Letzten Sommer hat bei uns in der Nähe ein großer Combi-Markt aufgemacht. Klar, am Anfang bin ich öfter mal dagewesen, vor allem als es noch alle möglichen freebies (Sattelschoner fürs Fahrrad, Chips für den Einkaufswagen, Parkscheiben) abzustauben gab. Gehört aber mittlerweile nicht (mehr) zu meinen bevorzugten Anlaufstellen, wenn es um Einkäufe geht. Nicht, weil mit dem Laden etwas nicht in Ordnung wäre. Ich bin halt einfach nur eher ein Discounter-Typ. Aber eigentlich wollte ich ohnehin auf etwas anderes hinaus und dies auch lobend hervorheben: es gibt tatsächlich einen Grund, der mich doch immer wieder, wenn auch nicht oft, zum Combi lockt: die Abteilung mit den Craftbieren. Unter anderem gibt es da nämlich Geuze, sogar Boon. Und das ist in deutschen Supermärkten, selbst nach der Hipsterisierung der Innenstädte, gar nicht mal so selbstverständlich.
In der besagten Craftbiersektion findet sich neben anderen Leckereien auch ein Kühlschrank mit Produkten von Braufactum (oder auch BraufactuM). Deren Pressemappe war mir schon vor einiger Zeit - ich glaube auf dem 1. Osnabrücker Bierfest - in die Hände gefallen. Die Braufactum, deren englischsprachige Webpräsenz ich übrigens gelungener finde, gehört zur Radeberger-Gruppe und wurde 2010 in Frankfurt/Main gegründet. Die beiden Köpfe dahinter sind Thorsten Schreiber und Marc Rauschmann, zwei Männer, die vor vielen Jahren als bescheidene Hobbybrauer begonnen hatten. Das Konzept der beiden beruht auf zwei Säulen: erstens die internationale Kooperation mit anderen Brauereien (z.B. eben Boon, aber auch Brooklyn Brewery oder Firestone Walker), die ihre Biere über die Braufactum in Deutschland vertreiben können, wobei die Produkte noch einmal besonders gekennzeichnet werden, inklusive Einwegpfandmarke übrigens. Das andere, wahrscheinlich noch etwas prestigeträchtigere Standbein sind die Eigenkreationen, die, so wird es leicht verschämt im Kleingedruckten berichtet, nicht in der eigenen Brauerei hergestellt werden, sondern Auftragsarbeiten sind:
Zusätzlich wurden renommierte deutsche Biermacher damit beauftragt, traditionelle, fast vergessene Bierrezepturen - heimische und internationale - zu recherchieren, zu verbessern und zu brauen.
Wo genau, das verraten die Herren Rauschmann und Schreiber leider nicht. Auf jeden Fall gibt es zur Zeit insgesamt acht Biere im Standardsortiment, angefangen beim Scotch Ale mit Namen Clan bis hin zum Roog, einem Rauchweizen. Für die heutige Verkostung haben wir uns das Progusta geholt, ein "klassisches" India Pale Ale im praktischen 750 ml-Gebinde.
Art und Herkunft: IPA, Deutschland
Besonderheiten: Die verwendeten Hopfensorten sind Citra und Hallertauer Mittelfrüh.
Aussehen und Aroma: Bernstein. Trübe. Stabile Krone. Sehr hopfig mit deutlichen Fruchtnoten: Mango, Banane, Aprikose, Mirabelle.
Geschmack: Ebenfalls sehr fruchtig: hauptsächlich Mango und Aprikose. Herbes Nebenthema.
Abgang: Kurzer, aber sehr trockener Abgang. Kaktussaft.
Fazit/Tipp: Plattfuss fand es "überhopft". Ich persönlich fand es eigentlich recht angenehm, es hätte meinetwegen nur etwas kräftiger prickeln können. Wir waren uns aber beide einig, dass es ganz gut trinkbar ist. Zügig austrinken; es steht schnell ab.
Der nächste planmäßige Beitrag erscheint am 12. März 2016.
- Euer Tomas Aquinas
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