Sonntag, 31. Dezember 2017

The Surgeons Ball NAS (46% Vol.)

Ich schreibe sowas normalerweise erst am Ende eines Berichts, aber das hier ist eine Ausnahme. Der hier vor mir stehende Whisky von Edinburgh Whisky Ltd. hat mich bereits maßlos enttäuscht. Dies ist sozusagen seine zweite (und letzte) Chance.  Aber von vorne.

Vor einiger Zeit hatte ich Gelegenheit, zusammen mit meinen Blogkollegen Plattfuss und Jan B. eine größere Bestellung aufzugeben, womit wir dann auch kräftig Versandkosten sparen konnten. Bei dieser Gelegenheit dachte ich mir, ich könnte eigentlich mal wieder einen schönen Vatted Malt bzw. Blended Malt probieren, am besten irgendwas ganz Neues. Bei den Destillaten von Edinburgh Whisky (EW) meinte ich nun fündig geworden zu sein. Relativ junge Firma, noch wenig davon gehört - muss passen, dachte ich mir. Außerdem hatte ich diese etwas ältere Rezension samt Hintergrundinformationen gefunden und meinte, dass mein Geschmack hier doch ganz gut getroffen sein musste, obwohl mich - im Nachhinein - die (vermutete) Anwesenheit von Loch Lomonds in diesem Blend doch etwas vorsichtig hätte stimmen müssen. Aber nun gut. 

EW bietet mittlerweile auf jeden Fall drei verschiedene Serien an. In der Library Collection finden sich Abfüllungen von Single Malts aus namhaften Destillerien (Ardmore, Ben Nevis, usw); die beiden New Town Blends (den hier besprochenen Surgeons Ball sowie der aus Speysidern zusammengestellte Advocates Batch) und einen einzelnen Old Town Blend, zu welchem es aber keine weiteren Infos gibt und der auch aus dem Shop verschwunden ist. Der torfige Surgeons Ball kostet online so um die 35,- EUR, also darf man auch schon ein bisschen erwarten, finde ich. 

Der erste Schluck am Weihnachtsabend geriet allerdings zum Desaster: Plattfuss und ich schauten uns ungläubig an. War dieser Tropfen etwa umgekippt? Hatte er Luft gezogen? Er konnte doch unmöglich wirklich so harsch und schlecht ausbalanciert sein? Wir hatten gerade ein ausgiebiges Essen genossen. Das ist die einzige mögliche Fehlerquelle, die uns sonst noch spontan so einfiel. Hatte uns der Festtagsbraten die Geschmacksnerven verkleistert? Was also tun? Ihn noch einmal probieren, aber auf nüchternen Magen. Das mache ich nun also heute und hoffe auf das Beste. Wenn er jetzt wieder nicht schmeckt, dann sind die 35 Euro leider in den Wind geschossen.


Art und Herkunft: Blended/Vatted Malt, Schottland (Highlands).

Besonderheiten: Nicht gefärbt, nicht kaltfiltriert.

Donnerstag, 28. Dezember 2017

Zwischendurch: Winterpunsch 2017

Für dieses Jahr haben wir ein recht einfaches Rezept herausgesucht, nachdem wir fruchtlos mit Calvados, Whisky, Apfelsaft und Cointreau experimentiert hatten.

Der Pharisäer ist ein typisch friesisches Getränk und soll uns in diesem Jahr über den silvesterlichen Durchhänger, so gegen zwei Uhr morgens, hinweghelfen. Im Aussehen gleicht ein Pharisäer übrigens einem Irish Coffee, sodass das heutige Stockphoto auch einen ebensolchen zeigt. Viel Spaß beim Zubereiten und Trinken und euch allen schon mal einen guten Rutsch!


[Bild: Jameson Fink auf Flickr (CC: BY 2.0)]

Sonntag, 24. Dezember 2017

Quengelware, Folge 10: Montajo Rum-Verschnitt Jamaica NAS (40% Vol.)

Vor ein paar Jahren hat Tom schon einmal einen so genannten Rum-Verschnitt getestet und er hat damals auch erzählt, was man über diese Art von Spirituose so wissen sollte. Ich spare mir also die ganze Theorie. Bei Interesse bitte hier nachlesen.

Diesen hier habe ich heute beim Edeka um die Ecke gesehen; für 1,29 stand er an der Kasse. Vertrieben wird er von der VERITAS (in Großbuchstaben!) Vertriebsgesellschaft mbH aus 22291 Hamburg (oder auch, laut Handelsregister, 22297 Hamburg). Leider erfährt man über Firmen so gut wie nichts, wenn man nicht bereit ist, für die Infos zu bezahlen, aber zumindest laut einer Quelle steht wohl die EDEKA selbst dahinter. Von der Marke gibt es mindestens noch einen "echten Rum" mit ebenfalls 40 Umdrehungen sowie einen Hochtourer mit 54. Auch einen weißen Rum mit diesem Namen kann man sich ergoogeln.


Art und Herkunft: Spirituose auf Rum-Basis (Rum-Verschnitt), Jamaika/Deutschland

Besonderheiten: -

Samstag, 16. Dezember 2017

The Lost Distillery Company: Lossit NAS, Classic Selection (43% Vol.)


Heute möchte ich Euch eine zweite Kreation der Lost Distillery Company (LDC) vorstellen. 

Ende Oktober 2017 hatte Tomas bereits über den Auchnagie NAS Archivist Collection berichtet. Nähere Informationen zur LDC könnt Ihr deshalb hier noch mal nachlesen. Hier nur ein kurzer Auszug: 
Die LDC hat heute drei verschiedene Serien, nämlich die Classic Collection, die Archivist Collection (früher Deluxe Collection) und die Vintage Collection. Manche - aber nicht alle - ihrer Whiskys gibt es in allen drei Serien, wobei sich die Classic Collection und die Archivist Collection meines Wissens nur durch die Verpackung unterscheiden (in der erstgenannten sehen die Flaschen etwas langweiliger aus und kommen ohne Tube). Die Vintage Collection hingegen ist das Premiumsegment.
Ich kann mich da der Meinung von Tomas nicht ganz anschließen, dass die Flaschen der Classic Selection "etwas langweiliger" aussehen.


Hier sind gleich ein paar Angaben zur Geschichte und Herkunft, sowie Tasting Notes auf dem vorderen Etikett zu sehen; eigentlich sehr hübsch gemacht, finde ich.

Die ursprüngliche Distillerie wurde (lt. LDC) 1817 von dem Farmer Malcolm McNeill (1785-1850) gegründet und schloß 1867 nach nur 50 Jahren seine Tore. Sitz war in Ballygrant (gälischBaile a’ Ghràna), somit im Westen der Insel Islay.

Angaben bei Wikipedia weichen hier schon ein wenig ab: "Ballygrant war in der Vergangenheit Standort, im Nordosten der Insel Islay, einer überregional  bedeutenden Whiskybrennerei namens Lossit (teilweise auch als Ballygrant bekannt). Diese wurde im Jahre 1821 gegründet, jedoch schon 1860 wieder geschlossen."

Naja, letztendlich gab es wohl Anfang bis Mitte des 19.Jh. eine Brennerei mit dem einen oder anderen Namen dort....

Ich hatte mir jedenfalls den Islay unter der Classic Selection rausgepickt und für einen Blend ohne Altersangabe knapp 40,-€ hingelegt. Dafür sollte es aber auch ein "great Every Day" Whisky sein, wie ich hinten auf der Flasche las.


Art und Herkunft: Blended Malt, Schottland (Islay).

Besonderheiten: nicht bekannt

Aussehen und Aroma: Goldgelb. Metallisch, speckig, maritim, Kreide, Karamell.

Geschmack: Salzig, etwas ruppig im Antritt, wenig Süße, speckig-torfig, Butter-Scotch.

Abgang: Mittellang, pfeffrig, immer noch speckig, tauber Gaumen.

Fazit/Tipp: Obwohl ich ein großer Freund von Islay-Whisky bin, kann mich dieser "Nachempfundene" überhaupt nicht überzeugen. Irgendetwas stört den Genuss; vielleicht ist die Auswahl der verwendeten Malts nicht wirklich gut, vielleicht war es aber auch eine Preisfrage und Islay-Whiskies wurden kaputtgestreckt. Hab's noch mit etwas Wasser versucht - geht gar nicht! In der Nase plötzlich der Geruch von Klostein, bzw. öffentlicher Toilette.

Ist mir unverständlich, wie dieser Whisky mehrere Preise abräumen konnte. Geschmackssache!


Der nächste planmäßige Beitrag erscheint am Heiligabend 2017.

- Euer Plattfuss


Sonntag, 10. Dezember 2017

Sind so kleine Biere, Teil LXII: Pyraser Landbrauerei

Als ich den Namen Pyraser das erste Mal las, dachte ich: "Uuuh, schon wieder so eine dämliche Hipsterbrauerei mit so einem dämlichen Hipsternamen". Aber weit gefehlt: Pyras ist einfach nur der Name des Dorfes, wo der ursprüngliche Gutshof steht, wo das Bier gebraut wird. Und das schon 1870, wobei die Familie, die dahinter steht (die Bernreuthers) schon sage und schreibe seit dem 17. Jahrhundert im Brauereiwesen tätig sind.

Alle Produkte werden mit eigenem Wasser hergestellt, welches auf dem selben Grundstück sprudelt. Insgesamt zähle ich zurzeit 26 verschiedene Biere und Biermischgetränke, welche zum Standardsortiment gehören. Dazu kommt noch das eine oder andere saisonale Angebot, wie ich aus eigener Erfahrung zu berichten weiß. Mit den heute hier vorgestellten vier (!) Bieren kratzen wir also sozusagen nur an der Spitze des Eisberges.

Pyraser 6-Korn (4,6% Vol.)

Art und Herkunft: Spezialbier, Deutschland (Franken).

Besonderheiten: aus Dinkel, Gerste, Weizen, Roggen, Hafer, Emmer.

Aussehen und Aroma: Dunkelgold und trüb, mit kleiner, haltbarer Krone. Süßlich, kräftig, "brotig". Feine Röstaromen.

Geschmack: Kräftige, aber feine Kohlensäure. Säuerlicher Brotteig. Leichte Hefe.

Abgang: Kurz bis mittel. Süßlich.

Fazit/Tipp: Recht erfrischend. Ohne Ecken und Kanten, aber tatsächlich sehr stark nach Getreide schmeckend.


Pyraser Kellerbier (4,8% Vol.)

Art und Herkunft: Zwickel, siehe oben.

Freitag, 8. Dezember 2017

Zwischendurch: Gerade noch rechtzeitig zum Fest!

Es ist soweit, pünktlich zum Fest - Braugarten Weihnachtsbier! Anders, als von großen Brauereien gewohnt, schmeckt dieses wirklich nach Weihnachten. Bekannte Weihnachtsbiere auf dem Markt sind ja eher Bockbiere: malzig, dunkel, höherer Alkoholgehalt. Hiervon heben wir uns bewusst ab.

- Notiz von Tobi L.

Ausführliche Verkostungsnotizen folgen demnächst. Weiteres zu diesem Bier auch auf unserer Brauereiseite.

- Notiz von mir




Sonntag, 3. Dezember 2017

3. Inoffizielles Whiskybefürworter-Treffen

Das hier wird wahrscheinlich ein sehr langer Beitrag, also holt euch am besten was zu trinken. Beim letzten Mal, als wir über unsere Tastings berichtet haben, hatte ich die in verschiedene Posts aufgeteilt, aber heute liefere ich alles auf einmal ab.

Die Verkostung fand dieses Mal in meinen eigenen vier Wänden statt; da es bei den letzten Treffen Haggis gegeben hatte, entschied ich mich dafür, mal außer der Reihe zu tanzen und Shepherd's Pie zu servieren. Eigentlich hatten sich insgesamt sechs Personen angemeldet, gut die Hälfte ist aber mehr oder weniger frühzeitig wieder abgesprungen ("was besseres zu tun" ... "hat mir meine Frau verboten" ... "muss arbeiten"), so waren es diesmal Plattfuss, Black Arab und ich, die die Flagge der Whiskybefürworter hochhalten mussten.

Nachstehend finden sich die Whiskys, die jeder von uns in das Tasting eingebracht hat. Die Zahlen in den eckigen Klammern kennzeichnen die Reihenfolge im Tasting (von mild aufsteigend zu torfig).

Black Arab
  • Macallan 12 J. [4]
  • Aberlour 18 J. [5]
  • Glenfarclas 21 J. [6]
  • Laphroaig Quarter Cask NAS [9]
Plattfuss
  • The Irishman Founder's Reserve NAS [1]
  • Wemyss Peat Chimney NAS [8]
Tomas Aquinas (Gastgeber)
  • Aureum 1865 NAS [2]
  • Auchnagie NAS [3]
  • Kilchoman Sanaig NAS [7]


Sonntag, 26. November 2017

Zwischendurch: Schnäppchen oder Neppchen? (KW 48, 2017)

Nächsten Freitag und Sonnabend bei Aldi Nord: Single Malts von McClelland's für 19,99. Es handelt sich hierbei nicht um eine Fantasiemarke von Aldi, sondern um eine alteingesessene schottische Firma, die mit Single Malts ohne Destillerieangabe handelt.

Die Whiskys haben wir hier schon einmal besprochen. Wenn es den Highland und/oder den Islay gibt, kann man für 19,99 schon mal zugreifen.





Update: Der Bevorratungsversuch unserer Redaktion hat ergeben, dass ausgerechnet der Islay nicht im Regal steht. Das Angebot ist damit natürlich nur noch mittelprächtig, da wir zumindest den Speyside und den Lowlands für überbewertet halten.




Biere aus dem Saarland, Folge 3: Karlsberg

Karlsberg. Nicht Carlsberg. Carlsberg sind die aus Dänemark. Karlsberg sind die aus Homburg. Offiziell die Karlsberg Brauerei GmbH, gegründet 1878 von einem Christian Weber, seines Zeichen Kolonialwarengroßhändler. Die Firma befindet sich gut 140 Jahre später immer noch (bzw. wieder in Familienhand) und hat uns in den letzten Jahren solch "innovative" Bier- und Biermischgetränke beschert wie das MiXery, das erste fertige Cola-Biergemisch (vielen Dank auch, Karlsberg!), sowie - im Jahre 1996 - das Ballermann 6,9, wahrscheinlich im Gefolge des damaligen Mallorca-Atzen-Booms (ja, wirklich: vielen Dank noch einmal, Karlsberg).

Aber naja, ich will mal nicht so sarkastisch sein. Die Brauerei stellt schließlich auch noch "ganz normales Bier" her, und gar nicht einmal so wenig davon: durch eine französische Tochter unter anderem das Licorne, das  Plattfuss schon einmal bei anderer Gelegenheit probiert hat. Testen tun wir heute drei Produkte aus dem Stammsortiment, ganz ohne Cola und Mallotze.


Karlsberg Feingold Pilsner (5,0% Vol.)

Art und Herkunft: Pilsner, Deutschland (Saarland).

Besonderheiten: -

Sonntag, 19. November 2017

Zwischendurch: Schnäppchen oder Neppchen? (KW 47, 2017)

Am Sonnabend, den 25. November bietet Netto in einigen seiner Filialen den Standard-Chivas Regal (12 Jahre alt) für 18,88 an.

Wenn man gerne Chivas trinkt (was ich nicht tue) und nicht unbedingt dreißig Kilometer bis zur nächsten Netto-Niederlassung hat (was ich nicht habe), dann ist das ein ganz guter Preis. Üblicherweise werden gut vier EUR mehr für eine Flasche fällig.

Quengelware, Folge 9: Schierhölter Alter Weinbrand 1801 V.S.O.P. (36% Vol.)

Ach, meine liebe Kornbrennerei August Schierhölter in 49219 Glandorf! Warum, oh warum nur ist ausgerechnet immer zu dem Produkt, das ich von euch gerade bespreche, nichts auf eurer Webseite zu finden? Letztes Mal war es der Grüüni - der hat nun eine kleine Rubrik bei eurem Internetauftritt - und diesmal ist es euer Weinbrand, zu dem ich nichts finde. Was soll denn das? Muss ich hier alles selber machen, oder was?

Nun ja, auch sonst findet man über das Lemma Schierhölter Weinbrand so gut wie nichts. Zugekauft? Neues Produkt? Ach, keine Ahnung. Was wir wissen: es ist ein Weinbrand. Und er muss - wegen des V.S.O.P. - mindestens vier Jahre alt sein.

Lasst ihn uns nun einfach probieren. Gekauft habe ich ihn bei Edeka an der Kasse.

Art und Herkunft: Weinbrand, Deutschland. 

Besonderheiten: -

Sonntag, 12. November 2017

Biere aus dem Saarland, Folge 2: Grosswald

Die Brauerei Grosswald schreibt sich erstens tatsächlich mit "Doppel-S" und nicht etwa mit "Eszett" und zweitens ist ihre Webseite im Moment down. Es gibt zwar noch eine Facebookseite, die gibt allerdings auch nicht allzuviele Informationen preis.

Das Einzige, was ich normalerweise wüsste, wäre, dass die Grosswald 1860 gegründet wurde. Glücklicherweise bin ich aber auch noch auf diese sehr informative Seite der "Vereinsgemeinschaft Heusweiler-Eiweiler" gestoßen, wo tatsächlich einiges Wissenswertes über die lokale Brauerei festgehalten ist. Nachlesen möchte bitte jede*r selbst, aber besonders hervorzuheben ist vielleicht doch, dass die Brauerei einst von der Familie Bruch (von der wir ja bereits gehört haben) gegründet wurde, der beteiligte Familienzweig danach aber eigene Wege ging.

Das heute besprochene Hofgut-Pils gibt es laut dieser Quelle seit 1987, das Landbier seit 1989. Ob alle anderen dort genannten Sorten ebenfalls noch existieren, kann ich aufgrund der mageren aktuellen Infos leider nicht bestätigen, aber auf jeden Fall wird wohl das Zwickel (1984) auch weiterhin produziert.


Grosswald Hofgut-Pils (5,1% Vol.)

Sonntag, 5. November 2017

Projekt Braugarten, Folge 7: Braugarten Altbayrisch Dunkel (5,2% Vol.)

Gestern war wieder einmal Brautag, und diesmal hatten Plattfuss und ich die Ehre, Braugartens neueste Kreation (was genau wird noch nicht verraten, aber es ist ein saisonales Bier) auf den Weg zu bringen.

Bei derselben Gelegenheit und irgendwann zwischen dem Einmaischen und der Maltoserast ist uns aufgefallen, dass wir noch gar keine offizielle Verkostung unseres Altbayrisch Dunkel gemacht haben, insbesondere nicht von der erfolgversprechenden Charge II. 

Wie man der Zutatenliste unter dem o.a. Link entnehmen kann, haben wir natürlich dafür gesorgt, dass ordentlich viel Farbmalz im Spiel war, damit das Bier auch wirklich dunkel wird. Und mit der Hefe sind wir auch etwas großzügiger gewesen, damit eine angemessene Schaumkrone zustande kommt. Ob uns beides gelungen ist? Naja, liebe Leser*innen: schaut euch das Foto an und urteilt selbst.

An den Etiketten müssen wir noch arbeiten ... aber das ist halt im Moment noch keine Priorität. Und ob wir zukünftig eher Steinies oder eher Longnecks benutzen, ist auch noch nicht ganz raus.

Sonntag, 29. Oktober 2017

The Lost Distillery Company: Auchnagie NAS, Archivist Collection (46% Vol.)

Vor ungefähr drei Jahren sind mir die Whiskys der Lost Distillery Company (LDC) zum ersten Mal aufgefallen; das war auch ungefähr die Zeit, in der die Serie überhaupt erst an den Start ging.

Ich habe damals eine etwas ungnädige Glosse geschrieben, die sich hier noch einmal nachlesen lässt. Dort gehe ich auch näher auf das Konzept der LDC ein, welches ich deswegen hier nicht noch einmal so ausführlich darstellen werde. Grundsätzlich bleibe ich aber skeptisch: wir sprechen hier von Whiskys, die - ja, sie mögen vielleicht das Ergebnis einer guten Recherche sein; ja, sie mögen vielleicht das Ergebnis langer Versuchsphasen sein - reine Fantasieprodukte sind. So könnte der Whisky aus der und der Destillerie geschmeckt haben. Könnte. Vielleicht. Und es werden richtig schöne Preise aufgerufen. Für den heute vorgestellten Whisky muss man mindestens (!) um die 42,- EUR hinblättern. Für einen Blended Malt ohne Jahresangabe, wohlgemerkt.

Die LDC hat heute drei verschiedene Serien, nämlich die Classic Collection, die Archivist Collection (früher Deluxe Collection) und die Vintage Collection. Manche - aber nicht alle - ihrer Whiskys gibt es in allen drei Serien, wobei sich die Classic Collection und die Archivist Collection meines Wissens nur durch die Verpackung unterscheiden (in der erstgenannten sehen die Flaschen etwas langweiliger aus und kommen ohne Tube). Die Vintage Collection hingegen ist das Premiumsegment; die Flaschen kommen alle in einer Geschenkbox und werden aus älteren Whiskys (aber immer noch o.J.) zusammengestellt. Den Auchnagie z.B. gibt es in allen drei Variationen.

Die ursprüngliche Distillerie mit diesem Namen wurde 1812 in der Nähe von Pitlochry gegründet und war auch unter dem Namen Tullymet (nach dem Dorf, wo sie stand) bekannt. Nach genau 99 Jahren war jedoch Schluss. 


Art und Herkunft: Blended/Vatted Malt, Schottland (ohne Region).

Sonntag, 22. Oktober 2017

Biere aus dem Saarland, Folge 1: Bruch

Die kommende Miniserie über verschiedene Brauereien aus dem Saarland und ihre Produkte verdanken wir einem Kollegen von mir, der aus dem Saarland stammt und - obwohl er selber Nichttrinker ist - bereit war, einige Biere aus seiner Heimat gegen ein paar deutsche, niederländische und belgische alkoholfreie Biere zu tauschen.

In der heutigen ersten Folge stelle ich die Brauerei G.A. Bruch aus der Hauptstadt Saarbrücken sowie drei ihrer Biere vor. Sie wurde bereits 1702 gegründet und gehört damit zu den ältesten Unternehmen im Saarland. Trotz der langen Geschichte befindet sie sich immer noch im Familienbesitz. Produkte von Bruch sind außerhalb der eigenen Region praktisch nicht zu bekommen und es werden pro Jahr nur etwa 30.000 Hektoliter Bier hergestellt; rein steuerrechtlich ist es damit immer noch eine kleine Brauerei.

Die eigenen Sorten werden unter anderem auch - wie bereits in den Gründungszeiten - in eigenen Gastwirtschaften ausgeschenkt, von denen es zurzeit vier gibt. Das Stiefel-Bräu in der Saarbrücker Innenstadt ist von diesen die Älteste und gleichzeitig das ursprüngliche und allererste Brauhaus von Bruch aus dem 18. Jahrhundert.

Zurzeit werden insgesamt neun verschiedene Sorten (inklusive Biermischgetränken) angeboten: das heute hier ebenfalls vorgestellete Saarbrücker Helle gehört (noch?) nicht zum Standardsortiment; es wurde erst im April diesen Jahres als "Retro-Bier" vorgestellt. Ein kurzer Vergleich unseres Tastingfotos unten und der Webseite der G.A. Bruch zeigt übrigens, dass die Verpackungen in allerjüngster Zeit anscheinend neu designt wurden. Oh, und das LandBier (sic!) heißt jetzt offenbar LandBier 1702.


Bruch LandBier (4,8% Vol.)

Art und Herkunft: Dunkles, Deutschland (Saarland).

Besonderheiten: -

Aussehen und Aroma: Sehr dunkler Bernstein, fast keine Krone. Wenig in der Nase, etwas süßlich.

Geschmack: Dezente Röstaromen mit einer leicht malzigen Note, dabei ganz leicht säuerlich. Sogar etwas Kaffee?

Abgang: Kurz bis mittel und etwas bitterer.

Fazit/Tipp: Ein recht süffiges Bier mit eher leichtem, aber vorhandenem Charakter.


Bruch No. 1 (4,8% Vol.)

Art und Herkunft: Pils, siehe oben.

Besonderheiten: -

Aussehen und Aroma: Recht hell und klar. Kleine und beständige krone. Fein und herb-süßlich im Geruch. Ein "typisches" Pilsner. Leicht seifig.

Geschmack: Feinperlig. Würzig und leicht bitter. Eine etwas pfeffrige Note im Mittelteil. Metalltank?

Abgang: Kurz.

Fazit/Tipp: Ein durchaus trinkbares, aber auch ziemlich mainstreamtaugliches Pils.

Samstag, 21. Oktober 2017

Zwischendurch: Schnäppchen oder Neppchen? (KW 42/43, 2017)

Bei Kaufland gibt es diese Woche noch den Meadows Cream Liqueur in bewährter Bailey's-Lookalike-Optik zum Preis von 3,79 EUR pro Flasche. Es gibt ja zig ähnliche Nachahmerprodukte auf dem Markt; dieses hier ist anscheinend von Felix Rauter.

Ganz grundsätzlich stellt sich die Frage, was man für diesen Preis wohl überhaupt noch erwarten darf. Ich meine, die Verpackung kostet ja auch schließlich was ...

Sonntag, 15. Oktober 2017

Polskie piwa, część 2

Es ist fast genau auf den Tag ein Jahr her, dass wir hier im Blog zum ersten Mal polnisches Bier getestet haben. Damals waren es vier sehr ähnlich schmeckende Lagerbiere, die allesamt von den beiden großen Brauereikonglomeraten Polens abgefüllt waren. Dementsprechend ähnlich war denn auch das Geschmackserlebnis damals. 365 Tage später nun also der zweite Durchgang: auch diesmal sind ausnahmslos Biere aus Großbrauereien dabei; allerdings haben wir diesmal darauf geachtet, Sorten einzukaufen, die etwas mehr Aufregung versprechen.

Okay, außer dem Zubr (ich kriege diesen Punkt über dem Z nicht hin). Es wird wohl so in etwa "Dschubr" ausgesprochen. Der Name bedeutet Bison und ein solcher findet sich denn auch auf dem Etikett. Zubr gehört, wie das Tyskie beim letzten Mal, zur Kompania Piwowarska (KP) und wird von der Brauerei Dojilidy hergestellt. Außer dem heute getesteten Standard-Bison (einem weiteren Lager) gibt es noch ein "naturbelassenes" (nicht pasteurisiertes) sowie eines mit kräftigerem Geschmack. Die KP hat übrigens seit dem letzten Jahr den Besitzer gewechselt: um ein Marktmonopol von AB InBev in Polen zu verhindern, musste sie von SABMiller an den japanischen Asahi-Konzern abgetreten werden.

Das Warka Strong stammt aus der gleichnamigen Brauerei, welche zur Grupa Zywiec (GZ) und somit zu Heineken International gehört. Auch Warka produziert noch weitere Biere, nämlich das Brillant bzw. Classic sowie mehrere "Radler".

Schließlich haben wir noch aus der Brauerei Zywiec, das logischerweise ebenfalls aus der GZ kommt. Unter diesem Markennamen wird eine große Anzahl verschiedener Bierstile hergestellt; man ist in den letzten Jahren wohl experimentierfreudiger geworden. Neben dem traditionellen Hellen gibt es auch ein American Pale Ale, ein "belgisches" Saison und unter anderem eben auch das hier vorgestellte Porter.

Sonntag, 8. Oktober 2017

Quengelware, Folge 8: Weduwe Visser Vieux Superieur NAS (35% Vol.)

In den Niederlanden, mit ihrer hochpreisigen und restriktiven Schnapspolitik, darf das heutige Tröpfchen, obwohl es in der Halbliterflasche beim örtlichen Gall & Gall in Tilburg stand, dennoch als "Quengelware" bezeichnet werden, denn Spirituosen gibt es bei unseren östlichen Nachbarn nun einmal nicht an der Supermarktkasse oder an der Tanke.

Der Begriff Vieux ist zwar französisch und bedeutet "alt", aber als Bezeichnung für eine Spirituosengattung ist er eine rein niederländische Erfindung. Früher hießen diese Erzeugnisse, wie in Deutschland übrigens auch, noch Cognac. Aber seit es die EG/EU und deren geschützte Herkunftsbezeichnungen gibt ("Cognac" muss aus einer bestimmten Region Frankreichs kommen), ist es damit vorbei. Moderner Vieux ist überhaupt gar kein Weinbrand mehr, sondern eine Spirituose, welche aus Neutralalkohol (Agraralkohol) hergestellt wird, und der man Aromen, Essenzen, Farbstoffe und - mit etwas Glück - auch ab und zu ein Tröpfchen Weinbrand hinzufügt. Laut niederländischem Gesetz muss er mindestens 35 Umdrehungen haben und darf nicht mehr als 20 Gramm Zucker enthalten.

Trotz des traditionell klingenden Namens haben wir heute die Hausmarke von Gall & Gall im Glas. Das kleine Gebinde hat uns stolze 7,99 gekostet. Ein Liter kostet 11,99. Für niederländische Verhältnisse ist das recht wenig; das sollte uns unruhig stimmen.

Sonntag, 1. Oktober 2017

Sind so kleine Biere, Teil LXI: Weiherer Rauch vs. Weiherer Schwärzla (Kundmüller)

Weiherer ist der Name der Marke, welcher von der Adresse herstammen dürfte ("Weiher 13, 96191 Viereth-Trunstadt). Die Brauerei selbst heißt eigentlich (und uneigentlich auch!) Kundmüller. Sie wurde 1874 gegründet und fungiert immer noch als Hausbrauerei des angeschlossenen Gasthofs; das gegenwärtige Sudhaus (es produziert pro Jahr über 21.000 Hektoliter) stammt von 1975.

Ich war erstaunt über die doch recht große Vielzahl von verschiedenen Bieren, die anscheinend nicht nur saisonal zur Verfügung stehen. Alleine die "Klassiker"-Serie hat schon neun verschiedene Sorten, unter anderem eben auch das heute verkostete Rauchbier, welches bereits hoch prämiert wurde und fein-würzige Rauchmalznoten aufweisen soll. Das zweite Bier, das Schwärzla, gehört hingegen zur "Sondersud"-Reihe (in der sich auch diverse IPAs - auch in Kooperation mit anderen Brauern entstanden - und andere Spezialitäten tummeln). Zu diesem Produkt heißt es, es sei die fränkische Antwort auf ein englisches Stout.

Weiherer Rauch (5,3% Vol.)

Art und Herkunft: Rauchbier, Deutschland (Bayern)

Aussehen und Aroma: Nur dezent rauchig bis würzig. Wacholderschinken.

Geschmack: Feinperlig wie ein Pils. Salzig. Erinnert sehr stark an Bockwurst.

Abgang: Kurz. Keine weiteren neuen Eindrücke.

Fazit/Tipp: Weniger rauchig als vergleichbare andere Biere (z.B. das hier bereits vor mehr als einem Jahr einmal besprochene Aecht Schlenkerla. Kann man auf jeden Fall mal trinken, wenn gerade kein Wurstwasser da ist (dessen Konsum ja angeblich schlau machen soll).


Sonntag, 24. September 2017

Sind so kleine Biere, Teil LX: Rügener Insel-Brauerei Baltic Stout (7,5% Vol.)

Heute ist Wahltag. Das heißt: viele Millionen Deutsche sind heute aufgerufen zu entscheiden, was sie den Rest des Sonntags trinken wollen. Ich persönlich habe mich schon entschieden: da ich mit der Rügener Insel-Brauerei schon einmal ganz gute Erfahrungen gemacht habe, entscheide ich mich für ein bedingtes "Weiter so!" und kreuze öffne die Flasche Baltic Stout, die hier vor mir steht.

Sie gehört zur so genannten Edition 2 (von insgesamt drei), in der alle Biere irgendwas mit "Baltic" heißen, weil Rügen halt in der Ostsee liegt. Die anderen drei Sorten in dieser Edition sind ein Ale, ein Dubbel und ein Tripel. Das Stout wird seitens der Brauerei mit folgenden Worten beschrieben: genussvoll, röstig, trocken, extrem cremig.


Naja, Wahlslogans sind eine Sache. Schauen wir mal, ob der Kandidat auch hält, was er verspricht:

Sonntag, 17. September 2017

Sind so kleine Biere, Teil LIX: Riedenburger Historisches Emmerbier (5,1% Vol.)

Bier, das aus Emmer hergestellt wird, kommt uns heutzutage vielleicht ein bisschen ungewöhnlich vor. Das kann aber auch daran liegen, dass dieses Urgetreide bei uns so selten geworden ist, obwohl es als Nahrungs- und auch Brauzutat durchaus noch eine kleine Ecke älter ist als die Gerste. Die alten Sumerer, die wahrscheinlich die Bierherstellung im großen Stil erfunden haben, bevorzugten das Emmerbier, obwohl auch sie bereits mit Gerste zu brauen verstanden.

Dass der Emmer heute als Kulturpflanze ein Nischendasein fristet, liegt nicht daran, dass es etwa, mit anderen Getreidesorten verglichen, minderwertiger oder ungesünder oder schädlingsanfälliger sei (das gegenteil ist eher der Fall!), sondern daran, dass es viel weniger Ertrag abwirft ... etwa ein Viertel weniger als z.B. Weizen oder eben auch Gerste. 

Ein paar Brauereien stellen aber (wieder) Bier aus dieser alten Pflanzenart her, unter anderem eben auch das Riedenburger Brauhaus in (Überraschung!) 93339 Riedenburg. Das ist übrigens im Altmühltal. Die Firma wurde bereits 1866 gegründet und befindet sich immer noch in den Händen derselben Familie (Krieger). Neben dem obligatorischen Weißbier, welches auch das ursprünglich erste Produkt von Riedenburger war, und anderen typischen Sorten werden heute auch mehrere Biere angeboten, die mit seltenen Getreiden gebraut werden, unter anderem z.B. mit Hirse.

Art und Herkunft: Emmerbier, Deutschland (Bayern).

Besonderheiten: zu 50 Prozent (und nicht etwa komplett, wäre wahrscheinlich zu teuer) aus Emmermalz sowie weiteren Getreidesorten gebraut.

Sonntag, 10. September 2017

Sind so kleine Biere, Teil LVIII: Old Engine Oil vs. Engineer's Reserve (Harviestoun)

Harviestoun gibt es nun schon mehr als 30 Jahre lang ... eine typische Gründung durch einen Biernerd, der irgendwann beschloss, sein eigenes Bier zu brauen und dann durch Fleiß und Weitblick ein florierendes Unternehmen daraus machte. Im heutigen Fall hieß der bewusste Biernerd Ken Brooker und wie unsereins fing er im Schuppen hinter dem Haus mit ein paar Pötten und Pannen an zu brauen. In den ersten Jahren expandierte er langsam, aber stetig (neuer Schuppen, neue Pötte), bis er um 1988/89 herum begann, sein erstes Bier (genannt Harviestoun Real Ale) in größeren Mengen zu verkaufen, weshalb er dann auch eine professionelle Anlage anschaffen musste. Viele Jahre später, genauer gesagt in 2006, verkaufte Ken sein Unternehmen an die Caledonian Brewing Company (CBC), welche einige Zeit danach selbst von einer anderen Brauerei geschluckt wurde. Am Ende (2008) wäre Harviestoun beinahe beim Brauereigiganten Heineken gelandet, aber da kamen ein paar Manager von CBC, kauften die Firma aus dem Konglomerat heraus und erhielten sie so der Nachwelt als unabhängigen Produzenten.

Zwar bieten die Leute aus Alva eine ganze Reihe verschiedener Biere an, aber am bekanntesten sind sie international vielleicht für ihr Bitter & Twisted und das heute hier persönlich anwesende Old Engine Oil. Von letzterem gibt es einige Abarten, unter anderem das ebenfalls vor uns stehende Engineer's Reserve, im wesentlichen ein Old Engine Oil (OEO) mit erhöhtem Alkoholgehalt (diese Variante wurde vom amerikanischen Generalimporteur angeregt) sowie das Ola Dubh, ein OEO, welches in Single-Malt-Fässern (Highland Park) reifte.


Zwischendurch: Ach übrigens ...


... vielen Dank an all unsere Leserinnen und Leser!



Sonntag, 3. September 2017

Atalanti Hellas Pils (4,5% Vol.)

We are all in the gutter, but some of us are looking at the stars hat Oscar Wilde einmal geschrieben (übrigens in seinem hierzulande weniger bekannten Stück Lady Windermeres Fächer). Frei übersetzt: wir alle möchten was trinken, aber einige von uns haben gerade nur ein Dosenbier aus Griechenland in der Hand.

Griechisches Bier ... was weiß ich darüber, außer, dass Plattfuss es als Erfrischung zum letzten Brautag mitgebracht hat? Nicht viel, ehrlich gesagt. Dass die Griechen an und für sich Bier brauen, ist nicht ganz abwegig, denn ihr erster König in der Neuzeit kam ja aus Bayern. Auch meine ich gelesen zu haben, dass die erste moderne Brauerei in Griechenland ebenfalls von einem Landsmann Ottos gebaut wurde ... stimmt: hier steht es. Tatsächlich habe ich mich in den letzten paar Stunden mal ein bisschen in die Bierkultur des Landes eingelesen und war erstaunt, dass es anscheinend doch einige interessante und reizvolle Biersorten dort zu geben scheint, unter anderem schwere Lagerbiere und auch Pale Ales, wie man munkelt.

"Leider" erwartet uns für dieses Mal aber wahrscheinlich etwas Anspruchsloseres, wenn es schon Pils heißt. Auch die Brauerei, in der es hergestellt wird (Atalanti, nach dem Ort, wo sie steht), ist ein wenig obskur. Leider hat die Webseite nur eine griechische Version, darum arbeite ich hier mit dem Google-Übersetzer, der übrigens Griechisch-Englisch besser zu können scheint als Griechisch-Deutsch. Gegründet wurden sie 1988, als Tochter einer ungenannt bleibenden deutschen (!) Brauereigruppe. In rein griechischer Hand seit 1998, mit Lizenzrechten für die Produktion von Stella Artois, Löwenbräu und auch Krombacher. Sie haben auch natürlich eigene Biere, unter anderem das Berlin, ein nach dem deutschen Reinheitsgebot gebrautes Lager. Das Hellas Pils ist anscheinend das Ur-Bier von Atalanti (1996). Lobend wird hervorgehoben, dass es "über 21 Tage lang vollständig vergoren wird". Na, das lässt doch hoffen.

Sonntag, 27. August 2017

Sind so kleine Biere, Teil LVII: Oskar Blues Dale's Pale Ale vs. Great Divide Denver Pale Ale

Zwei Craftbiere in der Dose? Geht das überhaupt? Jau, das geht. Haben wir auch neulich schon mal gehabt. Ich war am Anfang auch skeptisch und hielt das für einen neuen Hype, aber mittlerweile glaube ich, in der Dose könnte tatsächlich die Zukunft des Bieres liegen. Das Getränk bleibt viel besser haltbar, da vor Licht- und Lufteinwirkung geschützt, und bei vernünftigen Herstellungs- und Recyclingverfahren ist auch die Umweltbilanz nicht schlechter als bei der immer und immer wieder transportierten und gereinigten Mehrwegflasche.

Wie auch immer. Heute also zwei Craftbiere aus der Dose, beide aus den USA, beide aus Colorado. Beide so genannte American Pale Ales. Was das ist, fragt ihr? Eine amerikanische Variation des klassisch-englischen Pale Ale (oder auch Bitter), jedoch mit "fruchtigeren" Hopfensorten, also z.B. Cascade oder Citra. Die Dosen sind übrigens auch ansprechend gestaltet, da werden richtig Künstler eingekauft, es gibt limitierte Auflagen usw.

Die Oskar Blues Brewery wurde 1999 als Brauerei gegründet (vorher war sie nur eine Kneipe), und zwar in der Nähe von Boulder, Colorado. Heute hat die Firma drei verschiedene Standorte, an denen Bier produziert wird, nämlich einmal immer noch nahe am ursprünglichen Standort, einmal in Texas und einmal in North Carolina. Das heute besprochene Dale's Pale Ale ist deren Ur-Bier, benannt nach dem Gründer und Besitzer Dale Katechis. Die Brauerei hat natürlich viele weitere Biere (alle im Fass oder in Dosen; Flaschen gibt es nicht) im Angebot, unter anderem ein Coffee Porter und ein Scotch Ale. Traditionelle amerikanische Softdrinks gibt es unter dem Markennamen B. Stiff and Sons auch noch.

Die Great Divide Brewing Company sitzt ebenfalls in Colorado, allerdings in der Hauptstadt Denver. Ansonsten ist sie etwas älter als Oskar Dale's (1994), aber auch das Projekt eines einzelnen Mannes, nämlich Brian Dunn, der mit einem Kleinkredit in der Tasche und vielen Ideen im Kopf anfing, sein eigenes Bier herzustellen. Großen Wert legt die Brauerei darauf, möglichst alle Zutaten lokal einzukaufen und möglichst umweltfreundlich zu arbeiten. Die Angestellten erhalten z.B. Jahreskarten für den ÖPNV. Auch Great Divide bietet viele verschiedene Biersorten und -stile an. Das Denver Pale Ale wurde 1997 zum ersten Mal aufgelegt. Für die Gestaltung der Dosen werden wechselnde Künstler engagiert. Die heutige Dose stammt aus Serie 1 (Josh Holland).

Sonntag, 20. August 2017

Sind so kleine Biere, Teil LVI: St. Louis Gueuze Fond Tradition vs. Chapeau Cuvée Oude Gueuze

Über Geuze (auch Gueuze geschrieben) und verwandte Biere haben wir an dieser Stelle schon oft berichtet; insbesondere Tom hat sich in den letzten Jahren damit hervorgetan. Ich würde aber trotzdem ganz gerne ein paar grundsätzliche Worte über diesen - in Deutschland nicht sehr bekannten - Bierstil verlieren, zumindest für diejenigen, die heute das erste Mal auf unserer Seite sind. Ich mache es auch relativ kurz, bevor ich zur eigentlichen Verkostung komme. Wer schon hinlänglich informiert ist, kann die beiden folgenden Absätze aber selbstverständlich gerne überspringen.

Es beginnt mit Lambiek (oder auch Lambik oder auch Lambic). Dieses Bier entsteht (was früher bei Bieren die Regel, heute aber die absolute Ausnahme ist) durch spontane Gärung. Anders als bei anderen Bieren wird hier vom Brauer keine Hefe zugesetzt, sondern das Bier "infiziert sich" mit wilden Hefestämmen (meistens der Gattung saccharomyces), welche in der Umgebungsluft der Brauerei vorkommen. Diese Hefestämme gibt es in Belgien fast ausschließlich im Tal des Flusses Zenne; Lambiks können aber auch anderswo hergestellt werden (einer unserer Kandidaten heute kommt z.B. aus einer ganz anderen Gegend Belgiens). Die weitere Gärung des Biers (unter anderem mit Hefe der verschiedenen brettanomyces - Stämme) findet in Eichenholzfässern statt, die teilweise einige hundert Jahre alt sein können. Auch hier wird die Hefe nicht zugesetzt, sondern sie befindet sich im Holz. Die entstehende Kohlensäure entweicht durch die Fasswände; reines Lambik sprudelt also nicht. Es ist auch recht sauer. Normalerweise wird es darum auch nicht pur getrunken, sondern weiterverarbeitet. Entweder zu einem der berühmten belgischen Fruchtbiere (nicht zu verwechseln mit einem Biermischgetränk), indem man Früchte und eventuell noch Zucker oder Süßstoffe dazugibt oder auch zu Geuze, einer Mischung verschieden alter Lambiks. In jedem Falle unterzieht man diese Produkte einer Flaschennachgärung, sodass sie dann auch wieder Kohlensäure enthalten. Diese Methode ähnelt der Reifung von Champagner; viele Geuzeflaschen (insbesondere die großen á 0,75 Liter) haben denn auch einen Champagnerkorken.

Geuze wird also nicht gebraut, sondern aus Lambiks verschnitten (der Fachmann spricht hierbei vom "Stechen"). Darum gibt es auch keine Geuzebrauereien, sondern nur Lambikbrauereien (welche dann aus ihren Lambiks Geuze herstellen) und "Geuzestechereien" (geuzestekerijen), welche Geuze herstellen, die Lambiks jedoch von anderen Anbietern ankaufen müssen. Es gibt sehr bekannte Geuzestechereien (u.a. De Cam und Hanssens), aber die heute vorgestellten Biere kommen von "echten" Lambikbrauereien.
Geuze ist, wie Lambik, in ihrem Urzustand sehr sauer und beileibe nicht jedermanns Geschmack. Darum wurden in den letzten 50 Jahren oder so die meisten Geuzen künstlich gesüßt, indem man Zucker oder Süßstoff hinzufügte. Seit etwa einem Jahrzehnt gibt es - wie auch in anderen Bereichen - einen Trend zurück zu mehr Natürlichkeit. Viele Anbieter gehen heute dazu über, neben den etwas gefälligeren Mainstreamprodukten wieder Geuzes (und andere Lambikprodukte) "wie anno dazumal", also ohne Hinzufügen von Zusatzstoffen herzustellen. Im Falle der Geuze spricht man dann normalerweise von Oude Geuze (Alter Geuze), womit aber nicht das individuelle Alter des Produktes (Geuze usw. sind sowieso sehr, sehr lange haltbar, oft mehr als zwanzig Jahre) gemeint ist, sondern eben die Herstellungsmethode. Heute versuchen wir einmal zwei typische Vertreter dieser neuen/alten Gattung.