Sonntag, 30. Oktober 2011

Arran 10 J.

Schottischer Whisky ist wahrscheinlich auch deswegen so interessant, weil er etwas inhärent Romantisches hat - die ganzen Glens und Bens und der Gedanke an William Wallace und Robert the Bruce und so weiter, und so fort. Auch die Insel Arran erweckt die Vorstellung von Inseln in sturmgepeitschter See, von Wikingern und Seefahrern. Lange Zeit gehörte die Insel, zusammen mit den Hebriden, Man, und noch so einigen Anderen zum sagenumwobenen, von Schottland unabhängigen Königreich der Inseln, wo nicht gälische Clanchefs sondern norwegische Seekönige herrschten. Leider bin ich selber dort nie gewesen, aber wenn man sich diese Webseite anschaut, dann dürfte es sich wohl auf jeden Fall lohnen. Knapp 5.000 Menschen wohnen hier und früher gab es im Südteil der Insel sage und schreibe drei Whiskybrennereien. Heute ist nur eine einzige übrig, nämlich die Arran-Destillerie in Lochranza. 



Man muss aber hinzufügen, dass diese Destillerie nicht zu den traditionellen drei gehört, sondern in den 1990ern neu gegründet wurde. Das Besucherzentrum wurde - besonderer Stolz der Besitzer - persönlich von Königin Elizabeth II eröffnet. Produziert werden verschiedene Blends (u.a. der etwas bekanntere Lochranza) sowie Single Malts in verschiedenen Altersstufen (10 und 14 Jahre) und Finishings (aktuell Sauternes, Port und Amarone). Der Arran 10 yo gehört sicherlich zu den Grundlagen des Portfolios

In der Farbe zeigt er ein sattes Weizengelb und im Geruch ein intensives Aroma von Zitrus, Nüssen und frischer Seeluft. Auch auf der Zunge spürt man eine leichte Zitrusnote, gepaart mit einer intensiven Süße und etwas Schärfe im Mittelteil. Der Abgang ist mittellang, trocken, mit deutlichen Sherryfassnoten. In der Flaschenabfüllung hat der Arran 46% Vol. Mit etwas Wasser genossen behält er sein Aroma von Zitrus und reifen Pflaumen, ist im Geschmack aber etwas trockener, hat mehr Holz, jedoch unverändert süß. Der Abgang bleibt nahezu unverändert. In der Standardabfüllung etwa EUR 30,-. Ein angenehmes Tröpfchen, zwar kein unvergessliches Erlebnis, aber dennoch seinen Preis wert.

Der nächste planmäßige Beitrag erscheint am 5. November 2011. Dann wahrscheinlich mit der Verkostung des relativ neuen Bacardi Oakheart.


Dienstag, 25. Oktober 2011

The Speyside 12 J.

Ich persönlich finde den Namen der Speyside Distillery ja etwas einfallslos, aber zumindest haben sich die Marketingexperten etwas dabei gedacht: nämlich den guten Namen der Region Speyside auf das eigene Produkt zu übertragen. Und wie um zu zeigen, dass es quasi der "einzig echte" Single Malt der Speyside ist, heißt er dann natürlich The Speyside. Genau genommen liegt die Destillerie in Kingussie, in Inverness-shire, nicht weit von den Cairngorm Mountains - und somit am äußersten Rand der Speyside. Die Firma selbst residiert allerdings im fernen Glasgow. Gegründet wurde die Speyside-Bernnerei erst 1989/90, hat sich jedoch bereits bei Kennern einen recht zweifelhaften Ruf erworben, nämlich mit der Kopie eines an sich schon umstrittenen Whiskys von Mannochmore (Loch Dhu); dem schwarzen Whisky Cu Dubh ("schwarzer Hund"), welcher unter anderem von Johannes van den Heuvel und Horst Lüning - naja - mehr oder weniger zerrissen wurde. Neben den Blends unter dem Namen Scottish Prince werden noch die Single Malts The Speyside 12, Glentromie 12, Great Glen NAS und Drumguish NAS vermarktet. Weder Cu Dubh noch The Speyside 10 werden aktiv beworben


Im gut sortierten Einzelhandel kostet eine Flasche Speyside 12 etwa EUR 28,- bei einem Alkoholgehalt von 40%. Der erste Eindruck in der Nase ist durchaus gut; ein recht fruchtiger, herbstlicher Geruch nach Nüssen, Wein, Pflaumen. Im Geschmack jedoch wenig aufregend: leichte Süße, wässrig. Der Abgang ebenfalls sehr nichtssagend, kurz, trocken. Einer der wenigen Single Malts, der bei Zugabe von Wasser und nach längerem Ventilieren seinen Geschmack nicht verändert. Tut definitiv niemandem weh, außer dem Geldbeutel. Ein 08/15- Whisky mit einem 08/15-Namen. Ich rate davon ab.

Der nächste planmäßige Beitrag erscheint am 30. Oktober 2011. Dann verkoste ich den schon etwas aussagekräftigeren Arran 10 yo.


Sonntag, 23. Oktober 2011

Termine November 2011

Lokal / Regional

Cocktailtour (Osnabrück, 5. November 2011)
Osnabrücker Weihnachtsmarkt (Osnabrück, 25. November bis 22. Dezember 2011)


National

13. InterWhisky Fachmesse (Frankfurt/Main, 25. bis 27 November 2011)


International

Wurstfest (New Braunfels (TX), USA, 4. bis 13. November 2011)

Beer, Bourbon, and BBQ Festival (Nashville (TN), USA, 5. November 2011) 

Het Weekend der Belgische Bieren (Hasselt, Belgien, 11. bis 13. November 2011)

Belfast Beer & Cider Festival 2011 (Belfast, Ulster, 17. bis 19. November 2011)


Interessante Veranstaltung gefunden? E-mail an uns, bitte!

Samstag, 22. Oktober 2011

Zwischendurch: Outsourcing, Teil I

Nicht dass es heißt, Plattfuss und ich würden jetzt getrennte Wege gehen. Nichts läge uns ferner. Aber mit seiner neuen/alten Homepage kann und soll er auch mal Anderes probieren - denn vor allem können wir auch bei aller Freundschaft nicht 24/7 aufeinander hängen, nur damit wir immer beide etwas gleichzeitig zu verkosten haben. Einen Teil seiner privaten Tastings lagern wir also auf Plattfuss' Homepage aus - Outsourcing heißt das wohl Neudeutsch.



Donnerstag, 20. Oktober 2011

Rum aus Guyana, 18 J. ("vom Fass")

Zusätzlich zum letzte Woche besprochenen Auchentoshan 12 gab es in der gleichen Lieferung "vom Fass" noch einen 18 Jahre alten Guyanarum. Und wenn ich Guyanarum höre, geht mein Verdacht meist gleich in eine bestimmte Richtung; spätestens seit der Verkostung des El Dorado Spiced im Juli. Der Guyanarum ist einer von sechs oder sieben Rums, welche vom Fass (VF) in seinem Sortiment führt. Die Abfüllung hat 45% Vol. und kostet pro 100 ml EUR 6,85. Die Onlineshopseite führt dazu aus:
Bereits im frühen 17. Jahrhundert wurde in der ehemals britischen Kolonie Rum gebrannt. Diese Rarität wurde in der Enmore Brennerei auf einer Pot Still-Anlage produziert.
Und genau diese Sätze bestätigten das, was ich bereits vermutet hatte. Denn die von VF angegebene Enmore-Destillerie existiert als unabhängige Brennerei schon lange nicht mehr: wie in diesem sehr interessanten Artikel auf Trinklaune.de ausgeführt wird, gibt es im ehemals britischen Guayana (zur Unterscheidung von Französisch-Guayana und Niederländisch-Guayana bzw. Surinam) ohnehin nur noch eine einzige Rumbrennerei, nämlich Demerara (Plantation Diamond), von der auch der El Dorado Spiced stammt. Allerdings hat die Demerara in ihrer Destillerie die Brennblasen einiger alter Konkurrenten neu aufgebaut und brennt in diesen auch weiterhin Alkohol. Demerara rühmt sich, einer der größten Lieferanten von Rum zum Zwecke des Verschnitts zu sein, und gibt den Ausstoß mit 26 Mio. Litern reinem Alkohol pro Jahr an.   Der Rum kommt also nicht aus der ehemaligen Enmore-Brennerei, sondern aus der - in der Demerara-Brennerei aufgestellten - ehemaligen Enmore EHP wooden still.



Die Eigenmarke läuft in verschiedenen Segmenten unter dem Namen El Dorado. Für die Basislinie werden nur die Altersklassen 12, 15, 21 und 25 angegeben ... wird der 18-jährige ausschließlich an unabhängige Abfüller verkauft? Oder handelt es sich bei dem Produkt von VF um den in einer eigenen Connoisseur-Reihe geführten Single Barrel EHP - was angesichts der verwendeten Brennblase ja auch logisch wäre? Auf jeden Fall zeigt das gute Tröpfchen eine satte, dunkelgoldene Farbe. Im Glas ist er recht ölig und kitzelt die Nase mit kräftigen, saftigen Aromen: ein wenig Vanille, Orange, Aprikose, eventuell etwas Pfirsich. Auf der Zunge weniger süß als gedacht, trocken, im Mittelteil pikant, Chilipfeffer. Im Abgang mittellang, nicht ganz mild, aber mit nachklingender Schärfe. Trocken. Leichte Ansätze von dunkler Schokolade oder Kakao. Zum Purverzehr gut geeignet aber nicht jedermanns Sache, da doch nicht ganz mild. In Longdrinks besonders zu empfehlen; die dominante Würze bleibt gut erhalten, verliert aber etwas an Schärfe.

Der nächste planmäßige Beitrag erscheint am 25. Oktober 2011. Dann mit der Verkostung des Single Malt The Speyside 12 yo.

Picture Credits: "Guyana 18": KRT


Samstag, 15. Oktober 2011

Auchentoshan 12 J. ("vom Fass")

Eigentlich finde ich das Konzept von "vom Fass" ja gar nicht uncharmant, so mit diesem Flair einer Alchemistenwerkstatt: Holzfässer, Glaskolben, unbekannte Flüssigkeiten. Auch die Produkte sind ja nicht sooo schlecht, zumindestens machen sie nicht so einen genormten Eindruck. Zugegeben, die Illusion des Handwerklichen leidet ein bisschen, wenn man dann mal die Plastikkanister gesehen hat, in denen die Bestände ausgeliefert werden ... aber das ist eine andere Geschichte

Was ich allerdings gar nicht verknusen kann, ist mangelndes Fachwissen (an sich noch nicht so schlimm, wo gibt es heutzutage schon noch Fachverkäufer/-innen), welches dann jedoch mit Halb- bzw. Nichtwahrheiten kaschiert wird. Beispiel: Meine bessere Hälfte geht zu "vom Fass" um mir zum Geburtstag einen Auchentoshan Three Wood zu besorgen. Bei VF gibt es aber nur den 12 Jahre alten. Anstatt zu sagen: "Hmmm. Wir haben leider nur den 12-jährigen Auchentoshan, vielleicht mag Ihr Mann den ja auch, ansonsten hätten wir noch den ..." heißt es dann: "Es gibt sowieso nur einen Auchentoshan". Gut, dass ich nicht selber da war, wäre nämlich eventuell doch recht unangenehm geworden, wenn ich die Bude in Schutt und Asche gelegt hätte. Wenn ich etwas hasse, dann sowas. U n p r o f e s s i o n e l l

Aber naja, so habe ich dann den Auchentoshan 12 yo verkosten können, und ich sage schon mal vorher, dass ich es nicht bereut habe. Auchentoshan ist an sich schon eine kleine "Rarität", denn es ist eine der wenigen übriggebliebenen Destillerien der Region Lowlands (zusammen mit Ailsa Bay, Bladnoch, Daftmill und Glenkinchie, davon Ailsa Bay und Daftmill erst seit Beginn  des 21. Jahrhunderts). Viele stolze Brennereien, wie z.B. Inverleven oder St Magdalene sind den Weg alles Irdischen gegangen. Manche sagen, dass der Lowland-Whisky Opfer seines eigenen Erfolgs geworden sei: traditionell wird bei der Herstellung ein dreifacher Brennprozess eingesetzt, der ein besonders mildes Produkt garantiert. Gleichzeitig sind die Lowland Malts in der Regel wenig rauchig. Es wäre immerhin möglich, dass mit dem Boom des Single Malt auch die Nachfrage nach ausdrucksstärkeren, individuelleren Whiskys zugenommen hat und somit die leichteren, weniger anspruchsvollen Lowlander ein wenig ins Hintertreffen geraten sind. Die Brennerei Auchentoshan liegt in der Nähe von Glasgow und gehört über Morrison Bowmore zur japanischen Suntory-Gruppe. Im Portfolio befinden sich nebst einiger Limited Editions hauptsächlich der Classic NAS, der 12, 18 und 21 yo sowie der Three Wood NAS (von wegen "es gibt nur einen Auchentoshan"). 


Der 12 Jahre alte Whisky, den ich über "Vom Fass" bezogen habe, zeigt eine angenehm hellgoldene Farbe. Das Aroma ist markant zitrusartig, grasig, leicht nussig, ganz leicht brauner Zucker. Auf der Zunge sehr weich, süß, fast kein Rauch. Im Abgang dann mittellang, etwas Nuss, zunehmend trockener. Kein schwieriger Whisky, keine Ecken und Kanten, aber darum sicherlich ein netter Tropfen für alltags. Bei "vom Fass" etwas mehr als EUR 5,- pro 100 ml. 40% Vol. Bei Herstellerabfüllung ca. EUR 29,- für eine Standardflasche.

Der nächste planmäßige Beitrag erscheint am 20. Oktober 2011. Dann verkoste ich noch eine Abfüllung "vom Fass", nämlich den 18 Jahre alten Guyana-Rum.

Picture Credits: "Auchentoshan 12": KRT


Montag, 10. Oktober 2011

Domaine Orsini Eau de Vie de Chataigne

Das Weingut Orsini, unter Leitung von Toni Orsini, liegt malerisch in den Hängen von Calinzana, hoch über der Bucht von Calvi. Seine verschiedenen internationalen und regionalen Rebsorten (darunter Vermentino, Grenache, Sciaccarello) sorgen dafür, dass eine ausreichend große Vielfalt an Weinen angeboten werden kann. Darüber hinaus wird noch so allerlei Sonstiges hergestellt: Aperitifs, Liköre, Konfitüren und Bonschen, wie die Firmenhomepage zeigt. Schwerpunkt ist natürlich die Herstellung ausgewiesen korsischer Spezialitäten, selbstverständlich hauptsächlich auch zur Verkostung und Mitnahme durch die Touristen. Von der Domaine aus erreichte mich schon vor einiger Zeit eine schöne kleine Flasche Eau de Vie de Chataigne (das Hütchen über dem a lasse ich mal weg .- wie hieß das Ding nochmal - Zirkumflex). Was liegt in Korsika, dem Land der Kastanie auch näher - solange man Esel noch nicht destillieren kann? Ein Kastanienbrand also; Orsini bietet so einige Brände exotischer und herkömmlicher Natur an, von eben der Kastanie über Haselnuss, Brombeere, Zitrone, Erdbeere, usw. 



In der ansehnlichen Galaxie-Flasche (100 ml) macht der edle Tropfen einen guten Eindruck, verkorkt ist er, wie heute ja schon fast üblich, mit Kunststoff. Eau de Vie sollte, wie Brände im Allgemeinen, nicht kalt getrunken werden, da nur bei Zimmertemperatur die Aromen zur Entfaltung kommen. In der Nase ist es dann auch gleich sehr mächtig, riecht aber nicht nach gebrannten Maronen, wie meine Frau erst vermutete, sondern nach frischen, grünen, gerade ausgequetschten Kastanien. Auch im Mund ein ausgesprochen reicher, fast fettiger Geschmack, gepaart mit einer milden Süße. Nach ein paar Sekunden dann wärmend, mit einem relativ langen Abgang. Eignet sich hervorragend als Digestif, besonders nach einem herzhaften Essen. Kann man aber nicht den ganzen Abend trinken (wofür er auch sicher nicht gedacht ist), da unheimlich dominant. Ein sehr schönes Geschenk aus Korsika, unbedingt für Liebhaber von Bränden mitbringen, wenn man mal da ist. 45% Vol.


Am 15. Oktober 2011 erscheint der nächste planmäßige Beitrag. Dann über die Verkostung des Auchentoshan 12 yo (unabhängige Abfüllung / Verkauf durch "vom Fass").

Picture Credits: "Orsini Chataigne": KRT




Freitag, 7. Oktober 2011

Mittwoch, 5. Oktober 2011

Saro Tapasbar & Lounge

Wenn man die Veränderungen in der Gastro- und Ausgehszene mit einem kurzen Satz beschreiben will, dann reicht es wahrscheinlich, wenn man bemerkt, dass eine traditionelle Eckkneipe mit dem Namen Zum Krummen Ellenbogen nunmehr seit einiger Zeit unter dem Namen Saro Tapas Bar und Lounge firmiert (man beachte das Deppenleerzeichen zwischen "Tapas" und "Bar" - oder es fehlt ein Komma zwischen den beiden Worten - Klugscheißermodus aus). 

An sich ist es aber auch nicht schlimm, wenn eine doch recht düstere, wenig ansprechende Pinte mal einen frischen Wind verspürt. Ohne Zweifel ist das Saro in, was auch die Schwierigkeiten belegen,  auch mit einer Woche Vorlauf einen schönen Platz für eine große Gruppe zu bekommen. Von der Reservierung per e-mail kann ich nur abraten, da sie anscheinend überhaupt nicht funktioniert. An einem Freitagabend gegen 20 Uhr ist das Saro bereits gut besucht, im Altweibersommer gibt es noch ein paar Plätzchen draußen, drinnen ist die Lift schon sehr dick. Die Bar ist jedenfalls beliebter als sie groß ist. Beim Warten auf Plattfuss stoppe ich mal die Zeit, bis eine Bedienung sich meiner erbarmt, es dauert leider doch schlanke 15 Minuten, bis es etwas gibt - Unerfahrenheit oder Überlastung? Auf jeden Fall werden noch Servicekräfte gesucht. Allerdings muss ich zugeben, dass der Service gut klappt, wenn man erst einmal entdeckt wurde. Neben der recht übersichtlichen Cocktailkarte ist besonders das umfangreiche Sortiment an Spirituosen interessant - ich identifiziere auf Anhieb Captain Morgan Private Stock, Bulleitt, Wild Turkey, Talisker und Laphroaig 10 yo, Scapa, Gentleman Jack und noch so einiges mehr. Die Whiskykarte ist seit einiger Zeit "in der Mache". Wäre schön, wenn sie mal fertig würde. Gottlob gibt es "den Chef", der sich mit Getränken sehr gut auszukennen scheint und freundlich gerne ein paar Empfehlungen gibt. Das verleiht dem Ganzen eine sehr persönliche Note, ist auch angenehm, aber der Mensch ist halt doch ein visuelles Wesen und wünscht sich was zum lesen

Plattfuss bestellt sich endlich einen Ardbeg Supernova, einen der torfigsten Single Malts überhaupt. Ich notiere im Aroma Klebstoff, Rauch, speckiges Holz. Im Geschmack sehr salzig, scharf. Der Abgang salzig und lang. Mit Wasser verdünnt noch speckiger, blumiger Antritt, kürzerer Abgang. Plattfuss präferiert ihn ohne Wasser. Ich entscheide mich für einen Scapa 14 yo von den Orkneyinseln (Flasche im Einzelhandel so etwa 55,- EUR). In der Nase habe ich Wein, Aceton, einen Hauch von Meer. Von der Konsistenz recht ölig, am Gaumen salzig und scharf (aber viel weniger als der Supernova), Kräuter, leichter, etwas wässrig. Im Abgang mittellang und trocken. Mit Wasser versetzt ähnlich, aber milder, mit einem süßen Mittelteil. 



Ab 21.00 serviert das Saro Cocktails zum Festpreis von 3,90 EUR, daher nehme ich den Long Island Iced Tea und den Hurricane noch mit. Der Long Island ist sehr schön ausbalanciert und gar nicht spritig (erst denke ich: wenig Alkohol drin, werde eine halbe Stunde später aber doch noch eines besseren belehrt). Mein Kompliment an den Bartender. Den Hurricane fand ich zu muffig (vielleicht wegen des Old Pascas, der drin ist) und im ganzen zu säuerlich, trinke ihn aber trotzdem tapfer aus. Der Weltmann in mir murmelt: Das ist aber nicht der Hurricane, wie man ihn in New Orleans trinkt.

Plattfuss gönnt sich noch einen Lagavulin 16 yo, der ganz angenehm ausfällt: sehr fruchtig im Aroma, Orange, Zimt, Muskatnuss. Im Geschmack dann Zitrus, Nougat; der Abgang weich, mittellang und leicht rauchig. Die Rechnung für alles kommt auf etwa 36,-, dank der günstigen Cocktails. Der Supernova schlägt so mit 7,90 pro Glas zu Buche, nicht wirklich günstig aber eine günstige Gelegenheit, ihn mal zu probieren. Insgesamt sage ich dem Saro eine schöne Zukunft voraus, es müsste aber dringend irgendwie mehr Platz geschaffen werden und ein oder zwei Bedienungen am Wochenende mehr könnten auch nicht schaden. Oh, ja: und eine Spirituosenkarte. Und eine übersichtlichere Webseite.

P.S.: Hervorheben muss ich doch noch einmal, dass die Bar wirklich gut sortiert ist: bei einem weiteren Besuch, der zufällig kurz darauf stattfindet, komme ich in den Genuss noch zwei einigermaßen rare Tröpfchen zu kosten: Green Spot (Irish Whiskey: frisch, süß, minzig) und George Dickel No. 8 (Tennessee Whiskey, ziemlich selten und deswegen interessant, weil es neben Jack Daniel's überhaupt nur noch drei Hersteller von Tennessee Whiskey gibt: er kam mir trockener und herber als Jack Daniel's vor). Lohnenswert!

Der nächste Beitrag erscheint am 10. Oktober 2011. Das Thema weiß ich noch nicht.