Mit dem Aguardiente ist es so eine Sache. Jedes Land, in dem er hergestellt wird, versteht etwas anderes darunter. In Prinzip bedeutet der Name nur Feuerwasser und wird für eine bestimmte Gattung von Spirituosen verwendet, die bis zu 60% Alkohol enthalten können. Die regionalen Interpretationen sind, wie schon gesagt, recht unterschiedlich: der kolumbianische Aguardiente, der mir persönlich zum Beispiel extrem zusagt, hat bis zu 29% Vol. und ist als Zuckerrohrschnaps mit Anisgeschmack anzusprechen. Im benachbarten Ecuador genießt man ihn ohne Aromen. In Chile ähnelt er einem Grappa, ist also ein hochprozentiger Traubentrester. Und so weiter. Und so fort. Vor einiger Zeit hatte ich nun im Parks einmal Gelegenheit, einen Aguardiente aus Kuba zu probieren, nämlich den Old Aguardiente de Cana Single Cask 1996. Eingeordnet ist er im Parks unter "Rum", und das ist ja durchaus sinnvoll, wenn er aus Zuckerrohr ("Cana") ist. Ein stolzer Preis ... 8,90 EUR für 4 cl. Schauen wir mal, was er so kann.
[Bild: SantiMB.Photos auf flickr.com (BY-NC-ND)]
Geschmack: Hier beweist sich die Janusköpfigkeit Kubas - zuerst ein angenehm vollmundiges, seidiges Gaumengefühl, recht mild und weich, mit einer deutlichen Lakritznote. Dann aber zeigt das kommunistische System seine menschenverachtende Fratze: je länger der Aguardiente im Mund verbleibt, desto dominanter wird ein sehr muffig wirkender Grundton, ein regelrechter Geschmack von Mottenkugeln macht sich breit.
Abgang: sehr kurz, auf der Zunge bleibt ein pelziges Gefühl.
Fazit: Bis zum Mittelteil ist soweit alles in Ordnung. Danach wird es aber wirklich unschön; es vergällt einem die Freude an diesem ansatzweise netten Schnaps. Nee. Vielen Dank auch, Comandante Fidel. Wenn das Che wüsste ...
Der nächste planmäßige Beitrag erscheint am 19. Mai 2012.
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