Sonntag, 29. August 2021

TOBIerfest 2021

Eigentlich sollte die Redaktion irgendwann um diese Zeit heute im Auto von Nobody sitzen und von Eindhoven aus in Richtung Osnabrück unterwegs sein. Eigentlich. Denn das Van Moll Fest 2020, für das wir ursprünglich Karten besorgt hatten, und das dann wegen Corona auf 2021 verschoben wurde, ist erneut verschoben worden. Die niederländische Regierung hat - immer noch wegen Corona - so strenge Auflagen für Massenveranstaltungen gestellt, die in geschlossenen Räumen stattfinden (Das Van Moll Fest "tagt" im sehr bekannten Evoluon in Eindhoven), dass sich der Aufwand für die gastgebende Craftbrauerei Van Moll einfach nicht lohnt. Wofür man natürlich Verständnis haben muss.

Nun, die Tickets bleiben für die nächste Edition (2022) gültig, die Hotelzimmer waren stornierbar - insofern kein finanzieller Verlust. Aber wir wollten ja ein Bierfest feiern und hatten uns extra dieses Wochenende freigehalten - also was tun? Ganz einfach: ein eigenes "Bierfest" organisieren, natürlich nur für geladene Gäste unter Beachtung der 3G-Regeln. Kein großes Problem, die Redaktion samt Anhang ist zu 100% durchgeimpft. Tobi stellte großzügig seinen Garten (unseren Braugarten) zur Verfügung. Für Getränke mussten die Teilnehmer:innen selbst sorgen, was alle auch brav erledigten. Zu Ehren des Gastgebers wurde das Event dann noch TOBIerfest getauft und auch der Regen pausierte in Osnabrück-West für ein paar Stunden.

Insgesamt wurden 50 Biere ausgeschenkt, aber nur etwa Hälfte taucht in der u.a. Tabelle auf - sei es, weil wir die Biere vorher schon einmal probiert hatten oder auch, weil es unsere eigenen Erzeugnisse waren. Von denen gab es nämlich auch noch ein paar "Überbleibsel", die allesamt gut die Jahre (teilweise mehr als drei!) überstanden hatten. Unter anderem konnten sich die Gäste selbst ein Bild machen von unserem Weihnachtsbier, Pale Ale No. 1, Mild Session Ale, 4-40 Oatmeal Stout, Vorstandspils, Mosaic IPA. Aber, wie schon gesagt, außer Konkurrenz. Da wir aufgrund der kleinen Mengen nicht alle alles probieren konnten, haben wir bei den verschiedenen Bieren jeweils vier Tester:innen abgeordnet, darum ist in der Tabelle auch jeweils nur die Rede von Tester:in "A", "B", usw.

Sonntag, 22. August 2021

Terrasjes doen in Rotterdam*

*Vorbemerkung: der Begriff terrasjes doen ist zu Beginn dieses Beitrags von 2017 erklärt.

Vor etwa 20 Jahren war Rotterdam noch nicht wirklich ein Reiseziel - weder für Ausländer noch für Niederländer. Als ich vor einiger Zeit einem Kollegen aus Utrecht erzählte, ich wäre schon dreimal für ein langes Wochenende dort gewesen, erntete ich nur ungläubiges Staunen. Schließlich gestand er mir, er habe an der Rotterdamer hogeschool studiert, sich jedoch nach seinem Abschluss "sofort da aus dem Staub gemacht" und niemals das Bedürfnis gehabt, sich dort noch einmal hinzubegeben. Nachdem ich ihm ein bisschen was erzählt und auch Bilder vorgezeigt hatte, war er positiv überrascht. Ob er mittlerweile die Reise dorthin gewagt hat, weiß ich allerdings nicht. Ich persönlich kenne Rotterdam erst seit den 2010ern und finde die Stadt bunt, lebhaft, architektonisch interessant, cool und erfrischend wenig "holländisch" (wenig Grachtenromantik u.ä.).

Aber dies ist ja kein Tourismusblog, daher werdet ihr euch Tipps für Sehenswürdigkeiten, Shopping, usw. woanders holen müssen, z.B. hier. Was ich heute ablege, sind ein paar Informationen zur Bierszene. Ein Disclaimer vorweg: in Rotterdam gibt es eine erkleckliche Anzahl an Biercafés und auch Brauereien; ich berichte hier allerdings nur über die, die ich schon selbst besucht habe.

1. Station: Kaapse Kaap (Nico Koomanskade 1025, 3072 LM Rotterdam)

Einer der beiden Brewpubs von Kaapse Brouwers (KB) in der Stadt. Der andere (Kaapse Maria) liegt auf dem Festland in der Innenstadt, dieser hier in der Fenix Food Factory auf der hippen Halbinsel Katendrecht. Neben den verschiedenen Bieren von KB (zur Geschichte der Brauerei habe ich hier einiges geschrieben) findet man auch ab und an einige interessante Sachen am guest tap. Wer hungrig ist, bekommt in den anderen Geschäften der Markthalle einiges für den kleinen und großen Appetit. Probiert habe ich dieses Mal das Kalimero, ein recht erfrischendes "Micro-IPA" bzw. Session IPA, sowie das Gozer - ein ziemlich in die Beine gehendes Imperial Oatmeal Stout. Sitzen kann man bei gutem Wetter am besten direkt am Wasser; der Brewpub öffnet allerdings erst um die Mittagszeit. Wir kamen in die Verlegenheit, noch eine halbe Stunde totschlagen zu müssen, indem wir einmal um die Halbinsel spazierten, was allerdings auch recht angenehm war. Im angeschlossenen Shop lassen sich Merch-Artikel sowie die meisten Biere von KB käuflich erwerben. Gut zu transportieren, da die Brauerei - wie viele niederländische Craftbrauer - auf Dosen umgestiegen ist.


2. Station: De Gele Kanarie (Goudsesingel 284, 3011 KH Rotterdam)

Eine nicht ganz kleine, aber sehr feine Hausbrauerei mit Gastrobetrieb. Die Brauanlage befindet sich im Keller und ist durch eine Glaswand auf dem Weg zur Toilette zu bestaunen. Die Karte ist überschaubar, es werden insbesondere borrelhapjes (kleine Speisen zum Bier) aber auch größere Speisen wie Hamburger und Co. gereicht. Die Qualität des Essens ist meiner Erfahrung nach durchgehend gut. De Gele Kanarie (DGK) liegt an einer relativ stark befahrenen Straße in der Innenstadt; man kann also etwas luftiger und lauter (draußen) oder etwas weniger luftig und dafür leiser sitzen. Die Bierkarte umfasst etliche lokale, regionale und internationale Spezialitäten, wobei die niederländischen Biere deutlich in der Überzahl sind. Die eigenen Biere von DGK nehmen in der Regel zwei Zapfhähne in Beschlag; das Hoppie Blond scheint es immer zu geben. In diesem Sommer zusätzlich noch das Tikkie Tropisch, ein Weißbier-NEIPA-Crossover.

Sonntag, 15. August 2021

Projekt Braugarten, Folge 11: How it started vs. how it's going

Für das laufende Jahr hatten wir uns drei Biere vorgenommen: eine Neuauflage unseres Weihnachtsbiers (April), dann ein Milk Stout (Juli) sowie ein Bockbier (August). Beim Winterbier hatten wir Pech. Die Jodprobe war nicht okay, das deutete auf ein Fehler bei den Rasten hin. Wir haben dann aber einfach noch aus Resten unser sehr gut gelungenes Lagerschaden brauen können. Das Milk Stout ist abgefüllt und liegt im "Gärkeller" (eigentlich eher ein "Gärverschlag"). Beim gestrigen Brauen des Bockbiers haben wir schon mal eine Flasche getestet; das Resultat war erfreulich: schon gut trinkbar, mit merkbaren Röstaromen und schon recht geschmeidig. Natürlich muss es noch weiter reifen. Wie gesagt: gestern dann unser erstes Bockbier. Und es war wie verhext - bei jedem zweiten Brauvorgang: Jodprobe negativ.


Gestern hatten wir auch nicht mehr genug Material für einen Plan B, also alles in allem natürlich sehr ärgerlich wegen der Zeit (die wir ja noch mit Klönen verbringen konnten), Aufwand, usw. Wo machen wir also Fehler? Wir vermuten - weil wir wohl die Rasten nicht immer korrekt einhalten - die Temperaturregulierung als Hauptproblem.

Sonntag, 8. August 2021

Sind so kleine Biere, Folge 129: Lindemans Blossomgueuze (6,0% Vol.)

Bringe mir vom Allerbesten,

Mir das Herz daran zu letzen,

Denn was Lieb' an mir verbrochen,

Soll der Wein mir nun ersetzen!

Eine Flasche, Donna Clara,

Von dem allerbesten Fasse,

Eine trank ich unsrer Liebe,

Zehne trink' ich unserm Hasse!

So spricht bei Wilhelm Busch der finstere Don Rodrigo in Die Mohrenträne, die in Gänze zu zitieren heute wahrscheinlich nicht mehr angängig ist, obwohl der Spanier in diesem Gedicht der Böse und sein "Mohrensklave" Molo das arme, geknechtete, bemitleidenswerte Wesen ist. Aber ich schweife ab.

Es geht nämlich heute gar nicht um Liebe, oder Hass, oder Don Rodrigo - und schon gar nicht um Wein. Ich wollte zu Beginn nur darauf hinweisen, dass ich die heutige Flasche ebenfalls alleine trinke, wenn auch nicht aus Hass. Es ist nur so, dass meine beiden Kollegen dankend abgelehnt haben, diese Blossomgueuze von Lindemans zusammen mit mir zu verkosten (Plattfuss ist kein großer Freund dieses Bierstils und Jan behauptete irgendwas von "meine Frau ist krank" oder so ähnlich). Na kein Problem, desto mehr bleibt für mich.💪

Die Geuze entstand nach einer Idee von Dirk Lindemans (6. Generation) aus einer Mischung von jungen (12 Monate) und 2-3 Jahre alten Lambieks und einer Mazeration mit Holunderblüten, gereift (wie üblich übrigens) in Eichenfässern. Die erste Edition wurde Ende 2015 auf den Markt gebracht, und diese perlt jetzt auch hier vor mir im traditionellen Geuzeglas mit dickem Boden. Sie lag also sechs Jahre fachgerecht bei mir im Keller.


Art und Herkunft: G(u)euze mit Pflanzenauszügen, Belgien (Flämisch-Brabant).

Besonderheiten: Mit Holunderblüten gereift.

Sonntag, 1. August 2021

Sind so kleine Biere, Folge 128b: Klosterbrauerei Weißenohe (2. Teil)

Nachdem Jan letzte Woche über die ersten drei Biere unseres Hamburger "Fischzuges" mit Weißenoher Bier berichtet hat, bin ich heute mit der zweiten Charge dran. Neulich fragte mal jemand bei Plattfuss im Garten - als wir gerade über den Blog sprachen - wie wir uns denn die Biere "einteilen" ... gemeint war: in welcher Reihenfolge wir sie verkosten. Grundsätzlich machen wir es uns recht einfach und trinken sie in der Reihenfolge von "leicht" bis "schwer", was auch bei anderen Getränken wie Whisky, aber auch bei Speisen, common sense ist. Der Grund ist natürlich, dass wenn man - sagen wir mal - einen zwanzig Jahre im Barriquesfass gereiften Doppelbock zuerst trinkt und dann erst zum klassischen "Hellen" aus Bayern übergeht, letzteres praktisch gar nicht mehr schmeckt. Wir sortieren die "Proben" vor dem Tasting also nicht nach Alkoholgehalt, sondern nach (vermutlicher) geschmacklicher "Stärke", wobei beides natürlich auch öfters mal auf dasselbe hinausläuft. Heute also die Biere aus der Klosterbrauerei, die wir dem ersten Anschein nach für die kräftigeren hielten:

Kloster-Sud (5,4% Vol.)

Art und Herkunft: "Spezialbier" bzw. Märzen, Deutschland (Bayern).

Besonderheiten: -

Aussehen und Aroma: Bernstein mit kräftigem rötlichen Schimmer und kleiner cremefarbener Krone, die recht flüchtig bleibt. Süßlich und fruchtig-reif in der Nase. Dezentes Malz.

Geschmack: Reife Frucht, wenige Röstaromen, leicht alkoholisch.

Abgang: Mittellang und zum Schluss überraschend herb.

Fazit/Tipp: Reichhaltig und voluminös auf der Zunge. Feinperlig. Süffig.


Altfränkisches Klosterbier (5,0% Vol.)

Art und Herkunft: Helles bzw. Rotbier, siehe oben.

Besonderheiten:

Aussehen und Aroma: Rötliches Kupfergold, kleine cremefarbene Krone. Süßliche und malzige Aromen.