Nachdem ich mir im Internetz mal mehrere Bilder der Aultmore in Keith (zum Beispiel hier) angeschaut habe, bin ich zu dem Schluss gekommen, dass sich ein Besuch aus rein visuell-ästhetischen Gründen wohl eher nicht lohnt. Wie ich verschiedenen Quellen entnehme - die Brennerei selber hat keine Webpräsenz - ist dies wohl der Tatsache geschuldet, dass sie in den Siebzigern komplett neu gebaut wurde, wobei man auf jeden traditionalistischen architektonischen Anspruch bewusst verzichtete.
Das ist eventuell auch verständlich, denn Aultmore ist eine der unbekannteren Destillerien, die im Endeffekt während ihrer gesamten Existenz dazu bestimmt war, Malts für die Herstellung von Blends zu produzieren und nicht dazu, ein eigenständiges Profil oder Image zu entwickeln. Gegründet wurde sie relativ spät, nämlich erst 1896. Sie hatte in den ersten Jahren öfter mit Auftragsmangel zu kämpfen und musste mehrmals kurzzeitig geschlossen werden. Im Jahr 1923 wurde sie von der Firma John Dewar & Sons (JDS) aus Glasgow erworben. Danach gehörte sie einige Jahrzehnte lang zu DCL und United Distillers, bevor sie am Ende des 20. Jahrhunderts wieder dorthin zurückkam, wo sie (quasi) begonnen hatte, nämlich zu JDS (mittlerweile aber selbst von Bacardi geschluckt). So gehört sie zur selben "Familie" wie Aberfeldy, Craigellachie, MacDuff und Royal Brackla. Es sind dann wohl auch diese Malts, die wir am häufigsten in den Blends von Dewar's antreffen, welche bei uns zwar nicht so bekannt sind, in den USA jedoch sehr oft und gerne getrunken werden.
John Dewar & Sons haben zur Zeit fünf Blends im Angebot: den White Label (der Brot-und-Butter-Blend), einen Zwölfjährigen (The Ancestor), einen Fünfzehnjährigen (The Monarch), einen Achtzehnjährigen (The Vintage) sowie den Signature, der aus besonders ausgesuchten Malts bestehen soll. Da, wie bereits erwähnt, der Großteil der Produktion von Aultmore in Blended Scotch fließt, gab es bis vor gut zehn Jahren noch nicht einmal eine Originalabfüllung. Dies änderte sich erst 2004, als ein Zwölfjähriger Single Malt auf den Markt kam, welcher heute für knapp unter 60,- EUR über den Ladentisch geht.
Der heute besprochene Elfjährige ist eine unabhängige Abfüllung von Douglas Laing und hat mich online beim Haus am See (dort ist er mittlerweile nicht mehr erhältlich) nur etwa 33,- EUR gekostet. Wie bei McGibbon's Provenance üblich ist auch hier die season angegeben, in diesem Falle der Herbst (autumn). Die offiziellen tasting notes der Firma lauten wie folgt:
nose: toffee, grassy, citric
palate: vanilla toffee, peppery freshness and a softening late oiliness
finish: smoked, subtly spiced with a sprinkle of caster sugar (Anmerkung: Streuzucker)
Art und Herkunft: Single Malt, Speyside (Isla)
Besonderheiten: ungefärbt, nicht kaltfiltriert
Aussehen und Aroma: Sehr helles Gelb mit leichtem Grünstich. Tatsächlich sehr grasig in der Nase, Zitronensaft. Eine leicht süße Note - aber Toffee? Deutliches Aceton.
Geschmack: Weich und buttrig. Traubensüße im Antritt, prickelnde Schärfe auf der Zungenspitze. Kölnisch Wasser.
Abgang: Mittel bis lang. Wenn Rauch, dann eher Laubfeuer. Nelken?
Fazit/Tipp: Für den guten Preis ein sehr trinkbarer Malt, der durchaus Potenzial hat. Ohne Wasserzusatz ist er mir leider etwas zu duftig bzw. parfümiert. Ein wenig Wasser führt außerdem dazu, dass mehr Vanillearomen durchkommen.
Der nächste planmäßige Beitrag erscheint am 28. Februar 2015.
- Euer Tomas Aquinas
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