Als ich vor etwa einer Million Jahren noch im Studentenheim wohnte, hatten wir da auch einen Partykeller (jeden Mittwoch Bierkeller-Abend!). Und einen Getränkeautomaten. Im Getränkeautomaten gab es außer Cola und so auch halbe Liter von Dortmunder Union (Export und Siegel Pils). Das war natürlich noch vor der Craftbierwelle, die Geschmäcker waren damals nicht so anspruchsvoll, aber geschmeckt hat es meiner Erinnerung nach ganz gut. Und wer kennt nicht das große goldene "U" der Brauerei in Dortmund, das man z.B. Zug aus gut sehen kann? Wie in diesem sehr interessanten Artikel beschrieben ist, war Dortmund früher eine "der" deutschen Bierstädte: Anfang des 20. Jahrhunderts gab es dort noch etwa 30 Brauereien, mit teilweise sehr bekannten Namen. Aber gegen Ende des Jahrhunderts waren durch verschiedene Übernahmen nur noch wenige big player übrig geblieben.
Die Bergmann Brauerei mit ihrer Marke Dortmunder Bergmann Bier (Devise: "Harte Arbeit, ehrlicher Lohn") führt die Tradition einer ehemaligen Brauerei weiter, welche 1972 die Tore schloss, ist jedoch ansonsten eine komplette Neugründung. Thomas Raphael kaufte die Markenrechte im Jahr 2005 eher als "Gag", beschloss dann aber, zumindest mal ein paar Flaschen mit "seinem" Bier in Händen halten zu wollen und ließ eine erste Charge in einer Brauerei in Hagen herstellen. Als das neue Bergmann-Bier immer mehr Liebhaber fand, war der Einstieg ins "richtige" Geschäft ein folgerichtiger Schritt. Seit 2010 werden die Biere von DBB selbst gebraut. Wie die meisten neueren Brauereiprojekte umfasst das Portfolio zahlreiche Sondereditionen und Probesude; für unsere Verkostung hatte ich aber nur vier "Klassiker" bestellt. Die Lieferung per Paket dauerte zwar etwas, dafür lag aber auch Werbematerial bei.
Bergmann Pils (4,8% Vol.)Art und Herkunft: Pils, Deutschland (Nordrhein-Westfalen).
Besonderheiten: -
Aussehen und Aroma: Goldgelb und klar, mit einer kleinen und festen Schaumkrone. Feiner Hopfen, leicht fruchtig. Ein "echtes Pils" halt.
Geschmack: Spritzig und herb im Antritt, mit leichter Frucht: ein Hauch von unreifer Banane?
Abgang: Kurz, trocken und leicht säuerlich.
Fazit/Tipp: Kein ganz durchschnittliches "Pantoffelpils". Sehr erfrischend.
Bergmann Export (5,2% Vol.)
Art und Herkunft: Dortmunder Export, siehe oben.
Besonderheiten: -
Aussehen und Aroma: Im Auge fast genauso wie das Pils, aber mit großer, wuchtiger Krone. Sehr wenig in der Nase: Getreide, leicht metallisch.
Geschmack: Süßlicher Antritt, sonst wenig Ausdruck. Schon wieder diese dezente Banane?
Abgang: Kurz. Sonst kann man dazu wenig sagen.
Fazit/Tipp: Dieser Bierstil ist nicht gerade für extravagante Aromen bekannt. Auch das von DBB macht hier keine Ausnahme. Guter Ersatz, wenn kein Wasser zur Hand ist.
Bergmann Spezial (5,0% Vol.)
Art und Herkunft: Spezialbier, siehe oben.
Besonderheiten: -
Aussehen und Aroma: Dunkelgold bis bräunlich, fast keine Krone. Deutliche Röstmalze. Süßlich. Honig?
Geschmack: Recht "leichtes" Mundgefühl. Toffeenoten, Werther's Echte. Etwas Kaffee, etwas Banane.
Abgang: Kurz und süßlich.
Fazit/Tipp: Es sieht zwar etwas mächtig aus im Glas, ist aber sehr erfrischend und gut trinkbar. Bei einem Spezialbier hätten wir etwas mehr alkoholischen "Wumms" erwartet.
Bergmann Schwarz (5,3% Vol.)
Art und Herkunft: Schwarzbier, siehe oben.
Besonderheiten: -
Aussehen und Aroma: Na, wie wird es wohl aussehen, hä? Schwarz! Oder sehr dunkelbraun, wenn ihr wollt. Große beigefarbene Krone. Kräftige Röstaromen. Lakritze.
Geschmack: Die Röstaromen begegnen uns auf der Zunge wieder. Dunkel getoastetes Brot. Weniger ausdrucksstark als die Nase.
Abgang: Kurz und leicht säuerlich.
Fazit/Tipp: Leider finden wir nicht alle Aromen vom Schnüffeln auch beim Schmecken wieder. Dennoch interessanter als so manch anderes Schwarzbier.
Gesamtfazit: Alle Biere von DBB waren gut trinkbar und solide gemacht. Der Hauch von grüner Banane könnte so etwas wie der Hausstil sein. Meine persönlichen beiden Favoriten: Pils und Spezial.
Der nächste planmäßige Beitrag erscheint am 16. August 2020.
Verkostung: Plattfuss, Tomas A., Jan B.
Text: Jan B.
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