Samstag, 17. September 2016

Brionne Mirabelle 6 J. (40% Vol.)

Mit Spirituosen vom Discounter ist es immer so eine Sache. Die Produkte sind oft dermaßen knapp kalkuliert, dass - wenn man Verpackung, Transport, usw. abzieht - eigentlich schon jedem klar sein muss, dass da kein besonderer Gaumenschmaus zu erwarten sein kann. Deswegen sind Lidl und Co. nun wirklich auch nicht meine bevorzugten Anlaufstellen, wenn es um Schnaps geht.

Der heute besprochene Brionne bei ALDI Nord, genauer gesagt: die Mirabelle (zu haben sind zusätzlich auch noch Williamsbirne, Quetsch bzw. Zwetschge und Framboise bzw. Himbeere) soll jedoch eine einigermaßen löbliche Ausnahme bilden. Was gut wäre, denn ich trinke selbst relativ wenig Obstbrand, muss diesen jedoch aus Gründen des sozialen Prestiges (Nachbarn!) stets vorrätig haben. Wenn das dann zum Preis von 9,99 pro Flasche einigermaßen trinkbar wäre, sollte es mir auch nur recht sein. Brionne ist eine Marke von ALDI; auf Informationen zur dahinter stehenden Destillerie muss man also verzichten. Vertrieben wird der "gute Tropfen" aber von der Lobuschkellerei Hamburg, mit anderen Worten: von der Borco. Etwas Recherche zeigt, dass die Borco noch eine weitere Reihe von Obstbränden aus der Destillerie La Cigogne (in den Vogesen) vertreibt, nämlich den gleichfalls etwas obskuren Pascall. Und die Destillerie La Cigogne ist eigentlich nur ein Teil des Destilleriekomplexes Peureux in Fougerolles. Peureux macht explizit Werbung damit, dass auch sehr gerne Produkte für Handelsmarken abgefüllt werden. Gut möglich also, dass die Schnäpse für Pascall und Brionne aus dem selben Kessel kommen.

Aber egal. Auf zur Verkostung:



Art und Herkunft: Mirabellenbrand, Frankreich

Besonderheiten: keine

Aussehen und Aroma: Obstbrände sind in den meisten Fällen klar. Dieser hier bildet keine Ausnahme. Frische Mirabellen riecht man ja nicht soo oft im normalen Leben (ich jedenfalls nicht), aber geruchlich kommt es schon hin. Wirklich sehr intensiv, vielleicht auch ein bisschen "sonstige Pflaume" dabei. Angenehm: wenig "Sprit" in der Nase. Das ist eventuell ein gutes Zeichen.

Geschmack: Relativ weich im Antritt; die Mirabellen kommen gleich sehr deutlich durch. Schön süß, aber auch etwas bitter. Im Mittelteil doch merklich schärfer, aber immer noch fruchtig. Leicht holzige Noten.

Abgang: Mittel bis lang. Sehr wärmend zum Schluss hin. Die Zunge bleibt etwas ertaubt zurück.

Fazit/Tipp: Eines vorweg - im Glas sollte man ihn nicht lange stehen lassen, denn seine Aromen verfliegen an der Luft sehr schnell. Ansonsten finde ich ihn für den Preis recht gelungen, insbesondere im Vergleich mit anderen Produkten von Discountern. Frucht und Mundgefühl stimmen. Leichte Abstriche muss man in Bezug auf die sich nach und nach einstellende Schärfe machen. Alles in allem aber doch praktisch schon fast eine Kaufempfehlung.

Der nächste planmäßige Beitrag erscheint am 24. September 2016.

- Euer Tomas Aquinas



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