Samstag, 31. August 2013

Das totale Kriek, Folge 2: Haacht Kriek Mystic vs Liefmans Cuvée Brut vs St. Louis Premium Kriek

Der zweite und vorerst letzte Teil des Beitrags über Kirschbiere (Krieks) aus Belgien führt uns heute noch einmal in drei verschiedene Brauereien mit ganz verschiedenem Ansatz, während wir uns ja im ersten Teil mit zwei unterschiedlichen Produkten ein und derselben Brauerei beschäftigten. Im selben Beitrag steht auch schon Einiges zur Theorie und Praxis der Krieks, also spare ich mir für heute jede weitere Vorrede und komme gleich zur Sache.

Die Brauerei Haacht liegt im Herzen von Flämisch-Brabant, genauer gesagt in Boortmeerbeek (ein Ort, an den ich nostalgische Jugenderinnerungen habe: an eine knutschintensive Scheunenparty sowie - bei der selben Gelegenheit - der für das Leben gelernten Lektion, dass vom Pinkeln gegen einen Elektrozaun dringendst abzuraten ist). Der Firmenhauptsitz (Verwaltung) befindet sich im nicht allzu weit entfernten Brüssel. Gegründet wurde die Firma bereits 1893 und man ist stolz darauf, dass sie auch heute noch im Besitz der Gründerfamilie (durch diverse Verheiratungen usw. natürlich) ist. Die Produktion von Flaschenbier begann erst in den 1950ern, jedoch umfasst das Angebot von Haacht heute noch weit mehr als nur den Gerstensaft: darüber hinaus werden Weine (eigenes Weingut in Frankreich), Softdrinks und Kaffee (!) hergestellt bzw. importiert. Das Bierportfolio an sich ist bereits sehr eindrucksvoll, stehen doch insgesamt über zwanzig verschiedene Produkte zur Verfügung, darunter das sehr bekannte Primus-Pils. Die Mystic-Reihe umfasst zur Zeit drei unterschiedliche Geschmacksrichtungen, nämlich Limone, Pfirsich und Kirsch und hat als Basis durchgängig ein - ebenfalls separat erhältliches - Weißbier, welchem die entsprechenden Fruchtsäfte (im Falle des Kriek in einem Anteil von 25 Prozent) beigegeben werden.

Die Kollegen von Liefmans sitzen in einem etwas anderen Teil des Landes, nämlich im schönen Oudenaarde, was dann schon eher in Richtung Gent geht. Gegründet wurde die Firma bereits 1679 von einem Herrn Jacobus Liefmans, nach dessen Familie sie auch immer noch benannt ist, obwohl sie mittlerweile (leider?) bankrottbedingt zu einem Großkonzern, nämlich Duvel Moortgat, gehört und darüber hinaus die Produktion zweier ihrer Traditionsbiere (Dentergems Wit und Lucifer) an Het Anker in Mechelen abgeben musste. Die Informationen zur Firmenhistorie sind leider nicht sooo ausführlich, allerdings rühmt man sich, die erste Braumeisterin (in Belgien?) eingestellt zu haben. Produziert werden heute im wesentlichen zwei unterschiedliche Braunbiere (überhaupt ist die Gegend im Oudenaarde bekannt für ihre Braunbiere), das Goudenband und das Oud Bruin (eine Biersorte, die auch in den Niederlanden sehr bekannt und beliebt ist). Als Fruchtbier gibt es einerseits das -zugegebenermaßen für den Massengeschmack komponierte - Fruitesse, welches auch in unserer Redaktion hoch geschätzt wird und andererseits das heute besprochene Cuvée Brut, das aus einer Mischung der beiden Braunbiersorten und echten Kirschen, von denen pro Hektoliter 13 kg zugesetzt werden (die Brauerei wird exklusiv von einer alteingesessenen Kirschplantage beliefert), besteht.

Schließlich noch das Haus van Honsebrouck aus Ingelmunster. Auch hier haben wir eine inhabergeführte Firma, die bereits mehr als 200 Jahre Geschichte vorweisen kann, sie wurde nämlich schon 1811 gegründet, stand damals allerdings noch nicht am heutigen Ort. In den frühen Jahren wurden hauptsächlich untergärige Biere (Pils, Export und Bockbier) gebraut, heute umfasst die Palette eine Vielzahl unterschiedlicher Sorten, angefangen beim "normalen" Braunbier über das Tripel bis hin zur Geuze, was für die Region nicht ganz typisch ist. Für das getestete Kriek St. Louis werden sechs Monate gereifte Lambieks verschnitten und mit Kirschen (serbische Oblacinska) "aromatisiert". Wie viele hier genau verwendet werden, wird nicht gesagt.


Bild: TAQ

Haacht Kriek Mystic (3,5% Vol.)

Art und Herkunft: Kriek aus Weißbier und 25% Kirschsaft, Belgien (Flämisch-Brabant)

Aussehen und Aroma: Rubinrot mit bräunlichem Einschlag. Recht gute Krone. Dominant fruchtig im Geruch, etwas künstlich, em-eukal Kinderhustenbonbons.

Geschmack: Spritzig und sehr süß, säuerlicher Unterton. Keine störenden Elemente, süffig.

Abgang: Sehr kurz, von der Kirsche ist schnell alles verflogen.

Fazit/Tipp: Ein leichtes, trinkbares, aber sehr süßes Bier. Abzüge in der B-Note gibt es für die sehr forciert wirkende Nase. Sehr kalt zu trinken, Haacht empfiehlt 3°.


Liefmans Cuvée Brut (6% Vol.)

Art und Herkunft: Kriek aus Braunbier und Limburger Kirschen, Kirschsaft und Zucker, Belgien (Ostflandern)

Aussehen und Aroma: Sehr dunkel, eher braun als rot. Mäßig schaumig. Ein sehr dezentes Kirscharoma, leicht säuerlich.

Geschmack: Frisch und säuerlich, weniger süß. Erfrischend.

Abgang: Eher kurz und herb. Ein leicht bitterer Nachbrenner.

Fazit/Tipp: Ein Kirschbier, welches mir sehr traditionell im Geschmack vorkommt. Macht einen natürlichen Eindruck.


St. Louis Premium Kriek (3,2% Vol.)

Art und Herkunft: Kriek aus Lambiek (sechs Monate gereift, mit 25% Kirschen), Belgien (Westflandern)

Aussehen und Aroma: Rubinrot und heller als die beiden Konkurrenten. Kaum eine Krone zu sehen. Relativ zurückhaltend im Geruch, etwas künstlich die Kirsche, Brausepulver.

Geschmack: Sehr dominantes Kirscharoma, die Geuze kann sich kaum dagegen durchsetzen. Daher ist das St. Louis eher süß als sauer.

Abgang: Kurz, aber lange anhaltender, etwas metallischer Nachgeschmack (Süßstoff?)

Fazit/Tipp: Wer es süß mag, ist hier gut bedient. Allerdings kommt der Freund des Lambieks hier kaum auf seine Kosten. Ein typisches Produkt für den Massengeschmack, was ja auch legitim ist. Die Brauerei empfiehlt den Verzehr bei 5°.

Gesamtfazit: Heute entscheide ich mich mal ganz klar für das Ursprüngliche, also in diesem Falle das Liefmans. Die beiden anderen Biere sind zwar definitiv nicht schlecht, mir allerdings doch mittlerweile eine Spur zu süß und parfümiert.

Der nächste planmäßige Beitrag erscheint am 7. September 2013.



Samstag, 24. August 2013

Aberlour Cuvée Marie d'Ecosse 15 J. (43% Vol.)

Heute mal wieder eine Premiere: Der erste Aberlour, den ich überhaupt hier vorstelle. Zu verdanken habe ich diesen Umstand einem Besuch im Whisky-Häuslein im tiefsten Emsland; noch Ende 2012 war das. Neben der beeindruckenden Anzahl von Whiskys, welche vorrätig sind, ist eines der schönen Extras beim Laden in Steinbild, dass man von fast allen Flaschen (sofern sie keinen Sammler- bzw Seltenheitswert haben) ein Sample zu 100 ml erstehen kann, und das noch zu einem fairen Preis.

Die Brennerei Aberlour hat - spätestens seit der Übernahme durch Pernod Ricard Mitte der Siebziger Jahre (über Chivas Brothers) ihre Verkaufszahlen in Frankreich stetig gesteigert (schließlich ist Pernod Ricard ein französisches Unternehmen, was es den notorisch chauvinistischen Franzosen wohl erleichtert, diesen Whisky zu trinken) und Anfang der 2000er avancierte (passend: ein Fremdwort aus dem Französischen) er zum meistgetrunkenen Single Malt in La Republique, noch vor Glenfiddich und Glenlivet. Dementsprechend reimt sich Aberlour für die meisten Franzmänner und -weiber auf das Wort amour, während der Rest der Welt ihn eher lauer ausspricht. Lustig auch: die Firmenwebseite gibt es einmal pour la France und einmal pour le reste du monde ...

Der hier vorgestellte Cuvée Marie d'Ecosse (wichtige Information: diese Abfüllung ist seit 2013 umbenannt in Select Cask Reserve, wohl um sie zu internationalisieren) wurde ursprünglich für den französischen Markt hergestellt, daher natürlich auch die (frühere) Bezeichnung, welche ich für die Verkostung jetzt mal so gelassen habe, denn ich hatte den guten Tropfen ja noch 2012 erstanden. Reifen tut er übrigens in "fûts de Bourbon et Sherry de qualité exceptionelle", also in "hochwertigen Bourbon- und Sherryfässern". Sowohl die Abfüllung unter dem alten Namen als auch die "neue" Select Cask Reserve koste(te)n um die 40,- EUR online.


Bild: TAQ

Art und Herkunft: Single Malt, Speyside (Central)

Aroma und Aussehen: Heller Bernstein, wirkt viskos. In der Nase etwas Schärfe, das Sherryfass kommt mit beerigen und Holznoten durch, nasse Mimosen.

Geschmack: Deutlicher Sherryfasscharakter und etwas Honig. Ein wenig Schärfe und Lakritz auf der Zungenspitze. Mandelcreme?

Abgang: Relativ lang und blumig ... würziger und trockener, je länger es dauert.

Fazit/Tipp: Ein Whisky, der für mich okay ist, mich allerdings auch nicht von den Socken haut. Recht einfach zu trinken - wer Sherryfass mag, ist hier nicht schlecht bedient. Eine größere Flasche hole ich mir aber wohl eher nicht. Bei Verdünnung mit etwas Wasser wird er ein bisschen salzig und gewinnt Noten von Apfel im Abgang.

Der nächste planmäßige Beitrag erscheint am 31. August 2013.




Samstag, 17. August 2013

Das totale Kriek, Folge 1: Kriek Boon 2012 vs Kriek Boon Mariage Parfait 2009

Um es ganz deutlich vorneweg zu sagen: der Titel des Beitrags enthält keine Grammatik- bzw Rechtschreibfehler. Das totale Kriek war eigentlich ursprünglich eine Marketingidee von Plattfuss und mir, nämlich der Name, unter dem wir unser eigenes Kriek verkaufen wollten. Ideen, die morgens um drei geboren werden eben. Nachdem dieser Plan aus nahe liegenden Gründen auf die lange Bank geschoben wurde, beschlossen wir, den ach so lustigen Titel für eine Miniserie über belgische Kirschbiere zu verwenden. Daher also.

Anders als in der deutschen Wikipedia geschrieben steht (auch in der niederländischen Version wird dies nur kurz angerissen), muss ein Kriek heutzutage nicht mehr unbedingt Lambic/Lambiek enthalten (was das genau ist, habe ich hier bereits einmal erklärt) - mittlerweile gibt es auch Kirschbiere, die aus Weiß- oder Braunbieren gemacht werden, wie sich im weiteren Verlauf auch noch zeigen wird. Traditionell ist aber tatsächlich die Zubereitung mit Lambiek. Allerdings gibt es - wie bei den meisten Produkten - den kleinen, aber feinen Unterschied zwischen "traditionell" und traditionell ... und die heute getesteten Biere sind ein hervorragendes Beispiel, da es sich um Erzeugnisse ein und der selben Brauerei, jedoch mit verschiedenen Zielgruppen handelt.

Bereits seit 1680 lässt sich in Lembeek (einem Stadtteil der Stadt Halle im Tal der Senne in der Provinz Flämisch-Brabant) ein Brauhaus nachweisen, welches verschiedene Male den Besitzer wechselte und erst 1975 in die Hände der Familie Boon kam. Natürlich produziert man hier hauptsächlich Lambiek, denn nach Auffassung Vieler geht der Name Lambiek überhaupt auf den Namen der Gemeinde zurück, wo sie erfunden wurde (andere Versionen sagen, Lambiek käme vom Wort alambic, was natürlich ebenso gut sein kann). Wie auch immer, bereits seit 1875 wird hier Lambic gebraut und Geuze "gestochen", es ist also ein altehrwürdiges Handwerk hier in der Gegend. Grundsätzlich stellt die Brauerei so ziemlich alles her, was man traditionell aus Lambiek herstellt, also reine Geuze sowie auch diverse Fruchtbiere und Faro. Wie ich schon einmal im oben bereits verlinkten Artikel angemerkt habe, waren auch die Kirschbiere in alter Zeit ein reines Naturprodukt, welche Bier als Grundstoff sowie mehr oder weniger Kirschen enthielten, vorzugsweise die sauren aus dem Brüsseler Stadtteil Schaarbeek. Nun ist es ja so, und das hat sich auch bei anderen Getränken gezeigt, dass der heutige Konsument es lieber süß hat als herb oder sauer (oder woher kam sonst wohl der Trend mit den Biermischgetränken?). Also haben sich die "massentauglichen" (oder, neutraler formuliert, "konsumentenorientierten") Fruchtbiere ebenfalls dahingehend weiterentwickelt. Im Laufe der Zeit ging man dazu über, die Biere mit Zucker und Süßstoff zu süßen. In manchen Krieks aus Großproduktion sind auch teilweise gar keine Kirschen sondern nur noch Kirschsirup oder Kirscharoma vorhanden. Boon ist so weit nicht gegangen, bietet aber gleich drei verschiedene Krieks an, nämlich das "normale" (für den süßeren Zahn), das "alte" (hergestellt aus sehr adstringierender Alter Geuze, heute nicht im Test) sowie das Mariage Parfait, welches nach überlieferter Rezeptur hergestellt wird. Beide verkosteten Biere kommen in der traditionellen champagnerähnlichen Flasche, mit Naturkorken. Lambiek und seine Ableitungen sind sehr lange haltbar, das "normale" Kriek (hergestellt 2012) hat als MHD das Jahr 2016, das Mariage Parfait (2009) das Jahr 2031.


Bild: TAQ

Kriek Boon 2012 (4% Vol.)

Art und Herkunft: Kriek aus Lambiek (sechs Monate alt, mit 25% Kirschzusatz, gesüßt), Belgien (Flämisch-Brabant)

Aussehen und Aroma: Dunkel rubinrot, nur sehr wenig Schaum. Ein starkes Aroma von Kirschen, süß-säuerlich.

Geschmack: Spritzig; der relativ jung gebliebene Lambiek schlägt säuerlich durch. Erfrischend und weniger süß als erwartet.

Abgang: Sehr kurz, mit einem leicht herb-säuerlichen Nachbrenner.

Fazit/Tipp: Wie alle Krieks sollte auch dieses relativ kalt getrunken werden (die Brauerei empfiehlt den Konsum bei 6° Celsius). Schon ein massentaugliches Kriek, aber dankenswerterweise weniger süß und künstlich als so manch anderes. Boon verwendet echte Kirschen für den Geschmack (drei verschiedene Sorten, darunter Schaarbeeker), das zahlt sich in der Qualität definitiv aus.


Kriek Boon Mariage Parfait 2009 (8% Vol.)

Art und Herkunft: Kriek aus Lambiek (ein Jahr alt, Zusatz von 4 Kilo Kirschen auf einen Liter Bier, kein Zucker und kein Süßstoff, weitere sechs Monate Nachgärung auf Flaschen), Belgien (Flämisch-Brabant)

Aussehen und Aroma: Völlig undurchsichtig, dunkelrot bis schwarz. Mehr Schaum als der jüngere Bruder, sehr stark säuerliche Nase, die Kirschen treten schon eher in den Hintergrund.

Geschmack: Wow! Wirklich sauer, der Gaumen zieht sich merklich zusammen. Kaum Süße, die Fruchtigkeit der Kirschen tritt erst im Mittelteil auf, dann aber schon spürbar.

Abgang: Kurz aber nicht unauffällig. Recht trocken.

Fazit/Tipp: Ebenfalls kalt genießen. Die Brauerei empfiehlt, die Flaschen noch einige Jahre im Keller zu lassen, bevor man sie trinkt. Bei einer Mindesthaltbarkeit von 20 Jahren kein großes Problem. Kriek, wie es früher einmal schmeckte. Muss man probiert haben, ist aber kein ganz einfacher Genuss.

Gesamtfazit: Ich muss leider gestehen, dass mir das "normale" Kriek von Boon etwas besser runtergeht, das hängt wahrscheinlich damit zusammen, dass auch ich verweichlicht bin mit der Zeit. Das traditionelle Kriek sollte allerdings seinen Platz in der Welt der Biere auf jeden Fall behalten und ist jedem Bierliebhaber zumindest hin und wieder wärmstens ans Herz zu legen.

Der nächste planmäßige Beitrag erscheint am 24. August 2013.





Samstag, 10. August 2013

Clynelish 14 J. (1997/2011) Whisky & Cigars 359/389 (46% Vol.)

Den heutigen Whisky brachte mir meine Frau vor gut einem Jahr aus Berlin mit, aus dem Hause Whisky & Cigars in der Sophienstraße (Toplage!). Wie ich damals in diesem (allgemein gehaltenen und auf verschiedene Beispiele bezogenen) Beitrag beschrieben habe, war ich vom Service bzw. der Kommunikation des Ladens weniger beeindruckt, nicht nur wegen der klaren Fehlinformation, die meiner Frau beim Einkauf gegeben wurde (es war das Stichwort Islay gefallen) sondern auch wegen der (damals vorhandenen) Fehlinformation auf der Webseite (Speyside stand da, was natürlich auch nicht richtig ist). Aber de hoc satis, wie der Lateiner sagt. Der von Whisky & Cigars (W&C) abgefüllte Clynelish war auf 389 Flaschen beschränkt, von diesen erhielt ich die Nummer 359. Insofern ist auch die Info auf der Webseite obsolet geworden und wir können uns dem guten Tropfen selbst widmen. Gekostet hat er damals ganze 57,- EUR, was ein durchaus ... hmmm ... ambitionierter Preis ist, denn Flaschen des selben Alters von anderen bzw. vom Originalabfüller gehen für etwa einen Zwanziger weniger über den Ladentisch.

Da wir jetzt erst einmal über die Destillerie sprechen, ist zunächst eine kleine Begriffsklärung nötig. Wenn man in verschiedenen Whiskylexika  nachschlägt, findet sich manchmal der Eintrag Brora/Clynelish - und damit hat es folgende Bewandtnis: Die ursprüngliche Brennerei Clynelish (was man übrigens ungefähr so ausspricht, als ob ein Franzose das deutsche Wort kleinlich sagt) wurde bereits 1819 gegründet und fällt so in den großen Aufschwung des schottischen Whiskys Anfang des 19. Jahrhunderts. Bis Ende der Sechziger Jahre (des 20. Jahrhunderts) produzierte man so lustig vor sich hin, bis die damaligen Besitzer aufgrund einer notwendigen Kapazitätsanpassung auf der gegenüberliegenden Straßenseite eine neue, moderne Destillerie errichteten. Eine Zeitlang wurden die alten Produktionsstätten stillgelegt, später aber wieder in Betrieb genommen ... und beide Brennereien produzierten dann eine Weile nebeneinander her - beide unter dem Namen Clynelish. Das ging natürlich nicht auf Dauer so weiter, daher wurde die "alte" Clynelish unter dem Namen Brora fortgeführt. Diese ging dann 1983 endgültig den Weg allen Irdischen und nur die "neue" Clynelish blieb übrig. Heute - nebenbei bemerkt - unter dem Dach von Diageo, wo sie einen Teil der Classic Malts-Serie bildet und dementsprechend auch über deren Webseite malts.com vermarktet wird. Sowohl der Clynelish als auch deren alter Schwester Brora sagt man eine gewisse maritime Torfigkeit nach, die Malts von Brora sollen allerdings die torfigeren gewesen sein.

Die heute verkostete Abfüllung wurde 1997 gebrannt und 2011 auf Flaschen gezogen. Sie ist nicht gefärbt und nicht kaltfiltriert.

Bild: TAQ

Art und Herkunft: Single Malt, Highlands (Northern)

Aussehen und Aroma: Sehr hell, blühende Weizengarben. Ein intensives, leicht rauchig überhauchtes Aroma von Birnen und reifen Trauben. Eventuell Rosenblüten?

Geschmack: Prickelt zuerst auf der Zunge. Vollsüß, nur dezenter Torfrauch. Orangenschale und Zimt, sehr deutlich.

Abgang: Lang und trocken, dunkle Herrenschokolade.

Fazit/Tipp: Durch die vorsichtige Zugabe von Wasser wird der Clynelish noch etwas milder und das Birnenaroma findet sich dann auch im Geschmack. Insgesamt - so muss ich sagen - war der 14jährige von W&C ein sehr gut komponierter und intensiver Malt, den ich allerdings weniger maritim als vielmehr weihnachtlich fand. Den Preis von 57,- halte ich in der Rückschau zwar immer noch für etwas zu hoch; habe die Anschaffung aber nicht bedauert und jeden Tropfen sehr gerne gehabt. Leider mittlerweile wohl vergriffen.

Der nächste planmäßige Beitrag erscheint am 17. August 2013.




Mittwoch, 7. August 2013

Zwischendurch: Wir sind schon zu.

Gestern Abend mal wieder Bekanntschaft gemacht mit den allgemeinen Zores des Lebens. Wir starten von Plattfuss' Garten aus durch, es ist so kurz nach zehn Uhr Abends. Trinken wir noch nen Absacker? Logisch. Erste Station, knapp hundert Meter nach rechts: Blumenhalle am Blumenhaller Weg. Knallhelle Festbeleuchtung, wir rein. Am Tresen sitzen die blonde Bedienung und ihr ... Kollege? Galan?? Bruder??? Egal. "Wir haben schon zu, ist nur noch nicht abgeschlossen, hihihi ..."

Blöd sowas. Okay, Fahrrad wieder aufgeschlossen, Martinistraße entlang (notorische Durststrecke). Zweiter Verzweiflungsstop: Union-Stübchen am Arndtplatz. Drinnen sitzen Leute um den Tresen, es läuft Musik. "Nee, wir haben zu, schon seit zehn Uhr." Ich schaue bedeutungsvoll im Raum herum, zarter Hinweis: zu??? Ich steh doch hier drin ... Aber das kommt irgendwie nicht gut an.

Leute, macht Eure Kneipen gerne zu, wann Ihr wollt. Aber dann schließt doch bitte Eure gottverdammten Türen ab oder hängt ein Schild raus oder sonstwas.

Samstag, 3. August 2013

Zwischendurch: Im Westen nichts Neues!

Wir sind in der wohlverdienten Sommerpause ... am 10. August erscheint der nächste Beitrag. Schöne Sommertage noch!

Bild: KRT