Eines mal ganz schnell vorweg, bevor wir uns in die Haare kriegen. Die Brauerei wird nicht "WenterSCH" ausgesprochen, so mit einem dicken fetten "sch" wie in Schwamm oder Scheiße oder so. Das niederländische "sch" am Ende des Wortes wird wie ein etwas vernuscheltes "s" gesprochen. Auch nach knapp 35 Jahren in Deutschland treibt mich das echt in den Wahnsinn, wenn Deutsche das "sch" so grauenvoll verhunzen. Und wo wir gerade davon reden: der niederländische Fußballer und Trainer wird nicht "Ruth Gullitt" ausgesprochen, sondern "Rüüd Chüllid". Und der belgische Fußballer heißt nicht "Käwin die Bräune", sondern "Kevin de (kurz!) Bröjjne". Um Himmels Willen nochmal ...
Räusper. Sorry für den Rant. Es geht also heute um niederländische Biere der Marke Wentersch (nett, mit deutscher Version). Der Name bezieht sich auf die Gemeinde Winterswijk im Achterhoek; die lokale Mundart bezeichnet man als Niedersächsisch bzw. Nedersaksisch, was jedoch sehr wenig bis gar nichts mit dem gleichnamigen deutschen Bundesland zu tun hat. Die Brauerei wurde 2016 gegründet und produziert, wenn ich es richtig mitbekommen habe, seit 2017. Die Webseite vermeldet, dass die Brauanlage von der österreichischen Firma Labu Buchrucker gebaut wurde, welche sich auf den Bedarf großer Hobbybrauer bzw. kleiner gewerblicher Brauer spezialisiert hat. Bei meinem letzten Besuch in Enschede (kurz vor dem 2. Kapitel dieser saudämlichen Pandemie) habe ich einfach mal im Albert Heijn kräftig ins Regal gegriffen und ein paar Flaschen in den Einkaufswagen gelegt.
Wentersch Gevloerd (6,0% Vol.)
Art und Herkunft: Spezialbier/Weizenbier, Niederlande (Gelderland).
Besonderheiten: Das Malz kommt von einem traditionellen Malzboden aus der Region.
Aussehen und Aroma: Hellgelb, trüb, mit großer, stabiler Krone. Ganz leichte Zitrusnoten.
Geschmack: Beginnt wie ein traditionelles Witbier, hat aber gleich einen kräftigen sauren Nachlauf. Etwas fruchtig, Brausebonbon.
Abgang: Kurz und schmerzlos.
Fazit/Tipp: Kann man gut trinken; zuerst etwas überraschend, aber nicht unangenehm.
Wentersch Pomp 4 (10,0% Vol.)
Art und Herkunft: Quadrupel, siehe oben.
Besonderheiten: Mit Zusatz von Kandiszucker.
Aussehen und Aroma: Rotbraun und noch leicht durchsichtig; die Probe hatte (anders als auf den Werbefotos der Brauerei) praktisch gar keine Krone. In der Nase Wein oder Weingummi. Röstaromen von Schwarzbrot.
Geschmack: Sehr süßer Antritt mit roten Johannisbeeren. Feinperlig und vollmundig. Ganz dezenter kaffeeartiger Nachbrenner.
Abgang: Mittellang, der süßliche Beerengeschmack vom Anfang bleibt uns - mit einigen herben Nuancen - erhalten.
Fazit/Tipp: Das Pomp 4 hat uns gut geschmeckt, aber wir waren uns einig, dass es doch recht schwer ist und man eventuell vorher eine kleine "Grundlage" im Magen haben sollte.
Wentersch IPA (6,5% Vol.)
Art und Herkunft: IPA, siehe oben.
Besonderheiten: Diese Edition ist anscheinend ausgelistet. Das gegenwärtige IPA hat ein anderes Etikett und auch 1/2 ABV mehr.
Aussehen und Aroma: Goldgelb, feste große Krone mit sehr starker Sedimentierung. Leichte tropische Frucht.