Sonntag, 30. Januar 2022

Heute mal ohne, Folge 2: Leffe Ruby 0.0%

Die zweite Folge unserer nichtalkoholischen Betrachtungen (es ist zufälligerweise erneut ein Leffe) verdanken wir einem Kollegen von Jan, der das Leffe Ruby 0.0 von einem Ausflug nach Luxemburg mitgebracht hat. In Deutschland haben wir es noch überhaupt noch nirgendwo gesehen, insofern sind wir besonders dankbar für diese Gelegenheit. Die Brauerei stellt mittlerweile drei alkoholfreie Varianten ihrer Standardbiere Blond, Bruin und eben halt Ruby her. Das Ruby haben wir in seiner "normalen" Version schon vor ein paar Jahren verkostet; es handelt sich um ein helles Bier mit Fruchtaromen.

Für heute verspricht uns die Brauerei ein alkoholfreies Bier mit Aromen von Nelken, Erdbeeren und Himbeeren. Erhältlich ist es natürlich nicht nur in Dosen, sondern auch in den traditionellen Flaschen. Wir haben es in traditionellen, wenn auch miniaturisierten Leffe-Pokalen (100 Milliliter) verkostet, die Plattfuss letztes Jahr an die Redaktionsmitglieder verschenkt hatte.


Art und Herkunft: Alkoholfreies Fruchtbier, Belgien (Flämisch-Brabant).

Anmerkungen: Mit Mais, Zucker, Fliederbeeren- und Zitronensaftkonzentrat.

Sonntag, 23. Januar 2022

Sind so kleine Biere, Folge 131b: Granda (2. Teil)

Nachdem Jan letzte Woche ja schon einiges über die Brauerei Birreficio della Granda geschrieben hat, habe ich nochmal über deren Weseiten geschaut um rasuzufinden, ob etwas über die Anlagen und Rohstoffe gesagt wird. In ihrem Vision Statement ist die Brauerei noch ziemlich vage:

We want to be lead players on Italy’s thriving craft brewery scene, which is increasingly gaining recognition at home and abroad.

We do this by drawing together the quintessentially Italian search for excellence, the experimentation and passion typical of artisans, and classic Piemontese pragmatism. We want to grow alongside our supporters and customers: by sharing our journey, our research and our brews, we can help boost Italy’s reputation as a prime manufacturer of high-quality craft beer!

Ein größeres Problem bei der Recherche ist, dass leider nicht alle Teile der Webpräsenz konsequent ins Englische übersetzt wurden: so gibt es zwar ein Firmendatenblatt (wahrscheinlich für potenzielle Partner und Investoren), aber leider ist genau dieses nur auf Italienisch verfügbar, sodass ich leider nur mit meinen ungenügenden - in einigen Spaghettiwestern erworbenen - Kenntnissen dieser Sprache daran gehen musste, noch etwas Aussagekräftiges zu finden. Auf jeden Fall weiß ich jetzt, dass ...

  • die Brauerei 75% der Braugerste selbst anbaut
  • pro Brautag knapp 21 Hektoliter Bier produziert werden können
  • dass das stärkste Produktionsjahr 2019 mit über 5.000 Hektolitern war
  • dass die Produktion 2020 aufgrund von Covid-19 auf nur 3.500 Hektoliter zurückging
  • dass erst seit 2020 nicht nur in Fässer (36%) und Flaschen (49%), sondern auch in Dosen (15%) abgefüllt wird

Regeneration (7,0% Vol.)

Art und Herkunft: Black IPA, Italien (Cuneo).

Anmerkungen: H4TG.

Aussehen und Aroma: Tiefschwarz mit crêmeweißer Krone; sieht tatsächlich aus wie ein Stout. In der Nase deutlicher Hopfen aber auch Schwarze Johannisbeere.

Geschmack: Ein etwas verwirrender Antritt mit würzigem Hopfen und gleichzeitig deutlichem Malz und Röstbrot. Nach ein paar Sekunden sehr starke Kaffeenoten.

Abgang: Lang und wechselnd zwischen säuerlichen (Johannisbeere wieder) und bitteren (Kaffee) Eindrücken.

Fazit/Tipp: Beim ersten Mal ist so ein Crossover von Stout und IPA tatsächlich etwas irritierend. Es schmeckt gut, aber die Zunge sagt etwas anderes, als das Auge erwartet hat. Der Espresso ist sehr stark bei diesem hier.


Looking Glass (7,0% Vol.)

Art und Herkunft: West Coast IPA, s.o.

Anmerkungen: H4TG.

Aussehen und Aroma: Goldgelb mit mittlerer und fester Krone. Dezente Aromen von hopfen und leichter, nicht weiter bestimmbarer tropischer Frucht.

Geschmack: Beerenfrüchte und Honigmelonen, bei einem Antritt mit feiner Säure und einem sehr vollmundigen sensorischen Erlebnis.

Abgang: Mittel bis lang, mit einem eher süßlichen "Nachbrenner".

Fazit/Tipp: Ein besonders weich und gefällig komponiertes Bier - bis jetzt vielleicht sogar das allerzugänglichste von Granda.


Ghosst (8,0% Vol.)

Art und Herkunft: Strong Lager, s.o.

Anmerkungen: Mit Kandiszucker. "Inspiriert vom Maibock". The Girls.

Sonntag, 16. Januar 2022

Sind so kleine Biere, Folge 131a: Granda (1. Teil)

Für uns war es in mehrfacher Hinsicht ein besonderes Ereignis: erstens war es das erste Mal seit vielen Monaten (genauer gesagt seit September 2021), dass die gesamte Redaktion von blog blong dring gemeinsam eine Verkostung machen konnte und zweitens haben wir eigentlich noch niemals italienische Biere hier verkostet. Damals, als wir die Produkte von Brasserie 28 probiert haben, hatten wir auch eine Charge der Schwesterbrauerei Toccalmatto dabei, haben sie aber nicht hier vorgestellt und das einzige andere Mal, wo das Thema angerissen wurde, war ein launiger Bericht Toms von seiner Italienreise 2011 (sic). 

Ansonsten haben wir alle drei eigentlich italienische Biere, insbesondere Craftbiere, nicht so wirklich auf dem Schirm, wobei mir bei meiner letzten Reise nach Rom (lange vor der Pandemie) schon aufgefallen war, dass es im Vergleich zu früher doch einige nette Brewpubs mit sehr interessanten Produkten gab, aber naja ... es waren halt auch alles Sachen, die man nicht jeden Tag irgendwo im Edeka findet, besonders nicht in Deutschland.

Granda nun also. Auch firmierend als LA Granda oder - offiziell wohl - Birrificio della Granda. Es war ein Geburtstagsgeschenk von Plattfuss an Tom und dieser hatte sich großzügig bereit erklärt, die gesamte Charge (die wir der Übersichtlichkeit wegen hier im Blog in zwei Teilen vorstellen) für eine große Verkostung am vergangenen Mittwoch zur Verfügung zu stellen. Die Brauerei (nur italienische und englische Webseite verfügbar) liegt in der piemontesischen Provinzhauptstadt Cuneo und wurde 2009 gegründet. Ivano, der Mann der dahinter steht, war vorher IT-Mensch und übernahm den väterlichen Bauernhof, um sein Leben zu entschleunigen. Die Arbeit auf der Farm war so, dass er wieder Zeit hatte, sich seinem Hobby - dem Brauen - zu widmen. Als der Bierausstoß ein gewisses Volumen erreicht hatte, beschloss Ivano in der Nähe eine kleine Gaststätte zu eröffnen, wo er sein Produkt an den Mann bzw. an die Frau bringen konnte. Die Arbeit machte ihm Spaß, war aber nach einiger Zeit zu viel für einen einzelnen Menschen, und nach einer schicksalhaften Nacht im Jahre 2012 (Doppelschicht in Brauerei und Kneipe, in der Küche in Schlaf gefallen und einfach durchgeschlafen) wurde ihm klar, dass er ein Team brauchte, womit der Grundstein zu der heutigen, kommerziell betreibbaren birreficio gelegt war. Zwei Jahre später waren die Lagerkapazitäten bereits auf 18.000 Hektoliter angelegt.

Grundsätzlich - und von einigen Spezialabfüllungen abgesehen - gibt es im Portfolio zwei Segmente: The Girls (cyberpunkige Thematik) und H4TG (Hop for the Geeks), bei denen die jeweiligen Dosen von verschiedenen Künstlern gestaltet werden. Für die Verkostung haben wir sie wild gemischt, von "leicht" nach "schwer".


Sweetch (4,7% Vol.)

Art und Herkunft: Witbier, Italien (Cuneo).

Anmerkungen: Mit Weizen, Hafer und "Gewürzen". The Girls.

Sonntag, 9. Januar 2022

Quengelware, Folge 14: Captain Cook's Smooth & Spiced Original NAS (35,0% Vol.)

Dieser hier stand bei Lidl rum, ein Nachzügler der "Spiced-Rum"-Welle von vor ein paar Jahren. In Anführungszeichen deshalb, weil die meisten Vertreter dieser Spezies keine echten Rums im Sinne des deutschen Gesetzes sind - sei es, weil sie nicht die erforderlichen Volumenprozente (37,5) erreichen, sei es, weil es sich um Rumverschnitt handelt. Echte Spiced Rums sind übrigens auf dem deutschen Markt sehr selten zu finden.

Hergestellt wird er von der bzw. für die Uwe Müller GmbH in Loßburg-Betzweiler. So wie es aussieht, wird diese Firma ausschließlich im Auftrag anderer tätig, das heißt: sie hat sich auf die Kreation von Spirituosen für Handelsmarken spezialisiert, verkauft den Alkohol jedoch nicht unter eigenen Markennamen. Unter der Marke "Captain Cook's" bzw. "James Cook" gibt es beim Discounter übrigens auch deutlich hochwertigere, echte Rums zu erstehen - diese werden jedoch nicht zwangsläufig ebenfalls für oder von Uwe Müller hergestellt.



Art und Herkunft: Spirituose auf Rumbasis, Deutschland (Baden-Württemberg) (?)

Anmerkungen: -

Sonntag, 2. Januar 2022

Port Charlotte 10 J. (50,0% Vol.)

Es war am gestrigen Neujahrsmorgen gegen drei Uhr: Plattfuss, Nobody, Jan und ich nebst Anhang saßen (geimpft, genesen, getestet und teilweise geboostert!) am Tisch - wie man das halt so tut - und die Herren brüllten nach Whisky, nachdem wir bereits meinen Talisker Port Ruighe bis zur Neige geleert hatten. Ich machte mich also auf den Weg in den Keller, Nachschub holen. Als höflicher Gastgeber fragte ich natürlich noch: "torfig oder nicht torfig" und da kam es, wie es kommen musste: drei wollten "torfig", einer "nicht torfig". Und so packte ich mir eben eine Flasche Dalwhinnie und eine Flasche Port Charlotte unter jeweils einen Arm und stieg die Kellertreppe hinauf. Nobody war der mit dem "nicht torfig", deswegen bekam er denn auch den Fünfzehnjährigen aus den Highlands vorgesetzt, der uns heute auch nicht weiter beschäftigen soll, weil ich ihn hier vor knapp zehn Jahren schon einmal ausführlich besprochen habe.

Vor fast genau zehn Jahren hatten wir auch schon einen Port Charlotte hier im Blog, allerdings war es damals der Siebenjährige von einem unabhängigen Abfüller, den Plattfuss zu Weihnachten geschenkt bekommen hatte. Wie ich im damaligen Artikel angemerkt habe, ist Port Charlotte eine Zweitmarke von Bruichladdich und repräsentiert dort das torfige Segment (auf den Flaschen steht denn auch immer "heavily peated"). Die Firma legt großen Wert darauf, dass ihr Whisky nicht nur auf Islay gebrannt wird (= Minimalanforderung, um sich "Whisky von Islay" nennen zu dürfen), sondern dass auch tatsächlich die meisten Zutaten von Islay stammen bzw. dass alle Arbeitsschritte (auch z.B. die Reifung) auf Islay erfolgen. Zurzeit hat Port Charlotte außer dem Zehnjärhigen noch fünf weitere Single Malts im aktiven Portfolio (der oben erwähnte PC7 von 2012 ist mittlerweile ausgelistet).

Bildnachweis: Das nachstehende Bild ist ©Bruichladdich und stammt aus dem "Press Kit" zum Release des Port Charlotte 10 (2018).


Art und Herkunft: Single Malt, Islay.