Samstag, 18. August 2012

The Macallan 12 J. Sherry Cask vs The Macallan 10 J. Fine Oak (beide 40% Vol.)

Heute treten einmal zwei ungleiche Brüder aus dem Hause Macallan vor das Publikum: einmal der Zwölfjährige, aus dem prestigereicheren Sherryfass und der eichenfassgelagerte jüngere Bruder, der Zehnjährige. Letzterer ist ein Teil der neueren Fine Oak-Serie (seit 2004), während Ersterer bereits als Klassiker bezeichnet werden kann. Es hat wegen der Einführung der eichenfassgelagerten Whiskys in Kennerkreisen übrigens heftige Emotionen gegeben, als sie Mitte der 2000er auf den Markt kamen, denn traditionell wurden die Erzeugnisse von Macallan immer in Sherryfässern gereift. Hinter der sogenannten Fine Oak-Serie verbergen sich jedoch ganz banale Standard-Bourbonfässer, wie sie von Krethi und Plethi seit eh und je in der Whiskyherstellung und -lagerung verwendet werden. Was lag also näher als der Verdacht, dass sich hier hinter einer "neuen" Serie eigentlich eine Banalisierung bzw. ein verbilligter Herstellungsprozess verbergen?

Viele haben Macallan dies übel genommen und ich habe von mehr als einer Seite auch kritische Anmerkungen darüber gehört, dass bei Macallan Image und Produkt doch sehr weit auseinander gehen. Ich selbst kann dazu wenig sagen, weil es eigentlich nicht meine Stammmarke ist; ich lasse diese Kritik hier deshalb einfach mal so stehen. Tatsächlich ist es schon so, dass Macallan in Werbung und Marketing sich eher ein luxuriöses Image verpasst hat, jedoch andererseits der drittgrößte Hersteller von schottischem Whisky hinter Glenfiddich und Glenlivet ist.

Regional gesehen handelt es sich hier um einen Speyside, obwohl auf den Flaschen selbst Highland Malt steht (aber das hat bekanntlich wenig zu sagen, selbst Macallan selbst scheint sich nicht ganz sicher zu sein). Die Brennerei selber gehört seit der Jahrtausendwende zur Edrington Group (Cutty Sark, Famous Grouse, Highland Park, Brugal), ein Großteil der Produktion geht denn auch in die Blends von Famous Grouse. Das Portfolio von Macallan ist sehr umfangreich: neben der Sherry Oak- (10, 12, 18, 25 und 30 Jahre) und der Fine Oak-Reihe (10, 12, 15, 17, 18, 21, 25 und 30 Jahre) gibt es noch etliche Sonderabfüllungen wie die 1824 Collection und andere.



Beginnen wir ausnahmsweise mit dem Jüngeren, wo man ja sonst eher dem Alter den Vortritt lässt. Generell sind zehnjährige Whiskys in Deutschland weniger populär als in Großbritannien, wo sie von Vielen bevorzugt werden. Hierzulande scheint es für die meisten seriösen Verbraucher erst ab 12 Jahren so richtig loszugehen.

Aussehen und Aroma: Der Whisky ist sehr hell und relativ dünnflüssig. Im Geruch finden sich Zitrusfrüchte und ein leichter Hauch von Bier.

Geschmack: Zuerst sehr mild, auch süßlich, später zeigt sich ein Hauch von Anis oder Lakritze.

Abgang: Mittel, mit abschließender Schärfe in der Kehle.

Fazit: Mit Preisen um die 30,- EUR ist der Fine Oak 10 J. der günstigste Whisky aus dem Hause Macallan. Er zeigt sich in der Verkostung jung und wild, jedoch erfreulicherweise nicht so ruppig wie befürchtet. Ein sehr frischer Whisky, der mir nicht schlecht gefallen hat.

Kommen wir nun also zum Sherry Oak 12 J. Wie oben bereits erwähnt eigentlich der Klassiker der Brennerei, der als relativ ausdrucksstarker Speysider gilt.




Aussehen und Aroma: Der Whisky ist tatsächlich leicht rötlich und erinnert an Sherry oder starken schwarzen Tee. In der Nase habe ich Vanille und etwas Holz, daneben eine etwas parfümiert wirkende, extrem dominante Sherrynote. Den angekündigten Ingwer habe ich nicht gerochen.

Geschmack: Sehr weich zu Beginn, der Sherry schiebt mächtig zum Mittelteil hin; man findet noch getrocknete Aprikosen und Birnen, ganz zuletzt auch noch eine tiefe Holznote.

Abgang: Länger auf der Zunge als in der Kehle, trocken, Schärfe. Es bleibt ein leichter Nachgeschmack von Sahnebonbons.

Fazit: Zuerst war mir der Whisky zu sherrylastig, ich habe mich aber mit der Zeit daran gewöhnt und finde ihn jetzt ganz angenehm. Eine gute Wahl für Leute, die keinen Rauch und ganz viel schwere Süße wünschen. Abzüge in der B-Note gibt es von mir für den kurzen Nachbrenner und für die etwas künstlich wirkenden Sherryaromen in der Nase. Ansonsten eine gute Wahl. Preise leider erst ab ca. 42,- EUR.

Insgesamt gesehen gebe ich persönlich ganz knapp dem Zehnjährigen aus dem Bourbonfass den Vorzug, hauptsächlich aufgrund seiner Frische und Jugendlichkeit. Wer jedoch schwere Sherrynoten bei seinen Whiskys bevorzugt, ist mit dem Zwölfjährigen Sherry Cask hervorragend bedient.

Der nächste planmäßige Beitrag erscheint am 25. August 2012.

Picture Credits: "Macallan 10 / Macallan 12": TAQ

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