Der zweite und vorerst letzte Teil des Beitrags über Kirschbiere (Krieks) aus Belgien führt uns heute noch einmal in drei verschiedene Brauereien mit ganz verschiedenem Ansatz, während wir uns ja im ersten Teil mit zwei unterschiedlichen Produkten ein und derselben Brauerei beschäftigten. Im selben Beitrag steht auch schon Einiges zur Theorie und Praxis der Krieks, also spare ich mir für heute jede weitere Vorrede und komme gleich zur Sache.
Die Brauerei Haacht liegt im Herzen von Flämisch-Brabant, genauer gesagt in Boortmeerbeek (ein Ort, an den ich nostalgische Jugenderinnerungen habe: an eine knutschintensive Scheunenparty sowie - bei der selben Gelegenheit - der für das Leben gelernten Lektion, dass vom Pinkeln gegen einen Elektrozaun dringendst abzuraten ist). Der Firmenhauptsitz (Verwaltung) befindet sich im nicht allzu weit entfernten Brüssel. Gegründet wurde die Firma bereits 1893 und man ist stolz darauf, dass sie auch heute noch im Besitz der Gründerfamilie (durch diverse Verheiratungen usw. natürlich) ist. Die Produktion von Flaschenbier begann erst in den 1950ern, jedoch umfasst das Angebot von Haacht heute noch weit mehr als nur den Gerstensaft: darüber hinaus werden Weine (eigenes Weingut in Frankreich), Softdrinks und Kaffee (!) hergestellt bzw. importiert. Das Bierportfolio an sich ist bereits sehr eindrucksvoll, stehen doch insgesamt über zwanzig verschiedene Produkte zur Verfügung, darunter das sehr bekannte Primus-Pils. Die Mystic-Reihe umfasst zur Zeit drei unterschiedliche Geschmacksrichtungen, nämlich Limone, Pfirsich und Kirsch und hat als Basis durchgängig ein - ebenfalls separat erhältliches - Weißbier, welchem die entsprechenden Fruchtsäfte (im Falle des Kriek in einem Anteil von 25 Prozent) beigegeben werden.
Die Kollegen von Liefmans sitzen in einem etwas anderen Teil des Landes, nämlich im schönen Oudenaarde, was dann schon eher in Richtung Gent geht. Gegründet wurde die Firma bereits 1679 von einem Herrn Jacobus Liefmans, nach dessen Familie sie auch immer noch benannt ist, obwohl sie mittlerweile (leider?) bankrottbedingt zu einem Großkonzern, nämlich Duvel Moortgat, gehört und darüber hinaus die Produktion zweier ihrer Traditionsbiere (Dentergems Wit und Lucifer) an Het Anker in Mechelen abgeben musste. Die Informationen zur Firmenhistorie sind leider nicht sooo ausführlich, allerdings rühmt man sich, die erste Braumeisterin (in Belgien?) eingestellt zu haben. Produziert werden heute im wesentlichen zwei unterschiedliche Braunbiere (überhaupt ist die Gegend im Oudenaarde bekannt für ihre Braunbiere), das Goudenband und das Oud Bruin (eine Biersorte, die auch in den Niederlanden sehr bekannt und beliebt ist). Als Fruchtbier gibt es einerseits das -zugegebenermaßen für den Massengeschmack komponierte - Fruitesse, welches auch in unserer Redaktion hoch geschätzt wird und andererseits das heute besprochene Cuvée Brut, das aus einer Mischung der beiden Braunbiersorten und echten Kirschen, von denen pro Hektoliter 13 kg zugesetzt werden (die Brauerei wird exklusiv von einer alteingesessenen Kirschplantage beliefert), besteht.
Schließlich noch das Haus van Honsebrouck aus Ingelmunster. Auch hier haben wir eine inhabergeführte Firma, die bereits mehr als 200 Jahre Geschichte vorweisen kann, sie wurde nämlich schon 1811 gegründet, stand damals allerdings noch nicht am heutigen Ort. In den frühen Jahren wurden hauptsächlich untergärige Biere (Pils, Export und Bockbier) gebraut, heute umfasst die Palette eine Vielzahl unterschiedlicher Sorten, angefangen beim "normalen" Braunbier über das Tripel bis hin zur Geuze, was für die Region nicht ganz typisch ist. Für das getestete Kriek St. Louis werden sechs Monate gereifte Lambieks verschnitten und mit Kirschen (serbische Oblacinska) "aromatisiert". Wie viele hier genau verwendet werden, wird nicht gesagt.
Schließlich noch das Haus van Honsebrouck aus Ingelmunster. Auch hier haben wir eine inhabergeführte Firma, die bereits mehr als 200 Jahre Geschichte vorweisen kann, sie wurde nämlich schon 1811 gegründet, stand damals allerdings noch nicht am heutigen Ort. In den frühen Jahren wurden hauptsächlich untergärige Biere (Pils, Export und Bockbier) gebraut, heute umfasst die Palette eine Vielzahl unterschiedlicher Sorten, angefangen beim "normalen" Braunbier über das Tripel bis hin zur Geuze, was für die Region nicht ganz typisch ist. Für das getestete Kriek St. Louis werden sechs Monate gereifte Lambieks verschnitten und mit Kirschen (serbische Oblacinska) "aromatisiert". Wie viele hier genau verwendet werden, wird nicht gesagt.
Bild: TAQ
Haacht Kriek Mystic (3,5% Vol.)
Art und Herkunft: Kriek aus Weißbier und 25% Kirschsaft, Belgien (Flämisch-Brabant)
Aussehen und Aroma: Rubinrot mit bräunlichem Einschlag. Recht gute Krone. Dominant fruchtig im Geruch, etwas künstlich, em-eukal Kinderhustenbonbons.
Geschmack: Spritzig und sehr süß, säuerlicher Unterton. Keine störenden Elemente, süffig.
Abgang: Sehr kurz, von der Kirsche ist schnell alles verflogen.
Fazit/Tipp: Ein leichtes, trinkbares, aber sehr süßes Bier. Abzüge in der B-Note gibt es für die sehr forciert wirkende Nase. Sehr kalt zu trinken, Haacht empfiehlt 3°.
Liefmans Cuvée Brut (6% Vol.)
Art und Herkunft: Kriek aus Braunbier und Limburger Kirschen, Kirschsaft und Zucker, Belgien (Ostflandern)
Aussehen und Aroma: Sehr dunkel, eher braun als rot. Mäßig schaumig. Ein sehr dezentes Kirscharoma, leicht säuerlich.
Geschmack: Frisch und säuerlich, weniger süß. Erfrischend.
Abgang: Eher kurz und herb. Ein leicht bitterer Nachbrenner.
Fazit/Tipp: Ein Kirschbier, welches mir sehr traditionell im Geschmack vorkommt. Macht einen natürlichen Eindruck.
St. Louis Premium Kriek (3,2% Vol.)
Art und Herkunft: Kriek aus Lambiek (sechs Monate gereift, mit 25% Kirschen), Belgien (Westflandern)
Aussehen und Aroma: Rubinrot und heller als die beiden Konkurrenten. Kaum eine Krone zu sehen. Relativ zurückhaltend im Geruch, etwas künstlich die Kirsche, Brausepulver.
Geschmack: Sehr dominantes Kirscharoma, die Geuze kann sich kaum dagegen durchsetzen. Daher ist das St. Louis eher süß als sauer.
Abgang: Kurz, aber lange anhaltender, etwas metallischer Nachgeschmack (Süßstoff?)
Fazit/Tipp: Wer es süß mag, ist hier gut bedient. Allerdings kommt der Freund des Lambieks hier kaum auf seine Kosten. Ein typisches Produkt für den Massengeschmack, was ja auch legitim ist. Die Brauerei empfiehlt den Verzehr bei 5°.
Gesamtfazit: Heute entscheide ich mich mal ganz klar für das Ursprüngliche, also in diesem Falle das Liefmans. Die beiden anderen Biere sind zwar definitiv nicht schlecht, mir allerdings doch mittlerweile eine Spur zu süß und parfümiert.
Der nächste planmäßige Beitrag erscheint am 7. September 2013.
Art und Herkunft: Kriek aus Weißbier und 25% Kirschsaft, Belgien (Flämisch-Brabant)
Aussehen und Aroma: Rubinrot mit bräunlichem Einschlag. Recht gute Krone. Dominant fruchtig im Geruch, etwas künstlich, em-eukal Kinderhustenbonbons.
Geschmack: Spritzig und sehr süß, säuerlicher Unterton. Keine störenden Elemente, süffig.
Abgang: Sehr kurz, von der Kirsche ist schnell alles verflogen.
Fazit/Tipp: Ein leichtes, trinkbares, aber sehr süßes Bier. Abzüge in der B-Note gibt es für die sehr forciert wirkende Nase. Sehr kalt zu trinken, Haacht empfiehlt 3°.
Liefmans Cuvée Brut (6% Vol.)
Art und Herkunft: Kriek aus Braunbier und Limburger Kirschen, Kirschsaft und Zucker, Belgien (Ostflandern)
Aussehen und Aroma: Sehr dunkel, eher braun als rot. Mäßig schaumig. Ein sehr dezentes Kirscharoma, leicht säuerlich.
Geschmack: Frisch und säuerlich, weniger süß. Erfrischend.
Abgang: Eher kurz und herb. Ein leicht bitterer Nachbrenner.
Fazit/Tipp: Ein Kirschbier, welches mir sehr traditionell im Geschmack vorkommt. Macht einen natürlichen Eindruck.
St. Louis Premium Kriek (3,2% Vol.)
Art und Herkunft: Kriek aus Lambiek (sechs Monate gereift, mit 25% Kirschen), Belgien (Westflandern)
Aussehen und Aroma: Rubinrot und heller als die beiden Konkurrenten. Kaum eine Krone zu sehen. Relativ zurückhaltend im Geruch, etwas künstlich die Kirsche, Brausepulver.
Geschmack: Sehr dominantes Kirscharoma, die Geuze kann sich kaum dagegen durchsetzen. Daher ist das St. Louis eher süß als sauer.
Abgang: Kurz, aber lange anhaltender, etwas metallischer Nachgeschmack (Süßstoff?)
Fazit/Tipp: Wer es süß mag, ist hier gut bedient. Allerdings kommt der Freund des Lambieks hier kaum auf seine Kosten. Ein typisches Produkt für den Massengeschmack, was ja auch legitim ist. Die Brauerei empfiehlt den Verzehr bei 5°.
Gesamtfazit: Heute entscheide ich mich mal ganz klar für das Ursprüngliche, also in diesem Falle das Liefmans. Die beiden anderen Biere sind zwar definitiv nicht schlecht, mir allerdings doch mittlerweile eine Spur zu süß und parfümiert.
Der nächste planmäßige Beitrag erscheint am 7. September 2013.