Samstag, 31. Januar 2015

Glen Turner Exclusive Reserve 12 J. (40% Vol.)

Für den heutigen Beitrag war wieder mal etwas Recherchearbeit nötig, denn die Whiskymarke Glen Turner sagt außerhalb von Frankreich nur wenigen Leuten etwas. Tatsächlich handelt es sich auch vornehmlich um Produkte für den französischen Markt, die von der Firma La Martiniquaise (sie stellen z.B auch den St. James-Rum her, den wir vor Urzeiten einmal verkostet haben) vertrieben werden. Leider hat die Marke keine eigene Webseite und auch sonst sind wirklich handfeste Informationen schwer zu finden.

Aber schließlich hatte ich dennoch Glück: ich stieß auf eine online verfügbare Publikation namens Brewer & Distiller International, in der es im November 2012 einen sehr ausführlichen Artikel über die Destillerie Glen Turner im schottischen Bathgate gab. Ohne diesen allzu eingehend rezipieren zu wollen (es geht hauptsächlich um den Bau der Anlage), fasse ich mal auf die Schnelle zusammen: In der Destillerie werden Grain Spirits (Industriealkohol) hergestellt, die in den Blends aus dem Hause La Martiniquaise (LM) Verwendung finden. Zu nennen wäre hier unter anderem der ebenfalls hauptsächlich in Frankreich anzutreffende Label 5, der ab und zu auch in deutschen Geschäften auftaucht. Die Produktionsanlagen sind für einen jährlichen Alkoholausstoß von 25 Mio. Litern ausgelegt. Ebenfalls am Orte befinden sich eine Abfüllanlage und natürlich umfangreiche Lagerhäuser. Auf der Internetpräsenz der Bonded Warehousekeepers Association (BWA) fand sich noch folgende Information:
Glen Turner was established in 1981 but did not start operations until March 2004. Since commencing operations the company has converted the whisky supply from buying spirit for bottling in France to distilling its own spirit, maturing the same and then finally bottling the product in Scotland. It also supplies bulk whisky to its sister companies in France and despatches 95% of the cased goods to the EU and non EU countries. The companies own maturation warehouses will hold 370,000 barrels with more warehouses being constructed.
Wie auch immer, eines ist klar: Der Single Malt Glen Turner, über den wir uns heute unterhalten, kann in dieser Anlage zwar gelagert und abgefüllt werden, gebrannt wird er hier jedenfalls nicht, denn die Destillerie ist - wie oben beschrieben - eine reine Grain-Destillerie. Woher also kommt er? Nun, wenn LM nicht bei der Konkurrenz einkaufen geht, dann müsste es ein Glen Moray sein, denn diese ist die einzige schottische Brennerei im Firmenbesitz (sie gehörte bis zum Verkauf im Jahr 2008 zusammen mit der Glenmorangie zu LVMH). Zwar steht auf allen Flaschen von Glen Moray "Speyside" und auf dem Glen Turner "Highlands", aber da die Speyside traditionell auch als eine Unterregion der Highlands gilt, geht das wohl in Ordnung. Zurzeit befinden sich folgende Whiskys im Portfolio der Firma: Der Achtjährige (Rare Reserve) als Einstiegswhisky, der heute besprochene 12-jährige (Exclusive Reserve), ein 16-jähriger (Port Cask Finish) sowie ein 21-jähriger (Vintage Reserve). Da man die Whiskys in Deutschland nicht so oft findet, ist eine definitive Aussage zum Preis schwierig. Für meine Flasche habe ich vor etwas mehr als einem halben Jahr in Luxemburg etwa 21,- EUR hingelegt.


Art und Herkunft: Single Malt, Highlands

Besonderheiten: -

Aussehen und Aroma: Dunkler Bernstein. Sehr süß, Gummibärchen. Vanille, Pfirsich und etwas Kakao.

Geschmack: Außerordentlich mild, vom Mundgefühl her recht dünn. Auch wieder süß, mit Pfirsichnoten. Auch Äpfel.

Abgang: Mittel. Deutlich das Eichenfass. Der Nachbrenner ist etwas scharf.

Fazit/Tipp: Nicht schlecht, gar nicht schlecht. Ziemlich stimmig komponiert, allerdings auch wenig aufregend. Rauch habe ich, anders als in den "offiziellen" Verkostungsnotizen, gar nicht gefunden. Wer es süß mag, ist gut bedient. Mit Wasser wird er sogar noch ein wenig lieblicher und gewinnt eine nicht uninteressante Veilchennote. Der Luxemburger Preis war natürlich ein Kampfpreis und machte den Glen Turner zu einem regelrechten Schnäppchen. Ich halte es abschließend für durchaus plausibel, dass hier ein Glen Moray am Werke ist.

Der nächste planmäßige Beitrag erscheint am 7. Februar 2015.

- Euer Tomas Aquinas

Donnerstag, 29. Januar 2015

Zwischendurch: Termine Februar 2015

Lokal und Regional

Nix!


National

Hanse Spirit Hamburg (Hamburg: 6. bis 8. Februar)


Finest Spirits 2015 (München: 14. bis 16. Februar)

International

8ste Brugs Bierfestival (Brügge, Belgien: 7. und 8. Februar) 


3rd Annual Tropical Rum Fest (West Palm Beach, FL, USA: 7. Februar)

Chelmsford Winter Beer & Cider Festival 2015 (Chelmsford, England: 19. bis 22. Februar)


Interessante Veranstaltung gefunden? Nachricht an uns, bitte!

Haftungsausschluss: Alle Angaben ohne Gewähr. Änderungen und Irrtümer vorbehalten. Änderungen von Veranstaltungsorten und/oder -terminen liegen in der Verantwortung des jeweiligen Veranstalters. Informieren Sie sich daher zusätzlich bitte auf den offiziellen Veranstaltungsseiten.


Samstag, 24. Januar 2015

Clontarf 1014 Single Malt NAS (40% Vol.)

Am Karfreitag 1014 standen sich auf einem Feld in der Nähe von Dublin, welches man Cluain Tarbh (die Wiese des Bullen) nannte, zwei feindliche Heere gegenüber. Auf der einen Seite die Truppen der in Irland seit gut zwei Jahrhunderten ansässigen Wikinger samt ihrer irischen Verbündeten aus Leinster. Auf der anderen Seite die Männer des legendären und einzig wahren irischen Hochkönigs Brian Boru. Die Schlacht ging zu Ungunsten der Nordmänner aus, deren Einfluss im Laufe der folgenden Jahre deutlich zurückging. König Brian Boru zahlte diesen Sieg mit seinem Leben; aus seinen Nachkommen ging jedoch das bekannte und einflussreiche Geschlecht der O'Briens ("die von Brian") hervor. Die Schlacht von Cluain Tarbh (anglisiert: Clontarf) ist also für alle echten Iren ein herausragendes Ereignis - und so es ist kein Wunder, dass unter anderem auch ein Whisky danach benannt wurde.

Wer in deutschen Supermärkten durch die Whiskyregale schweift, wird mit Sicherheit schon einmal die Produkte der Marke Clontarf (seit einiger Zeit korrekterweise Clontarf 1014) gesehen haben. Mir persönlich sind sie zum ersten Mal in Form des so genannten Trinity Pack aufgefallen, einem Probiersortiment von 3x200 ml, welches alle Produkte der Marke umfasst. Die Firma gehört seit spätestens 2006 zu Castle Brands, die übrigens auch einen Boru Vodka vertreiben. Der Whiskey wird nicht selbst destilliert, sondern stammte bis zur Übernahme durch Castle Brands von Cooley; seitdem wird  er höchstwahrscheinlich bei Midleton hergestellt. Außer dem hier besprochenen Single Malt ohne Altersangabe gibt es noch den häufiger anzutreffenden Irish Blend selben Namens sowie den Reserve, den ich bis jetzt aber nur als Teil des oben angesprochenen Probierpakets gesehen habe. Der Clontarf 1014 Single Malt ist mit einem Einzelhandelspreis von in der Regel knapp über 20,- EUR ein sehr preisgünstiges Tröpfchen.




Art und Herkunft: Single Malt, Irland (Midleton)

Besonderheiten: Dreifach destilliert, Reifung in Bourbonfässern, farbjustiert.

Aussehen und Aroma: Relativ hell, strohgold. Ziemlich fruchtig. Äpfel und Weingummi. Deutliche Vanille, kein Rauch.

Geschmack: Das Bourbonfass schmeckt stark durch. Herbe Holznoten. Wieder etwas Apfel. Leichte Süße aber auch eine deutliche Ethanolschärfe.

Abgang: Kurz bis mittel. Etwas dunkle Schokolade. Trockenheit.

Fazit/Tipp: Für den niedrigen Preis nicht wirklich schlecht, jedoch auch keine Offenbarung. Irgendwie ein "typischer Ire" ohne viel Ausdrucksstärke. Mich wundert ein wenig die doch merklich ruppige Schärfe trotz dreifacher Destillation. Der Zusatz von Wasser empfiehlt sich auf jeden Fall, wenn man es etwas weicher und süßer haben möchte.

Der nächste planmäßige Beitrag erscheint am 31. Januar 2015.

- Euer Tomas Aquinas

Samstag, 17. Januar 2015

Deribaucourt Fine Calvados 2 J. (40% Vol.)

Als Plattfuss und ich neulich mal wieder halb betrunken in der Ecke lagen beim Stammtisch im Grünen Jäger über das Leben sinnierten, beschlossen wir einstimmig, dass wir mal was Anderes trinken sollten. Let's face it - wie man auch hier am Blog sehen kann, beschränken sich unsere Aktivitäten in letzter Zeit doch sehr auf Bier, Whisk(e)y und Rum. Gut, ein bisschen Gin und Jenever und ... so weiter ... ist auch mal dabei. Aber im Großen und Ganzen hatten wir doch das Gefühl, wir sollten uns zumindest ab und zu auf zu neuen Ufern wagen. Und da wir gerade im Jäger saßen (den ich sehr liebe, dessen Auswahl an Spirituosen ich aber ehrlich gesagt ausbaufähig finde), suchten wir fieberhaft in den Miszellen (auch noch so ein Wort, das ich öfter verwenden will: Miszellen) nach etwas Passendem und kamen schließlich auf Calvados.

Der Calvados ist ein Getränk französischen, genauer gesagt: normannischen Ursprungs. Er entsteht durch die Destillation von Cidre (Apfelwein). Möglich sind sowohl einfache als auch zweifache Brennvorgänge entweder in pot stills und/oder in Coffey stills. Für eine der Calvadosregionen (der Name Calvados ist eine geschützte Herkunftsbezeichnung), nämlich das Pays d'Auge, ist eine Zweifachdestillation vorgeschrieben. Der fertige Branntwein lagert mindestens zwei Jahre (nach denen er die Bezeichnung Fine oder *** trägt) in Eichenfässern. Sehr hochwertige Produkte lagern allerdings sechs Jahre und länger (Extra, XO und weitere Bezeichnungen).

Nun ist das Problem mit Experimenten natürlich, dass man nicht weiß, wo man anfangen soll. Der Grüne Jäger zum Beispiel hatte Papidoux auf Lager, den man auch recht häufig in den Einzelhandelsregalen stehen sieht. Aber ansonsten? Wie viel soll man ausgeben für die erste Flasche? Was ist, wenn er nicht schmeckt? Da kam es uns zupass, dass Lidl um Weihnachten herum einen Calvados ins Angebot nahm, den Plattfuss sofort für gemütliche 9,99 erstand und als Gastgeschenk bei mir anschleppte. Der hier verkostete Deribaucourt ist übrigens keine Handelsmarke des Discounters, sondern eine der vielen Marken von Slaur-Sardet/Slaur International in Le Havre, einem sehr umtriebigen Spirituosenhersteller, von dem ich zwar noch nie etwas gehört habe, der aber ein gigantisches Portfolio (unter anderem übrigens auch einen schottischen Bastard Malt mit Namen Glen Scanlan) zu haben scheint. Bevor wir zur Verkostung schreiten, noch eben der übliche Verzehrhinweis: Calvados trinkt man aus einem Schwenker, nicht aus einem Tumbler - und erst recht nicht aus einem Schnapsglas.

Art und Herkunft: Calvados, Frankreich (Normandie)

Besonderheiten: -

Aussehen und Aroma: Heller, leicht rötlicher Bernstein. Nase: Apfel, eventuell ein Hauch von Pflaume. Sonst nichts. Ich habe gelesen, dass älterer Calvados deutlich mehr Nuancen hat, da er mehr Aromen vom Eichenfass aufnehmen konnte. Kennen wir ja auch von anderen Getränken; ergibt also Sinn.

Geschmack: Im Antritt macht er einen sehr milden, man möchte schon sagen: wässrigen Eindruck. Etwa zwei Sekunden später fährt einem allerdings eine gnadenlose, alkoholische Schärfe durch Mark und Bein. Das Apfelaroma ist präsent, jedoch viel weniger ausgeprägt als erwartet.

Abgang: Lang und sehr hart. Nach einer Weile bleibt eine deutliche pelzige Trockenheit auf der Zunge zurück. Der nicht sehr stark schmeckende Apfel hält sich überraschend lange, wirkt ganz am Ende allerdings leicht muffig.

Fazit/Tipp: Nun ja - Branntwein. Dann muss er ja wohl brennen. Im Ernst: er ist mir ehrlich gesagt einen ganzen Schlag zu harsch und unwirtlich. Fairerweise muss man ihm zugute halten, dass er mit etwa zwei Jahren auch noch sehr jung ist. Im Endeffekt finde ich das Konzept Calvados gar nicht so unspannend, ich werde aber irgendwann mal einen etwas älteren und teureren Vertreter kaufen, um zu sehen, ob der dann harmonischer ist.

Der nächste planmäßige Beitrag erscheint am 24. Januar 2015.

- Euer Tomas Aquinas


Donnerstag, 8. Januar 2015

#jesuischarlie

Die Crew von blog blong dring verurteilt den menschenverachtenden Anschlag auf die Journalisten von Charlie Hebdo als einen Anschlag auf uns alle und die freiheitliche Gesellschaft. Wir widersetzen uns der abscheulichen Ideologie, die hinter den Taten einiger Wahnsinniger steht. Wir rufen alle demokratisch gesinnten Menschen - egal welcher Hautfarbe und Religion - zum Widerstand gegen jeglichen Versuch auf, die Rede- und Meinungsfreiheit durch ein Klima der Gewalt zu ersticken.


Ihr könnt nicht siegen, denn wir sind ohne Furcht.

Vous ne pouvez pas gagner parce que nous sommes sans peur.



Morts pour la liberté

Frédéric Boisseau

Franck Brinsolaro

Jean Cabut (Cabu)

Elsa Cayat

Stéphane Charbonnier (Charb)

Philippe Honoré (Honoré)

Bernard Maris

Ahmed Merabet

Mustapha Ourrad

Michel Renaud

Bernard Verlhac (Tignous)

Georges Wolinski



Aus Solidarität und als Zeichen des Protests erscheint in dieser Woche kein neuer Beitrag von uns. Der nächste planmäßige Beitrag erscheint am 17. Januar 2015.

- Euer Tomas Aquinas


Samstag, 3. Januar 2015

Sind so kleine Biere, Teil XX: Curtius (7% Vol.)

Die Brauerei Curtius (die Webseite ist informativ, jedoch funktionieren die nicht-französischsprachigen Inhalte nicht besonders gut) im belgischen Lüttich ist erst wenige Jahre alt und wurde um 2009 herum von François Dethier und Renaud Pirotte gegründet, die damals noch Studenten der Lebensmittelwissenschaft waren. Aus den recht bescheidenen und experimentellen Anfängen ist mit der Zeit ein aufstrebendes Jungunternehmen geworden. Bis zum vergangenen Jahr hatte sich die Brauerei bereits dermaßen vergrößert, dass ein neues Quartier her musste, welches man mittlerweile im Herzen der Stadt in einer malerischen alten Beguinage gefunden hat. Neben deutlich verbesserten Produktionsstätten werden nunmehr auch eine spannende Gastronomie sowie ein kleines Tagungszentrum unterhalten.

Hergestellt wird zur Zeit nur ein einziges Bier, nämlich eben das Curtius, ein traditionelles blonde, welches sowohl vom Fass als auch in den bekannten belgischen Flaschen zu 37,5 cl erhältlich ist. Ein Blick auf die Vertriebswege zeigt eindeutig die bereits sehr weit fortgeschrittene Verbreitung der Marke, die neben dem allgegenwärtigen Onlinehandel auch die Gastronomie und den Einzelhandel bis hoch zur belgischen Küste überzeugt hat. Für die Regionen Wallonie und Brüssel besteht ein prestigeträchtiger Vertrag mit der Supermarktkette Delhaize.


Art und Herkunft: Blonde/Lager, Belgien (Lüttich)

Besonderheiten: Es werden drei verschiedene Hopfensorten verwendet.

Aussehen und Aroma: Ein sehr helles und trübes Bier ohne Schaumkrone. Sehr frischer Geruch: Citronella. Daneben noch ein unverkennbares würziges Aroma, es riecht ein wenig nach ... nun ja ... Gras (und damit wir uns wirklich richtig verstehen: ich meine nicht das Gras, was im Garten oder im Park wächst).

Geschmack: Schön moussierend. Zuerst sehr, sehr malzig, im zweiten Anlauf dann eher herb und frisch.

Abgang: Kurz. Auf der Zunge klingt deutlich Hefe nach.

Fazit/Tipp: Ein wirklich trinkbares Bier mit einem leicht überraschenden, aber nicht unangenehmen Aroma. Sehr erfrischend, trotz der etwas höheren Volumenprozente. Etwas für den Sommer.

Der nächste planmäßige Beitrag erscheint am 10. Januar 2015.

- Euer Tomas Aquinas