Sonntag, 23. Januar 2022

Sind so kleine Biere, Folge 131b: Granda (2. Teil)

Nachdem Jan letzte Woche ja schon einiges über die Brauerei Birreficio della Granda geschrieben hat, habe ich nochmal über deren Weseiten geschaut um rasuzufinden, ob etwas über die Anlagen und Rohstoffe gesagt wird. In ihrem Vision Statement ist die Brauerei noch ziemlich vage:

We want to be lead players on Italy’s thriving craft brewery scene, which is increasingly gaining recognition at home and abroad.

We do this by drawing together the quintessentially Italian search for excellence, the experimentation and passion typical of artisans, and classic Piemontese pragmatism. We want to grow alongside our supporters and customers: by sharing our journey, our research and our brews, we can help boost Italy’s reputation as a prime manufacturer of high-quality craft beer!

Ein größeres Problem bei der Recherche ist, dass leider nicht alle Teile der Webpräsenz konsequent ins Englische übersetzt wurden: so gibt es zwar ein Firmendatenblatt (wahrscheinlich für potenzielle Partner und Investoren), aber leider ist genau dieses nur auf Italienisch verfügbar, sodass ich leider nur mit meinen ungenügenden - in einigen Spaghettiwestern erworbenen - Kenntnissen dieser Sprache daran gehen musste, noch etwas Aussagekräftiges zu finden. Auf jeden Fall weiß ich jetzt, dass ...

  • die Brauerei 75% der Braugerste selbst anbaut
  • pro Brautag knapp 21 Hektoliter Bier produziert werden können
  • dass das stärkste Produktionsjahr 2019 mit über 5.000 Hektolitern war
  • dass die Produktion 2020 aufgrund von Covid-19 auf nur 3.500 Hektoliter zurückging
  • dass erst seit 2020 nicht nur in Fässer (36%) und Flaschen (49%), sondern auch in Dosen (15%) abgefüllt wird

Regeneration (7,0% Vol.)

Art und Herkunft: Black IPA, Italien (Cuneo).

Anmerkungen: H4TG.

Aussehen und Aroma: Tiefschwarz mit crêmeweißer Krone; sieht tatsächlich aus wie ein Stout. In der Nase deutlicher Hopfen aber auch Schwarze Johannisbeere.

Geschmack: Ein etwas verwirrender Antritt mit würzigem Hopfen und gleichzeitig deutlichem Malz und Röstbrot. Nach ein paar Sekunden sehr starke Kaffeenoten.

Abgang: Lang und wechselnd zwischen säuerlichen (Johannisbeere wieder) und bitteren (Kaffee) Eindrücken.

Fazit/Tipp: Beim ersten Mal ist so ein Crossover von Stout und IPA tatsächlich etwas irritierend. Es schmeckt gut, aber die Zunge sagt etwas anderes, als das Auge erwartet hat. Der Espresso ist sehr stark bei diesem hier.


Looking Glass (7,0% Vol.)

Art und Herkunft: West Coast IPA, s.o.

Anmerkungen: H4TG.

Aussehen und Aroma: Goldgelb mit mittlerer und fester Krone. Dezente Aromen von hopfen und leichter, nicht weiter bestimmbarer tropischer Frucht.

Geschmack: Beerenfrüchte und Honigmelonen, bei einem Antritt mit feiner Säure und einem sehr vollmundigen sensorischen Erlebnis.

Abgang: Mittel bis lang, mit einem eher süßlichen "Nachbrenner".

Fazit/Tipp: Ein besonders weich und gefällig komponiertes Bier - bis jetzt vielleicht sogar das allerzugänglichste von Granda.


Ghosst (8,0% Vol.)

Art und Herkunft: Strong Lager, s.o.

Anmerkungen: Mit Kandiszucker. "Inspiriert vom Maibock". The Girls.

Aussehen und Aroma: Goldgelb, kaum Schaum. Sehr wenig zu "erriechen". Leichte Malztöne.

Geschmack: Das Bier schmeckt verdammt nochmal wirklich nach Zuckerwatte 😲. Und auch hier wieder - aber viel weniger prominent - Malzigkeit.

Abgang: Kurz und ohne weitere Nuancen.

Fazit/Tipp: Verkauft das auf dem Jahrmarkt an der Süßigkeitenbude und das Ding wird ein Hit.


No Mask (9,0% Vol.)

Art und Herkunft: Double IPA, s.o.

Anmerkungen: Mit Hafer. H4TG.

Aussehen und Aroma: Goldgelb und relativ trübe, mit einer kleinen Schaumkrone. Angenehme Nase mit Honig und reifen Früchten.

Geschmack: Merklich alkoholischer Antritt. Süße Honigwabe und gleichzeitig sehr würziger Hopfen.

Abgang: Lang und eher süßlich, bis ganz zum Schluss der Hopfen noch einmal kräftig "nachtritt" (Jan) bzw. "Pfötchen gibt" (Plattfuss).

Fazit/Tipp: Wir waren uns bei der abschließenden Bewertung nicht ganz einig. Ich persönlich bleibe dabei, dass Double IPAs in der Regel nichts für mich sind, da sie mir einfach viel zu "dickflüssig" daherkommen.


Dangerous (10,0% Vol.)

Art und Herkunft: Russian Imperial Stout, s.o.

Anmerkungen: Mit Vanille (Ob Schoten oder Aroma wird nicht ganz deutlich). H4TG.

Aussehen und Aroma: Pechschwarz, mit einer kleinen beigefarbenen Krone. Starke Vanille in der Nase. Außerdem frisches Baiser vom Bäcker um die Ecke. Und: Cuberdons (sic).

Geschmack: Wow! Nochmal auf zum Jahrmarkt! Diesmal mit Root Beer Floats, Vanilleeis, Kaugummi von Hubba Bubba sowie Marshmallows. Was komplett fehlt, sind Kaffee und andere "röstige" Aromen.

Abgang: Kurz und noch immer mit Kaugummi. Ganz am Ende steht noch ein kleiner bitterer Abschluss.

Fazit/Tipp: Total bizarr - aber verdammt lecker.


Gesamtfazit: Letztendlich hat uns keines der Biere von Granda enttäuscht - und das heißt bei zehn verschiedenen Bieren schon einiges. Insofern auf jeden Fall eine definitive Kaufempfehlung, wenn ihr es irgendwo stehen seht. Ob man die ganz verrückten (Dangerous, Ghosst) oder die eher "normalen" Bierstile bevorzugt - außer dem Pilstrinker dürfte hier wohl jeder fündig werden.

Der nächste planmäßige Beitrag erscheint am 30. Januar 2022.

Verkostung: Jan B., Plattfuss, Tomas A.

Text: Tomas A.



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