Sonntag, 23. August 2020

Sind so kleine Biere, Folge 106: Klosterbrauerei Baumburg

Gleich zu Beginn ein kleines Geständnis: obwohl auf dem Bild unten fünf Biere zu sehen sind, verkosten wir hier für euch nur vier. Dass Weissbier Bock (ich schreibe es so, wie es auf der Flasche steht ...) mussten wir leider wegen der Hitze und des Durstes "einfach" so trinken. Sorry, ist leider so. Ihr habt aber nichts besonderes verpasst: ich habe es als ein recht typisches, wenn auch etwas schwereres "bananiges" Weizenbier in Erinnerung.

Die Klosterbrauerei Baumburg steht in Altenmarkt an der Alz, in der Nähe von Traunstein. Offiziell existiert sie seit 1612, als den Augustinerchorherren vom Kloster Baumburg der Verkauf ihres Bieres gestattet wurde, das sie vorher nur selbst hatten trinken dürfen. Etwas weniger als 200 Jahre später (1802-1803) wurde das Kloster säkularisiert; die Liegenschaften wurden teilweise in private Hände verkauft. Im Falle der Brauerei ohne größeren Erfolg: der Betrieb lag zwischenzeitlich ein gutes Jahrzehnt über still. Seit den 1870er Jahren liegen die Geschäfte in Händen der Familiendynastie Dietl. Mönche brauen das Bier also schon eine ganze Weile nicht mehr.

Nach eigenen Angaben stößt die Firma pro Jahr etwa 6.500 Hektoliter Bier aus; für die Verkostung haben wir uns spaßeshalber mal auf ihre Bockbiere (und ein Märzen) konzentriert. Natürlich haben sie aber noch eine ganze Bandbreite mehr oder weniger "herkömmlicher" Biere zu bieten, also z.B. Pils, Weißbier, Dunkles, ...

Baumburg Heller Bock (6,8% Vol.)

Art und Herkunft: Heller Bock/Maibock, Deutschland (Bayern).

Besonderheiten: Unfiltriert.

Aussehen und Aroma: Bernsteinfarben, kleine und feste Krone. Seltsam "chemisch" anmutender Geruch. Klostein. Viel Hefe.

Geschmack: Süßlich-öliger Antritt. Überreife Ananas. Wenig sonstige Eindrücke.

Abgang: Gottseidank kurz. Süßlich.

Fazit/Tipp: Man merkt es schon: dieser Maibock hat uns kollektiv nicht gemundet. Süßlich und kräftig, etwas "flepp".


Baumburg Stopfbock (6,8% Vol.)

Art und Herkunft: Bockbier, siehe oben.

Besonderheiten: Basiert anscheinend auf dem Hellen Bock, mit fünf Hopfensorten "gestopft".

Aussehen und Aroma: Bernsteinfarben mit kleiner Krone. Frischer Hopfen mit leichten Zitrusnoten. 

Geschmack: Etwas hopfiger, aber keine Hopfenbombe. Stabile Kohlensäure. Leichte Fruchtigkeit.

Abgang: Kurz bis mittel, leicht säuerlich.

Fazit/Tipp: Eine Verbesserung gegenüber dem Hellen Bock, aber ich persönlich weiß nicht so recht, was ich davon halten soll. Plattfuss war von uns dreien der Einzige, der es wirklich sehr gerne mochte. Für mich: nicht schlecht, aber auch nicht toll. In punkto drinkability wurde sich die Redaktion nicht einig.


Baumburg Chorherrenbock (6,8% Vol.)

Art und Herkuft: Bockbier, siehe oben.

Besonderheiten: Auch in einer unfiltrierten Variante erhältlich.

Aussehen und Aroma: Dunkelrotbraun und trüb. Beigefarbene, feste Krone. In der Nase Trockenobst, Schokolade, etwas Anis und Lakritze.

Geschmack: Relativ spritzig, aber sehr starke Röstmalze. Definitiv Kaffee, aber auch dunkle Beeren (schwarze Brombeeren), Herrenschokolade.

Abgang: Mittellang und etwas herber.

Fazit/Tipp: Nicht süß und malzig wie befürchtet, sondern eher trocken. Für ein Bockbier sehr gut trinkbar.


Baumburg Märzen Spezial (5,8% Vol.)

Art und Herkunft: Märzen, siehe oben.

Besonderheiten: Unfiltriert. Es gibt auch anscheinend eine filtrierte Version mit 5,6 Umdrehungen (?).

Aussehen und Aroma: Goldgelb mit kleiner Krone. Süßliche und blumig-duftige Nase. 

Geschmack: Frischer im Antritt als die Böcke. Feiner und dezenter Hopfen. Leicht süßlich am Gaumen. Sonst wenige Nuancen. Leichte Hefe.

Abgang: Kurz und leicht süßlich.

Fazit/Tipp: Erinnert ein wenig an ein belgisches "Starkes Blondes": kräftig im Geschmack und auch etwas mehr alkoholische Power, aber wenige greifbare Aromen, die hervorstechen.

Gesamtfazit: Abgesehen vom Minderheitsvotum (Plattfuss) bevorzugten wir ganz klar das Märzen und das Chorherrenbock. Den einfachen Hellen Bock habe ich persönlich kaum runtergekriegt.

Der nächste planmäßige Beitrag erscheint am 30. August 2020.

Verkostung: Plattfuss, Tomas A., Jan B.

Text: Jan B.

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