Samstag, 7. September 2013

Talisker 57° North NAS (57% Vol.)

Man soll niemals, niemals, aber wirklich auch niemals etwas Wichtiges aufschieben sondern immer gleich erledigen. Nach dieser Maxime hätte ich auch handeln sollen, als ich den Talisker 57° North (ab jetzt T57 abgekürzt, ist mir viel zu fade, das immer wieder hinzuschreiben) das erste Mal in die Hände bekam ... und diesen Artikel folglich gleich schreiben. Nun ist so viel Zeit ins Land gegangen, dass der T57 gar nicht mehr sooo neu ist (okay, war er damals auch nicht, aber jedenfalls neuer als jetzt) und es schon zwei neue Releases (Storm und Port Ruighe) gab, über die ich ja pflichtschuldigst berichtet hatte. Aber nun gut - besser spät als nie ist ja ebenfalls eine brauchbare Lebensweisheit.

Als der T57 im Jahr 2008 herauskam, rauschte es  gewaltig im Whiskytrinkerlager, denn es war eine der ersten Abfüllungen von der Destillerie auf Skye, die keine Altersangabe trug (nicht die erste, vorher gab es zum Beispiel schon eine nicht weiter gekennzeichnete Geburtstagsedition zum 175-jährigen Firmenjubiläum im Jahre 2005). Tatsächlich begann mit dem 57er aber die Entwicklung in eine Richtung, in die nun viele Brennereien gehen, nämlich nicht mehr so verschwenderisch mit den alten Whiskys, die noch am Lager sind, umzugehen, und somit die Fixierung auf ein bestimmtes Alter mehr und mehr und mehr - auch in der Kundenwahrnehmung - aufzugeben. Ich persönlich habe kein großes Problem mit dem Trend, ich weiß allerdings auch, dass nicht jeder Fan es ebenfalls so sieht. Alte Gewohnheiten sterben nun mal langsam aus und über viele Jahre galt es nun mal - zu Unrecht - als primäres Qualitätsmerkmal, wenn ein Whisky nicht nur eine Altersangabe besaß sondern diese auch noch recht hoch war (für Viele beginnt der Whiskygenuss demnach auch erst ab dem 12. Lebensjahr, wobei Trinker in anderen Ländern, z.B. in Großbritannien, ihre Flaschen auch gerne mal jünger haben). Wie dem auch sei, der Zug in Richtung NAS dürfte mittlerweile abgefahren sein, dass zeigen uns auch Destillerien wie Macallan und Ardbeg recht deutlich.

Benannt ist der Talisker 57° North (ok, jetzt hab ichs doch noch mal ausgeschrieben) natürlich nach dem Breitengrad, auf dem die Destillerie liegt. Man hätte ihn natürlich auch 6° West nennen können, nach dem Längengrad, aber dann wäre das mit den Volumenprozenten nicht so gut ausgekommen - es sei denn, man hätte ein Bier gebraut.   Lustigerweise kostete der gute Tropfen eine Zeitlang auch in den meisten Shops um die 57,- EUR, allerdings haben die Preise in den letzten Jahren doch gut angezogen und liegen jetzt schon knapp unter oder über der Sechzigermarke. Zusammen mit einigen anderen Produkten aus dem Portfolio wurde auch dem T57 Ende 2012 eine neue Aufmachung spendiert. Das Foto unten zeigt noch das alte Label.

Bild: TAQ

Art und Herkunft: Single Malt, Islands (Skye)

Aussehen und Aroma: Hellgolden mit deutlichem Kupferstich. Phenolisch, Jod, reife Trauben. Erdig. Bäume (Fichten?), sehr kräftig.

Geschmack: Ein mächtiger und doch sehr vielfältiger Whisky. Prickelnd, komplex. Orangenmarmelade, deutlicher roter Pfeffer, später eine Ahnung von Traubenmost. Teer.

Abgang: Lang, warm, und stark. Ein typischer Talisker mit der Explosion am Ende.

Fazit/Tipp: Er verträgt schon ein wenig Wasser und wird dann süßer, mit etwas trockeneren Nuancen (dunkle Schokolade). Alles in allem: Qualität braucht keine Altersangabe! Ein sehr schöner Malt und geschmacklich wie Geld auf der Bank. Leider kann ich ihn mir nicht öfter leisten.

Der nächste planmäßige Beitrag erscheint am 14. September 2013.



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