Samstag, 31. Mai 2014

Bowmore Tempest 10 J. (56% Vol.)

Mir fällt gerade mal wieder auf, dass der Blog letzthin doch sehr whiskylastig geworden ist. Ich werde mal versuchen, in der nächsten Zeit etwas gegenzusteuern, was die Thematik angeht. Zwei Rums, ein Jenever, zwei Biere liegen - verkostungstechnisch - noch in der Röhre, eigentlich also gar nicht so schlechte Voraussetzungen, das Ganze wieder ein bisschen aufzulockern. Diese Woche gibt es aber nochmal einen uisge beatha, nämlich den Bowmore Tempest.

Mir fällt auf, dass das tempestuöse, also das stürmische, bei der Namensgebung von Whisky immer öfter gerne genommen wird, man denke an den Talisker Storm oder den Islay Storm. Bietet sich bei maritimen Charakterzügen der Produkte natürlich auch irgendwo an, geb' ich zu. Einen möglichen anderen Weg hat, glaube ich, Old Pulteney mal beschritten und eine Serie nach den Namen (bzw. den Kennnummern) von Fischerbooten aus der Region um Wick benannt - ganz sicher bin ich  mir da im Augenblick aber auch wieder nicht. Oder man macht es wie z.B. Bruichladdich und nennt die Whiskys nach den Feldern, wo die Gerste angebaut wurde oder so ähnlich.

Egal; der Bowmore Tempest wird von der Brennerei als small batch (Kleinserie) vermarktet, bis jetzt wurden drei verschiedene Chargen veröffentlicht, welche sich anhand der Trinkstärke unterscheiden lassen: Die Erste hatte 55,3 Umdrehungen, die Zweite (hier besprochene) genau 56 und die Dritte schließlich 55,6. Welche batch auch immer man käuflich erwirbt, sie liegt in Deutschland eigentlich jeweils gut über 50,- EUR pro Flasche, jedenfalls online. Der Tempest wird in first fill-Bourbonfässern gelagert. Er ist farbjustiert, aber nicht kaltfiltriert.



Art und Herkunft: Single Malt, Islay

Aussehen und Aroma: Hell golden und schimmernd. In der ersten Sekunde riecht er eher süß, eventuell etwas zitronig. Dann ein zweiter Impuls aus ganz wenig Seeluft und pfeffrigen Noten.

Geschmack: Erst süß, Tortenboden. Im Mittelteil schwungvoll und teilweise atemberaubend. Eine Wolke glutheißer Luft. Pfeffrig und torfig, jedoch kein Torfmonster. Salz finde ich nicht viel.

Abgang: Lang. Weniger trocken, sondern eher fruchtig.

Fazit/Tipp: Ein sehr kraftvoller, leidenschaftlicher, nicht zu torfiger Bowmore. Wem er zu stürmisch daherkommt, dem sei ein Schluck Wasser im Glas herzlich empfohlen. Er wirkt dann weniger überwältigend, erhält jedoch eine deutliche Tabaknote dazu.

Der nächste planmäßige Beitrag (garantiert kein Whisky!) erscheint am 7. Juni 2014.

- Euer Tomas Aquinas


Samstag, 24. Mai 2014

Usher's Green Stripe NAS (40% Vol.)

Alle, die sich heutzutage als ernsthafte Whiskytrinker bezeichnen, werden in der Regel zuerst einmal an den Single Malt denken. Über diesen wird in einschlägigen Kreisen (also auch hier) am meisten gesprochen und geschrieben. Es werden Muster ausgetauscht, seltene Flaschen werden immer teurer. Ein Spartenexpertentum (Etiketten, erloschene Destillerien, ...) hat sich herausgebildet. Tatsächlich ist das Phänomen (von wenigen Ausnahmen abgesehen) nicht viel älter als etwa zwanzig Jahre, denn wer die Barschränke der Generationen vor uns nach Whiskys durchsuchen könnte, würde dort hauptsächlich Blends (auch einfach nur Scotch genannt) vorfinden, also Dinge wie White Horse, Ballantine's, Johnnie Walker. Warum sich die Trinkgewohnheiten irgendwann in den Neunzigern geändert haben, wäre sicherlich ein dankbares Thema für einen weiteren Artikel. Aber wir blicken heute viel weiter zurück in die Vergangenheit, nämlich in das frühe 19. Jahrhundert, sagen wir mal so um 1840. Wie ich in einem älteren Beitrag schon einmal geschrieben habe, tranken die Leute damals, so sie denn Whisky tranken, nur Single Malts. Alles in Butter, könnte man also sagen. Nicht ganz. Die damaligen Whiskys waren erstens anders als die heutigen; sie waren primitiver gebrannt und auch die Lagerung wurde noch nicht unbedingt als eigene Kunstform angesehen. Mithin tendierten sie dazu, eher jung und ruppig abgefüllt zu werden. Mangels eines modernen Fassmanagements (wie es heute bei den Destillerien durch den jeweiligen malt master garantiert wird) kam noch ein weitaus größeres Problem hinzu: Die Qualität der Produkte schwankte von Charge zu Charge ganz erheblich. Der Fachmann nennt so etwas auch Volatilität

Es gab damals bereits Groß- und Einzelhändler, welche den verschiedenen Destillerien ihren Whisky abkauften, ihn in Flaschen abfüllten, und ihn anschließend an den Endverbraucher verkauften. Diesen Händlern konnte es natürlich nicht recht sein, dass die Qualität der Brennereierzeugnisse solch starken Schwankungen unterlag, denn wenn einmal ein schlechtere Lieferung dabei war, waren Beschwerden der Kunden vorprogrammiert. Aber was tun? Auf die Produzenten selbst hatte man wenig Einfluss (anders als heute, wo es ja bereits einige Abfüller gibt, denen auch Brennereien tatsächlich gehören). Nun lebte damals in Edinburgh ein Mann namens Andrew Usher (eigentlich gab es derer zwei, der andere war sein Vater), der eine Idee hatte: Wenn man nun den Whisky, anstatt ihn Jahrgang um Jahrgang bzw. Fass um Fass zu verkaufen, mischen würde, bis man einen akzeptablen Geschmack geschaffen hätte? Dann könnte man, wenn man über ein feines Näschen, einen feinen Gaumen und einigermaßen umfangreiche Whiskyvorräte verfügte, diesen Geschmack wieder und wieder reproduzieren, das heißt: man hätte eine immer (fast) gleichbleibende Qualität. Die ersten Versuche begannen in den späten 1840ern, aber es dauerte noch bis 1853, bis der erste Blend der Welt entstanden war: Usher's Old Vatted Glenlivet (OVG). Dieser war aber eher das, was man heute einen Vatted/Blended Malt nennen würde. Wenig später begann Andrew Usher (Junior), den Single Malts die neutraler schmeckenden Grain Whiskies zuzusetzen. Er gehörte denn auch zu den Gründervätern der großen Graindestillerie North British, allerdings erst ein paar Jahre danach.

Wenige Zeit nach dem Erscheinen des OVG, viele Quellen sprechen von 1856, kam dann der erste "moderne" Blend heraus, und das war - tataaaa - der heute verkostete Usher's Green Stripe, der älteste noch immer (und ununterbrochen) produzierte Scotch. Dieser wurde seit 1919 von der Firma J & G Stewart, Edinburgh, hergestellt (Usher hatte die Rechte verkauft). Ich konnte herausfinden, dass die Wortmarke für J & G Stewart (JGS) allerdings erst recht spät, nämlich im Jahre 1934, eingetragen wurde. Erloschen ist sie dann 1995. Die Marke gehörte aber, das ließ sich anhand alter Firmenportfolios feststellen, in den 60ern irgendwann bereits zu Brown Forman. Heute wird JGS (und somit der Green Stripe) laut zumindest einer Quelle als Marke von Whyte & Mackay gelistet, allerdings habe ich auch schon Diageo gehört. Aber irgendwie ist mein detektivischer Eifer dann auch erlahmt. Fest steht, dass JGS zu Glanzzeiten eine eigene Brennerei betrieb (wo dann wohl auch der Usher's hergestellt wurde) - und zwar im Edinburgher Hafen Leith, bevor die Abfüllung in den Siebzigern verlegt wurde.

Dass der Usher's Green Stripe - obwohl er ja ein historisches Erbe darstellt - heute recht unbekannt ist, liegt vor allem daran, dass man ihn in Europa nicht mehr kaufen kann. Anscheinend ist er nur noch auf dem amerikanischen Kontinent erhältlich. Während einer der verschiedenen Übernahmen der Marke muss auch ein rebranding stattgefunden haben, denn dort, wo er noch verkauft wird, gehört der große alte Herr mittlerweile zu den Produkten im Niedrigpreissegment. In den USA werden z.B. Preise um die 13 bis 14 USD ausgerufen; das ist doch schon recht günstig. Selbstverständlich hat sich mit der Zeit auch der Geschmack verändern (müssen), denn einige der Destillerien, die Usher 1856 in den Blend hineinpackte, gibt es heute gar nicht mehr. Aber das ist ja auch der Vorteil von Blends, dass man zumindest einen ähnlichen Geschmack über die Zeit erhalten kann, indem man eine weggefallene Brennerei bzw. deren Produkt durch ein anderes, ähnlich schmeckendes Erzeugnis ersetzt. Auch wurde die Trinkstärke angepasst.

Eine gut erhaltene, ungeöffnete Flasche Usher's Green Stripe (insbesondere diejenigen, die vor der Jahrtausendwende abgefüllt wurden), hat heute einen gewissen Sammlerwert. Man erkennt diese "alten" Flaschen an der Ausstattung mit dem namensgebenden "grünen Streifen" (ein Stückchen grünes Seidenband, welches vom Korken herabhängt und weiter unten an der Flasche von einem ebenfalls grünen Wachssiegel fixiert wird. Sie sind außerdem mit einem Alkoholgehalt von 43% Vol. abgefüllt. Für derartige Flaschen darf man einen Preis von um die 150,- EUR ansetzen. Plattfuss hatte vor einiger Zeit richtig Glück und erstand eine für sagenhafte 35,- EUR. Im selben Jahr (2012) erhielt ich ebenfalls eine als Weihnachtsgeschenk von meiner Frau. Sie hatte dafür mehr als 100,- aber weniger als 150,- EUR bezahlt. Allerdings gab es noch einen originalen Werbeaufsteller (der ebenfalls ein Sammlerstück ist) gratis dazu, also war es doch ein gutes Geschäft. Nachstehend zur Orientierung also ein Bild dieser Flasche (abgefüllt noch im 20. Jahrhundert), samt Deko:




Nachdem Plattfuss und ich uns nun also unsere Sammlerflaschen gesichert hatten, zwecks Anglotzens und eventuell später auch gewinnträchtigen Wiederverkaufs, wollten wir natürlich trotzdem mal den Usher's probieren. Vor ein paar Jahren hatten wir ja das Vergnügen einmalig gehabt, als wir das erste Mal darauf stießen. Der Besitzer der (ebenfalls "antiken") Flasche hatte uns zwar 17,- EUR pro Glas abgeknöpft, dafür aber widerstandslos die Pulle geköpft. Ich habe mir damals keine Notizen gemacht, aber ich erinnere mich an einen sehr weichen, geschmeidigen Blend, aus dem man die Grains fast gar nicht herausschmeckte (Usher's warb früher mit dem Slogan: The Original Light Scotch). Nun ist es uns einige Zeit später tatsächlich gelungen, für wenig Geld noch eine dritte Flasche zu erstehen, die wir nun endlich auch mal trinken konnten. Aber einen Wermutstropfen gibt es doch: Es handelt sich um eine Barflasche mit 1,75 Liter Fassungsvermögen, die aber bereits zur "neuen" Generation des Usher's Green Stripe zählt (also bereits nach der Jahrtausendwende abgefüllt), was man auch an der "ärmlicheren" Ausstattung der Flasche (kein Siegel mehr, vereinfachtes Etikett) erkennen kann. Zusammen mit der Neupositionierung der Marke im unteren Preissegment wurde auch der Alkoholgehalt reduziert und - so sind wir uns ziemlich sicher - die Rezeptur verändert.


Art und Herkunft: Blended Scotch Whisky

Aussehen und Aroma: Relativ hell, junges Stroh. Gelblich. Ziemlich fruchtiges Aroma, starke Vanillenoten. Außerdem ein holzig-nussiges Thema. Haselnüsse?

Geschmack: Vorne auf der Zunge samtig, ebenfalls süß-nussig. Eventuell etwas Pistazie? Schokoladig-trocken bis leicht bitter im Mittelteil. Der Grain Whisky zeigt sich deutlich.

Abgang: Für einen Blend recht lang, ziemlich weich. Etwas Wärme zum Schluss.

Fazit/Tipp: Ein immer noch ganz gut komponierter Blend, der der langen Tradition der Marke keine Schande macht. Aus dem Gedächtnis aber definitiv nicht so stimmig und gefällig wie die alte Abfüllung aus dem 20. Jahrhundert. Werde mal versuchen, mir noch einmal eine Flasche des "Alten" nur so zum Trinken zu holen. Vielleicht hab' ich ja Glück.

Der nächste planmäßige Beitrag erscheint am 31. Mai 2014.

- Euer Tomas Aquinas


Samstag, 17. Mai 2014

Islay Living Cask NAS "vom Fass" (46% Vol.)

Die heutige Verkostung dient eher dem Test eines Konzepts als dem Test eines Produkts. Wir haben den guten Schluck (bzw. Plattfuss hat) nämlich bereits Anfang 2013 bei vom Fass gekauft, der Whisky ist dort aber mittlerweile ausgelistet. Insofern kann ich mich am Ende kaum für oder gegen eine Produktempfehlung entscheiden.

Aber sei es drum ... das Konzept des Living Cask ist das, was der Gewohnheitstrinker - in Ermangelung eines Fässchens - als "Resteflasche" bezeichnet. Gut zum Einstieg ist also folgende Erklärung, die ich wörtlich und ohne Änderungen der Seite von barrique.com entnommen habe: 
Living cask (Blood tub):
Man füllt ein Fass mit einem reinen Single Malt Whisky (z.B. 30 Liter) und trinkt dann nach und nach einen Teil davon. Nach einiger Zeit füllt man das dann teilentleerte Fass mit einem anderen Single Malt Whisky auf (z.B. 5 Liter) Man trinkt wieder nach und nach einen Teil und füllt dann erneut mit einem anderen Single Malt Whisky auf, usw. (Beim Sherry kennt man einen ähnlichen langjährigen Verschnitt unter dem Begriff Solera.)
Oder, um es einfacher zu sagen: Man macht sein eigenes vatting. Oder blending. Abgepackt war dieses Produkt, in dem sich also Whiskys von Islay befanden (so viele kommen ja dann nicht in Frage), in einem Fläschchen nach Plattfuss' Wahl. An den Preis erinnert er sich, glaube ich, nicht mehr - aber das ist ja egal, da das Produkt eh vom Markt ist. 


Art und Herkunft: Blended/Vatted Malt, Islay

Aussehen und Aroma: Sehr hell, eher nicht farbjustiert. In der Nase intensive Heidekräuter und Holzfeuer. Fruchtige Beerennoten. Brombeeren?

Geschmack: Gleich zu Anfang solider Torf. Ein süßlicher Mittelteil. Keine speckigen Noten, eher wieder rote Beeren.

Abgang: Mittellang bis lang. Kalte Asche.

Fazit/Tipp: Anyone's guess, welche Whiskys hier im Inneren werkelten. Aufgrund des Fehlens von Speck tippe ich mal auf wenig Ardbeg und eher mehr Caol Ila. An sich ist die Idee des Living Cask ganz nett, besonders wenn man die Hoffnung hegen kann, dass aus irgendwelchen Restchen "durch Zufall" ein gut schmeckender Verschnitt entsteht. Ein Experiment halt, ein bisschen wie Alchemie. Wenn man das Ganze fix und fertig kauft, fehlt natürlich das eigentliche Abenteuer und man ersteht im Endeffekt nur einen recht teuren Vatted Malt. Das getestete Produkt war ansonsten in Ordnung. Robust und trinkbar. Das nächste Mal panschen mischen wir uns sowas aber selbst.

Der nächste planmäßige Beitrag erscheint am 24. Mai 2014.

- Euer Tomas Aquinas


Freitag, 9. Mai 2014

Benriach Birnie Moss NAS (48% Vol.)

Über die Brennerei Benriach (oder: BenRiach) habe ich noch nicht viel gebloggt, allerdings hatte ich Gelegenheit, beim letzten Whisk(e)ybefürwortertreffen schon mal einen Kurztext anlässlich der Verkostung des Septendecim zu verfassen. Dieser hat mir damals auch sehr gut gefallen und für mich persönlich gehört die BenRiach zu den Brennereien, bei denen ich froh bin, sie "neu" entdeckt zu haben.

Es lohnt sich, mal auf deren Webseite herumzustöbern und sich insbesondere die Timeline genauer anszuschauen (die dargebotene Musik ist nicht so mein Fall, aber okay). Bis etwa Ende der 70er produzierte Benriach ausschließlich für Blends, insbesondere die von Chivas. Daher kommt es auch, dass bereits zu jener Zeit ein torfiger Whisky hergestellt wurde, was für die Speyside ja heute eher ungewöhnlich scheint, aber durchaus Tradition  hat. Der Tiefpunkt kam dann Anfang des 21. Jahrhunderts, als die Brennerei die Produktion einstellte und in einen Dornröschenschlaf versank, aus dem sie erst zwei Jahre später (2004) - nach dem Kauf durch eine private Investorengruppe - wachgeküsst wurde. Diese machte sich dann emsig ans Werk mit dem rebranding, wie man auf gut Deutsch sagt (die Marke BenRiach als Single Malt gab es eh erst seit den Neunzigern) und heutzutage gilt die Destillerie als hot, wie auch Johannes Opdenheuvel schreibt.

Hergestellt wird eine recht große Bandbreite nicht getorfter ("traditioneller") und getorfter Varianten. Der heute vorgestellte Birnie Moss ist ein Vertreter der letzteren Gruppe und benannt nach einem Moor, welches in der Nähe der Brennerei bei Elgin liegt. Der Whisky war der erste Getorfte, der unter dem neuen Management aufgelegt wurde, ist also sicht- und trinkbarer Ausdruck des damaligen Neuanfangs. Alle neuen BenRiachs sind weder gefärbt noch kaltfiltriert. Gekostet hat der Birnie Moss vor etwa anderthalb Jahren 30,- EUR; im Onlinehandel liegt er mittlerweile eher um die 32,-.


Art und Herkunft: Single Malt, Speyside (Lossie)

Aussehen und Aroma: Sehr hell, einige goldene Reflexe. Geruch: angriffslustig bis stürmisch. Jod. Schärfe. Schieferdach. Nasses Heu.

Geschmack: Im Antritt sofort etwas Roggen. Weich, aber trocken. Nach einem Augenblick sogar adstringierend. Auch leichte Süße, meines Erachtens mehr Kohlen- als Torffeuer.

Abgang: Mittellang. Auf der Zunge bleibt ein trocken wirkender Belag zurück.

Fazit/Tipp: Eigentlich für einen Whisky mit dieser Stärke (und mit diesem wohl doch recht jungen Alter) sehr mild. Allerdings hat er auch einige Ecken und Kanten. Er ist ein fast schon maritimer Single Malt. Gut trinkbar; für um die 30,- EUR kann man mit ihm nicht viel falsch machen.

Der nächste planmäßige Beitrag erscheint am 17. Mai 2014.

- Euer Tomas Aquinas


Sonntag, 4. Mai 2014

Zwischendurch: Termine Mai 2014

Lokal und Regional

Maiwoche (Osnabrück: 9. bis 18. Mai)


National

The Whisky Fair (Limburg: 17. und 18. Mai)


Whisky Fair Rhein Ruhr (Düsseldorf: 24. Mai)


International

Spirit of Speyside (Region Speyside, Schottland: 1. bis 5. Mai)


4e Utrechtse Bierbrouwersfestival (Utrecht, Niederlande: 10. Mai)

Wine, Brews & Blues Festival (Escondido, CA, USA: 17. Mai)

Latviabeerfest 2014 (Riga, Lettland: 23. bis 25. Mai)




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Samstag, 3. Mai 2014

Sind so kleine Biere, Teil XVI: Hobbybrouwerij Het Nest

Manchmal lehrt das Leben einen die nötige Demut. Bittere Lektionen sind es zwar oft, karmisch gesehen aber vielleicht auch notwendig. Plattfuss warf mir neulich vor, ich würde die Veröffentlichung von Tastings oft zu lange hinauszögern, etwas, was ich weit von mir wies. Aber im vorliegenden Fall hat er nicht ganz unrecht. Als ich letzten Herbst mit meiner Frau auf Tour in Belgien war, hielten wir zwecks Frittenpause in der schönen Stadt Turnhout. In einem angrenzenden Supermarkt stieß ich auf die Produkte einer lokalen Mikrobrauerei, der Hobbybrouwerij Het Nest. Ich war natürlich ziemlich begeistert, denn erstens hatte ich von denen noch kein einziges Bier getrunken und zweitens hatte ich mir ausgerechnet, dass ich, wenn ich die Verkostung im Blog veröffentliche, so fast etwas wie eine Pionierleistung erbringe.

Nun leider, so muss ich mir eingestehen, gibt es noch mehr Leute, die über Alkoholika bloggen, und das auch schon mehr als nur semiprofessionell. Und wenn noch dazu kommt, dass ich doch stark zum Prokrastinieren neige, so hätte ich mich nicht wundern sollen, als ich eines Tages meine metaphorische Zeitung aufschlug und einen Artikel entdeckte über ... ganz genau. Zumindest, so sagte ich mir, ist es nicht so schlimm, von einem der Besten geschlagen worden zu sein. Denn Christopher Barnes von I think about beer ist nun wirklich einer der ganz großen Bierblogger, dessen Zeilen ich wärmstens empfehlen kann. Englischkenntnisse sind allerdings schon nötig, falls man nicht zu Google Translate greifen will. Christopher jedenfalls hat nicht nur schon über Het Nest einiges geschrieben, sondern auch einen der "Hobbybrauer" - Guy Verbunt - ausführlich interviewt, weswegen ich hier noch einmal speziell zum Gespräch verlinke.

Aber zumindest kann ich ja trotzdem einen kurzen Abriss der Firmengeschichte liefern, zusätzlich natürlich zum eigentlich eh Wichtigsten - der Verkostung. Het Nest entstand, so steht es auch auf der Homepage, aus einer fröhlichen Runde von Bierenthusiasten, die nach einer langen Zeit des "passiven" Konsums beschlossen, selbst das Brauen zu erlernen, erst einmal natürlich nur zum Spaß und mit einfachen Mitteln. Mit der wachsenden Praxiserfahrung kam auch der Wunsch, in größerem Maßstab zu produzieren. Eine eigene professionelle Braustätte war in der Anfangszeit (um 2008) natürlich noch zu teuer und so wurden die Biere bis heute in wechselnden Fremdbrauereien hergestellt, die Firma ist also eine gypsy brewery, wie man auf Englisch sagt (eine deutsche Direktübersetzung wäre wohl nicht politisch korrekt. Ich schlage die Nomenklatur "Wanderbrauerei" vor). Allerdings wird nun schon an einer eigenen Produktionsanlage gebaut, die Fertigstellung soll in Sicht sein.

Zur Zeit werden seitens Het Nest sieben verschiedene Biere angeboten, welche fast alle die Namen (in der flämischen Mundart) von Spielkarten tragen. Warum? Ganz einfach: weil Turnhout die belgische Spielkartenstadt ist, so wie Altenburg in Deutschland. Mittlerweile wird auch Einiges exportiert, insbesondere in die USA.


Schuppen Boer (8,5% Vol.)

Art und Herkunft: Tripel, Scheldebrouwerij (Meer), Belgien (Prov. Antwerpen)*

Aussehen und Aroma: Eine hohe, feste Krone über einem  goldgelben Bier. Trüb. Sehr kräutrig in der Nase. Wacholder. Süßholz?

Geschmack: Leicht herb und trocken. Süßliche Noten: Sanddorn.

Abgang: Ziemlich lang. Ebenfalls trocken.

Fazit: Ganz trinkbar, aber da Tripel nicht meine Lieblingssorte ist, nichts (für mich) für den ganzen Abend. Sehr magenfüllend.


Herten Heer (6,5% Vol.)

Art und Herkunft: "Blond+Bitter", Brauerei Anders (Halen), Belgien (Prov. Limburg)*

Aussehen und Aroma: Dunkelgelb mit deutlichem Rotstich. Trüb. Schnell zusammenfallende Krone. Ein frisches und fruchtiges Aroma. Leicht. Rote Weingummischnüre.

Geschmack: Wenig(er) Kohlensäure. Bitter bis fruchtig. Frische Beeren. Wird leider schnell schweflig. Plattfuss fühlte sich an Ducksteiner erinnert.

Abgang: Mittel. Die Frucht klingt leise aus, dann trocken. Bitterer Nachhall.

Fazit: Zuerst sehr angenehm. Ab dem Mittelteil leider etwas furzig-faulig. Die Nase verspricht mehr als der Geschmack hält.


Schuppen Aas (6,5% Vol.)

Art und Herkunft: "Bernsteinfarbenes Spezialbier", Brauerei Anders (Halen), Belgien (Prov. Limburg)*

Aussehen und Aroma: Dunkler Bernstein, trüb. Sehr hohe, stabile Krone. Fast komplett neutraler Geruch. Etwas metallisch?

Geschmack: Frisch und trocken. Sehr hopfig. Bitterer im Mittelteil.

Abgang: Kurz bis mittel. Bitterer Nachklang.

Fazit: Frisch und gut trinkbar. Recht neutral, keine Fruchtnoten.

Gesamtfazit: Das Schuppen Aas war für mich am zischigsten, aber auch am neutralsten. Am zweitbesten fand ich das Schuppen Boer. Herten Heer hat mich etwas enttäuscht, hauptsächlich wegen der deutlichen Schwefligkeit.

*Anmerkung: Das Schuppen Boer wurde wohl letztes Jahr noch bei der Scheldebrouwerij hergestellt, von der ich auch schon mal das eigene Lamme Goedzak verkostet habe. Mittlerweile werden anscheinend fast alle Biere von Het Nest bei Anders hergestellt, einige wenige bei Pirlot.

Der nächste planmäßige Beitrag erscheint am 9. Mai 2014.

- Euer Tomas Aquinas