Samstag, 11. August 2012

Sind so kleine Biere, Teil VI: Urthel Saisonnière (6,0% Vol.)

Dem Bierbrauen wie auch dem Bierkonsum sagt man nach, es sei eher männlich geprägt. Und statistisch ließe sich das wahrscheinlich sogar beweisen. Zumindest was den Konsum angeht: Nicht zuletzt deshalb, weil man in Zeiten des sinkenden Bierkonsums auch die Frauen als Kundinnen gewinnen musste, begann vor einigen Jahren die Ära der Biermischgetränke (Orange, Zitrone, Cola, Grapefruit, ...). Die Marketingstrategen hatten erkannt dass, gerade in Deutschland mit seiner Pils-Monokultur, der vermeintlich "bittere" (recte herbe) Gerstensaft versüßt werden musste, um auch für jüngere Leute und die Damenwelt reizvoll zu sein. Und dass Beck's seit den Neunzigern nicht mehr den Männerdurst sondern den Kennerdurst löschte, dürfte ebenfalls bekannt sein.

Die Braukunst selbst hat sich wohl ebenfalls lange als männliche Domäne gehalten - schließlich waren die meisten Brauer bis in die frühe Neuzeit hinein Mönche. Hier in Deutschland musste man sich vor ein paar Jahren nur einmal die (Technischen oder Fach-) Hochschulen ansehen, an denen Brauereiwesen oder Brauwissenschaft oder wie immer man das nennt, gelehrt wurde. Spontan fallen mir hier Weihenstephan und Clausthal-Zellerfeld ein ... hoffe, ich täusche mich da nicht ... zumindest Clausthaler Studenten beklagten früher einen gewissen Frauenmangel auf dem Campus, wobei dort ja auch noch so "männliche" Fächer wie Bergbauingenieurwesen gelehrt wurden. Aber ich vermute mal, dass sich auch in diesen Bereichen heute mehr und mehr Frauen finden lassen. Zumindest weibliche Braumeister gibt es heute und, wie das heutige Beispiel beweist, auch weibliche Brauereibesitzer.

Hildegard van Ostaden ist eine junge, moderne (und, wenn man der Website von Urthel Glauben schenken darf, attraktive) Frau, die studierte Ingenieurin mit Schwerpunkt Brauereiwesen ist, und, nach einer Zeit als Dozentin und Projektmanagerin, im Jahre 2000 die Idee hatte, selbst Bier zu brauen. Zusammen mit ihrem Mann, dem Künstler Bas van Ostaden, zeichnet sie für die zur Zeit drei Spezialbiere verantwortlich, die unter dem Namen Urthel vermarktet werden (früher waren es mehr Sorten): Urthel Samaranth, ein sehr schweres obergäriges Bier mit fast 12 Umdrehungen; Urthel Hop-It (9,5% Vol.), ein IPA - sowie das hier vorgestellte Saisonnière, das leichteste Bier der Brauerei, welches als Blondes anzusprechen ist. Wie alle Biere von Urthel wird auch dieses nicht in eigenen Produktionsstätten hergestellt; man bedient sich der Anlagen der niederländischen Brauerei De Koningshoeven (Trappisten) - wobei anzumerken ist, dass Urthel eine belgische / flämische Firma ist. Laut Angaben der Brauerei wird Saisonnière mit einem Anteil von 20% Weizen hergestellt, es ist obergärig und gärt auch in der Flasche nach. Es wird nicht filtriert.


Aussehen und Aroma: Wie jede Flasche von Urthel ziert auch diese ein knuffiges kleines Männchen, das wohl so eine Art Gnom ist - ein Erthel, die Ausgeburt der Fantasie des Zeichners Bas van Ostaden. Das Bier selbst ist, wie nicht anders zu erwarten, trüb. Farblich gesehen ist es hellblond und entwickelt eine mittlere Krone. In der Nase ist es frisch und leicht süßlich, nicht komplex.

Geschmack: Die frische Note setzt sich hier fort, gepaart mit einem Hauch Frucht (Banane?), ansonsten ab dem Mittelteil etwas herber werdend.

Abgang: Kurz.

Fazit: Ein erfrischendes, leicht zu trinkendes Bier, das aufgrund der stark ausgeprägten Kohlensäure im Test jedoch auch sehr sättigend war.

Der nächste planmäßige Beitrag erscheint am 18. August 2012.







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