Die Idee zu dieser kleinen Serie hatten Plattfuß und ich schon vor vielen, vielen Jahren, als wir diesen Blog aufgemacht haben. Wir wollten uns gezielt in die Abgründe der deutschen Trinklandschaft begeben und uns langsam aber sicher durch die kleinen, handlichen Schnapsflaschen testen, die man landauf, landab für kleines Geld an (fast) jeder Supermarktkasse vorfindet. Seien es Korn, Wodka (mit oder ohne Feige), Weinbrand, Kräuterschluck, Likör oder was auch immer. So lange es in Griffweite an der Kasse steht und in einem Kleingebinde daherkommt, ist es fair game. So weit die Regeln. Was wir aber geändert haben ist der Serientitel. Einst wollten wir das Projekt Was Penner trinken nennen, aber das erschien uns dann doch ein wenig zu stigmatisierend - und zwar für alle Schichten, die an der Kasse gerne mal spontan zugreifen. Und so kamen wir denn auch auf Quengelware, was, wie jedermann weiß, diejenige Ware ist, die am Kassenband ausliegt (Bonbons, kleine Spielzeuge) und die Kundschaft, insbesondere Kinder (daher auch der Name), zum Konsum verleiten soll.
Für die erste Folge habe ich mal spontan zu einem Klassiker gegriffen, der beileibe nicht nur in kleinen Flaschen am Ausgang, sondern seit vielen Jahren auch in Großgebinden in den Barschränken der Bundesrepublik anzutreffen ist. Chantré ist einer der großen, alten Weinbrände, welcher mit einigen großen, alten Namen der deutschen Getränke- und Spirituosenindustrie verbunden ist. Die Marke geht ursprünglich zurück auf den legendären Ludwig Eckes (1913-1984), der die seit dem 19. Jahrhundert bestehende Eckes AG (unter anderem Granini-Fruchtsäfte, hohes C) zu neuen Höhen führte. Viele Jahre lang produzierte die Firma sowohl alkoholfreie Getränke als auch Spirituosen; der letztgenannte Bereich wurde aber am Anfang des 21. Jahrhunderts komplett abgestoßen. Das überseeische Schnaps- und Likörgeschäft ging an einen amerikanischen Investor, die entsprechenden einheimischen Aktivitäten blieben sozusagen "in der Familie", jedoch bei einem anderen Zweig: Die Marke Chantré gehört heute zur Firmengruppe Rotkäppchen-Mumm Sektkellereien GmbH (RMSK), welche sich wiederum zu 58 Prozent in den Händen der Familie Eckes-Chantré befindet. Damit ist auch geklärt, woher der Markenname kommt: Marianne Chantré war die Ehefrau von Ludwig Eckes.
Was sich überhaupt Weinbrand nennen darf, ist durch entsprechende EU-Verordnungen genauestens geregelt. Insofern erspare ich uns hier langwierige Erklärungen; das alles kann man nachschlagen, zum Beispiel hier. Wie man einer ganz nett gemachten Geschichte auf der Homepage von Chantré entnehmen kann ("Dr. Hornemann und das Geheimnis des weichen Chantré") verwendet die Firma für die Herstellung besondere Weine aus der französischen Region Poitou-Charentes sowie aus der Emilia Romagna. Das Brennen und die Lagerung in Eichenfässern erfolgen ebenfalls dezentral und am Ende werden die französischen und italienischen Brände miteinander "vermählt" (verschnitten). Neben dem Standardprodukt bietet Chantré mittlerweile auch einen Cuvée Rouge an, welcher aus Rotwein hergestellt wird. Eine 0,7er Flasche des heute verkosteten Weinbrands kostet im Einzelhandel meistens knapp unter zehn Euro, bei Aktionen teilweise aber auch deutlich weniger.
Art und Herkunft: Weinbrand, Deutschland/Frankreich/Italien
Besonderheiten: -
Aussehen und Aroma: Sehr dunkles Orangebraun. Sehr süß im Geruch. Beerig. Erdbeerquarkdrops oder milder Erdbeerjoghurt. Nur leicht spritige Noten im Hintergrund.
Geschmack: Im Antritt tatsächlich relativ mild am Gaumen. Mildsüßer Geschmack, jedoch nicht sehr ausdrucksstark. Eventuell am ehesten Keksteig oder ähnliches. Ganz dezent schmeckt man im Mittelteil tatsächlich etwas Wein durch. Ölig.
Abgang: Kurz bis mittel, jedoch deutlich schärfer als zuvor.
Fazit/Tipp: Soweit wir es aufgrund unserer geringen Erfahrungen mit Weinbrand beurteilen können, halten wir den Chantré für einen durchaus akzeptablen Vertreter in dieser Preisklasse. Er ist tatsächlich - wie angekündigt - recht weich, allerdings finden wir ihn streckenweise deutlich zu charakterschwach.
Der nächste planmäßige Beitrag erscheint am 7. März 2015.
- Tomas Aquinas & Plattfuß
Was sich überhaupt Weinbrand nennen darf, ist durch entsprechende EU-Verordnungen genauestens geregelt. Insofern erspare ich uns hier langwierige Erklärungen; das alles kann man nachschlagen, zum Beispiel hier. Wie man einer ganz nett gemachten Geschichte auf der Homepage von Chantré entnehmen kann ("Dr. Hornemann und das Geheimnis des weichen Chantré") verwendet die Firma für die Herstellung besondere Weine aus der französischen Region Poitou-Charentes sowie aus der Emilia Romagna. Das Brennen und die Lagerung in Eichenfässern erfolgen ebenfalls dezentral und am Ende werden die französischen und italienischen Brände miteinander "vermählt" (verschnitten). Neben dem Standardprodukt bietet Chantré mittlerweile auch einen Cuvée Rouge an, welcher aus Rotwein hergestellt wird. Eine 0,7er Flasche des heute verkosteten Weinbrands kostet im Einzelhandel meistens knapp unter zehn Euro, bei Aktionen teilweise aber auch deutlich weniger.
Art und Herkunft: Weinbrand, Deutschland/Frankreich/Italien
Besonderheiten: -
Aussehen und Aroma: Sehr dunkles Orangebraun. Sehr süß im Geruch. Beerig. Erdbeerquarkdrops oder milder Erdbeerjoghurt. Nur leicht spritige Noten im Hintergrund.
Geschmack: Im Antritt tatsächlich relativ mild am Gaumen. Mildsüßer Geschmack, jedoch nicht sehr ausdrucksstark. Eventuell am ehesten Keksteig oder ähnliches. Ganz dezent schmeckt man im Mittelteil tatsächlich etwas Wein durch. Ölig.
Abgang: Kurz bis mittel, jedoch deutlich schärfer als zuvor.
Fazit/Tipp: Soweit wir es aufgrund unserer geringen Erfahrungen mit Weinbrand beurteilen können, halten wir den Chantré für einen durchaus akzeptablen Vertreter in dieser Preisklasse. Er ist tatsächlich - wie angekündigt - recht weich, allerdings finden wir ihn streckenweise deutlich zu charakterschwach.
Der nächste planmäßige Beitrag erscheint am 7. März 2015.
- Tomas Aquinas & Plattfuß