Sonntag, 26. März 2017

Terrasjes doen in Enschede

"Terrasjes doen" ist ein schwer übersetzbarer Begriff aus dem Niederländischen und bedeutet so viel wie: im Café oder in der Kneipe draußen sitzen, wenn das Wetter schön ist - und zwar am besten den ganzen Nachmittag lang. Am schönsten ist das natürlich, wenn man es in Gesellschaft tut, zum Beispiel mit den Kollegen von blog blong dring und (teilweise) deren Anhang. Gestern war bekanntlich ja hier oben im Nordwesten der erste richtig schöne Tag, darum haben wir uns denn auch spontan in das größte verfügbare Fahrzeug gequetscht und sind über die niederländische Grenze nach Enschede gefahren.

Nachdem wir den weiblichen Teil der Reisegruppe "im Gedränge verloren" hatten, konnte sich das Autorenkollektiv endlich einmal dem Vergnügen der Arbeit widmen. Der alte Marktplatz in Enschede ist dafür prädestiniert, denn erstens findet man da relativ viele Kneipen (unter anderem zwei Irish Pubs direkt nebeneinander) und zweitens findet man da sogar noch mehr Kneipen (unter anderem auch ein "belgisches" Lokal). Für dieses Mal haben wir uns allerdings für De Beiaard entschieden. Die Gaststätte ist Mitglied in der ABT, der Alliantie van Bier Tapperijen (Allianz der Bierausschanke), einer Interessenvertretung von niederländischen Gastronomen, die es sich zum Ziel gesetzt hat, neben den überall verfügbaren Mainstreambieren auch den Craft- und Spezialbieren zu einer größeren Verbreitung zu verhelfen. Alle teilnehmenden Lokalitäten einigen sich zum Beispiel jeweils auf ein Bier des Monats, welches dann überall verfügbar ist oder sein sollte. Diesen Monat ist es übrigens das Schuppenboer von Het Nest, welches wir hier auch schon einmal verkostet hatten.


Begonnen habe ich unser "terrasje" mit einem Chimay Gold - das schien mir nach unserer Besprechung des Chimay Weiß (Cinq Cents) vor einiger Zeit am folgerichtigsten. Dieses Bier war lange Zeit der "Haustrunk" der Abtei in Scourmont, also kamen nur die Mönche und deren Gäste in dessen Genuss. Seit einiger Zeit ist es aber ganz normal auch im Handel erhältlich.

Es ist ein relativ normales "blondes" Bier und es hat mir gestern ganz gut gefallen, auch wenn es weiterhin im Hausstil von Chimay diese süßlich-schweflige Note gibt, die mich nicht so sehr mag. Aber im Vergleich zu den anderen Bieren der Brauerei war es recht einfach zu trinken.

Ein weiterer echter Newcomer in unserer Runde war das Palm Ongefilterd, aus der Old Masters- Serie von Palm Breweries. Diese Biere reifen wie einst ausschließlich in Eichenfässern, sodass es keinen Druckunterschied zwischen dem Inhalt des Fasses und der Umgebungsluft gibt. Dadurch ist das Bier am Ende nur sehr schwach perlend. Trinken konnte man es gestern in der Wärme sehr gut, weil es schön erfrischend und nicht so magenfüllend war. Ansonsten schmeckt es ähnlich wie "normales" Palm, vielleicht etwas erdiger.

Bei der selben Gelegenheit konnte ich dann nach vielen Jahren endlich Frieden mit Rodenbach (auch von Palm Breweries) schließen. Lange Zeit, insbesondere als junger Mensch, habe ich mich ihm verweigert, denn es war mir stets zu sauer. Aber nachdem ich mich in den letzten Jahren mit den ebenfalls süß-sauren Lambieks und Geuzes angefreundet hatte, dachte ich mir, dass ich ja ein Rodenbach nun auch runterkriegen müsste. Und so war es denn auch. Es ist übrigens, trotz des ähnlichen Geschmacks, kein Lambiek oder Derivat davon, sondern ein so genanntes Flanders Red Ale und entsteht durch gemischte Gärung: zunächst wird es obergärig gebraut und danach in Eichenfässern gelagert. In den Eichenfässern wird es mit Milchsäurebakterien "infiziert", welche eine zweite, nämlich eine malolaktische Gärung in Gang setzen. Endlich, oh endlich kann ich dieses einzigartige Bier schätzen!

Das Saison Dupont kannte ich noch gar nicht, aber generell trinke ich die belgischen Saisonbiere ganz gerne. Dieses wird bereits seit 1844 mehr oder weniger nach gleichem Rezept gebraut. Es ist - wie bei dem Bierstil üblich - ein recht trockenes, frisches und erfrischendes Obergäriges, das man gerade in der wärmeren Jahreszeit sehr gut trinken kann.

Zum Schluss hatte ich dann - um "runterzukommen" - noch ein recht gewöhnliches Vedett (Blond) von Duvel Moortgat. Eines der Biere, die ich gerne in Belgien trinke, wenn es sonst nur Stella oder Jupiler gibt. Auch gestern hat es mich nicht enttäuscht.

Nach etwa zwei Stündchen im Beiaard sind wir dann noch in den lokalen Mitra gewankt, der seit einiger Zeit auch die Regalmeter für ausländische und inländische Bierspezialitäten kräftig erweitert hat. Plattfuss und Jan haben sich noch mit ein paar Bierchen eingedeckt (über die sie dann auch hoffentlich berichten werden), aber ich musste leider für dieses Mal passen, weil mein Alkoholbudget in dieser Woche schon durch den Kauf einer weiteren Flasche John Player Special aufgebraucht war.

Der nächste planmäßige Beitrag erscheint am 2. April 2017.

- Euer Tomas Aquinas


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