Nachdem die Kälte so langsam in unser Land einrückt und es langsam aber sicher auf Weihnachten zugeht, beschließe ich spontan, es hier im Blog in einer weiteren Miniserie winterlicher werden zu lassen. Für den festtäglichen Besuch von Plattfuss und seiner Miss habe ich schon den neuen Jim Beam Hot Punch zurückgelegt, also wird es mit der Besprechung erst so zum Jahresende was. Da greife ich doch lieber erstmal auf etwas zurück, was meine eigene Missis und ich bereits ausgiebig getestet haben, insbesondere an kühlen und nassen Tagen.
Der Yukon Jack ist einer der neueren und relativ selten in Deutschland zu sehenden Vertreter der Whisky-mit-Honig-Welle, die seit einigen Jahren an Fahrt gewinnt. Mit dem Unterschied, dass die allermeisten Vertreter dieser Spezies eher aus dem iroschottischen Raum kommen, dieser jedoch aus dem fernen Kanada. Erstanden habe ich ihn in der 750ml-Flasche, die ursprünglich für den nordamerikanischen Markt gedacht war und auch so gestaltet ist (angefangen mit der seltsamen Gebindegröße, das werden wohl wieder Flüssigunzen oder American apothecary pints oder sowas in der Art sein - außerdem die Warnung der Regierung, dass Alkohol schädlich sei ... jaja, ist ja gut). Die Flasche selbst hat so einen gewissen Old School-Look, mit einem "vergilbten" Etikett, das so aussieht, als ob es jemand in einem alten Charlie-Chaplin-Film von Hand bemalt hat. Leider keine Aussage darüber, wo und unter welchen Umständen das Gebräu entstanden ist. Es ist eine Kundenservicenummer von Diageo angegeben. Die englischsprachige Wikipedia will andererseits wissen (ohne Quellenangabe), dass die verantwortliche Brennerei in Salaberry-De-Valleyfield in Québec sitzt. Wenn das stimmt, so ist der Hersteller die einzige Whiskybrennerei im französischsprachigen Kanada, nämlich Schenley. Erst dachte ich, das könne nicht richtig sein, denn meines Wissens ist Schenley Teil von Constellation Brands, einem direkten Konkurrenten von Diageo. Auf der Webseite von CB ist Schenley auch noch als Teil des Portfolios gelistet. Aber dann stieß ich auf eine Nachricht von Bloomberg aus dem Jahre 2008, wonach Schenley von Constellation an Diageo verkauft wurde. Es hat also doch alles seine Richtigkeit. Außerdem sagt die Episode sehr viel über meine Recherchefähigkeiten und Constellation Brands' Webseitenpflege aus ...
Das Etikett führt aus, der Mix aus kanadischem Whisky und Honig(likör) sei ein Geschmack, "geboren aus rauen Nächten, als einsame Männer sich mühten, ihre Feuer in Gang und ihre Hütten warm zu halten." Einsame Männer? Warm halten?? Hmmmm ... klingt ein bisschen nach Brokeback Mountain, wenn Ihr mich fragt. Sorry, liebe Holzfäller, ich respektiere Euren alternativen Lebensstil, aber Eure Holzhütten müsst ihr Euch leider selbst warmhalten, wenn Ihr versteht, was ich meine. Der Typ in der wattierten Jacke auf dem Etikett schaut auch so erwartungsvoll in die Ferne ... der wartet wohl auf seinen Freund. Gut, das war genug zweifelhafter Humor für einen Tag, jetzt wird getrunken.
Bild: KRT
Art und Herkunft: Whisky-Honig-Likör, Kanada (Schenley)
Aussehen und Aroma: Der Yukon Jack macht im Glas einen etwas dickflüssigen Eindruck, die Farbe ist hell und strohgelb (Farbjustierung mit Zuckerkulör). Im Geruch eine sehr intensive, süß-kräutrige Mischung aus Honig und Anis, darunter zeigt sich ein Hauch von Lavendel.
Geschmack: Schwer und süß, mit extrem viel Honig. Hinten auf der Zunge findet sich eine Andeutung von Lakritze, später dann auch etwas Industriespiritus.
Abgang: Doch ziemlich lang und wärmend, sehr mächtig. Ganz am Schluss leicht künstlich-zickig.
Fazit: Angesichts der 50 Umdrehungen doch immer noch recht mild und schön süß. Das trinkt der Trapper am Lagerfeuer. Irgendwo am Ende versteckt sich ein kleiner Tritt.
Tipp: Wie auf dem Etikett empfohlen, habe ich den Yukon Jack auf Eis mit einem Spritzer Limette versucht (das soll dann Snakebite heißen). Schmeckt schön und hat noch etwas mehr Biss.
Der nächste planmäßige Beitrag erscheint am 15. Dezember 2012.