Sonntag, 27. Mai 2012

Termine Juni 2012

Lokal / Regional
Historischer Markt (Osnabrück: 23. und 24. Juni)

National

2. Schweriner Bierbörse (Schwerin: 1. bis 3. Juni)
14. Leipziger Bierbörse (Leipzig: 22. bis 24. Juni)
2. Hückeswagener Bierbörse (Hückeswagen: 29. Juni bis 1. Juli)

International

Tschechisches Bierfestival (Prag: noch bis 2. Juni)
3rd Glastonbury Beer Festival (Glastonbury, Somerset, UK: 2. und 3. Juni)

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Haftungsaussschluss: Alle Angaben ohne Gewähr. Änderungen und Irrtümer vorbehalten. Änderungen von Veranstaltungsorten und/oder -terminen liegen in der Verantwortung des jeweiligen Veranstalters. Informieren Sie sich daher zusätzlich bitte auf den offiziellen Veranstaltungsseiten.

Samstag, 26. Mai 2012

George Dickel No. 12 (45% Vol.)

Ich glaube, die drei Whisk(e)ys, die es so gut wie in jeder Kneipe und Bar auf GOttes schöner Erde geben dürfte (außer vielleicht in Onkel Osamas Haus der Abstinenz), sind Johnnie Walker Red Label, Jim Beam White Label und Jack Daniel's No. 7. Von allen dreien würde ich auch den Letzteren im Zweifelsfall eher bevorzugen. Jack Daniel's ist ja bekannt durch seine Fernsehwerbespots, in denen in der Brennerei in Lynchburg seit Jahren die Zeit stillzustehen scheint und sich die Lagermeister im Schaukelstuhl die Langeweile vertreiben. Dieses Image hat die Firma über die Jahre geschickt aufgebaut und ist damit sehr erfolgreich - auch wenn es mit der Realität natürlich wenig gemeinsam hat. Aber immerhin: wenn man nach Lynchburg fährt, kann man tatsächlich noch die alte Brennerei sehen, in der 1866 alles begann. Jack Daniel's ist heute der prominenteste Vertreter des Tennessee Whiskey, einer eigenständigen Sorte, die - was die Bekanntheit angeht - hinter dem Kentucky Bourbon doch etwas zurückfällt. Was den Tennessee Whiskey zumindest in der Außenwahrnehmung von anderen Whiskys unterscheidet, ist das sogenannte Charcoal Mellowing, auch Lincoln County Process genannt. Bei diesem Verfahren wird der Alkohol vor der Abfüllung durch mehrere Schichten Holzkohle, welche in der Regel aus Zuckerahorn gewonnen wird, gefiltert. Dies soll ein weicheres, ausbalancierteres Endprodukt ergeben. Allerdings ist das Charcoal Mellowing keine gesetzliche Vorgabe, die erfüllt sein muss, um einen Whiskey Tennessee Whiskey nennen zu dürfen. Es gibt nur eine Klarstellung innerhalb des NAFTA-Vertrags, die besagt, dass Tennessee Whiskey in Tennessee hergestellt worden sein muss. Ebenso gibt es auch Kentucky Bourbon, der holzkohlegefiltert ist, ohne dass auf der Flasche besonders darauf hingewiesen wird.
 
Heutzutage gibt es nur noch vier Brennereien, die Tennessee Whiskey herstellen. Neben der universell bekannten Jack Daniel's sind dies Collier and McKeel, Prichard's und George Dickel. Als kleine Notiz zum oben Beschriebenen sei gesagt, dass anscheinend die Firma Prichard's ihren Tennessee Whiskey nicht dem Charcoal Mellowing unterzieht. Zur heutigen Verkostung spreche ich aber über eine andere, dem Laien kaum bekannte Brennerei, nämlich George Dickel. Die Destillerie geht zurück auf einen Mann namens - naja - George Dickel, der in einer Siedlung namens Cascade Hollow, nahe Tullahoma, in den späten 1860ern einen Gemischtwarenladen betrieb. Diesem fügte er 1870 eine Whiskeydestillerie hinzu. Anfang des 20. Jahrhunderts war man bereits die größte Brennerei Tennessees. Aber die Prohibition, erst die im Bundesstaat, dann die im gesamten Land, versetzte der Firma den Todesstoß. Ab 1919 gab es von hier keinen Schnaps mehr. Erst 1958 erbaute man eine neue Produktionsstätte, nur wenige Meilen vom Konkurrenten in Lynchburg entfernt. Seit 1964 firmiert man wieder unter dem Namen George A. Dickel. Die Marke gehört mittlerweile zum Giganten Diageo.

Zwei Dinge machen den Tennessee Whiskey von Dickel besonders: erstens schreibt sich das Produkt seit eh und je nicht Whiskey, wie in den USA üblich, sondern Whisky, wie in Schottland. Der Legende nach deshalb, weil George Dickel der Ansicht war, sein Whiskey brauche den Vergleich mir den besten schottischen Whiskys nicht zu scheuen. Zweitens wendet Dickel zwar ebenfalls den Lincoln County Process an, unterscheidet sich aber von der Konkurrenz zusätzlich dadurch, dass der Whisky vor der Holzkohlefiltration noch kaltfiltriert wird, wodurch mehr Fettsäuren abgeschieden werden sollen. Das Firmenportfolio umfasst den Cascade Hollow (einen Whiskey, der dem ursprünglich in den 1870ern hergestellten Produkt nachempfunden sein soll), den George Dickel No. 8, den George Dickel No. 12, sowie den Barrel Select (zwischen 10 und 12 Jahren gereift). Das Flaggschiff der Linie ist der No. 12, welcher mehrere bedeutende Preise gewonnen hat und von Jim Murray, einem der führenden Whisk(e)yexperten der Welt, unter die zehn besten Whisk(e)ys überhaupt gezählt wird.

Aussehen und Aroma: Die Flasche hat ein klassisch zu nennendes Label, wie aus einem Western, auf alt gemacht. Der Whisky selbst scheint mir recht dunkel, mit einem Hauch von Rotgold. Er ist extrem aromatisch, die erste Nase ergibt sofort reiche Eindrücke von Baumharz und Ahornsirup, eventuell etwas Getreide.

Geschmack: Der George Dickel No. 12 ist unheimlich komplex, mit einem kräftigen, dennoch weichen Antritt. Er ist süßlich, mit Noten von Ahornsirup und Eichenholz, und sehr viel Gewürz (Nelken, Zimt) im Mittelteil. Insgesamt angenehm mild, dennoch ausdrucksvoll.

Abgang: Ziemlich lang und nachhallend.

Fazit: Ein wunderbarer Whiskey, der seine Preise und Lobreden völlig zu Recht bekommen hat. Eigentlich möchte ich, seit ich ihn kenne, gar keinen anderen amerikanischen Whisky mehr trinken. Absolut empfehlenswert, leider wirklich nicht ganz preisgünstig (um die 46,- EUR online).

Tipp: Um Himmels willen pur genießen. Wer diesen Whiskey mit Cola verdünnt, gehört ausgepeitscht. Einen kleinen Schuss (stilles!) Wasser verträgt er gut, er wird dann noch weicher und gewinnt noch etwas mehr Süße. Wer es kräftiger mag, kann auch zum George Dickel No. 8 greifen, dieser hat zwar weniger Alkohol, erscheint jedoch etwas ruppiger und kostet ein ganz klein bisschen weniger.

Der nächste planmäßige Beitrag erscheint am 2. Juni 2012.

Picture Credits: "George Dickel No 12": KRT



Samstag, 19. Mai 2012

Sind so kleine Biere, Teil III: Jopen Jacobus RPA (5,3% Vol.)

Die niederländische Stadt Haarlem blickt auf eine lange und ruhmreiche Bierbrautradition zurück. Im 16. und 17. Jahrhundert zählte man hier bis zu 52 verschiedene Brauereien, die ihre Produkte in ganz Europa verkauften, abgefüllt in spezielle Holzfässer (die Jopen) mit genau 112 Liter Fassungsvermögen. Auch auf ein einheitliches Reinheitsgebot hatte man sich geeinigt, um einen hohen Qualitätsstandard und damit die Einkünfte aus dem Bierexport langfristig zu sichern. Aber da alle guten Dinge bekanntlich eines Tages enden müssen, war es kurz nach dem 1. Weltkrieg auch in Haarlem mit der Bierbrauerei zu Ende und der letzte Betrieb schloss seine Pforten.

Im Jahr 1994 braute eine kleine Gruppe von Bierenthusiasten zur Feier des 750. Stadtjubiläums von Haarlem ein Bier nach traditionellem Rezept, das hervorragend angenommen wurde. Schnell entstand aus dieser Schnaps Bieridee die Keimzelle einer neuen Brauerei, der Jopenbrauerei (benannt nach den alten Holzfässern). Zunächst wurden, da keine eigenen Braukessel zur Verfügung standen, verschiedene fremde Brauereien genutzt, um die Produkte herzustellen. Schließlich zog man 2010 endlich in eigene Räumlichkeiten, nämlich die ehemalige Jacobuskerk in Haarlem, die seitdem Jopenkerk genannt wird. Heute gehören zehn Biere und ein Eau de Vie auf Bierbasis zum Grundsortiment; dazu kommen noch ein paar saisonale Biere wie Märzen oder Bock.

Das von uns getestete Jopen Jacobus RPA ähnelt von der Brauart her, wie der Name schon suggeriert, einem IPA (Imperial/India Pale Ale), wird jedoch mit Roggen statt mit Gerste gebraut. Laut Webseite der Brauerei geht dies auf eine alte Haarlemer Tradition zurück: die dortigen Pilgergaststätten (Teil des alten Jakobsweges) waren im Mittelalter von der Biersteuer befreit, solange sie Roggen als Grundstoff für ihre Biere benutzten. Außerdem wird ausgesuchter amerikanischer Hopfen für das Jacobus RPA verwendet.


Aussehen und Aroma: Das blau, rot und grün gestaltete Etikett zeigt mehrfach die Jakobsmuschel, das Erkennungszeichen der Jakobspilger. Ansonsten sind die Labels des Standardsortiments gestalterisch vereinheitlicht. Ein kupferfarbenes Bier mit eher kleiner Krone. Sehr fruchtiges Aroma (Kirsche, Gummibärchen).

Geschmack: Zunächst ein recht fruchtiger Antritt, im Mittelteil dann plötzlich eher bitter, fast ledrig wirkend. Gewöhnungsbedürftig.

Abgang: Kurz, mit einem bitteren Nachklang.

Fazit: Wegen der eher ungewöhnlichen Zubereitung für ein Mal ganz interessant, mir persönlich aber zu unausgewogen und etwas unfreundlich im Abgang,

Der nächste planmäßige Beitrag erscheint am 26. Mai 2012.

Picture Credits: "Jopen 2": KRT

Samstag, 12. Mai 2012

Old Aguardiente de Cana Single Cask 1996 (42% Vol.)

Mit dem Aguardiente ist es so eine Sache. Jedes Land, in dem er hergestellt wird, versteht etwas anderes darunter. In Prinzip bedeutet der Name nur Feuerwasser und wird für eine bestimmte Gattung von Spirituosen verwendet, die bis zu 60% Alkohol enthalten können. Die regionalen Interpretationen sind, wie schon gesagt, recht unterschiedlich: der kolumbianische Aguardiente, der mir persönlich zum Beispiel extrem zusagt, hat bis zu 29% Vol. und ist als Zuckerrohrschnaps mit Anisgeschmack anzusprechen. Im benachbarten Ecuador genießt man ihn ohne Aromen. In Chile ähnelt er einem Grappa, ist also ein hochprozentiger Traubentrester. Und so weiter. Und so fort. Vor einiger Zeit hatte ich nun im Parks einmal Gelegenheit, einen Aguardiente aus Kuba zu probieren, nämlich den Old Aguardiente de Cana Single Cask 1996. Eingeordnet ist er im Parks unter "Rum", und das ist ja durchaus sinnvoll, wenn er aus Zuckerrohr ("Cana") ist. Ein stolzer Preis ... 8,90 EUR für 4 cl. Schauen wir mal, was er so kann.






Aussehen und Aroma:
Sehr, sehr hellgelb. Intensiver Lakritzgeruch, etwas Kaffee findet sich auch.


Geschmack: Hier beweist sich die Janusköpfigkeit Kubas - zuerst ein angenehm vollmundiges, seidiges Gaumengefühl, recht mild und weich, mit einer deutlichen Lakritznote. Dann aber zeigt das kommunistische System seine menschenverachtende Fratze: je länger der Aguardiente im Mund verbleibt, desto dominanter wird ein sehr muffig wirkender Grundton, ein regelrechter Geschmack von Mottenkugeln macht sich breit.

Abgang: sehr kurz, auf der Zunge bleibt ein pelziges Gefühl.

Fazit: Bis zum Mittelteil ist soweit alles in Ordnung. Danach wird es aber wirklich unschön; es vergällt einem die Freude an diesem ansatzweise netten Schnaps. Nee. Vielen Dank auch, Comandante Fidel. Wenn das Che wüsste ...

Der nächste planmäßige Beitrag erscheint am 19. Mai 2012.

Samstag, 5. Mai 2012

Jura Superstition NAS (43% Vol.)

Die winzige Insel Jura (nicht zu verwechseln mit dem gleichnamigen Schweizer Kanton) liegt recht isoliert vor der Westküste Schottlands. Die einzige ganzjährige Verbindung besteht in der Fähre von Port Askaig auf der Insel Islay, obwohl es im Sommer noch eine weitere Fähre vom Festland aus gibt.

Die stolzen Insulaner, die Diurachs, zählen heutzutage nur noch etwa 200 Seelen. Trotzdem ist die Insel ein beliebtes touristisches Ziel, obwohl nur wenig geeignete Infrastruktur besteht. Zu sehen gibt es unter anderem eine interessante Bergkette, die Paps of Jura, sowie einige Überbleibsel aus der Jungstein- und Bronzezeit. George Orwell schrieb hier den Roman 1984.

Erstaunlicherweise beherbergt die dünnbesiedelte Insel eine interessante Destillerie mit dem naheliegenden Namen Isle of Jura. Es ist eine junge Brennerei und wurde erst 1963 fertiggestellt, allerdings am Ort einer älteren Anlage aus dem 19. Jahrhundert. Heute stehen hier um die 15 Personen (bei knapp 200 Einwohnern nicht schlecht) in  Lohn und Brot. Neben zahlreichen Sonderabfüllungen konzentriert sich das Hauptgeschäft auf die vier Sorten Prophecy, Diurachs' Own, Superstition und Origins. Auf jeder Packung dieser Serie ist ein kleines Koordinatensystem aufgeprägt, welches dem Käufer die Wahl des Whiskys erleichtern soll. Demnach entspricht torfig und leicht: Superstition; torfig und kräftig: Prophecy; nicht torfig und leicht: Origin, nicht torfig und kräftig: Diurachs' Own.

Heute also stelle ich den Superstition vor. Dieser Single Malt wird nach Herstellerangabe aus verschiedenen rauchigen und nichtrauchigen Jura Malts unterschiedlichen Alters gemischt, trägt jedoch selber keine Altersangabe. Die typische, leicht taillierte Jura-Flasche trägt beim Superstition das uralte ägyptische Ankh-Symbol. Auf der Umverpackung wird der Aberglaube ("Superstition") kolportiert, es bringe Glück, beim Einschenken die Handfläche auf dem Ankh zu halten. Na, an mir soll es nicht liegen ... bevor mich der Fluch des Pharao trifft ...



Aussehen und Aroma: Dunkles Gold in der Farbe; in der Nase finden sich Honig, Rauch und leichte Salzigkeit.

Geschmack: Es zeigt sich - wie erwartet - eine ausgeprägte Honignote, gemischt mit Heidekräutern. Etwas Salz hält sich ebenfalls im Mittelteil. Die angenehmen Torfrauchelemente vermischen sich mit einem Eindruck von Chili zu einem leichten Prickeln auf der Zunge. Kräftig im Antritt.

Abgang: Lang, zum Ende hin trockener.

Fazit: Man kann diesen wirklich hervorragenden Single Malt entweder pur oder mit etwas stillem Wasser genießen. Mit verbundenen Augen könnte man aufgrund seiner Eigenschaften auch auf einen leichten Islay Malt oder einen Talisker tippen. Letztendlich finde ich ihn kräftiger als versprochen - und das ist auch gut so. Im Moment einer meiner Lieblingswhiskys und mit Preisen deutlich unter 30,- EUR mehr als nur akzeptabel. Kaufempfehlung!

Der nächste planmäßige Beitrag erscheint am 12. Mai 2012.
Picture Credits: "Superstition": KRT