Dienstag, 28. August 2012

Zwischendurch: Was ist eigentlich Finishing?

Der Begriff Finishing wird heutzutage hauptsächlich im Bereich des schottischen Single Malt verwendet und bezeichnet die Nachreifung eines Whiskys in bestimmten Fässern, in denen zuvor andere alkoholische Getränke (meistens Weine) gelagert wurden. Der Whisky soll dadurch einige Geschmacksnuancen der fremden Fässer hinzugewinnen. Nicht zu verwechseln hiermit ist die Reifung eines Whiskys in besonderen Fässern, z.B. des hier bereits besprochenen Macallan 12 J. Sherry Cask. Bei letzterem findet die gesamte Reifung in Sherryfässern statt, während ein Finishing immer auf die eigentliche Reifungszeit folgt.
 
So würde ein Whisky also etwa 10 Jahre in den traditionellen Eichenfässern aus Weißeiche reifen und danach noch einmal für eine Zeit in ein Sherryfass getan werden - dies wäre dann ein Sherryfinishing.

Früher war es üblich, nur Likörweine (fortified wines), also Sherry, Portwein, Madeira zum Finishing zu verwenden. Heute gibt es auch reine Weinfinishings (Sauternes u.ä.) oder auch solche aus anderen Alkoholika (z.B. Rum). Das Verfahren ist nicht ohne Kritiker. Einige Experten bestreiten den Sinn dessen bzw. mutmaßen, dass hierdurch schwache (das heißt ausdrucksschwache) Single Malts aufgehübscht werden sollten. Zudem besteht die - nicht nur hypothetische - Frage, was geschieht, wenn z.B. das Finishing in einem Fass stattfindet, welches nicht vollständig geleert wurde, wenn also z.B. in einem Sherryfass noch Sherryreste vorhanden sind und diese sich dann mit dem Single Malt verbinden. Handelt es sich dann immer noch um einen Single Malt Whisky oder (huch!) entsteht dann ein rein rechtlich gesehen ein alkoholisches Mischgetränk?

So oder so gibt es einige große und ambitionierte Finishingprojekte, unter anderem bei Edradour (Madeira, Sauternes, Bordeaux, Moscatel) und Arran (Sauternes, Amarone, Port).

Sonntag, 26. August 2012

Termine September 2012

Lokal / Regional

Weinfest in Tecklenburg (Tecklenburg: 31. August bis 2. September)

National

Oktoberfest 2012 (München: 22. September bis 7. Oktober)

Cannstatter Wasen (Stuttgart: 28. September bis 14. Oktober))

4. Whiskymesse Rüsselsheim (Rüsselsheim: 29. und 30. September)

International
 
14. Belgisches Bierwochenende (Brüssel, Belgien: 31. August bis 2. September)

St Albans Beer Festival (St Albans, England: 26. bis 29.September)


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Haftungsaussschluss: Alle Angaben ohne Gewähr. Änderungen und Irrtümer vorbehalten. Änderungen von Veranstaltungsorten und/oder -terminen liegen in der Verantwortung des jeweiligen Veranstalters. Informieren Sie sich daher zusätzlich bitte auf den offiziellen Veranstaltungsseiten.


Samstag, 25. August 2012

Kanadischer Whisky: Canadian Club Premium (6 J.) vs Royal Crown Deluxe NAS (beide 40% Vol.)

Als ehemalige britische Kolonie (bzw. seit 1867 als britisches Dominion, für den, der es historisch gerne korrekt hat) hat natürlich auch Kanada eine reiche Tradition in der Whiskyherstellung (die Kanadier schreiben Whisky übrigens wie die Schotten). Bereits seit Mitte des 18. Jahrhunderts wurde, insbesondere im Gebiet der Großen Seen (insbesondere Lake Ontario und Lake Erie, aber auch am westlich davon gelegenen Winnipegsee) Whisky gebrannt und einige der damals gegründeten Destillerien existieren in der einen oder anderen Form noch heute. Zwei Männer, deren Namen unauflöslich mit dem Aufstieg des kanadischen Whiskys verbunden bleiben, waren Hiram Walker, ein Einwanderer aus den Vereinigten Staaten, der sich 1858 am Ufer des Eriesees niederließ und dort nicht nur eine Brennerei sondern auch eine nach sich selbst benannte Stadt - Walkerville - gründete, sowie Joseph E. Seagram, dessen Eltern aus dem Mutterland eingewandert waren und der später, neben seiner erfolgreichen Karriere als Unternehmer, auch als Züchter von Rennpferden und als Politiker reüssierte.

Grundsätzlich ist zu kanadischem Whisky zu sagen, dass er sich in Herstellung und Geschmack sowohl von den schottischen als auch von den amerikanischen Whisk(e)ys stark unterscheidet. Per Definition muss Canadian Whisky in Kanada gemälzt, destilliert und abgefüllt worden sein und mindestens 40 Volumenprozent Alkohol enthalten. Alle verwendeten Getreidebrände (hauptsächlich Mais und andere, früher sehr viel Roggen) müssen mindestens drei Jahre lang gelagert worden sein. Bemerkenswert ist, dass kanadischer Whisky in der Regel als Blend anzusprechen ist, wobei die Beimischung von anderen Produkten wie z.B. Sherry in geringem Maße gesetzlich erlaubt ist. Üblicherweise wird auch Neutralalkohol zugefügt. Die Verwendung von Aromastoffen ist, anders als bei vielen anderen Whisk(e)ys, ebenfalls möglich. Etliche Whiskys aus Kanada werden noch als Rye (Roggen) bezeichnet, obwohl sie heutzutage nur selten aus Roggen gewonnen werden. Hier unterscheiden sie sich klar von den amerikanischen Ryes. Ironischerweise trinken die Amerikaner - spätestens seit der Prohibition - lieber den Whisky aus dem Nachbarland als ihren eigenen ... zumindest mengenmäßig. Vielen kanadischen Whiskys wird nachgesagt, dass sie sehr weich und mild schmecken.

Als Tribut an die beiden tapferen Pioniere des Alkohols in den Weiten des nordamerikanischen Kontinents verkoste ich heute zwei Produkte, welche in mehr oder weniger direkter Linie auf die Gründerväter zurückgehen, nämlich Canadian Club (Walker) und Crown Royal (Seagram).

Canadian Club ist praktisch einer der (wenn nicht der) kanadischen Whiskys der ersten Stunde. Ursprünglich wurde er unter dem Namen Club Whisky vermarktet, bis amerikanische Brennereien in den USA durchsetzten, dass ausländische Whiskys mit ihrem Herkunftsland gekennzeichnet werden mussten. Sie taten dies natürlich, um sich vor unliebsamer Konkurrenz aus dem Norden zu schützen. So wurde den Flaschen aus Walkerville die Bezeichnung Canadian hinzugefügt. Ein Schritt, der den Amerikanern prompt auf die Füße fiel, ähnlich wie die Marke Made in Germany einst den britischen Produzenten. Die Destillerie gehörte einige Zeit zu Pernod Ricard, ist heute jedoch ein Teil von Beam Inc. Neben dem hier getesteten, "klassischen" Premium / 6 J. gibt es noch Whiskys mit 10, 12, 20, und 30 Jahren sowie einen 100 proof und einen Sherry Cask.



Aussehen und Aroma: Kanadische Whiskys werden mit Zuckerkulör adjustiert und haben daher ein einigermaßen einheitliches farbliches Erscheinungsbild, hier ist es die eher klassische Bernsteinfarbe. Im Geruch zeigen sich Rosinen, ansonsten recht wenig.

Geschmack: Süß und weich, mit floralen Noten, jedoch etwas parfümiert wirkend.

Abgang: Es gibt nur ein Wort dafür, und das ist kurz.

Fazit: Vom Charakter her wohl tatsächlich der Inbegriff des kanadischen Whiskys: glatt, mild, mit deutlicher Süße. Für mich persönlich ein wenig fad.

Crown Royal, ehemals aus dem Hause Seagram's, gehört ebenfalls zu allerbekanntesten Blends aus Kanada und ist, wie der Canadian Club, auch in Deutschland gut erhältlich. Der Crown Royal (der online auch manchmal unter dem Namen Seagram's Crown Royal angepriesen wird) ist dabei etwas teurer als die Konkurrenz (Literpreise von ca. 21,- EUR gegenüber etwa 18,- für den "Club"). Produziert wird der Whisky in Gimli, Manitoba (nicht zu verwechseln mit dem gleichnamigen Zwerg aus Herr der Ringe) und die Firma gehört heute zu Diageo. Der sogenannte Deluxe ist das Standardprodukt.



Aussehen und Aroma: Heller Bernstein (siehe Notiz bei Canadian Club), mit einer Nuance Kirschholz. In der Nase extrem dominant, holzig, mit einer Anmutung von Bourbon.

Geschmack: Ziemlich mild, etwas wässrig, Süße auf der Zungenspitze, auch ein wenig Schärfe.

Abgang: Länger als der Canadian Club, leicht wärmend.

Fazit: Ein Bourbon-Surrogat, etwas schwach im Ausdruck

Gesamtfazit: Ehrlich gesagt habe ich offensichtlich so meine Problemos mit dem kanadischen Stil. Beide Testwhiskys finde ich insgesamt relativ schlapp und nichtssagend. Blends für den Massengeschmack eben. Wenn ich wählen müsste, tendierte ich eher zu Crown Royal, der ein wenig mehr Charakter zu haben scheint.

Der nächste planmäßige Beitrag erscheint am 1. September 2012.


Samstag, 18. August 2012

The Macallan 12 J. Sherry Cask vs The Macallan 10 J. Fine Oak (beide 40% Vol.)

Heute treten einmal zwei ungleiche Brüder aus dem Hause Macallan vor das Publikum: einmal der Zwölfjährige, aus dem prestigereicheren Sherryfass und der eichenfassgelagerte jüngere Bruder, der Zehnjährige. Letzterer ist ein Teil der neueren Fine Oak-Serie (seit 2004), während Ersterer bereits als Klassiker bezeichnet werden kann. Es hat wegen der Einführung der eichenfassgelagerten Whiskys in Kennerkreisen übrigens heftige Emotionen gegeben, als sie Mitte der 2000er auf den Markt kamen, denn traditionell wurden die Erzeugnisse von Macallan immer in Sherryfässern gereift. Hinter der sogenannten Fine Oak-Serie verbergen sich jedoch ganz banale Standard-Bourbonfässer, wie sie von Krethi und Plethi seit eh und je in der Whiskyherstellung und -lagerung verwendet werden. Was lag also näher als der Verdacht, dass sich hier hinter einer "neuen" Serie eigentlich eine Banalisierung bzw. ein verbilligter Herstellungsprozess verbergen?

Viele haben Macallan dies übel genommen und ich habe von mehr als einer Seite auch kritische Anmerkungen darüber gehört, dass bei Macallan Image und Produkt doch sehr weit auseinander gehen. Ich selbst kann dazu wenig sagen, weil es eigentlich nicht meine Stammmarke ist; ich lasse diese Kritik hier deshalb einfach mal so stehen. Tatsächlich ist es schon so, dass Macallan in Werbung und Marketing sich eher ein luxuriöses Image verpasst hat, jedoch andererseits der drittgrößte Hersteller von schottischem Whisky hinter Glenfiddich und Glenlivet ist.

Regional gesehen handelt es sich hier um einen Speyside, obwohl auf den Flaschen selbst Highland Malt steht (aber das hat bekanntlich wenig zu sagen, selbst Macallan selbst scheint sich nicht ganz sicher zu sein). Die Brennerei selber gehört seit der Jahrtausendwende zur Edrington Group (Cutty Sark, Famous Grouse, Highland Park, Brugal), ein Großteil der Produktion geht denn auch in die Blends von Famous Grouse. Das Portfolio von Macallan ist sehr umfangreich: neben der Sherry Oak- (10, 12, 18, 25 und 30 Jahre) und der Fine Oak-Reihe (10, 12, 15, 17, 18, 21, 25 und 30 Jahre) gibt es noch etliche Sonderabfüllungen wie die 1824 Collection und andere.



Beginnen wir ausnahmsweise mit dem Jüngeren, wo man ja sonst eher dem Alter den Vortritt lässt. Generell sind zehnjährige Whiskys in Deutschland weniger populär als in Großbritannien, wo sie von Vielen bevorzugt werden. Hierzulande scheint es für die meisten seriösen Verbraucher erst ab 12 Jahren so richtig loszugehen.

Aussehen und Aroma: Der Whisky ist sehr hell und relativ dünnflüssig. Im Geruch finden sich Zitrusfrüchte und ein leichter Hauch von Bier.

Geschmack: Zuerst sehr mild, auch süßlich, später zeigt sich ein Hauch von Anis oder Lakritze.

Abgang: Mittel, mit abschließender Schärfe in der Kehle.

Fazit: Mit Preisen um die 30,- EUR ist der Fine Oak 10 J. der günstigste Whisky aus dem Hause Macallan. Er zeigt sich in der Verkostung jung und wild, jedoch erfreulicherweise nicht so ruppig wie befürchtet. Ein sehr frischer Whisky, der mir nicht schlecht gefallen hat.

Kommen wir nun also zum Sherry Oak 12 J. Wie oben bereits erwähnt eigentlich der Klassiker der Brennerei, der als relativ ausdrucksstarker Speysider gilt.




Aussehen und Aroma: Der Whisky ist tatsächlich leicht rötlich und erinnert an Sherry oder starken schwarzen Tee. In der Nase habe ich Vanille und etwas Holz, daneben eine etwas parfümiert wirkende, extrem dominante Sherrynote. Den angekündigten Ingwer habe ich nicht gerochen.

Geschmack: Sehr weich zu Beginn, der Sherry schiebt mächtig zum Mittelteil hin; man findet noch getrocknete Aprikosen und Birnen, ganz zuletzt auch noch eine tiefe Holznote.

Abgang: Länger auf der Zunge als in der Kehle, trocken, Schärfe. Es bleibt ein leichter Nachgeschmack von Sahnebonbons.

Fazit: Zuerst war mir der Whisky zu sherrylastig, ich habe mich aber mit der Zeit daran gewöhnt und finde ihn jetzt ganz angenehm. Eine gute Wahl für Leute, die keinen Rauch und ganz viel schwere Süße wünschen. Abzüge in der B-Note gibt es von mir für den kurzen Nachbrenner und für die etwas künstlich wirkenden Sherryaromen in der Nase. Ansonsten eine gute Wahl. Preise leider erst ab ca. 42,- EUR.

Insgesamt gesehen gebe ich persönlich ganz knapp dem Zehnjährigen aus dem Bourbonfass den Vorzug, hauptsächlich aufgrund seiner Frische und Jugendlichkeit. Wer jedoch schwere Sherrynoten bei seinen Whiskys bevorzugt, ist mit dem Zwölfjährigen Sherry Cask hervorragend bedient.

Der nächste planmäßige Beitrag erscheint am 25. August 2012.

Picture Credits: "Macallan 10 / Macallan 12": TAQ

Samstag, 11. August 2012

Sind so kleine Biere, Teil VI: Urthel Saisonnière (6,0% Vol.)

Dem Bierbrauen wie auch dem Bierkonsum sagt man nach, es sei eher männlich geprägt. Und statistisch ließe sich das wahrscheinlich sogar beweisen. Zumindest was den Konsum angeht: Nicht zuletzt deshalb, weil man in Zeiten des sinkenden Bierkonsums auch die Frauen als Kundinnen gewinnen musste, begann vor einigen Jahren die Ära der Biermischgetränke (Orange, Zitrone, Cola, Grapefruit, ...). Die Marketingstrategen hatten erkannt dass, gerade in Deutschland mit seiner Pils-Monokultur, der vermeintlich "bittere" (recte herbe) Gerstensaft versüßt werden musste, um auch für jüngere Leute und die Damenwelt reizvoll zu sein. Und dass Beck's seit den Neunzigern nicht mehr den Männerdurst sondern den Kennerdurst löschte, dürfte ebenfalls bekannt sein.

Die Braukunst selbst hat sich wohl ebenfalls lange als männliche Domäne gehalten - schließlich waren die meisten Brauer bis in die frühe Neuzeit hinein Mönche. Hier in Deutschland musste man sich vor ein paar Jahren nur einmal die (Technischen oder Fach-) Hochschulen ansehen, an denen Brauereiwesen oder Brauwissenschaft oder wie immer man das nennt, gelehrt wurde. Spontan fallen mir hier Weihenstephan und Clausthal-Zellerfeld ein ... hoffe, ich täusche mich da nicht ... zumindest Clausthaler Studenten beklagten früher einen gewissen Frauenmangel auf dem Campus, wobei dort ja auch noch so "männliche" Fächer wie Bergbauingenieurwesen gelehrt wurden. Aber ich vermute mal, dass sich auch in diesen Bereichen heute mehr und mehr Frauen finden lassen. Zumindest weibliche Braumeister gibt es heute und, wie das heutige Beispiel beweist, auch weibliche Brauereibesitzer.

Hildegard van Ostaden ist eine junge, moderne (und, wenn man der Website von Urthel Glauben schenken darf, attraktive) Frau, die studierte Ingenieurin mit Schwerpunkt Brauereiwesen ist, und, nach einer Zeit als Dozentin und Projektmanagerin, im Jahre 2000 die Idee hatte, selbst Bier zu brauen. Zusammen mit ihrem Mann, dem Künstler Bas van Ostaden, zeichnet sie für die zur Zeit drei Spezialbiere verantwortlich, die unter dem Namen Urthel vermarktet werden (früher waren es mehr Sorten): Urthel Samaranth, ein sehr schweres obergäriges Bier mit fast 12 Umdrehungen; Urthel Hop-It (9,5% Vol.), ein IPA - sowie das hier vorgestellte Saisonnière, das leichteste Bier der Brauerei, welches als Blondes anzusprechen ist. Wie alle Biere von Urthel wird auch dieses nicht in eigenen Produktionsstätten hergestellt; man bedient sich der Anlagen der niederländischen Brauerei De Koningshoeven (Trappisten) - wobei anzumerken ist, dass Urthel eine belgische / flämische Firma ist. Laut Angaben der Brauerei wird Saisonnière mit einem Anteil von 20% Weizen hergestellt, es ist obergärig und gärt auch in der Flasche nach. Es wird nicht filtriert.


Aussehen und Aroma: Wie jede Flasche von Urthel ziert auch diese ein knuffiges kleines Männchen, das wohl so eine Art Gnom ist - ein Erthel, die Ausgeburt der Fantasie des Zeichners Bas van Ostaden. Das Bier selbst ist, wie nicht anders zu erwarten, trüb. Farblich gesehen ist es hellblond und entwickelt eine mittlere Krone. In der Nase ist es frisch und leicht süßlich, nicht komplex.

Geschmack: Die frische Note setzt sich hier fort, gepaart mit einem Hauch Frucht (Banane?), ansonsten ab dem Mittelteil etwas herber werdend.

Abgang: Kurz.

Fazit: Ein erfrischendes, leicht zu trinkendes Bier, das aufgrund der stark ausgeprägten Kohlensäure im Test jedoch auch sehr sättigend war.

Der nächste planmäßige Beitrag erscheint am 18. August 2012.







Sonntag, 5. August 2012

Zwischendurch: Das Reinheitsgebot und der Tod des deutschen Biers

Gestern saß ich an einem neuen Artikel aus der Reihe Sind so kleine Biere, wo wir uns ausschließlich mit Produkten aus Mikrobrauereien und anderen kleinen und eher unbekannten Produktionen beschäftigen. Und Abends war ich in der Altstadt und trank ein Pils, eventuell ein Herforder oder ein sogenanntes Osnabrücker ... und mir wurde schlagartig klar, dass ich auf deutsches Pils überhaupt keine Lust mehr habe. Zumindest auf keines, was so im Allgemeinen aus den Zapfhähnen und Supermärkten der Republik läuft. Woran liegt es? Pils war schließlich, wie wahrscheinlich bei fast jedem, der regelmäßig Alkohol konsumiert, my first love. Für mich persönlich ist die Antwort relativ einfach: durch die ganzen Bierfeste und Bierbörsen und Biertastings - und zwar hauptsächlich von internationalen Bieren - sind soviele neue Eindrücke und Vorlieben entstanden, dass ich irgendwie einfach nicht mehr zurück kann und zurück will zur Monotonie der Krombachers, Veltins, Beck's, und wie sie sonst noch alle heißen mögen.

Erhellend wirkte dann eine Dokumentation, die auf ZDF Kultur ausgestrahlt wurde, mit dem vielsagenden Titel Hopfen und Malz verloren! Die Doku kann im Internet unter diesem Link vollständig abgerufen werden, darum beschränke ich mich auf eine kurze Zusammenfassung, bzw. auf die Punkte, die mir wichtig schienen:

  1. Der deutsche Bierkonsum sinkt bekannterweise seit Jahren dramatisch (von etwa 140 Liter pro Kopf und Jahr innerhalb kurzer Zeit auf knapp 100 Liter). Einige Experten sehen als Grund die zunehmende Einheitlichkeit der Braustile und des Geschmacks der Biere.
  2. Tatsächlich sind die fünf größten deutschen Pilsmarken einander so weit geschmacklich angenähert, dass sie einerseits dem Massengeschmack entsprechen, andererseits aber auch bei Blindverkostungen kaum von einander zu unterscheiden sind, wie ein Experiment belegte. Laboruntersuchungen ergaben, dass diese Marken in Bezug auf die Hopfigkeit (Bitterkeit) und die Malzigkeit (Würzigkeit) inhaltlich sehr ähnlich sind.
  3. Die Deutschen sind der Auffassung, das beste Bier der Welt herzustellen. Diese Auffassung ist durch die Realität allerdings nicht gedeckt, denn in international renommierten Wettkämpfen zeigte sich, dass selbst in Traditiondisziplinen wie dem Pils andere Länder (USA!) geschmacklich die Nase vorne haben.
  4. Insbesondere in den USA gibt es eine reiche Tradition hervorragender Biere aus Mikrobrauereien, die einst auch aus dem Geschmacksdiktat der großen Brauereien (Anheuser Busch, Miller, ...) als Gegenbewegung entstanden.
Es ist bei uns mit dem Pils wie mit dem Whisky oder mit anderen Alkoholika: Was dem Massengeschmack gefallen muss, ist eher charakterlos und mittelmäßig im Geschmack. Dass es auch anders geht, zeigten einige im Film ebenfalls porträtierte deutsche Klein - und Kleinstbrauereien.


Ein Tabu wurde leider in Hopfen und Malz verloren! nur am Rande berührt und nicht gebrochen: Das deutsche Reinheitsgebot. Es wurde dankenwerterweise berichtet, dass das Reinheitsgebot mitnichten dazu führt, dass zum Beispiel keine Chemikalien im Brauprozess verwendet werden: solange sie anschließend wieder herausgefiltert werden, geht es anscheinend in Ordnung. Oder das Verwandeln von Pils in Schwarzbier mittels eines zugelassenen (!) Vorgangs, in dem Farbebier verwendet wird, analog zur Verwendung von Zuckerkulör bei der Whiskyherstellung. Auch ist es natürlich richtig, dass man, auch unter Beachtung des deutschen Reinheitsgebotes, durch die Veränderung von Brauverfahren, der Verwendung anderer Hopfenarten, usw. sehr individuelle Stile und Geschmacksnuancen erzielen kann.

Trotzdem plädiere ich hier jetzt mal für den kompletten Tabubruch und sage, dass wir dazu kommen müssen, uns nicht mehr hinter dem Reinheitsgebot zu verschanzen. Historisch gesehen hatte es natürlich seine Berechtigung, denn es sollte dazu dienen, dass der Konsument nicht durch den Zusatz minderwertiger Zutaten übers Ohr gehauen oder gesundheitlich geschädigt wird. Und das ist natürlich grundsätzlich richtig und wichtig. Aber ein kritisches Hinterfragen des Reinheitsgebots soll natürlich nicht dazu führen, dass nunmehr Sägespäne, Schweineblut oder Zehennägel ins Bier kommen. Jedoch muss man schon einmal fragen dürfen, warum nur Gerste ins deutsche Bier darf, Reis aber zum Beispiel nicht. Oder Mais. Gesundheitsschädlich dürften letztere ja kaum sein. Und schmecken kanns auch, wie ich am Beispiel etlicher ausländischer Biere schon erfahren durfte.

Reinheitsgebot oder nicht: ich denke, wir als Konsumenten sind alle gefordert, uns nicht mehr mit der Einheitsplörre zu begnügen, die uns die großen Konzerne einschenken. Wagt Experimente! Unterstützt lokale Brauereien und Mikrobrauereien! Baut Barrikaden! ;-) Trinkt auch mal ausländisches Bier! Vergleicht! Fragt bei Eurem Getränkehändler nach Charakterbieren! Lasst es Euch schmecken!

Picture Credits: "Mac Ben Scotch Ale": TAQ



Samstag, 4. August 2012

Cragganmore 12 J. (40% Vol.)

Heute nun endlich auch mal wieder ein Whisky aus der Speyside. Als ich großmaßstäblich mit dem Trinken des schottischen Nationalgetränks anfing, gefielen mir die Produkte aus dieser Region eigentlich am besten. Sie sind in der Regel recht süß, mild, und haben eher wenig Rauch; ich halte sie daher für sehr geeignet für den Anfänger, da erfahrungsgemäß extrem eigenwillige Whiskys mit ausgeprägt maritimen und/oder rauchigen Noten doch zu Beginn ziemlich einschüchternd wirken können. Das soll jetzt aber nicht bedeuten, dass die Speysider eintönig und fade schmecken - viele von ihnen haben einen ausgeprägten eigenen Charakter und eignen sich vorzüglich sowohl für den Neuling als auch für den langjährigen Genießer.

Dem zwölfjährigen Cragganmore zum Beispiel sagt man nach, er sei einer der komplexeren Whiskys der Gegend. Die Brennerei wurde 1870 gegründet und befand sich im 20. Jahrhundert doch relativ viele Jahre lang in den Händen der Glenlivet. Nach mehreren Aufkäufen und Fusionen der Anteile bzw. der Anteilseigner ist sie heute - wieder einmal über die UDV - im Besitz von Diageo und Teil der ursprünglichen Classic Malts-Serie (zusammen mit dem neulich hier besprochenen Dalwhinnie). Die Brennerei Cragganmore erhält ihr Malz aus dem Zentrallager von Diageo, besitzt also keine eigene Mälzerei mehr; dies ist heutzutage aber eigentlich schon die Regel. Die Reifung erfolgt in Bourbonfässern. Der Zwölfjährige bildet das Hauptgeschäft (aktiv beworben wird seitens Diageo außerdem die Distillers Edition) und wird von Kennern wie Michael Jackson hoch geschätzt; im Aroma soll er sehr angenehm süß und blumig sein. Allerdings habe ich auch Negativeres über ihn gehört: er habe in den letzten Jahren deutlich nachgelassen ... innerhalb der Classic Malts gehört er zu den am wenigsten verkauften. Allerdings ist Cragganmore einer der Whiskys in namhaften Blends, unter anderem in White Horse. Nun: Zeit, sich selber eine Meinung zu bilden.


Aussehen und Aroma: Goldfarben, man möchte fast sagen: Standard-Speyside-Farbe. Das Aroma ist tatsächlich vielschichtig, allerdings nicht so eindrucksvoll wie gedacht. Ich bilde mir ein, viel Frucht (Apfel, Birne) und Süße (Honig) zu riechen, nebenbei noch etwas Moschus.

Geschmack: Im Vergleich zum Geruch eher einfach gestrickt: die Äpfel tauchen zwar wieder auf, er ist zunächst tatsächlich etwas herb, später dann rauchiger mit einem Anflug von Schärfe. Wenig aufregende Noten, Holz. Die Zugabe von ein wenig Wasser macht ihn noch milder, die Frucht bleibt.

Abgang: Lang und trocken, ganz zum Schluss kommt die Schärfe noch einmal durch.

Fazit: Der Cragganmore überzeugte durch ein angenehmes, interessantes Aroma, hat dieses Versprechen im Geschmacksteil aber leider in meinen Augen nicht wirklich einlösen können. Auf der Zunge finde ich ihn durchschnittlich: zwar nicht schlecht aber doch insgesamt eher zu harmlos, um mich wirklich zu fesseln. Mit Preisen um die 28,- EUR vielleicht eine Option für jemanden, der über die Blends hinaus ist, aber noch keine großen Überraschungen möchte.

Der nächste planmäßige Beitrag erscheint am 11. August 2012.

Picture Credits: "Cragganmore 12": Sven Cipido auf flickr.com