Wozu produzieren ausgerechnet die Schweden Whisky? Für den Export natürlich, hauptsächlich jedenfalls. Schuld daran ist die - immer noch restriktive - schwedische Alkoholpolitik, die ursprünglich (wie jede Prohibitionsbewegung übrigens) den christlich-kapitalistischen Ansatz hatte, die arbeitende Bevölkerung vom Trinken abzuhalten. Denn erstens - so die Verfechter der Abstinenzbewegung - schadet es dem Seelenheil des Menschen, wenn er trinkt und zweitens ist er auch weniger produktiv, wenn er sich zwecks Ausbeutung in die Fabrik begibt. Seit etwa 1914 kannte man in Schweden also zwar keine komplette Prohibition, wie später in den USA, jedoch ein sehr restriktives System mit Einfuhrverboten, Staatsmonopolen auf Produktion und Verkauf von Alkohol, hohen Preisaufschlägen und - bis in die 50er Jahre hinein - Rationierungen (nicht mehr als 3 Liter Sprit pro Monat für einen ausgewachsenen Mann).
Nun, mittlerweile ist Schweden ja in der EU und hat sich dementsprechend auch an EU-Gesetze zu halten (in diesem Falle mal ein Vorteil), sodass seit den Neunzigern doch einige Bastionen der Alkoholverbotspolitik geschleift werden konnten, z.B. was die Einfuhr von Spirituosen über den Versandhandel betrifft. Was sich nicht geändert hat, ist, dass das Trinken in Schweden immer noch sehr teuer ist. Die heute besprochene Flasche einheimischen Whiskys kostet bei uns (ich habe es nachgeschlagen, obwohl es ein Geschenk war... natürlich nur aus Recherchegründen) inzwischen knapp über 50,- EUR, in Schweden ist es aber locker doppelt so viel. Also, jedenfalls: wie die Schweden zum Whiskybrennen kamen, wird auf der Firmenhomepage von Mackmyra sehr schön erklärt: Anscheinend hatten sich 1998 acht Freunde in einer Skihütte getroffen und dem Gastgeber jeweils eine Flasche Single Malt mitgebracht (angesichts der oben erwähnten Preise ein fürstliches Geschenk) und bei der Gelegenheit beschlossen, ein einheimisches Produkt müsse jetzt langsam mal her. Gesagt - getan: Im Jahre 2008 war die erste größere Charge dann für den Konsum bereit, es hatte vorher allerdings bereits Small Batch Releases gegeben.
Heutzutage, 14 Jahre nach der Gründung, ist das Portfolio durchaus umfangreich. Neben der First Edition (erste Auflage war 2008) gibt es noch den Special (Reifung in "Quarter Casks"), den Moment (verschiedene Cask Reserves), den Svensk Rök (rauchig), den Vit Hund (New Make Spirit), den Bee (Honig-Whiskylikör) sowie den heute besprochenen Swedish Whisky, der auch unter dem Namen Brukswhisky (wohl eher in Schweden) vermarktet wird. Ich dachte erst, Brukswhisky hieße so etwas wie Gebrauchswhisky, also: zur täglichen Anwendung geeignet. Aber nichts dergleichen, er heißt einfach so nach dem Ort, wo die Destillerie steht. Es handelt sich bei diesem Whisky um eine Mischung verschiedener nicht-torfiger und leicht torfiger Produkte der Brennerei, die alle in Ex-Bourbonfässern gereift sind und später noch Finishings in Sherryfässern und Eichenfässern erleben durften.
Bild: TAQ
Art und Herkunft: Single Malt, Schweden
Aussehen und Aroma: Die Flasche sieht sehr modern aus, mit kreativen Zeichnungen, die den Herstellungsprozess erläutern. Der Whisky selbst ist sehr hellgelb und ähnelt farblich einem Weißwein. Er hat ein kräftiges Aroma mit dominanten Zitrusnoten bis hin zur Orangenmarmelade. Ein Hauch von Wacholder? Mehr als nur ein Hauch Vanille. Etwas Asche.
Geschmack: Zuerst deutlich Getreide (Weizen? Gerste?), dann etwas strenger: Kiefernholzfurnier. Im Mittelteil Eindrücke von Bitterorange. Etwas schärfer werdend. Mandeln und Ingwer. Wieder Vanille.
Abgang: Mittel bis lang, trockener Nachbrenner unter der Zunge. Pfeffer?
Fazit/Tipp: Erstaunlich komplex und vielschichtig. Ein sehr gut gemachter Whisky, wenn man die etwas holzigeren Noten zu Beginn gut haben kann. Er war in kurzer Zeit ausgetrunken, das spricht sicherlich für ihn. Leider recht selten und natürlich auch nicht ganz billig.
Nächste Woche habe ich Urlaub; der nächste planmäßige Beitrag erscheint daher erst am 12. Oktober 2013.