Montag, 31. August 2015

Zwischendurch: (Spät-) Sommerferien

Am 12. September melde ich mich wieder zurück. Bis dahin: alte Beiträge lesen oder mal nachschauen, ob Plattfuß was geschrieben hat.




Samstag, 22. August 2015

Zwischendurch: Erste Impressionen vom 2. Osnabrücker Bierfest

Die gesamte Redaktion hat gestern - wie angekündigt - das 2. Osnabrücker Bierfest besucht. Plattfuß hat versprochen, noch einen ausführlichen Bericht zu schreiben, darum beschränke ich mich auf ein paar erste Eindrücke:
  • Den Aufbau des Bierdorfes fand ich gelungener als letztes Jahr, die Menschenmenge verteilte sich besser.
  • Die Bierpreise und die Gebindegrößen finde ich immer noch zu hoch bzw. groß. Die "belgische" Lösung mit 0,2er Gläsern und einem Preis von jeweils etwa 1,50 finde ich für eine "Probierveranstaltung" sinnvoller.
  • Es fehlt ein einheitliches Pfandsystem.
  • Die Infos zu den Bieren waren an den Ständen, an denen die Brauer selbst vertreten waren, vernünftig. Dort, wo Zwischenhändler am Werke waren, durchwachsen. Das ergab ein kleiner Test am "belgischen Spezialitätenstand". Auf meine Frage, welches der angebotenen Fruchtbiere denn auf Lambiek basiere, wurde mir das Kriek Mystic von Haacht genannt, was natürlich Unsinn ist. Die Fruchtbiere von Haacht enthalten Weißbier - und das weiß ich zufällig ganz genau.
  • Alles in allem fand ich es aber schön und freue mich, dass sich die Veranstaltung nunmehr in Osnabrück etabliert hat.






- Euer Tomas Aquinas

12 Hierbos (28% Vol.)

Ab und zu muss man in diesem Business auch mal über seinen eigenen Schatten springen und Sachen probieren, die man sonst nie probieren würde. Dazu gehören auch diese Kräuterliköre, die in den letzten Jahren insbesondere von der Damenwelt gerne genommen wurden - meist spanischer bzw. mallorquinischer Provenienz, in den Geschmacksrichtungen süß und richtig süß. Nun heißt ja "Kräuter" auf Spanisch hierbas, und das steht dann auch in der Regel auf dem Etikett besagter Likörchen. Wenn also ein Getränk nicht hierbas, sondern hierbos heißt, kommt der gebildete Altphilologe natürlich sofort darauf, dass hier die Griechen am Werk sein müssen.

Tatsächlich ist der hier nun vor mir stehende 12 Hierbos nichts Anderes als die Fortsetzung des bekannten Ouzo 12 ("für meine gute Freunde!") mit anderen Mitteln. Die Firma, die ihn herstellt - die Kaloyiannis-Koutsikos Distilleries SA - wurde vor mehr als 130 Jahren in Konstantinopel (Istanbul) gegründet, heute hat sie allerdings ihren Sitz im griechischen Mutterland. Das ehemalige Familienunternehmen befindet sich nun schon seit einiger Zeit im Besitz der Gruppo Campari. Neben dem Anisschnaps finden sich laut Werbung auch "12 ausgesuchte Kräuter" in jeder Flasche. Verzehr pur oder auf Eis. Für die Verkostung versuche ich es mal ohne.

Art und Herkunft: Kräuterlikör mit Anis, Griechenland

Besonderheiten: -

Aussehen und Aroma: Er ist eher hellgrün als smaragdgrün und macht keinen sehr dickflüssigen Eindruck. Zu erschnüffeln ist außer einer dominanten Anisnote wenig. Kräuter ja, aber welche? Ich bin ziemlich sicher, folgendes zu identifizieren: Fenchel, Kamille, Zitrone. Eventuell Bergamotte, aber dann fehlen immer noch ein paar.

Geschmack: Mit Kamille und Fenchel lag ich wohl richtig; sie kommen im Geschmack stark durch. Anis natürlich auch. Sehr süß, das Ganze. Bittere Noten sind im Mittelteil vorhanden. So etwas wie Wermutkräuter und/oder Chinarinde?

Abgang: Sehr kurz, ein kleiner Nachbrenner zum Schluss.

Fazit/Tipp: Süße Liköre sind, wie schon gesagt, nicht so meine Welt. Ansonsten ein ganz angenehmer Schluck, den man am besten als Digestif nimmt. Vorausgesetzt, man mag Anis. 

Ich mache jetzt erst einmal Sommerferien. Der nächste planmäßige Beitrag erscheint daher erst wieder am 12. September 2015.

Zwischendurch reichen wir aber die Termine für September rein und eventuell ein paar Kurznachrichten. Außerdem hat Plattfuß versprochen, etwas über das Osnabrücker Bierfest zu schreiben. Viel Spaß einstweilen und einen schönen Restsommer!

- Euer Tomas Aquinas

Freitag, 14. August 2015

Rutte John White Blended NAS (40% Vol.)

Simon Antonius Rutte (geb. 1844) aus Dordrecht war ein Mann mit einem großen Backenbart. Und einer großen Nase, wie alte Fotos beweisen. Aber er hatte auch für das Geschäft einen guten Riecher: Er, der aus einer alten Familie von Destillateuren stammte, die Anfang des 19. Jahrhunderts von Rotterdam her zugezogen waren, kam auf die Idee, in seinem gut besuchten Café nicht nur Schnaps an die durstige Kundschaft auszuschenken, sondern diesen auch gleich selbst zu brennen. Daher legte er im Hinterhof seiner Schenke eine kleine Brennerei an, die Keimzelle der auch heute noch existierenden S.A. Rutte & Söhne.

Die Firma sollte bis in die neunte Generation in Familienhänden bleiben; der letzte Rutte als Chef der Firma (John Rutte) übergab sie 1991 einem Anlegerkonsortium von Liebhabern, da keines seiner Kinder Interesse dafür zeigte, in die Fußstapfen des Vaters zu treten. Obwohl die Marke zu dieser Zeit beileibe nicht mehr nur eine Lokalgröße war, wurde erst ab Ende des 20. Jahrhunderts vertriebs- und marketingmäßig richtig durchgestartet. Der heute verkostete Tropfen zum Beispiel war bis vor kurzem nur im Firmenshop in Dordrecht erhältlich; erst seit kurzem wird er von slijterijen (Schnapsläden) in den gesamten Niederlanden angeboten.

Ruttes Portfolio besteht zu allererst aus traditionellen niederländischen Schnäpsen, hauptsächlich verschiedenen Arten von Jenevern und verwandten Destillaten. Es werden jedoch auch Liköre, weinbrandähnliche Spirituosen und Wodka hergestellt. Der hier besprochene John White Blended ist eine Kreation von John Rutte himself. Laut Beschreibung "sah er eine Ähnlichkeit zwischen Whisky und niederländischem Jenever (wohl weil beide in Eichenfässern reifen - TA)" und beschloss daraufhin, einen seiner Jenever mit etwas schottischem Whisky zu verschneiden. Keine der Ingredienzien trägt eine Altersangabe; an Whiskys befinden sich jedenfalls wohl Highlands, Lowlands und Islay in der Mischung. Auf Letzteren wird auch explizit hingewiesen. Seinen Namen hat der John White Blended einerseits von einem der berühmtesten Söhne der Stadt Dordrecht, dem Staatsmann Johan de Witt (1625-1672), andererseits ist es eine Anspielung auf den angenommenen Vornamen des Destillateurs (der eigentlich gut Niederländisch Jan hieß) sowie auf die Tatsache, dass sowohl der Whisky als auch der Jenever in Fässern aus Weißeiche gelagert werden. In Deutschland habe ich den Schnaps noch nicht gesehen; in den Niederlanden kostet er um die 23,- EUR.



Art und Herkunft: Spirituose aus Jenever, Niederlande (Südholland) und Single Malts (Lowlands, Highlands, Islay)

Besonderheiten: -

Aussehen und Aroma: Rutte schreibt zur Farbe: "goldbraun", aber ich finde ihn heller. In der Nase hat man einmal den ganz deutlichen Wacholder vom Jenever. Zusammen mit den Aromen des Eichenfasses ergibt das einen etwas frischeren Holzcharakter, so etwas wie Zedernholz oder so. Zu Anfang kommen auch Vanillenoten recht stark durch, werden später aber vom Wacholder überlagert.

Geschmack: Sehr weich und mild, kaum Schärfe - außer ganz zu Anfang auf der Zungenspitze. Ansonsten ist er eher vanillesüß, mit einer leichten Trockenheit. Der Wacholder kommt nicht auf der Zunge, sondern eher weit hinten am Gaumen zur Geltung. Eindrücke von nassem Laub und Lagerfeuer könnten für die Anwesenheit des Islay-Whiskys stehen.

Abgang: Mittel bis lang,  deutlich trockener mit einer bitteren Getreidenote.

Fazit/Tipp: Jenever und Whisky vertragen sich wirklich hervorragend, zumindest in diesem Blend von Rutte. Ein sehr trinkbarer Zeitgenosse mit einigen interessanten Impressionen. Sehr gut komponiert. Eignet sich schön als Digestif oder zum Nachmittagskaffee. Wasser braucht man nicht dazu.

Der nächste planmäßige Beitrag erscheint am 22. August 2015.

- Euer Tomas Aquinas



Samstag, 8. August 2015

Aguardiente Blanco Del Valle NAS (30% Vol.)

Vor vielen, vielen Jahre hatte ich einmal Gelegenheit, mit einer Kolumbianerin zusammenzuarbeiten. Das war, an und für sich genommen, eine ganz liebe Frau, die mir nicht übermäßig auf den Keks ging. Nur bei der angemessenen Raumtemperatur konnten wir uns meistens nicht einigen, denn ein durchschnittlicher deutscher Frühling mit Sonnenschein im Mai war ihr immer noch viiieeel zu kalt, darum musste bis tief in den Hochsommer die Heizung bullern. Und das, obwohl ich ihr nachweisen konnte, dass die Stadt, aus der sie ursprünglich stammte (Bogota), logischerweise aufgrund der Gebirgslage viel, viel kälter sein musste als Deutschland. Aber, so meine Kollegin, das sei ja eine ganz andere Kälte als in Deutschland, nicht so eine feuchte Kälte und irgendwie auch nicht so eine kalte Kälte, usw. Man kennt das ja auch von Leuten, die aus Sibirien stammen und im deutschen Winter bibbernd um den Heizlüfter stehen.

Egal, meine Kollegin auf jeden Fall hat mich damals auf Aguardiente angefixt, den kolumbianischen Nationalschnaps schlechthin. Probeweise brachte sie mir ein- oder zweimal ein Tetrapack (!) Nectar mit, den ich gierig verschlang und der mir auch richtig wohl tat. Seitdem habe ich eine kleine Schwäche für das Gesöff, allerdings, wie man an dieser älteren Verkostung sehen kann, eher nicht für die kubanische Version. In Kolumbien besteht Aguardiente (ich hatte damals in dem Beitrag schon geschrieben, dass es keine international einheitliche Definition des Begriffs gibt) aus einem Zuckerrohrschnaps (er ist also einem Rum ähnlich), der mit Anis versetzt ist und meistens auch noch nachgesüßt wird. Allerdings sieht man heutzutage auch oft Sorten ohne Zucker, für die Gesundheitsbewussten bzw. diejenigen, bei denen Zucker im Alkohol heftigen Kater auslöst.

Es ist wohl so, dass in Kolumbien die "Provinzen" (departamentos) die Lizenzen für die Herstellung von Aguardiente vergeben, daher gibt es pro Provinz auch meisten nur einen oder zwei Hersteller. Der eingangs erwähnte Nectar  kommt z.B. aus Cundinamarca und der heute besprochene Blanco del Valle aus Valle del Cauca. Die Firma, die ihn herstellt (Industría de Licores del Valle, ILV), wurde bereits 1921 gegründet und hat außer dem traditionellen Aguardiente noch einen ohne Zucker und einen Ice (ebenfalls ohne Zucker, mit Minznote) sowie den Origen (auch ohne Zucker, doppelt gefiltert) im Angebot. Darüber hinaus werden auch verschiedene braune Rums gebrannt. Bleibt die Frage: wie trinkt man kolumbianischen Aguardiente? Meine Kollegin sagte: kalt. Allerdings scheint das von Region zu Region unterschiedlich zu sein, denn "bei Zimmertemperatur" habe ich auch schon gelesen. Auf jeden Fall trinkt man ihn pur, aus einem Schnapsglas mit breitem Rand (also einem "Stamperl"). Zwecks Verkostung mache ich heute aber eine Ausnahme und trinke ihn aus dem Nosingglas.

Art und Herkunft: Aguardiente, Kolumbien

Besonderheiten: -

Aussehen und Aroma: Als traditioneller Aguardiente ist er ein klarer Schnaps. Im Geruch dominiert klar Anis bzw. Lakritze. Nebenher gibt es aber noch andere Eindrücke, die relativ frisch sind: Minze und leichte Küchenkräuter, eventuell Oregano?

Geschmack: Sehr mild. Natürlich wieder Anis, aber auch eine leichte Salzigkeit. Besonders süß ist er nicht. Kaum alkoholische Schärfe.

Abgang: Kurz und mild. Ganz am Ende wärmt er ein wenig.

Fazit/Tipp: Ein sehr weicher und milder Schluck, überhaupt kein "Rachenputzer". Die Anisnote muss man mögen, allerdings ist sie bei weitem nicht so stark ausgeprägt wie z.B. bei einem französischen Pastis. Dass er übrigens nur Anisaroma und keine Anisöle enthält, merkt man sehr gut am Fehlen des Louche-Effekts, wenn man Wasser hinzugibt. Eignet sich gut als Verdauungsschnaps.

Der nächste planmäßige Beitrage erscheint am 14. August 2015.

- Euer Tomas Aquinas


Samstag, 1. August 2015

Ardmore Legacy NAS (40% Vol.)

Der Ardmore Legacy ist im letzten Quartal 2014 erschienen und soll den Ardmore Traditional Cask, den ich vor einiger Zeit schon einmal besprochen hatte, als Einstiegswhisky im Sortiment ersetzen. Die Geschichte hinter der Neueinführung wird im hier verlinkten Interview übrigens erschöpfend dargestellt und ganz klar als Neupositionierung der Marke Ardmore verstanden. Im übrigen handelt es sich in Prinzip fast um den einzigen verfügbaren Single Malt der Destillerie, weitere Neuerscheinungen sind bzw. waren für 2015 geplant. Da die Webseite auch immer noch brach liegt, wird wohl irgendwann mal ein regelrechtes Reboot kommen.

Der Legacy wird aus rauchigem Ardmore und nichtrauchigem Ardlair (beide ohne Altersangabe) verschnitten. Preislich gesehen ist er ein Mittzwanziger. An die Verkostung gehe ich mit gemischten Gefühlen, denn auch die Kritiken sind bis jetzt gemischt: so stellen die Kollegen vom Alkoblog ihm ein relativ gutes Zeugnis aus, während er bei Eyeforspirits eher mau beurteilt wurde. Naja, selbst ist der Mann.



Art und Herkunft: Single Malt, Highlands (Eastern) bzw. Speyside (Central)

Besonderheiten: -

Aussehen und Aroma: Hellgolden, macht einen etwas dünnen Eindruck im Glas. Er ist schon zu Beginn ziemlich rauchig, aber kein Torfmonster. Nach einer Weile treten etwas salzige und leicht metallische Noten dazu. Insgesamt ein recht "junger" Geruch, nasses Heu.

Geschmack: Wieder deutlich rauchige Eindrücke, die meines Erachtens aber zu schnell in eine herbe Richtung gehen. Eher ein Laub- als ein Torffeuer. Ansonsten passiert recht wenig im Mund, wobei ich den Legacy sensorisch etwas wässrig finde. Süß ist er nur nebenbei, leichte Vanille. Außerdem auch etwas spritig-scharf.

Abgang: Kurz bis mittel. Die Schärfe und ein leicht apfeliges Aroma stehen am längsten nach.

Fazit/Tipp: Man sollte ihn einige Minuten atmen lassen, dann verliert er etwas an Schärfe. Ansonsten bin ich nicht sehr begeistert: gegenüber seinem Vorgänger, dem Traditional Cask, ein deutlicher Rückschritt. Zwar ist er recht rauchig, kann aber sonst wenig bieten, das den Liebhaber fesseln wird. Für den echten Einsteiger hingegen ist er doch etwas harsch.

Der nächste planmäßige Beitrag erscheint am 8. August 2015.

- Euer Tomas Aquinas