistet. Aber dann stieß ich auf eine Nachricht von Bloomberg aus dem Jahre 2008, wonach Schenley von Constellation an Diageo verkauft wurde. Es hat also doch alles seine Richtigkeit. Außerdem sagt die Episode sehr viel über meine Recherchefähigkeiten und Constellation Brands' Webseitenpflege aus ...

Das Etikett führt aus, der Mix aus kanadischem Whisky und Honig(likör) sei ein Geschmack, "geboren aus rauen Nächten, als einsame Männer sich mühten, ihre Feuer in Gang und ihre Hütten warm zu halten." Einsame Männer? Warm halten?? Hmmmm ... klingt ein bisschen nach Brokeback Mountain, wenn Ihr mich fragt. Sorry, liebe Holzfäller, ich respektiere Euren alternativen Lebensstil, aber Eure Holzhütten müsst ihr Euch leider selbst warmhalten, wenn Ihr versteht, was ich meine. Der Typ in der wattierten Jacke auf dem Etikett schaut auch so erwartungsvoll in die Ferne ... der wartet wohl auf seinen Freund. Gut, das war genug zweifelhafter Humor für einen Tag, jetzt wird getrunken.

Bild: KRT

Art und Herkunft: Whisky-Honig-Likör, Kanada (Schenley)

Aussehen und Aroma: Der Yukon Jack macht im Glas einen etwas dickflüssigen Eindruck, die Farbe ist hell und strohgelb (Farbjustierung mit Zuckerkulör). Im Geruch eine sehr intensive, süß-kräutrige Mischung aus Honig und Anis, darunter zeigt sich ein Hauch von Lavendel.

Geschmack: Schwer und süß, mit extrem viel Honig. Hinten auf der Zunge findet sich eine Andeutung von Lakritze, später dann auch etwas Industriespiritus.

Abgang: Doch ziemlich lang und wärmend, sehr mächtig. Ganz am Schluss leicht künstlich-zickig.

Fazit: Angesichts der 50 Umdrehungen doch immer noch recht mild und schön süß. Das trinkt der Trapper am Lagerfeuer. Irgendwo am Ende versteckt sich ein kleiner Tritt.

Tipp: Wie auf dem Etikett empfohlen, habe ich den Yukon Jack auf Eis mit einem Spritzer Limette versucht (das soll dann Snakebite heißen). Schmeckt schön und hat noch etwas mehr Biss.

Der nächste planmäßige Beitrag erscheint am 15. Dezember 2012.


Samstag, 1. Dezember 2012

Sind so kleine Biere, Teil VIII: De Leckere

Vom Auftritt und vom eigenen Anspruch her ist mir die Brauerei De Leckere in Utrecht auf Anhieb sympathisch: ein relativ junges Unternehmen, nette Webseite, optisch ansprechend gestaltete Produkte ... sowas sehe ich halt gern. Und darum dachte ich mir, dass Plattfuss und ich bei unserer nächsten Einkaufstour nach Enschede auch mal wieder beim Mitra reinspringen und ein oder zwei Fläschchen käuflich erwerben sollten. 

De Leckere sitzt, wie oben gesagt, in der wunderschönen Stadt Utrecht. Die kleine Brauerei begann, wie so einige Mikrobrauereien, als gemeinschaftliche Idee einer Gruppe von Gleichgesinnten. 1997 startete die Produktion und 2001 hat man in einem Vorort der Stadt neue Gebäude bezogen. Die Firma ist stolz auf die gesellschaftliche Verantwortung, die sie unter anderem im Bereich des Umweltschutzes übernommen hat, und legt Wert darauf, dass alle ihre Produkte "100 Prozent Bio und handwerklich gebraut sind". Darüber hinaus ist beabsichtigt, die Herstellungs- und Transportprozesse im Hinblick auf die Klimaneutralität zu verbessern. Weiterhin unterstützt die Brauerei verschiedene soziale Programme, unter anderem eine Initiative für körperlich und/oder geistig behinderte Künstler. Sehr lobenswert, all das ... gibt einem so ein wohliges, warmes Gefühl, wenn man mit seinem Bierkonsum so etwas noch fördern kann. Ganz, ganz klein ist De Leckere nun also nicht, es wird ein relativ umfangreiches Portfolio vor dem Konsumenten ausgebreitet: Da gibt es Pilsener, Bockbier, Tripel, Blond, und und und. Außerdem braut man auch Bier für Handels- und Privatmarken, entweder nach eigenem oder Kundenrezept. Was ich besonders interessant finde, ist, dass man auch hier den Weg beschreitet, alte und überlieferte Bierrezepturen neu aufzulegen - eines der heute verkosteten Biere stammt ursprünglich aus dem späten Mittelalter. Ausgewählt für unser Tasting haben wir drei ganz verschiedene Sorten, die jedoch im Alkoholgehalt einigermaßen nahe beieinander liegen.



Bild: TAQ

Paulus (7,5% Vol.)

Art und Herkunft: Obergäriges Mehrkorn-Abteibier, basierend auf einer Rezeptur von 1433.

Aussehen und Aroma: Natürlich recht trübe da obergärig, wie trübes Weißbier. Geruchlich sehr fruchtig, es kommt viel Hefe durch.

Geschmack: Ein sehr mächtiges Mundgefühl, im Geschmack zeigen sich säuerliche, leicht fruchtige Obertöne. Diese fallen ab dem Mittelteil stark ab und hinterlassen einen etwas schalen Eindruck.

Abgang: Sehr kurz.

Fazit: Ein relativ leicht zu trinkendes Bier, allerdings ziehe ich wirklich einige Punkte für den schal-faden Mittellauf ab.

Razende Swaen (8,0% Vol.)

Art und Herkunft: Tripel (Strong Pale Ale), "inspiriert von zwei mittelalterlichen Brauereien aus Utrecht".

Aussehen und Aroma: Sehr trübe, dunkelgelb mit einem Rotstich. Wenig los beim Aroma, etwas Orangenschale.

Geschmack: Wenig definierbar, sehr malzschwer. Es kommen fruchtige Noten durch (Banane?).

Abgang: Definitiv länger als beim Paulus, jedoch leider sehr dominant labbrig, ins Schweflig-Faulige tendierend.

Fazit: Der Abgang und der Nachgeschmack haben mir nicht gefallen. Ansonsten etwas eindimensional schwer.

Blauwe Bijl (10,0% Vol.)

Art und Herkunft: Zwaar Speciaal (Starkbier), Name ebenfalls von einer alten örtlichen Brauerei.

Aussehen und Aroma: Gleichfalls trüb, dunkler Bernstein. In der Nase extrem malzig, ins metallisch-rostige gehend.

Geschmack: Die malzige Süße schlägt auch hier voll durch, sonst ist wenig zu erschmecken. Wie ein schweres Malzbier mit ordentlich Umdrehungen.

Abgang: Kurz und ebenfalls malzig, ein paar kleinere Bitternoten zum Schluss.

Fazit: Das Blaue Beil ist ziemlich eindeutig auf Schwere ausgerichtet und ersetzt vom Gefühl her eine kleine Mahlzeit. Nicht unangenehm ... wer es süß mag, kommt hier auf seine Kosten. Wahrscheinlich nichts für den ganzen Abend.

Gesamtfazit: De Leckere hat noch sechs weitere eigene Biere im Sortiment - da müsste also eigentlich auch noch etwas für mich dabei sein. Bei der hier vorgestellten Auswahl habe ich mich allerdings wohl vergriffen. So richtig überzeugt hat mich von den dreien keines; der Rasende Schwan fällt bei mir persönlich leider durch. Bevorzugen würde ich im Zweifelsfall das Blaue Beil, in einigem Abstand gefolgt vom Paulus.

Der nächste planmäßige Beitrag erscheint am 8. Dezember 2012.




Sonntag, 25. November 2012

Termine Dezember 2012

Lokal / Regional


Weihnachtsmarkt 2012 (Osnabrück: noch bis 22. Dezember)

National


Irgendein Weihnachtsmarkt in Ihrer Nähe ;-)

International


Bubbles in Brussels (Brüssel, Belgien: noch bis 31. Dezember) 

O.B.E.R. Kerstbierfestival (Essen, Belgien: 15. und 16. Dezember)

Axminster Christmas Beer Festival (Axminster, England: 22. Dezember)


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Samstag, 24. November 2012

Lamb's Navy Rum NAS (40% Vol.)

Tja, dann wenden wir uns doch für heute einmal von Irland und vom Whisk(e)y ab ... allerdings bleibt es maritim. Zur Geschichte und Entstehung des Navy Rum habe ich in einem früheren Artikel über den Nelson's Blood von Pusser's schon einmal ausführlich Stellung genommen, darum hier nur noch einmal als Erinnerung: Diese Sorte Rum geht zurück auf die Zeit, als die Matrosen der Royal Navy täglich eine schöne Ration Rum verabreicht bekamen, zum Schutz gegen Skorbut und andere Wehwehchen. Diese Sitte wurde erst in den 1970ern ganz abgeschafft, jedoch wird die Rezeptur auch weiterhin - erfolgreich - auf dem zivilen Markt angeboten.

Es ist schon etwas länger her, dass ich mir den Lamb's Navy Rum geholt habe, aber eine kurze Recherche ergibt, dass er zur Zeit für ca. 18,- EUR im Internet zu haben ist, und zwar in Deutschland regelmäßig in der Einliter-Importflasche.  Die Firmenwebsite befindet sich leider gerade im Umbau, daher sind von dort im Moment keine wichtigen Informationen zu erlangen, aber man kann ja noch anderswo nachschlagen ... Die Firma schreibt auf der Facebookseite, die ansonsten sehr mager ausfällt, dass der Rum aus 18 verschiedenen karibischen Rums verschnitten wird; soweit mir bekannt hauptsächlich aus Guyana, Barbados, Trinidad und Jamaika. Im Sortiment befindet sich weiterhin der Lamb's 151° (nach dem englischen System also ein Rum mit ca. 85% Vol.!), welcher aber anscheinend nur sehr selten zu bekommen ist. Von der Aufmachung her unterstreicht die kantige, klobige Flasche mit der britischen Seekriegsflagge auf dem Etikett den Auftritt des Produktes voll und ganz.

   
Bild: TAQ

Art und Herkunft: Navy Rum, Karibik (siehe oben)

Aroma und Aussehen: Der Lamb's ist sehr dunkel und erinnert in der Farbe an Mahagoniholz. Sehr dominante Holzfassnoten im Geruch, dazu etwas süße Traube.

Geschmack: Zu Beginn ziemlich süßlich und prickelnd, dabei aber überwiegend mild auf der Zunge. Voluminös in der zweiten Hälfte, deutliche Anklänge an Marzipan und Rübensirup, sehr starker Kaffee.

Abgang: Lang und kräftig, mit dunkleren Tönen (Kakao?)

Fazit: Ein wirklich kräftiger Rum, der dennoch sehr milde ist und hervorragend pur getrunken werden kann. Weniger ausgeprägte Gewürznoten als zum Beispiel der Pusser's, trotzdem in keinster Weise langweilig. Für den Preis ein echtes Schnäppchen, wenn man die vollen Aromen schätzt. Weckt zumindest den Piraten in mir (siehe Bild).

Tipp: In einem Cubata (Cuba Libre mit braunem Rum) ist der Lamb's sehr dominant und verleiht dem Drink schwere Kaffee- und Mokkanoten. Sehr interessant für Leute, die das Getränk gerne weniger süß haben.

Der nächste planmäßige Beitrag erscheint am 1. Dezember 2012.


Samstag, 17. November 2012

Irisches Stundenbuch, Folge 6: The Wild Geese Irish Whiskey Collection NAS (alle 43% Vol.)

Bin heute irgendwie stolz auf mich: nachdem ich mich bei bescheidenstem Wetter überwunden habe, wieder mal mit dem Rad zur Arbeit zu fahren, schaffe ich es wohl auch, meinen letzten Beitrag in der Reihe über das Trinken in Irland zu tippen. Der nächste Artikel wird dann - wie anfangs versprochen - weder von Irland noch von Whisk(e)y handeln.

Zeit für ein kleines Fazit: Irland ist eine Reise wert, nicht nur was die Alkoholika betrifft. Wer meinem anderen Blog mit den Anmerkungen zum Bootsurlaub auf der Grünen Insel folgt, wird hoffentlich ein positives Bild des Landes und seiner Menschen gewinnen. Was irisches Bier und irischen Whiskey angeht, so befinden sich beide seit Jahren - zusammen mit dem Phänomen der Irish Pubs - in Deutschland und im Rest Europas auf einem Höhenflug. Die "dunklen Zeiten" des Irish Whiskey in den 70ern und 80ern gehören der Vergangenheit an und es gibt mittlerweile, wie diese Serie zeigen wollte, eine gesunde Brennereilandschaft mit einer Vielzahl an Sorten und Marken.

Was mich zur Beobachtung bringt, dass die Iren natürlich einen Großteil ihrer Produktion ins Ausland verkaufen, was Marken wie Tullamore Dew oder Kilbeggan international zu Renommee verholfen hat. Wie man aus anderen Sektoren weiß, wird aber auch nicht immer das Beste in andere Länder geschickt, vieles trinkt man auch lieber selbst. Und so passt es, dass ich zum Abschluss noch einmal einen typischen (?) Export- oder Touristenwhiskey vorstelle. Er wurde von Plattfuss in Form eines Probiersets am Dubliner Flughafen erstanden und nennt sich in Europa The Wild Geese Irish Whiskey Collection (in den USA vermarktet als The Wild Geese Soldiers & Heroes Irish Whiskey Collection). Wozu die unterschiedlichen Namen? Ich könnte mir vorstellen, dass in den Vereinigten Staaten, mit der großen Anzahl von Personen irischer Abstammung der Begriff Wild Geese in seiner ursprünglichen, militärisch-historischen Bedeutung noch präsenter ist als im Rest der Welt. Obwohl auch die europäische Seite auf den Freiheitskampf der Iren hinweist, dürfte beim Großteil des kontinentalen Publikums die Assoziation mit den geflügelten Vertretern der Gattung Wildgans überwiegen. Der Internetauftritt (beide Webseiten sind - bis auf die Nomenklatur - identisch) hypt den Whiskey recht stark, er habe mehrere Auszeichnungen gewonnen (was die genau wert sind, wird, wie so oft, nicht erläutert). Was mich bei solch lautstarker Werbung nachdenklich macht, ist, dass nirgendwo in vorderster Reihe angegeben steht, wo produziert wurde (bei Cooley übrigens). Man sollte doch meinen, ein solch edles Tröpfchen wäre die beste Werbung für die Destillerie ... Auf jeden Fall sind vier Sorten im Angebot: Classic Blend, Rare Irish, Single Malt und Limited Edition. Das von Plattfuss erstandene Sortiment für den neugierigen innereuropäischen Reisenden umfasste alle außer dem Blend, alle mit dem selben Alkoholgehalt abgefüllt, jeweils in einer 33 cl-Flasche.


Rare Irish "Untamed"

Art und Herkunft: Blended Whiskey, Republik Irland (Cooley)

Aussehen und Aroma: Farbe von dunklem Heu, dünnflüssig im Glas. Ein frischer Eindruck, sehr viel Ethanol in der Nase.

Geschmack: Ein extrem scharfer Antritt, wenige Nuancen, kaum Eigenleben. Einigermaßen frisch.

Abgang: Nur mittel, zum Ende hin aber fast unangenehm adstringierend.

Fazit: Meines Erachtens viel zu jung, zur Unreife tendierend, sehr ruppig. Ungezähmt ist wohl der höfliche Ausdruck.

Limited Edition

Art und Herkunft: Blended Whiskey, Republik Irland (Cooley)

Aussehen und Aroma: Farbe wie oben, Eindruck im Glas dito. Geruch ebenfalls sehr frisch, jung, Unterton von Plastik.

Geschmack: Süßer als der Rare, jedoch nur auf der Zungenspitze. Sehr starkes Eichenfass. Ab dem Mittelteil bricht er geschmacklich zusammen.

Abgang: Schon etwas länger, auch sehr trocken. Zum Schluss Eindrücke von nassem Papier und noch ein scharfer Nachbrenner hintendrein.

Fazit: Ein klein bisschen mehr auf der Zunge, aber immer noch ziemlich harsch und flüchtig.

Single Malt

Art und Herkunft: Single Malt, Republik Irland (Cooley)

Aussehen und Aroma: Siehe oben. Da wurde farblich wohl justiert, was das Zeug hält. In der Nase ein leicht blumiger Ausdruck, eventuell etwas Sahne?

Geschmack: Im Mund relativ weich, Sahnebonbon, etwas Zimt.

Abgang: Noch etwas länger als oben, sanfter als der Rest. Keine Überraschungen.

Fazit: Definitiv der Beste der drei, auch wenn das vielleicht nicht allzu viel aussagt. Kann man wohl.

Gesamtfazit: Als Sammlung insgesamt finde ich die Whiskeys viel zu unausgewogen, unreif und harsch. Sicherlich eher ein Souvenir als ein echtes Trinkerlebnis. Der Single Malt ist für mich noch der Trinkbarste, gefolgt von der Limited Edition (in weitem Abstand). Der Rare hat mich nicht beeindruckt. Er ist meines Erachtens auch definitiv zu jung.

Der nächste planmäßige Beitrag erscheint am 24. November 2012.






Samstag, 10. November 2012

Zwischendurch: Der Weiße Wal

Usher's Green Stripe ist der älteste Blended Scotch überhaupt (erstmals hergestellt im Jahre 1856) ... und in Europa nicht mehr im Einzel- oder Großhandel zu bekommen. Einem Barmann, bei dem wir einmal ein Glas zu 17,- EUR probieren konnten (her-vor-ragend!) war seine Flasche vor ein paar Jahren für 150,- EUR verkauft worden.

Plattfuss ist es gelungen, aus einem Nachlass eine Flasche für etwa 35,- EUR zu erwerben. Herzlichen Glückwunsch!


Bild: TAQ

Irisches Stundenbuch, Folge 5: Inishowen NAS (40% Vol.)


Am letzten Abend unserer Reise waren wir also in Dublin. Davon mal abgesehen, dass nach einer Woche auf dem Boot uns diese quirlige Großstadt wie ein Bild aus Dantes Inferno vorkam, hatten wir bei den Pubs und Bars natürlich freie Auswahl. Tatsächlich gibt es in Dublin (aber in gewisser Weise auch in ganz Irland) quasi an jeder Ecke eine Kneipe, welche im täglichen Leben der Menschen einen ähnlich großen Stellenwert einnimmt wie in meiner belgischen Heimat. Sie ersetzt Vielen das heimische Wohnzimmer als Ort des Austauschs und der Entspannung und die arbeitende Bevölkerung, bis hoch zum Banker oder Manager, sucht sie gerne nach Dienstschluss zu einem Feierabendbier auf und tat dies bereits lange bevor es den Begriff After Work Party gab. In der Hauptstadt Irlands gibt es selbstverständlich eine so große Auswahl an Pubs, dass für jeden Geschmack etwas dabei sein dürfte ... angefangen vom urtypischen Gasthaus an der Ecke bis hin zum mehrfach aufgebrezelten Pub/Sportsbar-Hybrid, wie dem Parnell. Apropos Sportsbar: Fernsehen läuft ohnehin in den meisten Kneipen, vorzugsweise mit Sport (und hier wiederum sehr gerne Pferde- oder Hunderennen oder der Nationalsport Gaelic Football).


Wer es besonders lebhaft mag, begibt sich abends am besten in den Bezirk Temple Bar (der Name hatte ursprünglich nichts mit Bar im Sinne von Trinken zu tun). Hier drängt sich alles, was jung, unternehmungslustig und/oder Tourist ist. Ein Partyerlebnis erster Kajüte, vergleichbar der Reeperbahn ohne sichtbare Prostitution oder der Bourbon Street in New Orleans. Allerdings natürlich auch dementsprechend teuer und stilistisch konfektioniert. Ein Muss ist wahrscheinlich die Temple Bar, welche immer brechend voll ist und sich brüstet, über 450 Whisk(e)ys aus aller Welt im Sortiment zu führen. In der Realität musste der Bartender leider doch recht oft passen, wenn er nach einer etwas exotischeren Flasche gefragt wurde, die auf der Karte stand, jedoch mysteriöserweise gerade nicht aufzufinden war. Die Preise in der Temple Bar sind mörderisch (Glas Connemara Cask Strength 13,50 EUR, Glas Whyte & Mackay immer noch stolze 5,80) - aber man muss wahrscheinlich mindestens einmal im Leben da gewesen sein.

Der heutige Whiskey war ein Kauf von Plattfuss am bereits erwähnten Dubliner Flughafen. Ein Blend aus dem reichhaltigen Sortiment von Cooley, geht in Irland für etwa 25,- EUR über die Ladentheke und ist somit kein ganz billiges Vergnügen, soll aber der einzig nennenswert torfige Blend aus Irland sein. Die Marke ist benannt nach der großen Halbinsel Inishowen ganz im Norden des Landes. Von einigen Experten wie Jim Murray wurde er positiv bewertet.


Art und Herkunft: Blended Whiskey, Republik Irland (Cooley)

Aussehen und Aroma: Er zeigt sich strohgelb in der Farbe und macht einen recht dünnflüssigen Eindruck. Wenig stark ausgeprägte Aromen; unterscheiden lassen sich frisches Gras, etwas Tabak und Asche.

Geschmack: Der Inishowen ist erdig und - wie angekündigt - leicht rauchig. Sonst fand ich relativ wenig, im Abschluss kommt noch ein wenig Tabak durch. Süßliche Untertöne.

Abgang: Eher kurz, malziger Nachgeschmack.

Fazit: Ich persönlich finde ihn wenig ausdrucksstark, aber insgesamt okay. Von der Empfindung her nichts wirklich Besonderes; gut trinkbar. Der Preis ist meines Erachtens für das, was geboten wird, etwas zu hoch.

Der nächste planmäßige Beitrag erscheint am 17. November 2012.

Picture Credits: "Temple Bar": Plattfuss; "Inishowen": TAQ

Samstag, 3. November 2012

Irisches Stundenbuch, Folge 4: Michael Collins NAS Single Malt (40% Vol.)

Als ich also im Loop am Flughafen Dublin stand und meine Flasche Greenore in der Hand hielt, wurde mir klar, dass ich Irland nicht nur mit einer einzigen Flasche Schnaps verlassen konnte. Die EU hat ja den definitiven Nachteil, dass man bei Flügen innerhalb der Union nicht mehr zollfrei einkaufen kann wie früher - was einem den Tag natürlich ganz schön verleiden kann - andererseits ist das einzig Gute, dass man auch nicht mehr an die sehr restriktiven Mengenbegrenzungen gebunden ist wie bei Reisen nach Übersee. Mehr als eine Flasche sitzt also auf jeden Fall drin, allerdings muss man das Ganze ja auch noch schleppen und im Flugzeug unterbringen ... aber ich bin ja gottlob verheiratet. 

Es juckte mich sehr in den Fingern, eine Flasche Poteen (oder Potcheen oder Poitin) mitgehen zu lassen, dem irischen Getränk schlechthin. Poteen wurde viele Jahrhunderte lang illegal in kleinen Chargen gebrannt (meistens in kleinen Kupferkesseln, also "Pötten", daher auch der Name), und ist ein fester Bestandteil des irischen kulturellen Erbes und Selbstbildes. Bekannte Volkslieder wie Hills of Connemara künden von der heroischen Arbeit der Schwarzbrenner und ihren Versuchen, den excise men - den Steuereintreibern - zu entkommen. Das klare Getränk wird traditionell aus Gerste oder Kartoffeln hergestellt und erreicht bis zu 90 oder 95 Volumenprozent Alkohol.  Heutzutage gibt es Poteen natürlich legal zu kaufen, leider jedoch nicht sehr häufig, da nur zwei Firmen für die Herstellung eine Lizenz erworben haben: Bunratty (welche ihn jedoch nur in Stärken bis 45% Vol. abfüllt) und Knockeen, in der Originalstärke. Und man hatte mir versichert, am Flughafen gebe es mindestens einen von beiden zu kaufen, wobei mir der Knockeen aus begreiflichen Gründen lieber gewesen wäre. Aber no such luck. Nirgendwo war ein Fläschchen zu erspähen, also brauchte ich halt noch einen weiteren Whiskey.

Da es den Michael Collins auch nicht so oft irgendwo zu kaufen gibt (und gerade nicht in Europa), entschied ich mich für diesen. Der Whiskey ist nämlich deshalb so selten in unseren Breitengraden zu bekommen, weil er für den Export in die USA gedacht ist. Hergestellt wird er für die Firma Sidney Frank, einen der wichtigsten Importeure für Alkoholika in den Vereinigten Staaten (unter anderem Jägermeister) und soll augenscheinlich besonders an die irische Abstammung seiner Kundschaft appellieren ... natürlich auch, weil er den Namen eines der wichtigsten irischen Freiheitskämpfer des 20. Jahrhunderts trägt. So wie es scheint, hat die Firma von den Nachfahren des big fellow die Erlaubnis erhalten, mit seinem Namen, Konterfei sowie - auf der von mir erstandenen Travel Value-Flasche - mit seiner Unterschrift zu werben. Die Flaschen für den amerikanischen Markt weichen aber laut Webseite im Design stark ab. Die "europäische" Flasche ist außergewöhnlich gestaltet und langhalsig. Außer dem hier besprochenen Single Malt, der anders als die meisten anderen irischen Whiskeys nur zweimal destilliert wird, gibt es von der selben Marke auch noch einen Blended Whiskey.


Art und Herkunft: Single Malt, Republik Irland (Cooley)

Aussehen und Aroma: Bernsteinfarben, mit einem leichten Stich ins Orange. Wie nicht anders zu erwarten eher kleine Legs, außerdem nicht sehr viskos. Die Aromen sind reichhaltig mit Vanille, etwas Mokka, eventuell auch ein bisschen Nougat. Der auf der Flasche versprochene Rauch ist jedoch kaum wahrnehmbar.

Geschmack: Zunächst fällt ein sehr leichtes, fast dünnes Mundgefühl auf. Im Geschmack zeigt sich zu Beginn sehr viel Holz, im Mittelteil finden sich dann aber auch deutliche Schokoladennoten sowie eventuell etwas Orange und Vanille.

Abgang: mittellang, mit einer deutlichen Betonung auf mittel, zum Abschluss gibt er noch etwas Wärme ab.

Fazit: Leider nicht ganz billig (38,- EUR im Travel Value), jedoch wegen seiner Seltenheit durchaus ein solider Kauf. Geschmacklich nicht das ganz große Aha-Erlebnis, aber interessant genug. Finger weg, wer kein Bourbonfass mag - es kommt stark durch. Mild und angenehm zu trinken. Praktisch kein Rauch.

Der nächste planmäßige Beitrag erscheint am 10. November 2012.

Picture Credits: "Michael Collins Single Malt": TAQ


Dienstag, 30. Oktober 2012

Zwischendurch: The Angels' Share - Ein Schluck für die Engel

Filmkritik kann ich nicht so gut, darum fasse ich mich kurz. Plattfuss und ich waren gestern endlich in der langerwarteten Aufführung von The Angels' Share - ein Schluck für die Engel (diese blöde Angewohnheit, bei jedem fremdsprachigen Filmtitel noch einen deutschen dazu zu erfinden, stört mich schon seit Ewigkeiten dermaßen, ich finde keine Worte dafür). Ein kurzes Googeln genügt für massenhaft Treffer zum Inhalt, daher hier nur so viel: Vier Loser aus den Armenvierteln Glasgows entdecken ihre Liebe zum Whisky und beschließen, den Inhalt eines Fasses Malt Mill, eines mythischen Weißen Wals der Whiskywelt, der für gut .eine Million Pfund zur Versteigerung ansteht, zu entwenden, um vom Erlös ein neues Leben zu beginnen. 

Gedreht wurde on location in Schottland, in den Destillerien Glengoyne (die hier allerdings als Deanston firmiert, diese war den Filmemachern wohl nicht fotogen genug) sowie Balblair. Der Whiskyexperte Charles Maclean hat mehr als nur einen Cameo-Auftritt und spielt (fast) sich selbst, als "Rory McAllister". Horst Lüning fand in seiner Besprechung des Films diesen zu düster und brutal zu Beginn. Ich kann dieser Einschätzung nur bedingt zustimmen; sicherlich ist der Anfang, in dem erst einmal der Leidensdruck der jungen Außenseiter dramaturgisch aufgebaut werden muss, düsterer als der weitere Verlauf. Allerdings wird hier aber auch kein Trainspotting 2 geboten. Es bleibt bei einer Prügelszene und ein bis zwei Verfolgungsjagden durch die Straßen Glasgows. 

Wenn ich etwas am Film auszusetzen habe, dann dass ich die erste halbe Stunde eher langatmig finde, bis es dann endlich ans Eingemachte (sprich: an den Whisky) geht. Auch sind die Charaktere recht stereotyp gezeichnet: Da haben wir den väterlichen Sozialarbeiter, den prügelnden Rowdy, der sein Leben ändern will, den abgedrehten Sidekick, die vorlaute Göre usw. Auf der Habenseite steht, dass die Story nach etwa 30 bis 40 Minuten zunehmend flotter und leichter wird. Zum Schluss ein gutes, altes Happy End ohne Ambivalenzen. Für den Whiskykenner bietet The Angels' Share wenig Erhellendes, aber dennoch ein paar "hab ich auch schon mal getrunken"-Erlebnisse. Es kommt gerade so viel Information über das Whiskygeschäft rüber, dass Laien sich nicht gelangweilt fühlen dürften, aber zumindest rudimentär informiert werden. 

Alles in allem fast zwei Stunden solide Unterhaltung gewürzt mit viel Whisky und etwas Sozialkritik. Nicht unbedingt ein Film, den man sich zehnmal anschauen wird, aber auch keiner, bei dem es einem ums Eintrittsgeld Leid tut.

Samstag, 27. Oktober 2012

Irisches Stundenbuch, Folge 3: Greenore 8 J. (40% Vol.)


Wie bereits schon einmal angeklungen ist, tut man sich in Irland generell schwer mit der Anschaffung eines halbwegs günstigen Rauschzustands. Die Spirituosenpreise im Einzelhandel sind, zumindest im Vergleich zu West- und Mitteleuropa, schon fast kriminell hoch und man sollte so etwa 30 Prozent Aufschlag gegenüber Deutschland einkalkulieren. Generell gesehen ist es - wenigstens was leichte Alkoholika wie Bier betrifft - schon beinahe günstiger, einen Pub aufzusuchen, als Getränke im Einzelhandel zu erstehen ... wobei es dort natürlich auch so etwas wie Sonderangebote oder Aktionen gibt, die hier nicht berücksichtigt werden können. Mit einem Preis von 3,50 bis 3,70 EUR für einen Pint Bier liegt man aber in der Regel nicht so schlecht, wenn man dies mit deutschen Kneipenpreisen vergleicht.

Spirituosen gibt es üblicherweise in Supermärkten wie SuperValu zu kaufen, allerdings kann dies von Gemeinde zu Gemeinde bzw. von Bezirk zu Bezirk variieren. Es gibt Orte, in denen in normalen Geschäften kein Alkohol (oder lediglich Bier) verkauft werden darf. Dort kann man in der Regel auf die so genannten Off-Licences (manchmal auch mit dem Begriff Off-Sales bezeichnet) zurückgreifen. Das System ähnelt den amerikanischen Liquor Stores oder auch dem schwedischen Systembolaget und bedeutet, dass in den entsprechenden Geschäften Spirituosen und andere alkoholische Getränke verkauft, jedoch nicht konsumiert werden dürfen. Hiervon unterscheidet sich die On-Licence: was dort verkauft wird, darf auch nur dort getrunken werden (also in der Regel eine Kneipe oder Gastwirtschaft). Manche Besitzer eines Pubs haben beide Lizenzen, dürfen also Alkoholika ausschenken und verkaufen. Der Off-Licence ist in solchen Fällen aber von den Gasträumen getrennt. In Nordirland wiederum gibt es nur wenige Off-Licences, da neue Verkaufslizenzen erst dann vergeben werden, wenn eine alte verfallen ist (z.B. durch Geschäftsaufgabe). Dafür findet man aber in vielen Supermärkten eine größere Auswahl (TESCO, ASDA, ...).

Warum das Trinken auf der Grünen Insel so teuer und kompliziert ist, habe ich nicht herausgefunden. Ich vermute, es ist ähnlich wie in Großbritannien und Skandinavien, wo man durch die Erhöhung der Spritpreise den Konsum begrenzen wollte ... was sehr gut geklappt hat, wie jeder weiß, der einmal einen Abend mit ein paar Schweden verbracht hat (Ironie aus).

Für den heutigen Test habe ich etwas Besonderes besorgt ... und das zu einem relativ humanen Preis. Allerdings musste ich dafür warten, bis ich im Travel Value am Dubliner Flughafen war. Die Flasche Greenore kostet da um die 28,- EUR, was nicht viel teurer ist als in Deutschland ... dennoch leider kein richtiges Schnäppchen, aber nun gut. Der Greenore ist deswegen so relativ rar, weil er einer der wenigen Single Grains ist, die in größerem Umfang verkauft werden (einen schottischen Single Grain, den Cameron Brig, habe ich hier schon einmal vorgestellt). Gebrannt wird der Tropfen in der Brennerei Cooley, nicht weit von der nordirischen Grenze. In der Nähe findet sich auch der Tiefwasserhafen Greenore, nach welchem der Whiskey benannt ist. Zur Zeit umfasst das aktiv beworbene Portfolio folgende Sorten: einen Sechsjährigen, der ursprünglich für den skandinavischen Markt aufgelegt wurde; den hier getesteten Achtjährigen, sowie jeweils eine Sorte mit 18 und mit 19 Jahren.


Art und Herkunft: Single Grain, Republik Irland (Cooley)

Aussehen und Aroma: Der Greenore ist hellgelb in der Farbe, mit einem leichten Goldstich, relativ dünne Legs. In der Nase dominieren Kaffee und Haselnuss, in geringerem Maße finden sich auch Karamell und Toffee.

Geschmack: Das Kaffeearoma setzt sich auch hier fort und ist sehr intensiv auf der Zunge. Weiterhin kommen deutlich dunkle Schokolade sowie ein süßer Mittelteil mit Anklängen an Zimt.

Abgang: Kurz bis mittel, sanft, zum Schluss erscheint eine dezente Grain-Bitterkeit.

Fazit: Ein extrem angenehmer Schluck; für einen Grain Whiskey sehr ausdrucksstark. Kaufempfehlung!

Der nächste planmäßige Beitrag erscheint am 3. November 2012.

Picture Credits: "Greenore": TAQ