Sonntag, 2. Januar 2022

Port Charlotte 10 J. (50,0% Vol.)

Es war am gestrigen Neujahrsmorgen gegen drei Uhr: Plattfuss, Nobody, Jan und ich nebst Anhang saßen (geimpft, genesen, getestet und teilweise geboostert!) am Tisch - wie man das halt so tut - und die Herren brüllten nach Whisky, nachdem wir bereits meinen Talisker Port Ruighe bis zur Neige geleert hatten. Ich machte mich also auf den Weg in den Keller, Nachschub holen. Als höflicher Gastgeber fragte ich natürlich noch: "torfig oder nicht torfig" und da kam es, wie es kommen musste: drei wollten "torfig", einer "nicht torfig". Und so packte ich mir eben eine Flasche Dalwhinnie und eine Flasche Port Charlotte unter jeweils einen Arm und stieg die Kellertreppe hinauf. Nobody war der mit dem "nicht torfig", deswegen bekam er denn auch den Fünfzehnjährigen aus den Highlands vorgesetzt, der uns heute auch nicht weiter beschäftigen soll, weil ich ihn hier vor knapp zehn Jahren schon einmal ausführlich besprochen habe.

Vor fast genau zehn Jahren hatten wir auch schon einen Port Charlotte hier im Blog, allerdings war es damals der Siebenjährige von einem unabhängigen Abfüller, den Plattfuss zu Weihnachten geschenkt bekommen hatte. Wie ich im damaligen Artikel angemerkt habe, ist Port Charlotte eine Zweitmarke von Bruichladdich und repräsentiert dort das torfige Segment (auf den Flaschen steht denn auch immer "heavily peated"). Die Firma legt großen Wert darauf, dass ihr Whisky nicht nur auf Islay gebrannt wird (= Minimalanforderung, um sich "Whisky von Islay" nennen zu dürfen), sondern dass auch tatsächlich die meisten Zutaten von Islay stammen bzw. dass alle Arbeitsschritte (auch z.B. die Reifung) auf Islay erfolgen. Zurzeit hat Port Charlotte außer dem Zehnjärhigen noch fünf weitere Single Malts im aktiven Portfolio (der oben erwähnte PC7 von 2012 ist mittlerweile ausgelistet).

Bildnachweis: Das nachstehende Bild ist ©Bruichladdich und stammt aus dem "Press Kit" zum Release des Port Charlotte 10 (2018).


Art und Herkunft: Single Malt, Islay.

Anmerkungen: Phenol - 40 ppm. Reifung in American Whiskey First Fill, American Whiskey Second Fill, French Wine Second Fill (alles Destillerieangaben).

Aussehen und Aroma: Ich hätte gesagt: strohgoldene Farbe mit samtenem Schimmer, aber das Pressematerial sagt "Primel bis Citrin" - hört sich besser an, also nehmen wir es mal. In der Nase ganz deutlicher Holzrauch, frisches Leder und Gewürze (Nelken).

Geschmack: Süßlicher Antritt mit einem scharfen Nachbrenner. Auch hier wieder Holzrauch vom offenen Feuer. Dezente Noten von Malz, Vanille und süditalienischen Zitronen.

Abgang: Lang, warm und recht trocken.

Fazit/Tipp: Wenn er einem zu stark ist, kann man ein paar wenige (!) Tropfen Wasser hinzugeben, er verliert dadurch nicht an tiefe. So oder so ein sehr angenehm torfiger, zugänglicher aber dennoch kräftiger Islay-Whisky. Ist so für 45,- EUR zu haben. Kaufempfehlung.

Der nächste planmäßige Beitrag erscheint am 9. Januar 2022.

Verkostung und Text: Tomas A.



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